• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Mindestlohn - Sozialpolitischer Bumerang?

KippaKong

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Wer heute seinen Lebensunterhalt durch Arbeit verdienen muss, ist auf entsprechende Entlohnung angewiesen. Oftmals haben Leute inzwischen mehrere Jobs bzw. müssen zusätzlich vom Staat unterstützt werden, um über die Runden zu kommen.
Das Allheilmittel dagegen soll der Mindestlohn sein.
Derzeit gibt es in Deutschland keinen gesetzlich festgelegten Mindestlohn in allen Branchen.

Vor der Bundestagswahl haben die Parteien folgende Argumentationen zu dem Thema (QuelleWahl-O-Mat):

Piraten (sind für die Einführung des Mindestlohns):
„Bis zur Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens setzen wir uns für einen bundesweiten gesetzlichen Mindestlohn ein. Bis zur Festlegung der Höhe durch eine Expertenkommission fordert die Piratenpartei als kurzfristige Maßnahme die Einführung eines Mindestlohns, der sich an 60% des durchschnittlichen Jahresarbeitslohn in Deutschland im Vorjahr orientiert (z.B. 9,02 Euro für das Jahr 2013).”


AfD (sind gegen die Einführung des Mindestlohns):
„Für viele (aber nicht alle) Bereiche ist die Arbeitsnachfrageelastizität der Lohnhöhe relativ gering, so dass ein Mindestlohn nicht wesentlich die Arbeitslosigkeit erhöht. Aber dies ist von Sektor zu Sektor und von Region zu Region unterschiedlich, so dass auch der Mindestlohn nach Regionen und Branchen unterscheiden sollte.”


FDP (sind gegen die Einführung des Mindestlohns):
„Der allgemeine, gesetzliche und flächendeckende Mindestlohn ist ein sozialpolitischer Bumerang: Die Gruppe der Arbeitnehmer, die durch einen einheitlichen Mindestlohn geschützt werden soll, steht am Ende ohne Arbeitsplatz und mit schlechteren Einstiegschancen da.”


Wäre es also wirklich so, dass die Zahl der Arbeitslosen wieder zunehmen würde, weil man einen Mindestlohn einführt?
Soweit mir bekannt ist gibt es bereits eine Festlegung für die Bauindustrie, Gebäudereinigung, Pflegedienste sowie Postboten.
Anscheinend gab es ja einen guten Grund, dass man in diesen Branchen auf den Mindestlohn gedrängt hat. Es bleibt mal dahingestellt, ob der Mindestlohn in diesen Branchen jetzt wirklich ausreicht um den Lebensunterhalt zu verdienen, aber immerhin ist das doch mal ein guter Anfang.
Die FDP meint weiter dazu, dass man schlechtere Einstiegschancen hat. Weil es weniger Jobs geben wird? Nur warum sollte jemand in einem Job arbeiten, der am Ende doch wieder vom Staat gestützt werden muss?
Gehts denn nur darum die Arbeitslosenquote möglich niedrig zu halten?

Der AfD ist es wichtig, dass es regionale Unterschiede geben sollte.
Geht es jetzt immer noch um die Unterscheidung zwischen Ost und West?
Warum nicht auch Nord und Süd? Sind die Lebenshaltungskosten in Flensburg höher als in Leipzig?
Was ist der Umkehrschluss: In München sind die Lebenshaltungen besonders hoch.. Wo hohe Lebenshaltungskosten sind, müssen höhere Gehälter gezahlt werden. (So argumentiert man beim AfD)
Wie kann sich das ein Arbeitgeber in München eigentlich leisten? Oder kann er seine Dienstleistungen einfach teurer verkaufen, weil ja alle mehr Geld in der Tasche haben? Ein komischer Kreislauf.
Übrigens ist es mir auch schon immer zu wider gewesen, das Frauen für gleiche Arbeit einen geringeren Lohn bekommen. Auch hier würde der Mindestlohn ein Riegel vorschieben, denn gerade im Niedriglohnsektor arbeiten meist Frauen.

Meine Meinung dazu ist ganz klar. Der Arbeitnehmer in Flensburg soll den selben Lohn für die Arbeit erhalten, wie der Arbeitnehmer in Leipzig. Und diese Regelung sollte für alle Arbeitnehmer gelten - auch für die osteuropäische Leiharbeiter. (Die meist Scheinselbständig auftreten oder mit Werkverträgen arbeiten.)
Ebenso klar ist, dass es keinen Branchenübergreifenden Mindestlohn geben kann. Wenn ich auf dem Schlachthof arbeite, dann ist das eine andere Arbeit, wie wenn jemand bei Opel am Band steht um den Schlagschrauber zu bedienen oder wenn man bei Aldi die Regale auffüllt.
Wenn der Arbeitgeber dann kalkulieren muss, und nun feststellt er kann zu diesen Bedingungen nicht mehr konkurrenzfähig anbieten, dann sollten wir uns in Deutschland mal die Frage stellen, was uns diese Arbeit eigentlich wert ist.

Warum muss denn jemand zwei Jobs haben und bleibt dennoch unterm Existenzminimum, so dass er noch eine Förderung von staatlicher Seite bekommt? Dann verdient dieser Mensch zu wenig! Und somit subventioniert der Staat indirekt den Arbeitgeber.
Es gibt für mich keinen Grund warum dies so weiter gehen sollte.
Für einige Parteien mag dies schädlich sein, weil dann ihre Wählerschaft in der sogn. Mittelschicht wegbricht.

Ob 9,02 Euro als Mindestlohn ausreichend sind, bleibt eine andere Frage. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich damit meine Familie ernähren könnte. Aber immerhin mal ein Anfang.
 

musv

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Die FDP meint weiter dazu, dass man schlechtere Einstiegschancen hat. Weil es weniger Jobs geben wird?
Auf die Arbeitgeber, die nur 1-Euro-Jobber beschäftigen, können wir eh verzichten.

Die FDP ist übrigens der Grund meiner jahrelangen Verwirrung. Die reden immer von Entlastung des Mittelstandes. Deswegen waren für mich der Mittelstand immer Personen mit >500.000 € Jahreseinkommen.

Ebenso klar ist, dass es keinen Branchenübergreifenden Mindestlohn geben kann. Wenn ich auf dem Schlachthof arbeite, dann ist das eine andere Arbeit, wie wenn jemand bei Opel am Band steht um den Schlagschrauber zu bedienen oder wenn man bei Aldi die Regale auffüllt.
Was hat jetzt das eine mit dem anderen zu tun? Natürlich ist ein genereller branchenübergreifender Mindestlohn sinnvoll. Der Mindestlohn soll ja nicht den Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Arbeit widerspiegeln sondern nur das Überleben ohne staatliche Stütze ermöglichen. Ob die Friseuse jetzt bei Aldi am Band steht oder mit dem Schlagschrauber durch den Schlachthof rennt, ist dabei vollkommen irrelevant.
 

Psycho Mantis

Möchtegern-Universums-Zar

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du meinst sicher <500.000?

sonst muss ich mich jetzt wohl zu den ärmsten der armen zählen.
 

Tomatenpfahl

ist überreif..

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Die Ökonomischelehre geht davon aus, das ein staatlich festgesetzter Lohn bzw. Preis (regulierung) eine negative Auswirkung auf den Markt haben kann, wenn diese sich nicht genau zwischen Angebot und Nachfrage also dem sogenannten Marktgleichgewicht befindet oder einpendelt. Die Annäherung an dieses Marktgleichgewicht ist in der Praxis nicht möglich oder nur sehr beschränkt, weshalb sich daraus ein Angebotsüberschuss oder ein Nachfrageüberschuss (wie umgekehrt) entwickeln kann. Diese haben dann eine negative Auswirkung auf den Markt und können bis zum einem Marktversagen folgern. Durch festgelegte Preise oder Mengen, kann die Dynamik und das Zusammenspiel von Anbieter und Nachfrage massiv gestört werden. Es entstehen somit auch zusätzliche Kosten, die der Markt selber bereit gewesen wäre zu tragen.

Ich spreche mit deshalb gegen einen Mindestlohn aus. Dieser kann unteranderem auch die Arbeitlosenquote erhöhen, dafür werden aber die, die noch arbeiten, besser entlohnt. Jedoch ist dies nicht ein gutes Model wenn man gesamtheitlich eine qualitative und stabile Volkswirtschaft anstreben will.
 

Nero

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Auf die Arbeitgeber, die nur 1-Euro-Jobber beschäftigen, können wir eh verzichten.

Exakt. Diese Gurken werden vom Steuerzahler gemästet, der ihnen Arbeitskraft unter Selbstkostenpreis verkauft. Die Arbeitsagentur, welche die Differenz zum Lebensunterhalt der Beschäftigten zahlt, wird so zu einer Versorgungsanstalt für die Nieten unter den Unternehmern. Der FDP gefällt das.
 

musv

Bekannter NGBler

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du meinst sicher <500.000?

sonst muss ich mich jetzt wohl zu den ärmsten der armen zählen.
Doch, ich meine ">". Deswegen hab ich mich auch immer zu den Ärmsten gezählt.

@Tomatenpfahl:
Toll, die Theorie kennen wir alle. Dummerweise ist die Praxis etwas anders. Da gibt's noch 'ne Menge Faktoren, die in Deinem Modell nicht auftauchen, z.B. ausländische Billigarbeiter, die weder Renten- noch Arbeitslosenbeiträge zahlen müssen.
 

Ruby

Just add Sun

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Tja, Gewisse Arbeiten müssen aber trotzdem gemacht werden: Putzarbeiten, Hotelarbeiten, Gastgewerbe... und da wird ja nur noch geheult. Arbeitsplätze werden nicht wegfallen, weil die Arbeit sonst nicht gemacht wird. Aber ist ja nicht gewollt, der böse kommunistische Mindestlohn.
 

zwo-elf

Fly like a Beagle

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Die Ökonomischelehre geht davon aus, das ein staatlich festgesetzter Lohn bzw. Preis (regulierung) eine negative Auswirkung auf den Markt haben kann, wenn diese sich nicht genau zwischen Angebot und Nachfrage also dem sogenannten Marktgleichgewicht befindet oder einpendelt. Die Annäherung an dieses Marktgleichgewicht ist in der Praxis nicht möglich oder nur sehr beschränkt, weshalb sich daraus ein Angebotsüberschuss oder ein Nachfrageüberschuss (wie umgekehrt) entwickeln kann. Diese haben dann eine negative Auswirkung auf den Markt und können bis zum einem Marktversagen folgern. Durch festgelegte Preise oder Mengen, kann die Dynamik und das Zusammenspiel von Anbieter und Nachfrage massiv gestört werden. Es entstehen somit auch zusätzliche Kosten, die der Markt selber bereit gewesen wäre zu tragen.

lach

Deshalb sind ja auch gerade in der Pflegebranche, die so massiv an Fachkräftemagel leidet und deshalb händeringend Personal sucht, die Löhne in den letzten Jahren exorbitant gestiegen.
 

Ruby

Just add Sun

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lach

Deshalb sind ja auch gerade in der Pflegebranche, die so massiv an Fachkräftemagel leidet und deshalb händeringend Personal sucht, die Löhne in den letzten Jahren exorbitant gestiegen.

Das meinste jetzt sicher sarkastisch, gelle? Weil die Löhne halt nicht wirklich gestiegen sind und immer noch viele Leute gesucht werden und viele das trotz des Mickerlohnes machen.
 

KippaKong

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Ich glaube für Pflegeberufe muss man sich "berufen" fühlen... sozusagen dafür geboren sein.
Meine Frau ist Krankenschwester, meine Schwiegermutter ist Altenpflegerin. Was man da so mitbekommt, ist schon recht arg.
Dies sind Berufe, die in unserer Gesellschaft auf alle Fälle mehr Beachtung brauchen. Wahrscheinlich würden dann diesen Berufen mehr Respekt dafür erbracht werden, was dort geleistet wird.

Natürlich ist ein genereller branchenübergreifender Mindestlohn sinnvoll. Der Mindestlohn soll ja nicht den Schwierigkeitsgrad der jeweiligen Arbeit widerspiegeln sondern nur das Überleben ohne staatliche Stütze ermöglichen.
Ja, das wäre das Hauptziel.
Wenn es aber branchenübergreifend sein soll, dann einigt man sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner.
Das wird dann bei den 9,02 EUR liegen. Was ja gerade mal 60% vom Durchschnittseinkommen in Deutschland sein sollen, also ziemlich unterm Durchschnitt.
Wenn ich mir das recht überlege, würde ich dieser Argumentation sogar folgen. :D
Besser so, als weiter dieses Lohndumping.
 

Munro

NGBler

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Ein Mindestlohn ausreichender Höhe wirkt sich auf mehrfache Weise auf den Arbeitsmarkt aus; manche Auswirkungen ergeben sich nur bei bestimmter Ausgangslage.

1. Vor dem Hintergrund der klassischen Arbeitsmarkttheorie kann der Mindestlohn die Arbeitslosigkeit entweder erhöhen, senken, oder nicht beeinflussen.
a) Ist der Mindestlohn höher als der Gleichgewichtslohn der betreffenden Lohnsegmente, erhöht er die Arbeitslosigkeit. (Ausgangslage: Marktlohn entspricht ungefähr dem Gleichgewichtslohn.)
b) Ist der Mindestlohn höher als der Marktlohn aber gleich dem Gleichgewichtslohn oder niedriger, senkt er die Arbeitslosigkeit. (Ausgangslage: Marktlohn ist niedriger als der Gleichgewichtslohn.)
c) Ist der Mindestlohn etwa gleich dem Marktlohn der betreffenden Lohnsegmente oder niedriger, beeinflusst er die Arbeitslosigkeit nicht. (Ausgangslage: Marktlohn entspricht ungefähr dem Gleichgewichtslohn.)

Alle drei Möglichkeiten lassen sich am klassischen Arbeitsmarktdiagramm zeigen, wobei natürlich keinerlei Rücksicht auf zeitliche Entwicklungen genommen wird. Letztendlich ist die Aussage hier zu kurz, der Mindestlohn erhöhe die Arbeitslosigkeit zwangsläufig, immerhin gibt es noch zwei andere Möglichkeiten. Das Problem ist natürlich, dass wir immer nur den Marktlohn kennen und nicht den Gleichgewichtslohn, deswegen ist jeder Bezug auf die klassische Arbeitsmarkttheorie eher ein Stochern im Dunkeln.

2. Der Mindestlohn beeinflusst die Arbeitslosigkeit kaum, weil die nominale Nachfrage steigt während die reale Nachfrage fast gleich bleibt, möglicherweise leicht steigt. Die nominale Nachfrage steigt, weil zum Erhalt desselben Lebensstandards mehr Geld aufgewendet werden muss und der Sparanteil sinkt. Personen mit hohem Einkommen sind dazu am meisten in der Lage, weil ihre Sparquote am höchsten ist; wessen Sparquote bei null liegt, wird real weniger Nachfrage erzeugen und zunächst Wohlstandsverluste hinnehmen müssen. Das wird besonders bei allen Personen der Fall sein, die bereits vor der Einführung des Mindestlohns in Höhe des Mindestlohns verdient haben. Mehr nominale und reale Nachfrage werden alle Personen erzeugen, die aufgrund des Mindestlohns wesentlich mehr Einkommen haben. (Voraussetzung: Die höheren Lohnkosten können am Markt in höhere Preise umgesetzt werden; wird branchenabhängig sein und ist keinesfalls eine 1:1-Beziehung.)

3. Der Mindestlohn erhöht die Arbeitslosigkeit gering-qualifizierter Personen, weil sich bei höheren Löhnen die Steigerung der Produktivität eher rechnet als bei niedrigen Löhnen. Das ist das übliche Problem: Unter insgesamt guten wirtschaftlichen Bedingungen bedeutet die Steigerung der Produktivität nicht mehr Arbeitslosigkeit, sondern entweder die Senkung der Arbeitszeit oder mehr Wohlstand. Allerdings werden im Zuge solcher Maßnahmen eher Arbeitsplätze für besser-qualifizierte Personen geschaffen und einfache Aufgaben entfallen. D.h. die einen werden sich überarbeiten und die anderen werden arbeitslos. Letztendlich ist das ein Problem der Bildungspolitik. Aus wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Sicht ist die Auswirkung sehr begrüßenswert; schließlich bauen wir heute auch keine Autobahnen mehr mit Schaufeln, nur weil das die Arbeitslosigkeit senken würde. Wir haben Bagger.

Es gibt sicher noch weitere Auswirkungen, auch manche, die mir gerade in den Kopf kommen, aber die sind entweder zu gering oder gleichen sich an anderer Stelle wieder aus. Beispielsweise was passiert, sollte eine Ware zu teuer werden, so dass sie überhaupt nicht mehr gekauft wird? Das erhöht natürlich nicht die Arbeitslosigkeit, weil das Geld sofort für etwas anderes ausgegeben wird und dort mehr Personen zur Produktion gebraucht werden. Insgesamt trägt auch ein Blick in Volkswirtschaften mit Mindestlohn ganz gut: Da passiert nicht wirklich was. Er wird eingeführt und das Thema ist erledigt.

Dass der Mindestlohn nicht die gesamte Sozialpolitik ersetzen kann, ist klar und das behauptet auch niemand. Er kann nicht mal Gewerkschaften ersetzen. Wie weiter oben schon jemand sagte: Er ist das Minimum. Jeder Einzelne, jede Vereinigung soll gerne versuchen mehr Geld zu bekommen, so läuft Marktwirtschaft eben. Nur bevor die Gesellschaft eingreifen muss, um arbeitende Menschen vor dem Verhungern zu bewahren, nur damit das Fleisch im Supermarkt ein paar Cent billiger ist, muss eben hart eingegriffen und eine Schranke gesetzt werden. Nach Möglichkeit sollte der Preis eines Produktes in etwa die Kosten abbilden, die für seine Herstellung verursacht wurden. Wenn ein Drittel der Löhne vom Staat per Aufstockung bezahlt werden, ist das eine krasse Marktverzerrung; vor dem Hintergrund würde ich doch selbst als Neoliberaler lieber den Mindestlohn als geringeren Eingriff wählen.
 

Seedy

A.C.I.D

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Naja zusammenfassend geht es nur um ein Problem:

Einführung eines Mindestlohns kann den Vorteil haben, dass Leute dann nur noch einen Job brauchen und nicht 2-3 um ihr Familien zu ernähren und jeder Vollzeitjob einen Menschen mindestens auf Harz 4 Niveau bringt.
Damit fallen auch Aufstocker weg... klingt gut.
Kann aber auch den Nachteil haben, dass viele Jobs wegfallen, die einfach nicht ihrem Wert entsprechen, bzw Anstieg an 400€ Jobs, was Wirtschaftlich nicht ganz so pralle ist, außerdem steigen dann wieder die arbeitslosen Zahlen, weil 1 Euro Jobber wegfallen...
aber ein 1-Euro Jobber ist in meinen Augen auch nur ein Sklave...

Hat also vor und Nachteile, die beide Berechtigt sind.

Das nächste ist der Grundsatz, gleiche Arbeit für gleichen Lohn...
Man kann natürlich sagen, das der in Flensburg weniger brauch als der in München, weil Flensburg günstiger ist, als München...aber er macht doch die gleiche Arbeit, warum sollte er da weniger kriegen?

Naja, aber so schlimm Sozialistisch kann ein Mindestlohn ja nicht sein, die USA haben einen...
 
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loopzone

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Der Mindestlohn ist absolut sinnvoll. Wenn ein Unternehmen einen Lohn zahlen muss, der unterhalb des Mindestlohns liegt, stimmt etwas am Geschäftsmodell des Unternehmens nicht. Und es kann ja wohl kaum die Aufgabe der Allgemeinheit sein, ein zweifelhaftes Geschäftsmodell mit Aufstocken zu unterstützen.

IMHO ist der Mietspiegel ein gutes Indiz dafür wie wohlhabend bzw. teuer eine Region ist. In Anlehnung daran, könnten regionale Lebenshaltungskosten ermittelt werden. Auf Basis dessen würden Mindestlöhne nicht nach Himmelsrichtungen, sondern nach den spezifischen Bedingungen berechnet werden.

@Seedy: Grammatik: 5! Setzen! ;)
 

simpliziss

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Das Thema wird typisch falsch diskutiert. Ich gebe jetzt man den liberalen Schlaumeier. :D

Es gäbe keine zu niedrigen Löhne, wenn es nicht genug Arbeitskräfte gäbe. Umgekehrt gibt es ein Überangebot an Arbeitskräften mit der Folge niedriger Löhne.

Man sollte sich endlich mal mit den Arbeitszeiten beschäftigen. Warum werden die Arbeitszeiten nicht dem Bedarf angepaßt? Bekanntermaßen führen die Rationalisierungen zu niedrigeren Arbeitszeiten. Der Rationalisierungseffekt wird aber auschließlich dem Kapital gutgeschrieben.

Wenn dieser Effekt Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Verhältnis gutgeschrieben würde. gäbe es das Problem nicht.

Wie soll das denn mal aussehen, wenn in der Industrie noch mehr Roboter eingesetzt werden?

Wahrscheinlich würde ein gesetzlicher Niedriglohn sogar dazu führen, daß die höheren Lohngruppen herabgestuft werden.

Ich vertrete die Meinung, daß unser volkswirtschaftliches Ergebnis gerecht unter allen verteilt wird. Das heißt nicht, daß alle dasselbe bekommen sollen. (Ich bin ja kein Kommunist :D)
 

loopzone

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Man sollte sich endlich mal mit den Arbeitszeiten beschäftigen. Warum werden die Arbeitszeiten nicht dem Bedarf angepaßt?

Gehe morgen in einen Friseur und stelle dort deine Theorie vor. Berichte hier bitte anschließend über die Antworten, sofern dir nicht eine Schere in den Hals gerammt wurde.
 

Munro

NGBler

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@simpliziss:

Andere spielen aber überzeugendere und wohl auch überzeugtere liberale Spinner, ich meine doch Schlaumeier :rolleyes:

Spaß beiseite, Liberalismus und Mindestlohn schließen sich nicht aus. Nur ist in den Köpfen heutiger liberaler so wenig vom ursprünglichen Gedankengut des Liberalismus hängen geblieben, dass auch der kleinste Markteingriff des Staates als Todesstoß erscheint.

@loopzone:

Seit wann machen Volkswirtschaftswissenschaftler empirische Untersuchungen? :P
 

simpliziss

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@ loopzone,

Du hast also keine Lust, Dich mit meinem Vorschlag zu beschäftigen?
 

loopzone

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Mein Friseur hat von Früh bis Spät zu tun. Eine Anpassung der Arbeitszeit läuft, wenn überhaupt, auf eine Erhöhung dieser hinaus.
 

TRON2

Aktiver NGBler

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Wie soll das denn mal aussehen, wenn in der Industrie noch mehr Roboter eingesetzt werden?

Nunja, die Frage begann ja schon vor den Robotern. Stetige Optimierung in der Industrialisierung, bei gleichzeitiger Steigerung des Humankapital, ergibt zumindest bei "die Linke" schon länger gewisses Grübeln. Ob jetzt der Lösungsansatz eines Mindestlohnes für alle das Beste ist, das weiß ich nicht. Ich könnte mir aber vorstellen, dass durch die anschließende Verteuerung der Güter jenes droht ohne Mehrwert wieder verzehrt zu werden. Vllt. sollte man da lieber bei den Kostenstelle ansetzen, was dann natürlich auch wieder in eine Subventionierung durch den Staat führt.

Wie man es auch mach, ohne inneren Wille zur Angleichung und ausgeglichenerer Verteilung wird dieses Problem nicht gelöst werden, glaube ich. So eine Motivation ist aber beim Menschen nicht stark ausgeprägt.
 

simpliziss

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Als ob mein Vorschlag so revolutionär wäre .... :D

Vielleicht sind die Meisten hier auch einfach noch zu jung. Die Regelarbeitszeiten wurden im letzten Jahrhundert um mindestens 50% reduziert. Allein nach dem Krieg war die Regelarbeitszeit noch 48 Wochenstunden.

Es ist doch völlig logisch, die Arbeitszeiten unter Berücksichtigung der Arbeitnehmerzahlen im Zusammenhang mit der anfallenden Gesamtarbeit einer Gesellschaft anzupassen. Man muß es nur machen.
 
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