@Casper:Drogen sind überflüssig
Das ist deine persönliche Meinung, die zu haben den gutes Recht ist. Nicht alle sehen es aber so, im Gegenteil. Der Konsum von Drogen ist weit verbreitet. Aus dem Grund kann man das Thema also nicht einfach so abhaken, sondern man muss sich damit auseinandersetzen und eine vernünftige Lösung finden. Klar kannst du nun sagen "Drogen sind überflüssig, also verbieten wir sie doch einfach alle".
Damit machst du es dir aber zu einfach, der Konsum hat Tradition. In den USA hat man es vor knapp 100 Jahren ja schon versucht, und was dabei herausgekommen ist sollte allgemein bekannt sein: Die Kriminalität ist aufgeblüht, Gangster wie Al Capone haben Geld ohne Ende gemacht und übten breiten Einfluss auf die Städte aus. Das ist also keine wirkungsvolle Lösung, selbst wenn man gegen Drogen ist. Wo Nachfrage ist wird sich auch ein Markt bilden, das war schon immer so und wird sich nicht ändern.
@Casper:
a) Wie viele Jugendliche werden sich Drogen kaufen, weil Drogen illegal sind?
b) Wie viele Jugendliche werden sich Drogen kaufen, weil Drogen legal sind?
du bist der Meinung, dass bei (a) mehr Jugendliche zu Drogen greifen als bei (b)?
Ich bin nicht nur der Meinung. Verbote sind nicht wirkungsvoll sondern schaffen im Gegenteil häufig sogar erst den Reiz, es gibt etliche Beispiele die das belegen. In den Niederlande kannst du problemlos Cannabis kaufen, und trotz der "Drogentouristen" wird dort weniger konsumiert als in anderen westlichen Ländern, in denen Cannabis zur Nutzung als Droge völlig verboten ist wie in Deutschland. Ist aber auch völlig normal, dass Kinder und Jugendliche sich eher für das interessieren was verboten ist. Du scheinst das nicht nachvollziehen zu können weil dir diese Erfahrung scheinbar fehlt. Sieht man aber auch an anderen Dingen. Wie viele Kinder haben beispielsweise schon auf eine Herdplatte gefasst, obwohl die Eltern vorher 10x gesagt haben man soll das bloß nicht tun?
Wir schweifen aber doch etwas zum Thema ab, wenngleich sich diese Diskussion nicht wirklich verlagern lässt, da sie ja doch im Kontext mit dem Interview steht. Daher nehmen wir nun mal wieder etwas mehr Bezug darauf.
Dein Grundproblem scheint zu sein, dass du jegliche positive Argumente für eine Legalisierung als "schönreden" abtust. Das ist schlicht und einfach falsch. Drogen haben nicht nur schlechte Seiten. Wenn ich alle paar Monate mal einen Joint rauche und nun sage dass dies eine angenehme Erfahrung ist rede ich das Thema doch nicht schön. Das ist ein ungefährlicher Konsum, genau wie wenn man gelegentlich ein Bier oder Glas Wein trinkt.
Aus dem Grund verlange ich auch gar nicht dass unsere Bundeskanzlerin nur die Vorteile hervorhebt wie sie es bei TTIP getan hat. Denn das als Schönreden zu bezeichnen ist schon fast untertrieben. Dort werden die Vorteile aufgepusht wie sonst was, gleichzeitig verliert man kein Wort über die ganze Reihe von Nachteilen, die dieses Freihandelsabkommen mit sich bringen würde.
Ich sehe generell beides als falsch an: Cannabis sollte weder schöngeredet werden, noch schlechtgeredet werden. Das gilt übrigens nicht nur für Drogen sondern alle Themen. Die Fakten sollten auf den Tisch, damit man eine vernünftige, auf Argumenten basierte Entscheidung treffen kann. Genau das wird aber in beiden Richtungen manipuliert: Am Beispiel TTIP beeinflusst man die Meinung der Menschen ins Positive, was aufgrund der ganzen Nachteile die dieses Abkommen mit sich bringt äußerst gefährlich ist.
Auf der anderen Seite wird das Thema Cannabis schon ein Stück weit dadurch schlechtgeredet, dass nicht mal Argumente gebracht werden, sondern einfach nur ein "Nein". Wobei ich das aus Sicht von Frau Merkel nachvollziehen kann. Angesichts der Vor- und Nachteile überwiegen die Vorteile einer Legalisierung deutlich. Sie würde sich also in eine Ecke drängen aus der sie so leicht nicht herauskommt, würde sie sich auf eine Diskussion über dieses Thema einlassen. Aus ihrer Position heraus ist es daher klug, überhaupt nicht zu diskutieren. Denn ansonsten könnte man mit dem Finger auf sie zeigen. Das ist jetzt nur abgeschwächt möglich.
Was mich aber daran ärgert ist, dass die Probleme dahinter auf diese Art nicht gelöst werden. Stattdessen versucht Merkel einfach nur, einen möglichst mittigen Mittelweg zwischen beiden Fronten zu finden, um möglichst wenig Leute gegen sich aufzuhetzen. Denn hätte sie sich für eine Legalisierung ausgesprochen, wären die Gegner sauer auf sie, die ja soweit ich weiß derzeit noch etwas in der Überzahl sind. Hätte sie mit fadscheinigen Argumenten dagegen argumentiert, wären die Beführworter verärgert. So wie sie gehandelte hat sind die Beführworter "nur" enttäuscht und die Gegner erfreut, also minimalster Schaden der in dieser Lage möglich ist.
Politisch für ihren persönlichen Vorteil also eine sehr gute Entscheidung. Nur bringt uns dieses Duckmäusertum nicht weiter, das bei Merkel ja leider kein Einzelfall ist. Im NSA-Skandal hat sie es ähnlich getan. Mit diesem Verhalten werden wir langfristig noch ganz andere Probleme bekommen. Insbesondere die USA sind ja bekannt dafür gleich die ganze Hand zu nehmen, wenn man ihnen den kleinen Finger reicht. Derzeit haben sie schon mehr als einen Finger und die werden keine Ruhe geben, bis sie auch den Rest der Hand zu Fassen bekommen...