So Leute, auch ich will mich am im P&G wagen
Mich hat es gewundert, dass darüber noch nichts hier geschrieben wurde, also fange ich einfach mal damit an. Ich war mir nur nicht ganz sicher, ob dieser Thread zum P&G gehört, oder doch eher zum zwischenmenschlichen
Die Debatte hätte eigentlich gar nicht auf NGB gehört. Aber gut, seis drum.
Das typische Familienbild der alten Zeit: Der Mann geht arbeiten, die Frau bleibt daheim und erzieht die Kinder. Das dieses Schema noch viele behalten wollen kann ich mir sehr gut denken (Selbst mein Vater zählt dazu, doch das ist ein anderes Thema). Das Jahrelang Frauen nicht gleich behandelt wurden ist mir auch klar. Doch langsam habe ich das Gefühl, dass diese Art und Weise der "Gleichberechtigung" zu große Ausmaßen annimmt.
Gleichberechtigung sollte absolut und uneingeschränkt sein. Was du kritisierst und da gebe ich dir recht, ist eine Wellenbewegung, die über das Maß der Gleichberechtigung hinaus geht. Diese Wellenbewegungen sind bei nahezu allen natürlichen und besonder bei gesellschaftlichen Entwicklungen zu sehen und ziehen sich häufig über Jahrhunderte durch die Geschichte. Um genauer zu sein, eine Übervorteilung die gleichzeitig von dem Bedürfnis nach peinlicher Genauigkeit begleitet wird, so dass wirklich jedes Korn 10 mal rum gedreht wird, um auch wirklich sicher zu sein, dass es nicht doch irgendwelche Tendenzen aufweisen könnte.
Ich meine, sehen wir und doch mal Stellenausschreibungen an, überall ist es nötig, jeden Berufstitel sowohl in Männlicher Form, als auch in Weiblicher Form darzustellen. Das sind so eine der Sache, wo ich mich einfach nur frage: WTF, warum das?
Auch auf meiner Arbeit kam dieses Problem in einer anderen Art auf. Ich habe eine Vorgesetz
in und sollte eine Excel Tabelle erstellen, in der unter anderem auch der Titel (Herr / Frau / Prof. etc) genannt werden sollte. Als ich diese fertig hatte, fügte ich drei Beispieldatensätze ein, einen Herr, eine Frau und einen Herr Dr. Das erste was meine Vorgesetzin sagte: "Sie wissen schon, dass es auch Frau Dr. gibt?". Das ich über diese Aussage leicht überrascht war kann man sich denken. Über weitere Sachen bzgl. Nennung in Männlicher und Weiblicher Form viel es mir vorallem im Studienbuch meiner Freundin auf. Diese musste in einem Fach ein spezielles Buch lesen bzgl. Kindererziehung und dort wurde
jeder Begriff der sich nur irgendwie auf ein Berufsbild etc. bezogen hat sowohl in Männlicher als auch Weiblicher Form abgedruckt. Ihr könnt euch vorstellen, wie Kirre meine bessere Hälfte wurde, wenn sie in einem Satz 2 mal Erzieher / Erzieherin las. Wenn sich sowas im ganzen Buch streckt, na dann gute Nacht
Das ist der Punkt, den ich oben als zweites angesprochen habe, diese an Lächerlichkeit grenzende Genauigkeit, mit der jedes Wort auf die Goldwage gelegt wir, um auch ja politisch korrekt zu sein.
Ich hoffe mich versteht hier keiner falsch, daher gleich: Ich finde es gut und richtig, dass man bspw. etwa bei Stellenausschreibungen explizit darauf hinweist, dass das Geschlecht keine Rolle spielt.
Ich sehe allerdings auch, dass man durch stete explizite Erwähnung beider Geschlechter oder durch gänzlich genderfreie Formulierungen unglaubliche Sprachverstümmelung betreibt.
Ich durfte beispielsweise selbst bei einer sehr überzeugten Dame erleben, dass jeder noch so kleine Sachverhalt, rein durch pseudo-korrekte Formulierung nahezu unverständlich wurde. Bei längeren Vorträgen, egal wie komplex der eigentliche Inhalt war, hat man selbst mit äußerster Konzentration kaum folgen können. "Wir, die Kolleginnen und Kollegen .. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ... bla-innen und bla ... ", da hast du nach dem 3. Satz nicht mehr gewusst, was im ersten gesagt wurde. Das ging allerdings nicht nur mir als Mann so, sondern auch Frauen, die sich diesen Schmarrn anhören durften, äußerten ausgiebig ihre Kritik. Gerade wenn es über Kneipengespräche hinaus geht und komplexere Texte auftreten ist eine genderfreie oder eine stets beide Geschlechter erwähnende Formulierung nicht nur unnötig sondern auch unnötig verkomplizierend. Noch schrecklicher finde ich allerdings das pseudo-randomisierte Mischen der Geschlechter, das bei einigen Einzug gefunden hat. "Der Mitarbeiter hat xy zu tun. Während die Mitarbeiterin dies erledigt, ist sie stets angehalten, Schutzkleidung zu tragen. Die Schutzkleidung findet der Mitarbeiter ..."
Ich muss sagen, dass ich hier die eingeschlechtliche, maskuline Formulierung vorziehe. Dies hat allerdings absolut nichts mit Sexismus und Unterdrückung der Frau zu tun, sondern mit schlichtem nacktem Pragmatismus. Die heutige Gesellschaft ist sowohl schreib- als auch lesefaul und mittlerweile kannst du froh sein, wenn ein Durchschnittsstudent noch in der Lage ist einfache Texte zu verstehen. Dann tut man niemandem einen Gefallen, wenn man Texte unnötig komplex und lang gestaltet, nur um möglichst politisch-korrekt zu sein. "Lehrer" ist eben kürzer als "Lehrerin oder Lehrer", besonders in einem Text, in dem diese Berufsbezeichnung 30x vorkommt.
Wenn ich persönlich "der Nutzer" oder sonstige maskuline Begriffe verwende, dann schließe ich in nahezu sämtlichen Fällen das weibliche Geschlecht mit ein. Ein NGB Nutzer ist für mich genauso eine Ruby, wie ein Kugelfisch, wenn ich den Alkoholikern in der Kneipe ein Bier ausgebe, dann dürfen sich die Damen gleichermaßen eingeladen fühlen, die die Herren. - Meine ich explizit nur das männliche Geschlecht, mache ich dies gewöhnlich auch explizit kenntlich, wenn sich dies nicht aus dem Zusammenhang ergibt, bei Ansprache einer "anonymen Masse".
Mich stört nicht, die Verwendung eines Geschlechts, auch wenn ich die maskuline Formulierung bei anonymen Empfängergruppen aus obigen Gründen bevorzuge. Gerne können Texte auch rein mit femininer Formulierung geschrieben werden: "Kundinnen haben beim Einkauf bla bla bla", da fühle ich mich als Mann nicht ausgeschlossen oder diskriminiert. Solange man sich auf ein Geschlecht und eine saubere Formulierung beschränkt, ist mir das gleich.
Was mich aber noch an diesem Thema stört (deshalb auch der Threadtitel) Ich hab immer und immer mehr das Gefühl, dass versucht wird die Männer zu unterdrücken. Versteht mich nicht falsch, ich bin jemand der für Gleichberechtigung steht. Eine Frau sollte bei einer Tätigkeit genau das selbe verdienen wie ein Mann, doch dann gibt es Sachen, die mich vor allem im öffentlichen Dienst etwas komisch vorkommen. Da fällt mir z. B. die "Gleichstellungsbeauftragtin" ein. Diese soll dafür Sorgen, dass Frauen und Männer gleich behandelt werden, bei Ausschreibungen eine entsprechende Quote eingehalten wird usw. Aber warum darf diese Beauftragtin nur weibliches Geschlecht sein und wieso haben nur Frauen ein Stimmrecht? Jeder Mitarbeiter darf sich natürlich an sie wenden, aber nur Frauen dürfen entscheiden wer das ist?
Wieso werden nicht zwei Beauftragte dafür dann vorgesehen, eine Frau und ein Mann?
Das ist eben die typische Pendelbewegung, ein einseitiges Ungleichgewicht sorgt in der Regel zunächst zu einem Ausschlag in die andere Richtung, bevor ein stabiles Gleichgewicht erreicht wird. Ich möchte niemandem unterstellen, dass dies böswillig gewollt oder bewusst ist. Ich möchte ebenfalls nicht sagen, dass es überall auftritt. Allerdings begegnet mir dieses Phänomen immer mal wieder.
Ich finde es beispielsweise amüsant, dass - organisiert von selbsternannten "Gleichstellungs-"/ "Frauenbeauftragten" - Kurse und Schulungen für Frauen kostenlos angeboten werden, während Männer für die gleichen Maßnahmen mehrere hunderte Euro zahlen dürfen. Ich bin aus Berufswegen häufiger auch mal an Hochschulen unterwegs, dort findet stolpert man eigentlich immer über solche Übervorteilungen.
Ich möchte wie gesagt niemandem Böswilligkeit, Absicht oder Kalkül unterstellen, zumindest nicht, solange er/ sie damit nicht öffentlich auftritt. Wobei ich durchaus sagen muss, dass mir bereits sowohl Damen, als auch Herren aufgefallen sind, die sich als die Krone der Schöpfung und absolut dominantes Geschlecht behandelt haben wollten. Egal ob es nun der Mann ist, der erwartet, dass ihn die Frau bekocht, während er mit einem Bier in der Hand, Eier schaukelnd vorm Fernsehn liegt oder ob es eine Frau ist, die sich zurück lehnt und für alles zu schwach und zu zart ist, was auch nur im geringsten nach Arbeit aussieht, aber überall bestimmend und mit 200% Stimmgewicht sämtliche Entscheidungen kontrollierend über allem thront. - Wer sich dementsprechend verhält, ist bei mir unten durch.
Ich denke schlicht: Mit gleichen Rechten kommen gleiche Pflichten. Jeder sollte bereit sein, ein wenig ab- und zu- zu geben.
Die "Frauenquote" hat im Endeffekt absolut nichts mit Gleichberechtigung zu tun.
Gleichberechtigung ist: Frau und Mann bewerben sich auf eine Stelle, wer immer von beiden die bessere Qualifikation vorweisen kann, bekommt die Stelle.
Frauenquote bedeutet: Frau und Mann bewerben sich auf eine Stelle, vollkommen egal, ob die Frau die Stellenanforderungen erfüllt oder ob sie besser oder schlechter geeignet ist, wenn du jemanden einstellst, muss es die Frau sein.
Eigentlich wollte ich hier noch ein paar Worte zu meinem persönlichen Verhalten Frauen gegenüber schreiben, insbesondere in wie fern ich versuche Gleichberechtigung zu leben, womit ich mir schwer tue usw. Allerdings plaudere ich wie immer nur sehr ungerne über persönliche Dinge.
Übrigens finde ich Emma Watsons Rede über Gleichberechtigung sehr treffend. Trotzdem sie als "Feministin" dargestellt wird und dieser Begriff häufig eher negativ belastet ist, ist sie für tatsächliche Gleichberechtigung der Geschlechter. Sie erkennt treffend das Problem, dass es nicht nur die Frauen sind, die in eine Rolle gedrückt werden, sondern gleichermaßen Männer in eben ihre Rolle gedrückt werden. Gleichberechtigung ist dann erreicht, wenn man nicht mehr daran denken, jedem gleiches Recht zukommen lassen zu müssen, sondern intuitiv jeder gleiche Rechte (und Pflichten) genießt.