Der Kabinettskrieg ist ein Typus des Krieges in Europa, der die Epoche des Absolutismus, vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution bestimmte. In älteren Darstellungen reicht das Zeitalter der Kabinettskriege nur bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Kriege hatten eine begrenzte Zielsetzung und strebten eine weitgehende Schonung von Menschen und Sachwerten an.
Der Kabinettskrieg kann durch eine Vielzahl der folgenden Eigenschaften gekennzeichnet werden:
kleines stehendes Heer
meist adeliges Offizierskorps
zurückhaltende Kriegsführung
beschränkte Kriegsziele und häufig wechselnde Koalitionen zwischen den Kriegsparteien
Verrechtlichung und „Hegung“ des Krieges
Nichtbeteiligung der Öffentlichkeit.
Der Kabinettskrieg koexistierte stets mit kontrastierenden Erscheinungen; der Kleinkrieg (etwa der leichten Kavallerie) behielt stets ein wilderes Gepräge, und außerhalb Europas kannte man erst gar keine rechtliche oder zivilisatorische Beschränkung.
Begriffsgeschichte
Der Begriff spielt auf die Kabinettsregierung des Absolutismus an (vergleiche Kabinettsjustiz, Kabinetts-Ordre) und konnotiert insbesondere die „Geschäftsmäßigkeit“ und Begrenztheit des Krieges, die mit den Religionskriegen, die vorausgingen, und dem revolutionären Volkskrieg, der folgen sollte, einen denkwürdigen Kontrast bildet. Wenn Kabinettskrieg in einem weiteren Sinne gebraucht wird, so sind es diese Merkmale, zusammen mit der Nichtbeteiligung der Öffentlichkeit, die gemeint sind.
Die Bezeichnung hat ihren Ursprung darin, dass die meisten Kriege dieser Zeit, dem Zeitalter des Absolutismus und der Aufklärung, auf scheinbar rationalen und abgewogenen Entscheidungen der Herrscher und ihrer Berater im Kabinett beruhten. War noch der Dreißigjährige Krieg aufgrund von Religionsstreitigkeiten ausgebrochen und zuletzt durch wilde Plünderungen und marodierende Heere gekennzeichnet, so wurden die Kriege des 18. Jahrhunderts meist begrenzter und gezielter geführt.
Abgrenzung zu Religions- und modernen Kriegen
Dennoch verursachten auch diese Kriege enormes Leid bei der betroffenen Zivilbevölkerung, direkt aufgrund der Durchzüge der Heere, indirekt wegen der Rekrutierungen und der Steuereintreibung. Doch waren Gräuelszenen, wie sie die Religionskriege kennzeichneten, die Ausnahme. Der Normalfall war ein weitgehend „korrektes“ Verhalten.
Kabinettskriege wurden nur noch für begrenzte Ziele geführt, das prinzipielle Existenzrecht des Gegners wurde – auch dies anders als noch während der Religionskriege – nicht mehr bzw. noch nicht bestritten. Auch waren Allianzen zwischen ehemaligen Kriegsgegnern schnell möglich, wenn dies dem jeweiligen Souverän Vorteile versprach. Angebliche Erbfeindschaften der Völker, wie sie vielfach die Kriege des 19. und 20. Jahrhunderts prägten, waren im Zeitalter der Kabinettskriege nicht relevant.
http://de.wikipedia.org/wiki/Kabinettskrieg