@Kenobi van Gin: Freut mich, wenns anderen dann auch gefiel, bzw. ich nicht ganz gar falsch lag. Bei Horrorfilmen ist es imho erst recht schwer, etwas gutes zu finden, das "allen" taugt.
Wird wohl untergehen, der Film, ja, aber vielleicht gräbt ihn mal wieder einer in ein paar Jahren aus und dann bekommt er noch nachträglich den durchaus vorhandenen Ruhm, der ihm gebührt.
Inherent Vice - Natürliche Mängel (8-9/10) (
bedenkenlos anschaubarer Trailer) (
Beschreibung bei filmstarts)
Zur Geschichte kurz: Larry "Doc" Sportello, ein abgefuckter Privatdetektiv aus den 70ern mit Hang zu Gras und Koks, bekommt einen recht merkwürdigen Auftrag seiner Ex. Er soll ihr helfen, um einem Bonzen den Arsch zu retten, mit dem sie ein Verhältnis hat, den nun aber dessen Frau und deren Geliebter entführen und in die Klapse bringen wollen. So entsteht eine dieser typischen Komödien, die immer verwirrter werden.
An dem Punkt kann man dann auch schon ansetzen, um was zum Film zu sagen: Die Handlung ist nicht so wichtig. ;-)
Nein, echt, also ich habs mehrmals probiert, mir den Film anzusehen und der Handlung zu folgen, aber bestenfalls noch die Grundidee versteht man gut, aber der Rest wird dermaßend verwirrend, dass es nicht nur vollkommen egal ist, was da nun passiert, sondern wohl auch so gewollt war. Das führt zum nächsten Punkt: Der Film ist für Menschen mit dem gewissen Gefühl und Interesse für besondere Filme gedacht, so würde ich das sagen. Andere werden ihn vermutlich schon nach den ersten Minuten abschalten und ein grandioses Werk verpassen. So gefühlt langatmig und kompliziert alles auch sein mag, aber genau das gibt dem ganzen auch einen Reiz. Es wird so viel Wert auf Details gelegt, dass der Film mit deutlicher Überlänge endet und man eigentlich mehr mit den einzelnen Momenten lebt, als mit dem Film im Ganzen. Scheinbar wars wohl wirklich so gewollt und der mir zumindest namentlich unbekannte Filmemacher Paul Thomas Anderson (Magnolia, There Will Be Blood) schert sich generell nicht viel drum, was andere sehen wollen, sondern macht einfach das, wozu er Lust hat.
Sehr tolle Charaktere mit teils bekannten Schauspielern in einer sehr verrückten, teils bissig direkten Komödie mit einem größtenteils bösen Humor, dazu ein netter Soundtrack, viele Kleinigkeiten, die es zu entdecken gibt, ein chilliger Film und insgesamt sehr schön und mit viel Liebe zum Detail gemacht, so würde ich das beschreiben und weiterempfehlen. Oder um filmstarts zu zitieren, die das sehr schön beschrieben haben:
Die Handlung klingt absurd, verwirrend und kompliziert, dabei ist das oben Beschriebene nur die Spitze des Eisbergs und der Auftakt zu einem zunehmend verrückten Geschehen. Genüsslich reiht Paul Thomas Anderson eine irre Posse an die andere, die Lage wird immer unübersichtlicher, bis einem irgendwann aufgeht, dass uns der Regisseur genial an der Nase rumführt: Was als Whodunit-Thriller mit ironisch-satirischer Grundierung beginnt, wird zu einem knallbunten California-Neo-Noir-Film voller schrägen Humors, wobei die Handlung absolut nebensächlich ist und schließlich ins absolute Nichts führt. Am wichtigsten sind hier der Fluss der Bilder und die Stimmungen, auf denen die Storyreste elegant dahingleiten. „Inherent Vice“ fühlt sich an wie ein sanfter Marihuana-Trip: getragen von exquisit-coolen Bildkompositionen und einem lässigen 70er Soundtrack, begleitet von der relaxten Off-Erzählerin Sortilège (Joanna Newsom). Am Rande mischen Neo-Nazi-Motorradgangs, radikale schwarze Aktivisten, spirituelle Erleuchter, Gangster-Syndikate und das FBI mit, dazu weht der explosive Geist des Vietnamkriegs und der Charles-Manson-Ära über das sonnendurchflutete Los Angeles, für das Regisseur Anderson und sein Kameramann Robert Elswit („There Will Be Blood“) selten gezeigte Schauplätze finden.