Hallo Boardgemeinde,
hier melde ich mich nochmals zurück, weil es in den letzten Tagen einen Vorfall gab, der für im Zusammenhang mit diesem Thema für euch bestimmt interessant ist.
Wie eingangs berichtet wurde ich ja am 28. Oktober opertiert. In den Folgetagen hatte ich hier ja noch über den Krankenhausaufenthalt berichtet. In der Nacht vom 3.11 begann die Wunde allerdings zu bluten, was mir schon Sorgen bereitete, allerdings war die Blutung nicht so stark. Die Blutung wurde dann im Laufe des 3.11 allerdings immer stärker, sodass ich beschloss, noch einmal in dasselbe Krankenhaus in die Notfallambulanz zu gehen, um dort mal nachzufragen, was da denn los sein könnte. Man nahm mich dort dann am Abend noch stationär auf und ließ mich 2 Tage - blutend - zur "Beobachtung" liegen. Diesmal auf einer anderen Station als zuvor. Mein HB-Wert sank kontinulierlich, aber das schien für den Chefarzt nicht besorgniserregend zu sein - für mich hingegen schon, denn ich fühlte mich immer weniger gut.
Die Blutung ließ in den Folgetagen nicht nach. Leider. Und jetzt kommt eine völlig absurde Story:
In der Nacht vom 5.11 teilte ich der diensthabenden Schwester mit, dass es mir wirklich nicht gut geht und dass ich weiterhin massiv Blut verliere. Diese ignorierte dies allerdings und lachte mich gar aus, ich solle mich nicht anstellen. Die Messung meines Blutdrucks, um die ich bat, verweigerte sie hämisch grinsend. Ich begann, mir ernsthaft Sorgen zu machen.
Gegen 3:00 Uhr morgens lag ich in einem Zustand im Krankenbett, in dem ich kaum noch den Arm heben konnte. Auf mein Klingeln reagierte die Schwester nach 20 Minuten. Ich keuchte "bitte helfen Sie mir, ich kann nicht mehr, es geht nicht mehr!", woraufhin die Schwester mir verständnislos entgegnete, ich müsse ja nichts tun, sondern nur versuchen zu schlafen. Ich versuchte erfolglos, meine Freundin zu erreichen, per Telefon.
Mein Puls dürfte zu diesem Zeitpunkt bei um die 180 gewesen sein, ich schwitzte wie nochwas. Ich beschloss nun -
aus dem Krankenhaus heraus - die 110 zu wählen. Die schienen meinen Anruf und mein Flehen ("bitte helfen Sie mir, ich verblute, die Schwester nimmt mich nicht ernst") wohl für ziemlich skurril zu halten (Antwort der Notruf-Dame: "Ahja. Aha. Hmmh. Ja, wir rufen da mal an"). Jedenfalls rief die Polizei auf der Station an, worauf die Schwester dann doch reagierte und die Ärztin in der Ambulanz anrief. Ich wurde daraufhin sofort von einer Schwester der Ambulanz runtergefahren. Ich war kaum noch bei Bewusstsein und hatte unheimliche Schmerzen im ganzen Körper, vor allem im Bauch. Unten angekommen hieß es dann, wie im Film "bleiben Sie bei uns, Mitch, bleiben Sie bei uns" etc und ich erhielt eine Bluttransfusion... Nach etwa einer Stunde war ich zum Glück wieder voll bei Bewusstsein und konnte kaum glauben, dass ich noch am Leben bin und war der Ärztin einfach unheimlch dankbar. Sie war 3 Stunden bei mir.
Weitere 4 Stunden später kam mein "Stamm-Chirurg", der in der Klinik mit einer halben Stelle Oberarzt ist und bei dem ich seit vielen Jahren ambulant behandelt werde in mein Zimmer, und er fragte, was los sei und dass er das alles kaum glauben könne. Da der Chefarzt zuvor versucht hatte, mir irgendwie die Schuld für die Ereignisse in die Schuhe zu schieben (er unterstellte mir quasi ad hominem eine gewisse Affektlabilität, aber jeder, der mich kennt, weiß, dass das Unsinn ist), bat ich ihn, schriftlich festzuhalten, dass er mich seit vielen Jahren kennt und dass es sich bei mir weder um einen Hypochonder, noch um einen Hysteriker handelt. Eine Stunde später brachte mein Chirurg die Sache mit einer Propofol-Kurznarkose wieder in Ordnung... Es hatte sich eine Longo-Klammer gelöst, wie sich herausstellte.
Am Folgetag erhielt ich eine weitere Bluttransfusion, sodass mein HB-Wert wieder bei 5 war. Ich war kreislaufstabil im Liegen, konnte aber nichtmal sitzen, ohne, dass mein Puls gleich in die Höhe schoss. Heute habe ich mich mit einem HB-Wert von 8,7 selber entlassen. Mir geht's soweit gut.
Ein Anruf bei meinem Anwalt erfolgte direkt, nachdem ich wieder aufs Zimmer gebracht wurde. Selbst der war in den ersten Sekunden skeptisch, ob das alles wirklich so geschehen sein mag und empfahl mir, mich erstmal zu beruhigen. Meiner Krankenakte ist zu entnehmen, was ich von der diensthabenden Schwester halte (siehe Anhang).
Sicher ist, dass ich das nicht auf mir sitzenlassen werde. Auch, wenn die Schwestern und Pfleger auf der neuen Station unheimlich nett und freundlich waren und die Krankenhauserfahrung zumindest auf Station einer viel bessere war, als in der ersten Runde, werde ich versuchen, die größtmöglichen Konsequenzen für diese Klinik zu erwirken.
Das zur zu eurer Info! Liebe Grüße
PS: Extra für das NGB habe ich nach dem Ereignis am 5.11 ein Foto gemacht, da ich mir um die Absurdität des Ereignisses bewusst bin und im Internet ja jeder alles Mögliche erzählen kann