Wenn du dich auf eine Studie beziehst, dann musst du auch die Quelle liefern für Aussagen dazu.
[...]
Müssen wir aber nicht weiter führen, wenn man schon darüber sprechen muss, was da wirklich steht und was nicht ist mir das zu doof. Wenn du da "Der Elite treu bleiben" z.B. rausliest, dann liest du schlicht falsch, da sich die Kritik dort nur auf den Sprachduktus bezieht und auf eine Suggerierung(!) von Nähe.
"Von den Akteuren, die
einer Partei zugeordnet werden konnten (ein
Drittel aller relevanten Personen),
vertreten
mehr als vier Fünftel eine der drei Regie-
rungsparteien. Sprecher der im Bundestag
vertretenen
Oppositionsparteien kommen
nur jedes zehnte Mal zu Wort"
"Erwartungsgemäß berichteten die meisten
Nachrichten (auch) über Konflikte und Kon-
troversen (rund
5 Prozent aller Berichte).
[...]
Der überwiegende Teil (rund
70 Prozent) der Konfliktpartner gehört zur
institutionellen Politik, davon sprechen vier
Fünftel
(81,3 Prozent) im Namen einer der
Regierungsparteien.
[...]
Thematisiert wurden Probleme auf der Vollzugsebe-
ne
fast nur dann, wenn es um Gewaltakte
rechtsradikaler Gruppen ging. "
"Diese Zusammensetzung [...] unterstreicht die ausgeprägte
Domi-
nanz der politischen Elite. Vermittels der
Medien verhandelt sie die Themeninhalte
und setzt die Agenda – und beherrscht
auch die Konflikte. Umgekehrt gesagt: Die
Berichterstattung in den drei Leitmedien ist
zu großen Teilen
auf die (partei)politische
Arena der Koalitionspartner fixiert. Diejeni-
gen, die sich in den Behörden und Einrich-
tungen um die Bewältigung der ungeheuren
Aufgaben und Probleme des Vollzugsalltags
kümmerten,
erscheinen aus der medial
vermittelten Sicht der politischen Elite als
nicht relevant."
"Politik wird in den
Medien überwiegend nicht als Prozess der
Entscheidungsfindung, sondern als Schlagabtausch
unter Mandatsträgern inszeniert."
"Dass die Leitmedien – hier vor allem die
überregionalen Tageszeitungen –
in ihrer
Berichterstattung auf die politische Elite
fixiert zu sein scheinen, ist nicht neu, son-
dern wurde wiederholt untersucht und be-
stätigt. Die US-amerikanische Medienforschung
hat hierfür den Begriff „Indexing“ eingeführt."
"Die Analyse dieser meinungsbetonten Beiträge (Leitartikel,
Kommentare u.Ä.) bestätigt den zuvor
referierten Befund:
Sieben von zehn rele-
vanten Akteuren/Sprechern gehören auch
hier zur politischen Elite."
"So dienten die Kommentare grosso modo
nicht dem Ziel, verschiedene Grundhaltungen zu
erörtern, sondern dem, der eigenen Überzeugung
bzw. der
regierungspolitischen
Sicht Nachdruck zu verleihen."
"Die Alltagswelt
mit ihren Akteuren kam praktisch nicht zur
Sprache,
ausgenommen im Zusammenhang
mit rechtsradikalen Gewaltakten. Doch
auch dann wurde die
Sicht der etablierten
Politik und ihrer Mandanten eingenommen
und durchgehalten."
"So blieben die Redaktionen bei ihrer Themenvermittlung bis zu
den mit „Silvesternacht 2015/16“ etikettierten
Vorgängen
auf die politische Elite
und deren symbolisches Handeln in Form
rhetorischer Sprechakte fixiert. "
"In jener Zeit wurde die anfangs opportunistisch
verstandene Formel zur moralisch aufgela-
denen Maxime einer „neuen Willkommens-
gesellschaft“ ausgedehnt.
Wer Skepsis an-
meldete, rückte in den Verdacht der Frem-
denfeindlichkeit."
"Sie ergab zweitens, dass die lokale Tagespres-
se
die Nähe der Leitmedien zur politischen
Elite mitmachte und bis zum Sommer 2015
das Narrativ überwiegend als persuasive
Losung transportierte."
"Sortiert man die in den Berichten der
Regionalpresse zum Thema Willkommenskul-
tur auftretenden Akteure/Sprecher nach
ihrer
Parteizugehörigkeit, dann fällt der
hohe Anteil an monologischen Darstellungen
(nur eine Partei kommt zu Wort) auf. "
"Annähernd 83 Prozent aller Zeitungsberichte vermittelten
das Leitbild Willkommenskultur in
einem positiven oder mehr positiven Sinne.
Über Bedenkenträger oder Skeptiker wurde
eher selten berichtet. "
" Nur in seltenen Ausnahmefällen
wurden abweichende Positionen wie auch
behördliche Fehlleistungen untersucht oder
Fachwissen eingeholt und ausgewertet
oder dialogisch aufbereitet. "
"Von daher ist die Deutung gut
gestützt, dass mit dem „Framing“ des Kom-
plexes Flüchtlingspolitik/Willkommenskul-
tur
eine spezifische Diktion verbreitet wur
de, die im Frühsommer 2015 die öffentliche
Meinung so stark prägte, dass
abweichen-
de Positionen nicht mehr gehört wurden."
"[:::] dass der Inhalt
überwiegend aus nachrichtlichen Berichten
und
meinungsbetonten Beiträgen besteht.
Nur rund 4 Prozent der Texte gehören zu den
Formen, die dialogisch funktionieren (wie
Interviews),
nur rund 6 Prozent sind authen-
tisch recherchierte Berichte und/oder erzäh-
lende Formen (wie Reportagen). Fast jeder
fünfte Text gehört zu den kommentierenden
Formen – ein ungewöhnlich hoher Anteil"
"Aufs Ganze des Jahres 2015 ge-
sehen, haben die Leitmedien dieses sozial-
und gesellschaftspolitische Problemthema
in ein
abstraktes Aushandlungsobjekt der
institutionellen Politik überführt und nach
den für den Politikjournalismus üblichen
Routinen abgearbeitet."
"Läge der Analyse ein Verständnis
zugrunde, dem zufolge der Informationsjournalismus
vor allem dazu da sei, Intentionen
und Strategien der politischen Akteure dem
Publikum zu vermitteln, könnte man unse-
re Ergebnisse als Beleg dafür nehmen, dass
er diese Aufgabe aufs Beste erfüllt hat."
Quelle, besagte Studie:
https://www.otto-brenner-stiftung.d...n/AH93_Fluechtingskrise_Haller_2017_07_20.pdf