Re: Lassen Sie mich durch, ich bin Arzt! - Notarzt wegen Verkehrsgefährdung vor Geric
Danke Herr Doktor dass Sie ein paar Minuten später unbeschadet angekommen sind. Der Notfall hat sich erledigt. Der Patient ist bereits tot.
http://www.mopo.de/umland/drei-verl...w-rast-in-rettungswagen,5066728,29732570.html
Dass hier keine Schuldfrage gestellt werden kann/muss, liegt einzig und allein an den Sonderrechten. Gerade das Beispiel zeigt, dass ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Sonderrechten absolut notwendig ist und ebenso, dass bei Einsatzfahrten grundsätzlich auch immer andere Menschen gefährdet werden. Daran ändert auch dein Sarkasmus nichts.
Davon abgesehen hat der Arzt wohl zum aktuellen Stand der Dinge seine Befugnisse nicht überschritten. Sollte das mit den 600 Metern, Signalhorn, Blaulicht und Lichthupe stimmen, kann ich ehrlich gesagt auch nicht das scharfe Abbremsen verstehen. Selbst wenn ein Einsatzfahrzeug nicht auf meiner Spur sondern auf der mir entgegendkommenden fährt, fahre ich langsamer und mache Platz.
Das ist auch meine Sicht der Dinge. Trotzdem hat aber jeder Mensch das Recht, sich bedrängt oder gar bedroht zu fühlen und dann einen entsprechenden Strafantrag zu stellen.
Wie würdest du die Anzeige dann begründen?
So wie jede andere Anzeige auch. Verkehrsgefährdung und im Falle eines Unfalls z.B. auch mit Körperverletzung. Ob 100 kmh auf dem Standstreifen zu schnell sind oder nicht, darüber kann dann der Richter befinden. Der wird dann vermutlich auch zu würdigen wissen, dass u.a. die Gefahr besteht, dass Autofahrer auf den Standstreifen ausweichen, um eine Rettungsgasse zu bilden - oder weil sie eine Panne haben (Motorüberhitzung wäre im Stau ja nichts Neues).
Dass diese Gefahr ganz konkret besteht, kann man ja nachlesen.
Da eh keiner mittig Platz gemacht hat, hatten wir auf dem Streifen aber genug Platz für die 90-100 km/h, bis einer (!!!) dran gedacht hat, dass sowas wie ne Rettungsgasse ne patente Sache wäre, wenn man schon zwischen der Ausfahrt zum größten Klinikum Münchens und einem Unfall steht. Das fiel ihm natürlich auch erst ein, als er das Blaulicht hinter sich gesehen hat. Wir sind ganz schön geflogen, als der Maschinist in die Eisen gestiegen ist.
Absolut richtig. Schaffen wir am besten gleich alle Rettungskräfte ab. Notfälle fahren wir dann selbst (natürlich streng nach StVo) zum Krankenhaus. Oder warten bis der Hausarzt Sprechzeiten hat.
Nein, abschaffen müssen wir sie nicht. Aber selbstverständlich haben Rettungskräfte auch bei Notfällen der StVO entsprechend zu fahren. Bevor du dir das nächste Mal durch fehlplatzierte Ironie ein Eigentor schießt, solltest du vielleicht z.B. § 35 Abs. 8 der StVO durchlesen.
Dort heißt es nämlich ganz eindeutig:
(8) Die Sonderrechte dürfen nur unter gebührender Berücksichtigung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung ausgeübt werden.
Ich hoffe dass hier niemand von den Gegnern einer zügigeren Fahrweise mal in die Situation kommt auf einen Notarzt angewiesen zu sein, schaden würde es der Meinungsbildung aber sicherlich nicht.
Ich hoffe, dass hier niemand von den Befürwortern einer zügigeren Fahrweise mal in die Situation kommt, von einem Notarzt im Einsatz von der Straße gerammt zu werden. Schaden würde es der Meinungsbildung aber
sicherlich nicht vielleicht doch. Tote haben nämlich keine Meinung mehr.
Es macht sehr oft durchaus einen enormen Unterschied. Gerade in solchen Erstickungsfällen oder Herzinfarkten.
Mir sind ein paar Leute in den Armen gestorben, weil der Notarzt zu spät kam. Und ja, es macht einen verdammt großen Unterschied, ob die Person dann weiterlebt, massive Folgeschäden hat, oder elendiglich verreckt auf gut Deutsch. Die vergisst man nicht mehr.
Das streitet auch niemand ab. Es hilft einem Unfall- oder sonstigen Opfer aber auch nichts, wenn die Rettungskräfte wegen eines Unfalls gar nicht ankommen. Im Übrigen rechtfertigt ein Herzinfarkt auch nicht, dass deshalb andere Menschenleben auf Teufel komm raus riskiert werden. Genau den Eindruck könnte man allerdings kriegen, wenn man hier einige Wortmeldungen liest.
Insbesondere so ein Schrott von lebenswertem und lebensunwertem Leben wie in Nr. 17 stoßen mir sauer auf. Für mich ist das kleine Kind nicht wertvoller als die Frau, die auf Grund ihres schmerzhaft "verrenkten" Knochens vielleicht gerade an einem Schock verstirbt.
Ich seh da zwar das eigentliche Problem in der zu geringen Zahl an Personal, aber solang die Zustände halt nicht besser sind, wird man das so machen müssen. Und ich hab zumindest gefühlt nicht mitbekommen, dass es sonderlich viele Unfälle von Notärzten gäbe, die schnell fahren müssen.
Das mag durchaus stimmen. Bei uns in der Gegend ist auch vor ein paar Jahren ein NEF weggefallen, nachdem das örtliche KH geschlossen wurde und einige Jahre danach die Kosten angeblich zu hoch waren, um den Standort alleine zu unterhalten.
Seitdem werden wir aus den Nachbarstädten versorgt, was selbst im günstigsten Fall und mit Bleifuß mindestens die doppelte bis dreifache Anfahrtszeit für Notfälle bedeutet. Trotzdem erwarte ich von niemandem, dass er sein eigenes oder das Leben anderer Menschen unverhältnismäßig riskiert, um hier "rechtzeitig" zu einem Notfall zu kommen. Der Notfall könnte übrigens irgendwann auch mal ich selbst sein.
Hier ist ganz einfach der jeweiligen Situation entsprechend zu (ver)fahren und nichts anderes schreibt die StVO auch für Rettungskräfte vor. Wer scheinbar nicht der Situation angepasst fährt, muss halt damit rechnen, dass sein Verhalten auf den Prüfstein kommt.
Nichts anderes ist mit diesem Herrn Dr. Hatz geschehen und vollkommen legitim. Das schützt uns nämlich letztendlich auch vor potentiellen Rettungs-Rambos.
Und ich hab zumindest gefühlt nicht mitbekommen, dass es sonderlich viele Unfälle von Notärzten gäbe, die schnell fahren müssen.
Ich glücklicherweise auch nicht. Aber das zeigt, dass im Normalfall das System Noteinsatz und gegenseitige, gebotene Rücksichtnahme - und sicherlich auch etwas Glück - recht gut funktioniert.
Wie ich bereits schrieb, hätte ich mich vermutlich gar nicht bedrängt gefühlt und falls doch, vielleicht sogar Verständnis dafür gehabt (kann ich sicher natürlich nur sagen, wenn ich selbst in der Situation gewesen bin). Aber wer hier pauschal Rettungskräfte als Heilige der StVO hochstilisiert, blendet einige, zum Teil bittere Realität aus.