Folgendes ist nicht meine Meinung, um ehrlich zu sein, bin ich mit der Meinungsbildung noch nicht fertig.
Aber man sagt ja, oft kommt man von den Drogen erst weg, wenn man ganz unten angekommen ist.
Weil erst dann der Leidensdruck stark genug ist, um gegen den Suchtdruck anzukommen.
Das war zum Beispiel bei der schon erwähnten Dame ein Problem, weil sie durch ihre speziellen Eigenschaften immer relativ(!) gut mit den Drogen Leben konnte.
Sie konnte arbeiten, man sah ihr den Konsum auch nicht an und als wir zum ersten Mal zusammen wegen Hilfe zu einer Drogenberatung gingen, wurde erst nicht geglaubt, dass sie überhaupt auf Shore ist und dann wurde das Substitut am ersten Tag auch viel zu niedrig dosiert angesetzt, weil man dachte, bei ihrem Erscheinungsbild kann sie nicht so starke Konsumentin sein.
So war ihr Wille, von dem Scheiß runter zu kommen auch immer nur dann ziemlich stark, wenn es ihr dann doch mal wieder relativ schlecht ging.
Ich war zu Beginn ziemlich Co-Abhängig, hab mich viel zu sehr ihrer angenommen und damit anfangs natürlich auch viel Falsch gemacht.
Denn, in ihren klaren Momenten, ob mit oder ohne H, war ihr klar, dass sie die Abhängigkeit eben eigentlich doch nicht wollte.
Dann kam aber der Suchtdruck, sie wusste, es geht ja auch mit dem Zeug irgendwie und die Widerstandskraft war sehr gering.
Der Alltag funktionierte also einigermaßen, Gesundheitlich war damals auch noch alles zumindest im gelben Bereich, trotzdem war sie ein anderer Mensch.
Eben ein Mensch, dessen komplettes Leben sich um die Droge drehte, auch, wenn das Leben nach außen relativ normal und geregelt wirkte und sogar war.
Aber eben nach den Regeln der Abhängigkeit.
Ich bin mir deshalb nicht so sicher, ob es wirklich so gut ist, das Zeug abzugeben und damit die Abhängigkeit ganz einfach zu verlängern.
Andererseits kenne ich durch die Erfahrungen, die ich dann in der Szene mit der Zeit gemacht habe, auch genug Beispiele, wo es den Leuten wirklich so dreckig ging, dass ich eben am Zweifeln bin, ob eine kontrollierte Abgabe nicht doch auch eine Lösung sein kann.
Aber selbst diese Leute meinten, wenn sie nicht gerade akut berauscht waren, dass sie die Abhängigkeit selbst eigentlich mehr hassen, als alles andere.
Schwieriges Thema und ich hab da für mich noch keine Antwort gefunden.