.. aber die Frage ist doch, warum er das macht. Vermutlich doch, weil es noch immer 2,8 Millionen offizielle Arbeitslose gibt und man sich von der Reglung verspricht, dass es weniger werden.
Das ist die Frage. Im Gesetzentwurf der Regierungskoalition erklären sie, dass es ein Inflationsausgleich sein soll. Die 400€ Regel bestand ja schon 10 Jahre. In dem Papier wurden aber auch die Mehrbelastungen für den Bundeshaushalt dargelegt.
Für 2013 hat man 16 Mio Euro angegeben. Für 2013 sind es knapp doppelt so viel (31 Mio Euro) und in 2015 schon 70 Mio Euro. Da dürfte man also ein paar Fachleute bemüht haben, um das zu errechnen. Interessant ist jetzt natürlich der Grund warum die Kosten so sehr steigen sollen. Geht man denn davon aus, dass die Zahl der Minijober so sehr steigen wird? Das steht natürlich nicht in dem Papier.
Es ist natürlich in der Tat so, dass wenn man auf einen Vollzeitarbeitsplatz gleich mehrere Minijober beschäftigen könnte. Jetzt stelle man sich mal vor, der Minijober würde einen Mindestlohn von 8,50€ erhalten. Dann wäre ja die 450€-Grenze in kürzer Zeit erreicht. Evtl. hat der Minijober auch noch Glück und zieht noch einen zweiten Minijob an Land. Dann muss er am Ende nicht zu viel vom Staat aufstocken. Wahrscheinlich haben wir dann 2015 Vollbeschäftigung. Damit dürfte die Bundesregierung dann in die Geschichtsbücher eingehen.
Balsam für das Wahlvolk. Man gaukelt den Leuten vor "Deutschland geht es gut".
(Gewerkschafter rechnen übrigens vor, dass die meisten Minijober mit 300€ und weniger nach Hause gehen.)
Mal eine andere radikale These: Warum können nur Geringverdiener aufstocken gehen? Warum nicht Gerechtigkeit für alle!? Man stelle sich mal vor, wie die Unternehmen entlastet werden würden, wenn sie bei jedem Gehalt 500€ vom Brutto weniger zahlen müssten. Den Ausgleich (natürlich ~250€ netto) kann der Arbeitnehmer bei der Arbeitsagentur beantragen.
Das hätte gleich so ein Touch vom Grundeinkommen.
Was ist denn jetzt besser? Mehr Minijobs, die kaum in die Sozialversicherungen zahlen und am Ende noch durch Stütze aufgestockt werden müssen?
Oder lieber der Vollbeschäftigte, der neben seinen Sozialabgaben und Einkommenssteuer auch dafür sorgt, dass die Binnennachfrage erhalten bleibt?
Dieser Vollbeschäftige soll ja auch noch für seine Rente vorsorgen, dann noch für seine Kinder sparen und am Besten auch noch den Pflegeplatz für seine Eltern finanzieren. Ich weiss, das ist rein utopisch.. aber ich glaube so hat man sich das mal vorgestellt.
Wenn man darauf bauen könnte, dass sein Arbeitsplatz erhalten bliebe, ohne dass er durch Minijobs ersetzt wird, wäre die neue Regelung natürlich Irrsinn. Aber wer garantiert denn dafür, dass er erhalten bleibt, wenn die Konkurrenz im Ausland dank geringerer Lohnkosten billiger produzieren kann.
Ich stimme dir zu. Die Lohnkosten in Deutschland sollen aber laut des BDA (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände) schon recht hoch gewesen sein. Man rechnet vor, dass im Jahr 2012 durchschnittlich ein Bruttostundenverdienst von 22,23€ gezahlt wurde. Hinzu kommen die Lohnnebenkosten, so dass man auf 31,00€ pro Stunde kommt. (
Quelle)
Die Lohnnebenkosten sind ein weiteres Steuerungsinstrument für die Bundesregierung. Man stelle sich vor, der Arbeitgeber zahlt weniger an Lohnnebenkosten, der Arbeitnehmer muss dafür mehr abführen. Aber das wäre dann Gift für das Wahlvolk, weil man "Mehr Netto vom Brutto" versprechen muss.
Ziemlich kontrovers dazu der Bericht vom DIW (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung), welches ganz aktuell dazu schreibt:
Unter den Vollzeitkräften sind geringe Löhne viel weniger verbreitet – das gilt insbesondere für die alten Bundesländer.
Gleichwohl stellen Vollzeitbeschäftigte unter den Geringverdienern einen großen Teil aller Arbeitnehmer: Von denjenigen Personen in Deutschland, die weniger als 8,50 Euro pro Stunde verdienen, machen die Vollzeitkräfte reichlich 40 Prozent aus, von denen mit einem Lohn von weniger als zehn Euro knapp die Hälfte. Unter allen Arbeitnehmern beträgt der Anteil der Vollzeitbeschäftigten dagegen 70 Prozent.
(
Quelle)
Ich weiss nicht, wie die beim DBA im Durchschnitt auf 23€ kommen, wenn 50% aller Vollzeitbeschäftigten unter 10€ verdienen. Wahrscheinlich gibts Leute die Extrem mehr verdienen. Die Minijober sinds jedenfalls nicht.
Desweiteren heisst es in der Publikation aber auch:
Werden allerdings die durch einen allgemeinen Mindestlohn entstehenden zusätzlichen Lohnzahlungen
in Relation zur gesamten Lohnsumme gesetzt, ergäbe sich bei einem Mindestlohn von 8,50 Euro für Deutschland ein Anstieg der Bruttolöhne (berechnet anhand von Monatslöhnen, ohne Sonderzahlungen) von nominal gerade einmal drei Prozent
Ich weiss, das sind Durchschnittszahlen. Für den ein oder anderen Unternehmer könnte das bedeuten, dass er zumachen muss.
Seit Zusammenbruch des Ostblocks, Präsenz und teilweise Dominanz der Schwellenländer auf dem Weltmarkt und schließlich EU ist die BRD eben keine Insel der Seligen mehr wie in der guten alten Zeit. Ich finde das auch zum Kotzen, aber der Angleichungsprozess geht unaufhaltsam weiter, und ich weiß kein Mittel, wie man das ändern soll.
Sehe ich auch so. Unsere Welt ist auf Wachstum ausgerichtet. Das geht nur noch in der globalisierten Welt. Ein anderes Thema.