Kaesereibe
Haben oder Sein?
Moinsen!
Seit einiger Zeit stellen sich mir bezüglich des TOR-Netzwerkes und der Zahlungsweise Bitcoins ein paar Fragen. Erst seit kurzem habe ich nun endlich mal die Funktionsweisen beider Phänomene halbwegs kapiert und vor allem Ersteres mal ein wenig durchstöbert - ja, ehrlich gesagt bin ich ein ziemlicher Tor-Neuling Neben dem Glanz der Anonymität durchs Onion Routing merkte ich dann doch recht schnell, dass das Prinzip dieses Unerkanntseins vor allem der internationalen Kriminalität in die Hände spielt - namentlich also des Waffen-, Drogen- und Pornohandels und den berühmten angeblichen Auftragsmördern. Bleibt man bei der Betrachtung dieser Tatsache zunächst auf der rein digitalen Ebene, scheint TOR erstmal wie das gelobte Land für den Handel mit verbotenen Gütern und Dienstleistungen - Verkäufer bleiben unbekannt, Käufer bleiben unerkannt.
Meine Überlegungen stoßen aber dort an ihre Grenzen, wo diese Tauschaktivitäten Schnittstellen zur Offline-Realität bedürfen. Verkäufer stellen (physische) Waren oder Dienstleistungen zur Verfügung und müssen sie den Käufern zukommen lassen. Nun gut, hier greifen mittels Postweg möglicherweise "klassische" Methoden, wie tote Briefkästen oder ähnliches, diese erscheinen mir allerdings noch unverhältnismäßig riskant - vor allem dann, wenn der Käufer dem Verkäufer eventuell persönliche Daten zukommen lässt, die für den Vollzug des Handels unabdingbar sind, aber gleichzeitig ggf. der Anonymität des Käufers schaden könnten.
Meine Fragen/Überlegungen lauten stellen sich explizit nun folgendermaßen dar:
Bei Tauschvorgängen am physischen Schwarzmarkt ist der Grad der Anonymität der Teilnehmer wohl wesentlich geringer, was die Möglichkeiten des Käufers erhöht, irgendwelche Schritte einzuleiten, die dazu führen, dass der Tausch doch noch wie vorab vereinbart durchgeführt wird oder er zumindest seinen bezahlten Betrag oder seine Tauschware zurückerhält. Im TOR-Netzwerk ist dies, soweit ich das verstanden habe, nicht möglich. Schutzmaßnahmen sind Treuhanddienstleister wie Escrow, aber damit hört es doch eigentlich auch schon wieder auf.
Nun also der Kern meiner Frage, die sich aus dem Hauptproblem ergibt: Ist die ökonomische Seite des Tor-Netzwerks (überwiegend) ein Geflecht aus Betrügern, dass davon lebt, dass irgendwelche Deppen Leichtgläubige deren Dienstleistungen für voll nehmen, auf klassische Vorkasse-Maschen reinfallen und keine Chance haben, ihre Kohle (Bitcoins) wieder zu bekommen?
Beispiel (das ich für das gängigste halte): A sucht sich in ernsten Absichten nen Auftragskiller im TOR-Netzwerk und nimmt mit ihm (B) Kontakt auf. A formuliert seine Wünsche aus, B seinen Preis. A zahlt Vorkasse, B sackt Kohle ein und meldet sich nie wieder.
Dafür spricht beispielsweise der Kommentar des Users "Sub" unter diesem Artikel. Ich selbst bin noch kein TOR-Fuchs und kann nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Aber wie sieht es mit euch aus? Erfahrungen aus erster Hand? Mutmaßungen? Lasst hören!
Update 1: Aus aktuellem Anlass sei auch auf diesen Thread im NGB verwiesen: "Tor Nutzer leichter zu enttarnen als gedacht".
Update 2: 2013-09-18: Hier ein weiterer Thread im NGB zum Thema Deepweb.
Seit einiger Zeit stellen sich mir bezüglich des TOR-Netzwerkes und der Zahlungsweise Bitcoins ein paar Fragen. Erst seit kurzem habe ich nun endlich mal die Funktionsweisen beider Phänomene halbwegs kapiert und vor allem Ersteres mal ein wenig durchstöbert - ja, ehrlich gesagt bin ich ein ziemlicher Tor-Neuling Neben dem Glanz der Anonymität durchs Onion Routing merkte ich dann doch recht schnell, dass das Prinzip dieses Unerkanntseins vor allem der internationalen Kriminalität in die Hände spielt - namentlich also des Waffen-, Drogen- und Pornohandels und den berühmten angeblichen Auftragsmördern. Bleibt man bei der Betrachtung dieser Tatsache zunächst auf der rein digitalen Ebene, scheint TOR erstmal wie das gelobte Land für den Handel mit verbotenen Gütern und Dienstleistungen - Verkäufer bleiben unbekannt, Käufer bleiben unerkannt.
Meine Überlegungen stoßen aber dort an ihre Grenzen, wo diese Tauschaktivitäten Schnittstellen zur Offline-Realität bedürfen. Verkäufer stellen (physische) Waren oder Dienstleistungen zur Verfügung und müssen sie den Käufern zukommen lassen. Nun gut, hier greifen mittels Postweg möglicherweise "klassische" Methoden, wie tote Briefkästen oder ähnliches, diese erscheinen mir allerdings noch unverhältnismäßig riskant - vor allem dann, wenn der Käufer dem Verkäufer eventuell persönliche Daten zukommen lässt, die für den Vollzug des Handels unabdingbar sind, aber gleichzeitig ggf. der Anonymität des Käufers schaden könnten.
Meine Fragen/Überlegungen lauten stellen sich explizit nun folgendermaßen dar:
- Ist eine weitreichend sichere Anonymität im TOR-Netzwerk rein technisch überhaupt gegeben? Zumindest die theoretische Möglichkeit, den Ursprung einer Verbindung durch die Überwachung mehrerer Exit-Nodes antizipieren zu können, besteht ja, soweit ich das begriffen habe. Aber ob sich so etwas praktisch umsetzen lässt? Oder gibt es gar andere Lücken?
- Wenn eine weitreichende Anonymität gegeben sein sollte, haben wir es hier nicht mit einem riesigen Austragungsort für quantitativ ungeahnt große Möglichkeiten ernstzunehmender (dabei meine ich, mal losgelöst davon dass es mir hier nicht primär um eine rechtliche oder moralische Beurteilung des TOR-Netzwerks geht, die wirklich üblen Sachen wie KiPo oder gar Auftragsmord) Kriminalität zu tun? Zahlen über die tatsächlichen Ausmaße illegaler Aktivitäten im sog. "Deep-Web" existieren ja nicht und zumindest über jene Auftragskiller-Sachen hab ich nun mehrmals gelesen, dass die durchweg Fake wären.
- Wenn Punkt 1 und 2 nun zutreffen liegt der Schluss nahe, dass sich TOR dem Zugriff und vlt. auch gar der Beobachtung durch Exekutivbehörden entzieht; praktisch liegt also ein Schwarzmarkt vor, bei dem die Kommunikation zwischen allen Beteiligten ausschließlich digital stattfindet.
- Die Folgen daraus dürften weitreichend sein: Staatliche, juristisch abgesicherte Kontroll- und Einspruchsorgane für einen erfolgreichen, beidseitig befriedigendem Tauschhandel entfallen. An deren Stelle müssen entweder alternative Kontrollmöglichkeiten oder, eher unwahrscheinlich, blindes Vertrauen treten.
- Am längere Hebel sitzen dabei - das scheint angesichts der vorangegangen Überlegungen plausibel und führt des übrigen zum Kern meiner Frage - der Verkäufer, oder an dieser Stelle nun besser gesagt - die sich als Anbieter digital beworbener und physisch vorhandener Güter oder ausführbarer Tätigkeiten ausgebende Person.
- Denkbares Hauptproblem: Käufer bezahlt im Voraus (schön anonym mit Bitcoins), Verkäufer liefert absichtlich nicht; betrügt. Dabei liegt übrigens auch die These nahe, dass nur ein geringer Bruchteil der im Deep-Web angebotenen Dienstleistungen zustande kommen.
Bei Tauschvorgängen am physischen Schwarzmarkt ist der Grad der Anonymität der Teilnehmer wohl wesentlich geringer, was die Möglichkeiten des Käufers erhöht, irgendwelche Schritte einzuleiten, die dazu führen, dass der Tausch doch noch wie vorab vereinbart durchgeführt wird oder er zumindest seinen bezahlten Betrag oder seine Tauschware zurückerhält. Im TOR-Netzwerk ist dies, soweit ich das verstanden habe, nicht möglich. Schutzmaßnahmen sind Treuhanddienstleister wie Escrow, aber damit hört es doch eigentlich auch schon wieder auf.
Nun also der Kern meiner Frage, die sich aus dem Hauptproblem ergibt: Ist die ökonomische Seite des Tor-Netzwerks (überwiegend) ein Geflecht aus Betrügern, dass davon lebt, dass irgendwelche Deppen Leichtgläubige deren Dienstleistungen für voll nehmen, auf klassische Vorkasse-Maschen reinfallen und keine Chance haben, ihre Kohle (Bitcoins) wieder zu bekommen?
Beispiel (das ich für das gängigste halte): A sucht sich in ernsten Absichten nen Auftragskiller im TOR-Netzwerk und nimmt mit ihm (B) Kontakt auf. A formuliert seine Wünsche aus, B seinen Preis. A zahlt Vorkasse, B sackt Kohle ein und meldet sich nie wieder.
Dafür spricht beispielsweise der Kommentar des Users "Sub" unter diesem Artikel. Ich selbst bin noch kein TOR-Fuchs und kann nicht aus eigener Erfahrung sprechen. Aber wie sieht es mit euch aus? Erfahrungen aus erster Hand? Mutmaßungen? Lasst hören!
Update 1: Aus aktuellem Anlass sei auch auf diesen Thread im NGB verwiesen: "Tor Nutzer leichter zu enttarnen als gedacht".
Update 2: 2013-09-18: Hier ein weiterer Thread im NGB zum Thema Deepweb.
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