Es gibt keine Garantien, niemals. Was aber klar ist, ist dass wenn es billiger geht, es billiger gemacht wird. Aus einer nicht vorhandenen Garantie, dass eine reguläre Arbeitsstelle erhalten bleibt, wird eine Garantie, dass sie umgewandelt wird. Deine Argumentation funktioniert nach folgendem Prinzip: Hätte, hätte Fahrradkette.
Was an diesem Fahrradkette-Spruch die Pointe sein soll, habe ich noch nie verstanden. Warum ist findet das jemand lustig?
Davon abgesehen teile ich Deine Meinung, wenn Du schreibst:
"Es gibt keine Garantien, niemals."
Das bedeutet, dass niemand die Folgen von Mindestlohn vorhersehen kann.
Es bedeutet, dass Gegner und Befürworter gute Argumente haben.
Es bedeutet, dass man keine Glaubenskriege ausfechten, sondern Versuche anstellen muss.
Also z. B. Mindestlohn auf Probe für ein Jahr. Wenn er ein Desaster wird, kippt man ihn natürlich sowieso, aber es geht mir darum, den Leuten vorher reinen Wein einzuschenken und ihnen zu sagen: Wir wissen es auch nicht, wir können auch nur probieren.
Diese Debatte, man könnte auch sagen dieser Glaubenskrieg, wo der jeweilige Gegner moralisch verdammt und fast zum Gottseibeiuns wird, ist mir viel zu ideologisch. Es wird unterstellt, von ein einzigen Parlamentsbeschluss hingen Wohl und Wehe ab.
Es hängt aber nicht vom richtigen Glaubensbekenntnis ab, wie die Menschen leben, sondern von den materiellen Gegebenheiten.
Die Deutschen wollen mehr verdienen als ihre Nachbarn im Osten, im Süden und neuerdings auch im Westen. Der Wunsch ist legitim, aber dann muss man sich auch anstrengen, damit er in Erfüllung geht. Das Land braucht dann Wettbewerbsvorteile und Standortvorteile im Vergleich zu seinen Nachbarn. Man müsste sich mal anschauen, warum die Schweiz und Österreich besser dastehen, Österreich hat die geringste Arbeitslosenquote in der EU.
Die Stadt Wien - sie ist Eigentümer der Masse des Wohnraumbestands - und die Schweizerische Bundesbahn (SBB) sind Musterbeispiele, für Staatsbetriebe, die tatsächlich funktionieren und Teile einer insgesamt hervorragenden Infrastruktur, und die ist ein wichtiger Standortvorteil.
Die aktienvergesellschaftete Bundesbahn macht nicht durch Pünktlichkeit, sondern durch Pannen von sich reden, Straßenbrücken sollen angeblich in einem Zustand sein, dass bald die Sperrung wegen Einsturzgefahr droht. Der Standortvorteil Infrastruktur, den die BRD auch mal hatte, geht allmählich verloren.
In dieser Lage ist Haushaltskonsolidierung, wie sowohl bei der SPD als auch bei der CDU das Ziel, zweitrangig, zumal bei 0-Zinsen. Es müsste Geld in die Hand genommen werden, um die marode Infrastruktur wieder aufzumöbeln, von schnellen Internet für ländliche Regionen bis zum Gleiskörper bei der Bundesbahn. Hier bringt das Geld in Form von Standortvorteilen Gewinn.
Also nicht auf die Schulden schauen, sondern in die Infrastruktur investieren. Und das dürfte die Konjunktur derart ankurbeln, dass man keinen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 mehr braucht, weil fast alle mehr verdienen.
Noch so ein Punkt: Dank Snowden und der NSA ist gewaltiger Bedarf ein Sicherungstechnologie entstanden. Aber das Kanzlerin-Phone kommt von Blackberry, weil Siemens es nicht mal schafft, die elektronische Steuerung für den neuen ICE hinzukriegen, die Lieferprobleme sind ein reines EDV-Problem.
Die vielen grünen Jahre haben dazu geführt, dass es hier einen Überschuss an Expertise für Umweltgefahren, artgerechte Tierhaltung und gesunde Ernährung gibt und einen Mangel an Expertise für Kryptographie. Und diese technikablehnde Ausrichtung macht es auch nicht leichter, bessere Einkommen zu erwirtschaften als die ausländische Konkurrenz.