Mäeutik bei persönlichen Kontakten

[Verbogen]

Ich erstelle nun meinen ersten Thread in diesem Forum, weil mich grade etwas beschäftigt und ich nicht so richtig weiß, wie ich mich zu entscheiden habe.

Ich habe mich dabei ertappt, bei meinen privaten Kontakten häufiger eine Art der Mäeutik anzuwenden, um ihnen Probleme klarzumachen oder ihnen zu zeigen, was an ihrem Verhalten falsch ist ( Wer nicht weiß, was Mäeutik ist -> http://de.wikipedia.org/wiki/Mäeutik ).
Nun frage ich mich jedoch, ob das vertretbar ist, sie so auf Bestimmtes hinzuweisen...oder ob es eine Art der Manipulation darstellt. Ich weiß selbst, dass ich nie ernst auf solche Fragen reagiere, weil ich keine Lust habe, dass jmd. denkt, dass er mich so billig von seiner Meinung überzeugen will. Noch komischer dann, dass ich es anwende und es funktioniert.
Also wie man sehen kann, ich habe da einen leichten Gewissenskonflikt.

Was denkt ihr, sollte ich damit fortfahren, weil es so gut funktioniert und ich auch nicht denke, den Leuten Falsches zu vermitteln oder sollte ich nach der Regel handeln, man solle gegenüber anderen auch nur so handeln, wie man selbst gerne behandelt werden möchte?

Und bitte erstellt keine Antworten, die nach dieser Fragentechnik aufgebaut sind.^^

 

[Beezle]

Dein Name ist wohl tatsächlich Programm. Du meinst also, du wärst klüger und besser als alle anderen. DU weißt zu beurteilen, das andere Probleme haben und meinst beurteilen zu können, welche. Ich nenne das selbstherrlich und selbstgerecht. Du manipulierst, versuchst es wenigstens. Es steht dir einfach nicht zu, jemanden zu diagnostizieren um dann unaufgefordert und ungefragt zu therapieren. Wenn du ein Typ wärst, würdest du denen einfach sagen, womit DU ein Problem mit ihnen hast.

 

[NoName1954]

Mäeutik? Ist es unanständig, steckt es an?

 

[alter_Bekannter]

@Beezle:

Du hast noch vergessen was er anderen sonst noch so unterstellt, zum Beispiel das sie es nicht merken würden wenn man sie so auf etwas hinweist. Man könnte natürlich auch sagen das war schon selbstverständlich im "über andere stellen" enthalten, aber ich halts für wichtig das noch mal zu erwähnen.

 

[Schwarzhut]

Nein Beezle, ich denke dass du den TS ziemlich falsch versteht, denn Mäeutik ist etwas Positives.

An den TS:

Sag den Menschen in deinem privaten Umfeld was falsch ist anstatt diese mit billiger "Manipulation" erst darauf aufmerksam zu machen. Wobei man das Vorgehen, so wie du es hier schilderst, nicht als Manipulation gelten lassen kann da die Manipulation anderer Menschen was ganz anderes ist.
Wenn ein anderer Mensch in deinen Augen etwas falsch gemacht hat, sei es durch Verhalten oder im Dialog, dann weise auch dementsprechend auf diesen Fehler hin. Denn die meisten Menschen - um nicht zu sagen alle - merken nicht was sie falsch gemacht haben. Menschen die man mit billigen Argumenten abspeisen kann sind entweder dämlich oder von Natur aus geistig eingeschränkt, eigentlich ist es dasselbe.

Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie schutzlos andere Menschen gegenüber geschickten Killerphrasen sind

 

[Pleitgengeier]

Ich selbst nutze das recht erfolgreich wenn ich Nachhilfe gebe, aber hier geht es wohl um eine andere Anwendung.

Es hängt wohl sehr vom Gesprächspartner ab wie sehr sich dieser auf diese Art manipulieren lässt...

 

[Mr_J]

@Pleitgengeier: Dito. Wenn man Leuten Wissen vermitteln will, dann muss man sie dazu animieren die richtigen Fragen zu stellen und die Antwort darauf zu erarbeiten. Das einfach hinklatschen von Wissen ist im Normalfall nur kurz nützlich.

MfG
Mr. J

 

[Verbogen]

Ach ja, noch zu ergänzen: Ich setze es nur bei leicht manipulierbaren und nicht sooo intelligenten Leuten ein.

Und ich hab mich eben auch gefragt, ob ich meine Ansicht über deren stellen darf... Nur mir schien das immer richtig so, wenn ich mir unsicher bin, sag ich das auch und versuche sie nicht zu überzeugen, also ich nehme das nun wirklich nicht für jede Kleinigkeit.

Was mir aber den Anstoß zum Nachdenken gab, war die Aussage meines Lehrers, Mäeutik sei eine altmodische Form, zu unterrichten und sei heutzutage verpöhnt...

@alter Bekannter: Die Leute haben nie negativ darauf reagiert, das ist es ja.

 

[UrinHolz]

Ich hab den Wiki Artikel gelesen, doch ganz verstanden habe ich den Begriff nicht. Könnte jemand ein Beispiel dazu liefern?

 

[Schulterfraktur]

Die Frage ist doch einfach, mit welchen Leuten du eigentlich Umgang haben willst.

Dein Verhalten entspricht eher Lehrer-Schüler Beziehung. Manipulation ist etwas anderes.

Aber mal ehrlich. Darauf werden sich nur Mitläufer einlassen. Oder man wird dich innerlich belächeln und den Kontakt mit dir einschränken.
Auf gleicher Augenhöhe diskutiert man oder streitet sich auch mal. Man versteckt sich nicht hinter Mäeutik.

Wenn diese Art der Unterhaltung aber deinem generellen Umgang entspricht
Schade. Ich möchte dann nicht mit dir befreundet sein.

 

[Verbogen]

@UrinHolz: Das ist, wenn du jemanden von etwas überzeugst, indem du ihn durch gezielte Fragen selbst zu dieser Einstellung bringst...kann man das so sagen?

@Schulterfraktur: Nein,eben nicht bei allen... Aber ja, würd es bei denen auch nicht uunbedingt als gleichgestellte Beziehung ansehen, aber ich weiß nicht. Es sind eben 2-3 Leute, mit denen ich übers Internet Kontakt habe und die mit mir eher schreiben, dass ich ihnen Ratschläge geben, sie mir, dass man sich austauscht...

--- [2013-12-15 15:41 CET] Automatisch zusammengeführter Beitrag ---

Wobei, ich muss ergänzen: Es waren mal noch 2 mehr. Aber ich musste den Kontakt zu denen abbrechen, weil der eine hat durch ein Gespräch mit mir so ungefähr seine komplette Weltanschauung geändert...oder sie zumindest überdacht. Der meinte vorher, alle Menschen seien schlecht und egoistisch und hatte einen unglaublichen Hass auf Menschen.
Den anderen habe ich dazu gebracht, noch das Abi zu machen und er ist unglaublich glücklich in seiner neuen Klasse und kriegt das auch gut hin.

Nur irgendwie ist mir das doch etwas unheimlich...

 

[Schulterfraktur]

Dann verstehe ich dein Problem nicht.

Mäeutik wird klassischerweise in der Psychologie angewandt.

Wenn du dich also als ihren Seelenklempner siehst und sie dich in dieser Position akzeptiert haben, wo besteht die Manipulation?
Es wird von dir erwartet ihnen zu helfen.

Allerdings würde ich mir in meinem privaten Umfeld keine solchen Beziehungen wünschen.

 

[Verbogen]

Ich weiß nicht, es kommt mir etwas falsch vor, so als würde ich die Menschen ausnutzen... hmmm

 

[Munro]

Das ist eine eher zurückhaltende Art und Weise, andere Menschen zu (Selbst-)Erkenntnis zu bringen, denn letztendlich stammt jede so gewonnene Erkenntnis vom Gefragten selbst. Der Fragende ist nur der Helfer bei der Geburt dieser Erkenntnis. Dem Gedanken liegt die Vorstellung Sokrates' und Platons zugrunde, dass jeder Mensch in der Prä-Existenz vollständiges Wissen der Ideen erlangt hat, dieses Wissen auch nach der Geburt in der Seele bleibt, aber in der körperlichen Existenz des Menschen nicht mehr erreichbar ist. Trotzdem steckt vollständiges Wissen der Ideen in jedem Menschen und kann mittels Mäeutik teils bewusst gemacht werden, nicht aber mittels anderer Lehrmethoden, die darauf abzielen, Erkenntnis von außen einzuflößen.

Weil wir heute nicht mehr annehmen, dass wir in einer Prä-Existenz Ideen schauen, verwenden wir andere Methoden zum Erkenntnisgewinn. Trotzdem kann die Mäeutik sinnvoll verwendet werden, und zwar dann, wenn die einzelnen zur Erkenntnis notwendigen Teile bereits im anderen Menschen vorliegen, bisher aber nur nicht (auf die richtige Weise) miteinander verknüpft wurden. So kann der Fragende den Gefragten beispielsweise auf Widersprüche in seinen Gedankenkonstrukten aufmerksam machen, auf kognitive Dissonanzen oder ihn eigene Argumente entwickeln lassen, die aus seinen eigenen Standpunkten heraus eine Konklusion ergeben, derer er sich bisher nicht bewusst war.

Solange sich niemand verarscht vorkommt, ist das völlig in Ordnung. Der Gefragte muss sich auch nicht unbedingt dessen bewusst sein, dass er gerade auf eine spezielle Art und Weise gefragt wird; wenn er am Ende dankbar für die so gewonnene Erkenntnis ist und es die Freundschaft nicht belastet oder ihr sogar förderlich ist: warum nicht?

PS: Wer wissen will, wie das in der (philosophischen) Praxis funktioniert, der lese ein paar Dialoge Platons.

 

[Verbogen]

Das mit dem Verknüpfen des Wissens... Auch wenn man immer wieder neue Erlebnisse auf Alte bezieht, kommen doch oft weitere Komponenten hinzu, die die Lage wieder ändern. Was, wenn man dann nicht alles Notwendige verknüpft und ein großer Gegenpol noch verborgen ist? Ich meine, ich habe einfach Angst, dass ich etwas falsch mache und die Leute davon Schaden tragen.
Natürlich, man muss es nicht annehmen

Zum Beispiel bei dem lieben Platon. Er hat die Menschen dazu gebracht, kritischer gegenüber wissenschaftlichen Erkenntnissen zu sein. Aber eine korrekte Version hatte er bei vielem nicht. Da kann man sich fragen, ob das überhaupt sinnvoll war. Einerseits ja, denn die Jugend hat sich dann vielleicht mit der Erforschung dessen beschäftigt. Andererseits ist es auch was, einem Menschen etwas, an das er glaubt, brüchig zu machen. Nicht jeder Mensch kann damit umgehen.

Das im vorletzten Absatz stimmt, dennoch muss ich das krtisch betrachten. Ich denke nicht, dass ich dem ganzen ohne Grund so skeptisch gegenüberstehe...Ja, ich bin skeptisch, da ich skeptisch bin. *g*

 

[Beezle]

Hey Verbogen, beinahe mag ich dich. Ich meine dich zu verstehen. Aber so sollen, so dürfen wir nicht sein. Niemand ist besser, wissender. Wir haben alle unsere Fehler. Und wir haben alle das Recht, das uns jemand die Wahrheit sagt.

@Schwarzhut Ich denke auch, Mäeutik ist im Grunde etwas gutes, für einen Therapeuten. Ansonsten, im richtigen Leben, ist es ziemlich verlogen, eher feige. Wir trauen uns nicht die Wahrheit zu sagen und flüchten uns darin die Leute in die vermeintlich richtige Richtung zu manipulieren. Das finde ich persönlich nicht gut. Aber das will nichts heißen.

Wenn jemand mit mir nicht zurecht kommt, dann soll er mir das ehrlich in die "Fresse kotzen". Damit kann ich etwas anfangen. Wenn ich merke, er will mich manipulieren, dann reagiere ich dementsprechend. Hmmm....ärgerlich. Oder so.

Verbogen! Trau dich. Sag was du denkst! Ich respektiere, dass du nicht weh tun willst.

 

[Verbogen]

Mh nein, wenn ich mit etwas von jemandem nicht zurecht komme, sag ich dem das schon, wenn es sein muss.
Bei der Mäeutik gings eher um Probleme mit anderen. Dass die nachvollziehen, wieso wer was tut. Weil oft gibt es ja einfach wilde Beleidigungen an den anderen. Oder jemand regt sich bei dem einen über etwas auf, was er selbst aber genauso getan hat.

"Verbogen! Trau dich. Sag was du denkst! Ich respektiere, dass du nicht weh tun willst. "

Nur weil das bei dir so ist, ist das noch laaange nicht bei jedem der Fall.

 

[Earl Hickey]

Ich weiß nicht, es kommt mir etwas falsch vor, so als würde ich die Menschen ausnutzen... hmmm

Das ist es nur, wenn du nicht Alle informationen zum Bilden der Meinung auswählst und gezielt darauf hinarbeitest eine Bestimmte Meinung zu erreichen. Dann ist es eine Manipulation.

Die s kann aber auch beim dozieren passieren, wenn du nur einseitige Informationen gibst.

Wichtig ist es zu wissen: Warum du das tust, aus "Liebe" zu diesen Menschen oder um sie so zu formen, damit du es in ihrer Gesellschaft einfacherer/angenehmer hast?!

 

[Schwarzhut]

Hm.

Musste erstmal nachdenken wie ich das schreibe.
Okay, ich sag's mal so.

Die Sprache kann eine mächtige sein wenn diese richtig und gezielt eingesetzt wird um, wie in dem Fall, andere Menschen zu eigenen Gunsten zu lenken (vermeide lieber das Wort "manipulieren"). Die meisten Menschen - um nicht zu sagen alle - unterschätzen die Macht von Worten. Wenn Worte in Sätzen in Form von einer unfairen Rhetorik und aggressiven Dialektik angewendet werden verknüpft mit der Deutung der Körpersprache der jeweiligen Person, dann steht einem selbst nichts im Wege seine Ziele zu erreichen. Interessant sind auch die Tipps von Tatjana Lackner - ebenso nicht zu verleugnen. Die Frau hat es drauf, das muss man ihr lassen.

Jedenfalls muss es jeder selbst mit seinem Gewissen vereinbaren die Menschen in seiner Umgebung für sich zu Nutze zu machen.

 

[Verbogen]

@Earl Hickey:
Nein, ich mache das nicht, damit ich es in deren Gesellschaft einfacher habe. Ich will die Menschen ja nicht verändern... Eher zum Denken anregen. Wie gesagt, ich mache das ja eher, dass sie nicht so sehr auf andere Personen losgehen, sondern sich auch da vergewissern, was die Person für ihr Handeln für Anhaltspunkte haben könnte.
Manchmal ufert das aber auch aus wie bei den beiden, zu denen ich keinen Kontakt mehr habe.

@Schwarzhut: Ich bin niemals aggressiv. Und Körpersprache übers Internet ist rel. schwer.

Das mit dem Gewissen ist ja gerade so die Sache.