• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Deutschland & die Welt - Realität, Chancen, Risiken, Einflussnahmen

FrostAgent

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Moin,

wie startet man in einen Sonntagmorgen? Über zwei Stunden mit einem Kumpel über die Demokratie in der Deutschland und der Welt zu diskutieren, die vermeintlichen Fehler in unserem System und den Möglichkeiten daran selbst etwas ändern zu können, ohne ausschließlich zu reden, sich darüber zu beschweren, aufzuregen und 'nur' nachzudenken.

Ich dachte, dass man diese Diskussion hier ebenfalls führen könnte, weiterführen könnte, um auf andere Ansätze und Sichtweisen aufmerksam zu werden und vielleicht eigene Denkfehler erblicken zu können. Ich hoffe es nicht zu allgemein gehalten, da es teilweise um die Gesellschaft als Gesamtheit geht und es vielleicht nicht spezifisch genug ist. Ich werde mich hauptsächlich auf Deutschland beziehen, da die Ausmaße sonst zu groß würden und Deutschland uns nun mal fast alle hier im Board betrifft.

Beim Threadtitel bin ich mir noch etwas unschlüssig, Verbesserungsvorschläge werden vielleicht toleriert.


Viele Menschen beschweren sich über die Politik. Viele Menschen jammern über die Politik. Viele Menschen behaupten, dass die dort oben sowieso machen würden was sie wollen, auf das Volk einen Scheiß geben und sich am Ende des Tages sowieso selbst am nächsten sind. Ebenso würde wohl fast jeder behaupten, dass einiges falsch läuft in Deutschland und auf der Welt.


Effektiv etwas verändern können und wollen scheinbar die wenigsten. Wir reden und reden und machen uns unserer Fehler und die der Politik bewusst, ohne wirklich zu den Wurzeln aller Ursachen durchdringen zu können. Wir kratzen allenfalls an der staubigen Erde und schaufeln uns mögliche Löcher gegenseitig wieder zu.

Ich möchte mich hier selbst gar nicht herausnehmen. Ich bin in meinem Umfeld immer gerne ein großer Erzähler, bewege dennoch nichts effektiv und versuche lediglich meine Mitmenschen ein wenig zum Nachdenken zu animieren und sich ihr und ihrer Umwelt bewusst zu werden.

Besonders dieses Bewusstsein ist wohl eines der größten Kernprobleme, denn je mehr wir uns und unserer Handlungen bewusst sind, desto größer sind die Konsequenzen die wir für unser Handeln zu tragen haben. Unwissenheit schützt natürlich genauso wenig vor einer Strafe.

Wir scheitern scheinbar oftmals gar nicht daran, die Welt zum Guten zu bewegen, sondern bereits daran, überhaupt effektiv etwas zu versuchen und umzusetzen. Das gilt selbstverständlich nicht für alle, aber es verfestigt sich in mir immer mehr der Eindruck, dass es sehr vielen Menschen ähnlich geht, da wir sonst unter einer anderen politischen Führung leben würden.

Jedenfalls erhält man immer wieder Zustimmung, wenn man davon spricht, dass dies und jenes alles andere als ideal abläuft.
Ein anderer Ansatz könnte natürlich sein, dass er der breiten Masse schlichtweg egal ist, sie es gar nicht weiter interessiert und sich am Ende doch lieber selbst am nächsten sind. Die Frage ist, ob eine solche Einstellung einem gesunden Menschenverstand nicht sogar widerspricht. Natürlich ist das immer eine Sache der Definition der Begrifflichkeiten.

Die breite Masse der Gesellschaft scheint nicht genug Interesse, nicht genug Zuversicht, nicht genug Visionen zu besitzen, für eine bessere Politik. Für ein besseres Deutschland. Für eine bessere Welt und im Endeffekt für ein besseres eigenes Leben, der Kinder und der Enkel und Urenkel. Ich drücke das jetzt bewusst etwas überspitzt aus.

Sollte dem wirklich so sein, sind meine Annahmen vielleicht grundsätzlich falsch und ich projiziere meine persönlichen Erfahrungen und die meiner direkten Mitmenschen zu sehr auf die Masse.

Das Volk erhält immer genau die Regierung, die es verdient. Das Volk ist lethargisch, unmotiviert, fernab von Kreativität und Visionen und eine ebenwürdige Regierung erhält es. Ein austauschbares Pack, dass sich immer nach der Masse richtet, nicht negativ auffallen möchte und lieber auf altbewährte, bereits gepflasterte Wege zurückgreift. Man gibt sich zu schnell zufrieden und im Zweifel bringt man das Dritte-Welt-Argument.

Demut ist natürlich unabdingbar und verdammt wichtig, dennoch gewähren wir durch zu viel Demut und Desinteresse dem Übel freien Lauf, denn es könnte uns schlimmer gehen. Das sollte aber nicht der Ansatz und das Bestreben sein. Ich denke, dass es angebrachter wäre, nach oben zu schauen, wie es uns gehen könnte und wie es eventuell unseren Mitmenschen und der Umwelt gehen könnte, gehen sollte.

Wir haben regelmäßig die Möglichkeit zur Wahlurne zu gehen. Wirkliche Veränderungen sind aber kaum erkenntlich, es scheint, als gleiche ein Ei von Politiker dem anderen, lediglich Namen und Maserung der Schale scheinen sich zu verändern. Es scheint mir, als fehlen die waschechten Idealisten, die für ihre Werte einstehen, die notwendige Kompetenzen besitzen. Bei Bedarf mal den Mund aufmachen und sagen was Phase ist und nicht ewig um den heißen Brei herum debattieren, ohne nennenswerte Ergebnisse.
Einfach mal anpacken und machen. Das sagt sich natürlich sehr leicht. Es gibt logischerweise noch viele weitere, kleinere Zahnräder und Mechanismen, die nicht immer einem sofortigen Anpacken und Machen zulaufend sind, aber es geht mir hierbei eher ein wenig um das grundsätzliche Prinzip. Ich hoffe, dass lässt sich korrekt nachvollziehen.

Die Bundestagswahlen scheinen mittlerweile einer vierjährigen Ministerrochade gleich zu kommen.

Wie können wir etwas verändern und können wir überhaupt etwas verändern?

Priorität scheinen nicht Werte und Ideale zu sein, sondern Geld, Beziehungen und möglichst große Spielräume im Bestreben der eigenen Werte und Ideale.

Die Hürde für einen Idealisten aus einfachen, eher ärmeren Verhältnissen scheint unverhältnismäßig hoch, im Vergleich zu einem wendigen Idealisten aus einer Akademikerfamilie mit weitreichenden Beziehungen. Fängt es nicht bereits dort an, Mut und Hoffnung zu verlieren?

In einem System, in dem scheinbar alle Menschen gleich sein sollen, sind die einen doch ein wenig gleicher. Es gibt natürlich immer wieder Ausnahmen von der Regel, aber wann gab es denn wirklich echte Idealisten, die für die Menschen einstanden und eben ihrem gesunden Menschenverstand folgten an der Macht? Gab es sowas überhaupt, kann es sowas überhaupt geben?

Letzten Endes lässt sich wohl zusammenfassen, dass die wichtigsten Aspekte des Lebens und Daseins scheinbar irgendwo auf dem Weg verlorengegangen sind. Es scheint (noch?) nicht begriffen worden zu sein, dass wir alle auf dem gleichen Planeten leben, miteinander auskommen sollten und müssen und wir im Prinzip alle recht ähnliche Ziele verfolgen. Das Verständnis, diese Ziele nicht auf fremder Kosten auszuleben und zu verfolgen scheint einfach nicht gewünscht zu sein, da es nicht von Nöten scheint. Spätestens in langfristiger Zukunft wird sich dies sicherlich rächen und dann ist das Geschrei groß, aber die Verantwortlichen werden lange nicht mehr unter den Schreienden verweilen.

Wir schieben unsere Probleme von A nach B. Wir räumen nicht auf, wir verfrachten unsere Sache vom Tisch auf die Kommode, von der Kommode in den Schrank. Irgendwann ist der Schrank voll. Irgendwann kein Platz mehr auf der Kommode. Selbst der Tisch wird nicht unendlich Stauraum aufweisen können, aber das ist nicht unser Problem. Wir gehen lieber den schnellen und einfachen Weg.

Wir können es nicht anders, wir wollen es nicht anders, wir haben es nicht anders verdient und selbst wenn, wissen wir nicht, wie wir es verändern können.

Am Ende des Tages ist wohl dies einfach die bequemste Möglichkeit, einfach einen Scheiß darauf zu geben, sich nicht opfern zu müssen und sich als geringeres Übel lediglich nur regelmäßíg über den ganzen Mist aufregen

Ich weiß nicht genau, woher dieses sinnesgemäße Zitat stammt, halte es dennoch für passend:
Es gibt nur zwei Arten von Menschen, die Schwätzer und die Macher. Die meisten sind bloß Schwätzer, die können nichts als labern. Doch wenn alles gesagt ist, dann sind es die Macher, die unsere Welt verändern und wenn sie dies tun, dann verändern sich auch uns. Die Frage ist auf welche Seite wir uns stellen möchten, auf die der Schwätzer oder auf die, die etwas anpacken und verändern möchten, die der Macher.

Hier werfe ich auch gerne noch die Frage in den Raum, wo fängt Schwätzen an, hört es auf und wo beginnt das Machen.


Vielleicht nehme ich Dinge wie Moral und Ethik auch einfach zu ernst und habe zu romantische Wunschvorstellungen vom Leben und der Welt. Ich hoffe nicht.


viel Liebe.
 

Munro

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Ich teile deine Unterscheidung des Ideals vom falschen Ideal und auch dein Kriterium dazu: Die Frage, ob das Ideal dem Menschen tatsächlich oder nur scheinbar dient. Alles andere widerspräche der eigentlichen Bedeutung des Wortes. Zu der Unterscheidung ist notwendig zu wissen, nach was der Mensch strebt, und ferner, welche psychologischen Zwänge ihn von seinem eigentlichen Ziel abbringen. Irren ist menschlich, auch in Bezug auf seine Ideale, und niemand sollte sich frei wähnen von solchen Irrungen. Deswegen ist es auch nicht überheblich zu sagen, dass der Mensch auf der Suche nach gesellschaftlichen Idealen und persönlichen Zielen oft daneben liegt und gegen sein eigentliches Interesse arbeitet, in der festen Überzeugung, er täte das Gegenteil.

Das Ergebnis ist ein Pseudo-Egoismus: Der Mensch glaubt, egoistisch zu handeln, schadet sich aber nur selbst. Nicht zu verwechseln mit den von Adam Smith postulierten gesellschaftlich nützlichen Auswirkungen egoistischen Handels am Markt. Das gewöhnlichste Beispiel ist der Fehlkauf bei der Schnäppchenjagt, wenn sich das billig ergatterte Stück doch als völlig nutzlos herausstellt, weil es seine Funktion nicht erwartungsgemäß erfüllt. Ebenfalls jedem bekannt ist der Ärger über den Erwerb von Gütern, die sich in Bezug auf das eigene Leben als unbrauchbar oder gar hemmend herausstellen. Wir kaufen uns bewusst oder unbewusst ein materielles Gut, um uns ein immaterielles Gut zu verschaffen oder zu ermöglichen; aber das scheitert oft genug. Wir lernen daraus nicht, sondern kaufen uns stattdessen aus Frust das nächste, von dem wir uns dasselbe versprechen. Wir glauben dabei vermutlich, egoistisch zu handeln, oder wenigstens in unserer eigenen Sache. Tatsächlich sind wir einfach nur dumm.

Das ist also der Mensch der heutigen Gesellschaft. Und von ihm erwartest du mehr Umsicht in allgemeinen Fragen des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens? Wenn wir nicht einmal verstehen, wozu nicht lebensnotwendige materielle Güter überhaupt geeignet sind und wozu nicht? Also ganz alltägliche Dinge, ganz gewöhnliche Erfahrungen - aus denen lernen wir nicht; aber zum übernächsten Schritt, den erwartest du, dass wir gehen können?

Der Unterschied zwischen sinnlosem Schwätzen und sinnvollem Tätigsein ist folgender: Wer schwätzt, wiederholt Allgemeinplätze und fertige Gedanken, ob er sich dessen bewusst ist oder nicht. Er sondert ab, was er zuvor aufgenommen hat, in derselben Art, wie er es aufgenommen hat. Im Ergebnis werden die in der Gesellschaft und Öffentlichkeit vorherrschende Gedankengänge wiederholt und somit verfestigt. Das ist durchaus vereinbar mit gegensätzlichen Meinungen, wie sie beispielsweise von Politikern im Fernsehen gegeneinander ausgespielt werden. In dieser Situation ist keiner aus sich heraus tätig, deswegen langweilen diese sogenannten Diskussionen auch jeden 12-Jährigen, egal wie politisch interessiert er ist. Tätigsein bedeutet hingegen, etwas Neues zu erschaffen. Das können völlig neue Gedanken sein, die Verbindung zweier aufgenommener Gedanken zu einem Neuen, und natürlich auch die Arbeit aus sich selbst heraus und nicht zu fremdbestimmten Zwecken auf fremdbestimmte Weise.

Etwas nur zu tun bedeutet, es innerhalb der vorgegebenen Denkweise und aufgrund dieser Denkweise zu tun. Aber es ist gerade diese Denkweise, die du ändern möchtest. Deswegen genügt der Ruf nach Machern nicht.

Auch sehe ich keine grundsätzlichen Probleme der deutschen Demokratie: Politik ist ein Abbild der vorherrschenden Denkweise, der vorherrschenden Ziele. Meiner Ansicht nach setzt sie diese mit derselben Unfähigkeit, Widersprüchlichkeit und Falschheit in die Tat um, wie jeder einzelne Deutsche es in seinem eigenen Leben tut. Auch die Öffentlichkeit ist nur eine Kopie dessen. Doch muss sowohl jedes politische Vorhaben als auch jeder Politiker sich vor dieser Öffentlichkeit rechtfertigen. Und das gelingt ihnen, denn die Denkweise aller Beteiligten ist dieselbe. Die Bürger wehren sich ebenfalls nicht - wogegen denn auch? Sie sind ja derselben Ansicht.

Jeder Revolutionär muss bei sich selbst beginnen, mit seinen Freunden fortfahren und schließlich anziehend genug sein, auch ferne Bekannte zu überzeugen und schließlich die Mehrheit der Bürger. Je mehr ihm das gelingt, sowohl qualitativ als auch quantitativ, desto mehr ändert sich die Öffentlichkeit, desto häufiger gelangen andere Charaktere in die Politik und an entscheidende Schaltstellen der Gesellschaft. Die verbliebenen müssen sich letztendlich vor einer neuen Öffentlichkeit rechtfertigen.

Davon ist jede Gegenbewegung zur Gegenwartsideologie noch weit entfernt. Es mangelt an Anziehungskraft und Vorbildern. Und es mangelt an der Einsicht, dass jede grundlegende gesellschaftliche Entwicklung sich über Jahrzehnte streckt und erst ganz am Ende sich Erfolge zeigen.
 
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FrostAgent

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  • #3
Demnach scheint der Mensch doch bereits zum Scheitern verurteilt. Zumindest vorerst. Man muss darauf hoffen, dass die Menschen sich lange genug über Wasser halten und sich nicht selbst den Gar ausmachen, bis sie die notwendige Einsicht und das Wissen erlangt haben. Sei es durch geistige Evolution oder weitere überflüssige Kriege.

Der Mensch ist dumm, das ist ein ziemlich simples und scheinbar ziemlich offensichtliches Argument zugleich, aber schneidet man sich mit dieser Ansicht denn nicht ins eigene Fleisch? Die Erwartungen zurückzuschrauben beugt natürlich Enttäuschungen vor, sollte man doch aber nicht eher vom bestmöglichen Zustand ausgehen? Ganz nach dem Motto: Ich habe gerade diese Gedanken, wenn ich das kann, dann können das auch andere Menschen und durch Austausch und Gesprächen mit Freunden und Bekannten kann ich dies für meinen Teil durchaus bestätigen. Vielleicht nicht jeder Mensch, aber jeder der eine vermeintlich gesunde geistige Reife und Ansicht besitzt.

Ein Mensch mag überflüssige Güter kaufen und diesen Fehler immer wieder begehen, aber schließen sich denn dadurch gesunde Vorstellungen von Moral und der generellen Sicht auf die Dinge denn aus?
Vermutlich schon, weil er in diesem Fall erst einmal sich selbst an die erste Stelle positioniert und nur seine eigenen vermeintlichen Nutzen sieht. Jetzt habe ich mir die Frage hoffentlich nicht selbst beantwortet, das wäre eine ziemlich blöde Antwort.


Hinsichtlich der Demokratie stimme ich dir definitiv zu, eine andere Denkweise würde die Menschen aller Voraussicht nach zu einem anderen Handeln bewegen und dadurch eine andere Politik ermöglichen. Stichwort jeder erhält das was er verdient. Es geht uns vermutlich einfach zu gut, um die Augen öffnen zu können und um es überhaupt zu wollen. Man sieht zwar zu wie der Kelch weitergereicht wird, denkt aber nicht darüber nach, dass er irgendwann seine Runde gedreht haben und zurückkehren wird.

Ich frage mich, ob dies nicht ein unendlicher Kreislauf ist. Die Denkweise ändert sich scheinbar nicht, wenn überhaupt minimal und durch die Tatsache, dass sich dies in der Politik widerspiegelt ändert sich dort ebenfalls nur minimal etwas. Ein Punkt den man aufgreifen könnte, der mir als logisch erscheinen würde, wäre die Bildung. Im Idealfall im Kindsalter, sei es Kindergarten oder Schule oder bei Bedarf im Erwachsenenalter, was erheblich schwieriger werden dürfte.

In jungen Jahren ist ein Mensch bekanntlich deutlich einfacher zu formen, was im Umkehrschluss und in Bezug auf unsere Denkweise und Politik bedeutet, dass wir uns bereits die nächste Generation an idiotischen Egoisten heranzüchten. Ohne Revolution oder übernatürliches Ereignis scheinen wir aus dieser Spirale doch dann niemals herauszukommen.

Man kann natürlich warten, bis der Kelch wieder da ist, allerdings ist die Befürchtung sicher nicht vollends aus der Luft gegriffen, wenn man behauptet, dass es dann möglicherweise bereits zu spät ist.
 

BurnerR

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Wir haben regelmäßig die Möglichkeit zur Wahlurne zu gehen. Wirkliche Veränderungen sind aber kaum erkenntlich, es scheint, als gleiche ein Ei von Politiker dem anderen, lediglich Namen und Maserung der Schale scheinen sich zu verändern.
Das gilt nur, wenn man komplett 'Normalbürger' ist mit klassischen unproblematischen Bürojob, einem typischen Hobby plus TV und PC.
Wenn du im sozialen oder kulturellen Bereich arbeitest kann es sein das du nach einer Wahl deinen Job los wirst weil z.B. Geld für mehr Lehrer ja auch irgendwo herkommen muss.
Oder wenn dein nächstes Forschungsprojekt nicht bewilligt wird, weil die entsprechenden Geldtöpfe auf 20% reduziert werden.
Oder wenn du im Bereich regenerative Energien arbeitest und der Sektor in D komplett einbricht weil der Support durch die Regierung auf einmal weg ist.
oderoderoder

Wahr ist: Durch die Wahlen explodiert nicht dein Fernseher. Der Computer geht davon auch nicht kaputt. Die Muckibude nebenan wirds danach auch noch geben. Daran machen die meisten Menschen "ist doch eh egal" fest.


Ich sag mal absichtlich provokant: Wenn es für dich keinen Unterschied macht wer gewählt wird bist du bereits Teil des Problems als allgemeinkonformer Bürger, der auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner lebt.
 

FrostAgent

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  • #5
Ändert sich in diesen Bereichen denn wirklich etwas? Ändert sich etwas zum Positiven, wenn ich anders wähle? Wie kann ich mich denn überhaupt für die richtige Partei entscheiden? Es werden immer Versprechungen gemacht und Gelogen, dass die Baken biegen, wie soll ich dort denn überhaupt noch auf die Worte vertrauen?

Die Wahl macht für mich insofern keinen Unterschied, wenn man sich lediglich zwischen den großen etablierten Parteien entscheidet. Die sind einfach viel zu doppelzüngig und flexibel. Mir fehlen dort einfach Ideale. Es wird nicht danach gegangen wofür man steht, sondern wie man Wähler zur Urne bekommt und am Ende des Tages entscheidet man trotzdem selbst- und wirtschaftsgerecht.

Der soziale Bereich ist doch ein super Beispiel. Das ist doch im Grunde einer der wichtigsten Sektoren überhaupt. Das sollte man zumindest meinen. Trotzdem verdienen die Menschen dort einen Scheiß, haben viel zu viel Arbeit und ständig den Druck der Wirtschaft im Nacken und können ihren Berufen oft gar nicht so nachgehen, wie sie es eigentlich müssten, möchten und sollten.

Als vermeintlich normaldenkender Mensch geht sowas halt nicht in meinen Kopf. Vielleicht habe ich es noch nicht vollends begriffen, dass nur das Geld zählt und der eigene Vorteil und alles andere scheißegal ist. Um ehrlich zu sein möchte ich das aber auch nicht begreifen, sollte das wirklich die Realität sein. Das kanns doch echt nicht sein.

Ich möchte niemandem meine Ideale und mein Weltbild aufzwängen, ich möchte, dass jeder nach seinen eigenen Idealen und Moralvorstellungen lebt und diese nach Möglichkeit stets, zumindest ein wenig, kritisiert und hinterfragt. Ich glaube, dass uns das schon ein gutes Stück vorwärtsbringen könnte.
 

Pleitgengeier

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Ich war mir nicht so recht sicher, in welchen der vielen Threads zu betroffenen Themen das passt...
Ein sehr interessantes Interview, noch vor wenigen Jahren hätte man so etwas als Verschwörungstheorie abgetan (obwohl von einem Politiker).
Aber nach der Snowden-Affäre, der berühmten Anstalt-Folge über beeinflusste Zeitungen, dem Ukraine-Konflikt und der Antwort von Politik und Medien auf all das...
»Es gibt ein NATO-Netzwerk in den deutschen Medien«
Gespräch mit Willy Wimmer. Über die geopolitischen Interessen der USA in Europa, über Helmut Kohl und den Angriff auf die parlamentarische Demokratie
http://web.archive.org/web/20140916125458/http://www.jungewelt.de/2014/09-13/007.php (Auf web.archive wegen Paywall)

Willy Wimmer gehörte 33 Jahre dem Bundestag an. Zwischen 1985 und 1992 war er erst verteidigungspolitischer Sprecher der CDU/CSU und dann Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium. Von 1994 bis 2000 war er Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE).
 

Malfunctioning Eddie

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@Pleitgengeier:
alles Verschwörung, Deutsche Politiker sind unfehlbar,
Herr Wimmer hat das nur vergessen weil er nun keine deutsche Politiker Lichtgestalt mehr ist und damit natürlich fehlbar.
 

FrostAgent

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  • #8
Nein, weil man Karriere machen will. Gar nicht wenige Kollegen haben mir gesagt: »Ich bin eigentlich deiner Meinung, aber ich kann nur mit Hilfe der Liste zurück in den Bundestag kommen.«

Das ist jetzt natürlich nur die Aussage eines ehemaligen Politikers, aber überraschend ist das absolut nicht. Den einstigen Idealismus und den Drang etwas zu verändern oder zu verbessern legt man doch spätestens mit Ankunft im Bundestag endgültig ab, wenn man ihn bis dahin nicht sowieso schon komplett verloren hat.

Zum Kotzen. Das sind doch wirklich Sachen, die eigentlich viel größere Runden machen müssten, um wirklich mal mehr Leute zu erreichen, um die richtigen Leute zu erreichen, um Menschen zu aktiveren.
 

Kokser

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Bisschen weit gefasstes Thema. Interpretierbar sind Entwicklungen immer aus unterschiedlichen Richtungen. Als Psychologe achtet man auf Geisteszustände. Als Arzt schaust du auf medizinische Gebrechen. Als Ökonom guckst du auf wirtschaftliche Entwicklungen. Als Soziologe analysierst du gesellschaftliche Entwicklungen.
Wichtig ist immer aus welcher Perspektive Thematiken betrachtet werden. Und dementsprechend gibt es immer auch blinde Flecken. Nun gibt es Trends zu systemischeren Betrachtungen, etwa die Wirtschaftsethik, die die verschiedenen Bereich zueinander in Beziehung setzen. Ein lohnenswerter Ansatz, aber auf Grund der zunehmend komplexen Datenlagen und der individuellen Schlussfolgerungsmöglichkeiten hast du wieder ein enormes Konfliktpotential unter Vertretern und Gegnern neuer Thesen, die ausdiskutiert werden. Schlussendlich setzt sich immer eine Denkweise, zumindest zeitweise, durch bis die nächsten Probleme sichtbar werden und neue Lösungen erarbeitet werden.
Hinzu kommen die extrem unterschiedlichen Interessenlagen einer derart pluralisierten Gesellschaft. Es ist schwierig bis unmöglich das auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.

Ein Beispiel?
Soja. Betrachte die Diskurse dazu.
Sojaanbau vernichtet den Regenwald. -> Ökologische Perspektive einer Wohlstandsgesellschaft.
Sojaanbau schafft Arbeitsplätze in Brasilien. -> mikroökonomische Perspektive der Bevölkerung vor Ort
Soja ist in großen Mengen ungesund -> Ärzteperspektive
Soja wird zu 98% als Tierfutter verwendet -> Veganer/Vegetarierkritik
Nur (für den Menschen unverwertbare) Sojaschnitzel werden zum Großteil verfüttert, Effiziente Verwertung -> Fleischesser
Sojaschnitzel werden zur effektiven Tieraufzucht benötigt -> Landwirte
Soja schmeckt nicht, Fleisch fetzt -> Hedonisten
...

Ich könnte die Liste hier noch ins Unendliche fortführen
Dazwischen hast du noch Nuancen aller Art, teils belegt, teils einfach Behauptungen/Meinungen, die das Spiel verkomplizieren. Und jeder hat auf seinem Stand der Erkenntnis Recht! Viel Spaß beim gemeinsamen Nenner finden und wir reden hier nur über Scheiß-Sojaschnitzel.
Die Welt ist undurchschaubarer geworden. Um mich möglichst umfassend zu informieren und noch eine eigene Meinung zu bilden, bräuchte ich täglich mehr als 24h. Zwischendrin mag ich aber auch noch ein bisschen "leben".

Persönlich versuche ich mich dabei an einem, von mir als lohnenswert erachteten, ethischem Grundkodex zu orientieren, den manch Anderer gänzlich unterschiedlich haben mag. Und den ich, als kleiner Teil eines gesellschaftlich unübersichtlichen Komplexes, doch täglich bewusst oder unbewusst brechen muss, sei es durch egoistische Motive oder aus Gründen der Alternativlosigkeit bzw. eines Mehraufwandes, den zu betreiben es sich nicht "lohnt".

Demnach wähle ich zum Beispiel nach Interessen, die, nach dem besten Stand meines aktuellen Wissens, am ehesten meine moralisch angeeignete Ausrichtung unterstützen. Dann kann ich mir zumindest im Nachhinein nichts vorwerfen lassen. Beständiges Hinterfragen der eigenen Ausrichtung vorausgesetzt.

Was wir nun tun können ist eine andere Frage, zumal Politik als demokratische Volksvertretung, mittlerweile mehr auf Machterhalt ausgerichtet ist, oder es schon immer war. Demokratie ist halt auch nur ein Kompromiss.
Generell macht es mich zum Beispiel stinkwütend, dass Verhandlungen heutzutage unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werden. Transparenz gilt scheinbar nur für den gläsernen Bürger als notwendig. Begründet wird das damit, dass man teilweise ja auch auf Vorschläge der Opposition eingehen müsse. Hallo? Wann ist es denn ein Zeichen von Schwäche geworden, gute Vorschläge zu akzeptieren? So braucht man sich nicht wundern, wenn gerechtfertigter weise Skepsis sich breit macht (Siehe TTIP).
 

Pleitgengeier

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@FrostAgent:
Wir erleben gerade, was eine "parlamentarische Demokratie" wirklich ist:
Lobbys, korrupte/egoistische Politiker und ebenso korrupte Medien arbeiten Hand in Hand um Großteile der Völker fernzusteuern, die zu faul/dumm sind sich selbst zu informieren und somit ihre Gegner selbst wählen.

Und selbst politische Aktivisten gehen diesem System "auf den Leim": Auch hier im Forum tobt ständig die links-/rechts-debatte.
Divide et Impera, die Regierung spaltet die Opposition und hetzt sie gegeneinander auf um sie vom eigenen Handeln abzulenken.
Keine einzige rechte oder linke Partei/Organisation/... hat derzeit die Macht, irgendwelchen Schaden anzurichten, der mit TTIP, Polizeistaat,... vergleichbar ist.

Ich bezweifle dass sich an der Situation etwas ändern lässt, es macht auch keinen Sinn - dem Volk geht die Entwicklung am Arsch vorbei.
Man kann in so einem System nur egoistisch werden und versuchen, selbst etwas rauszuholen - vielleicht sollte ich in die CDU eintreten :)
 

Seedy

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@Pleitgengeier:
Hmm...
Im Prinzip ist es doch seit 46 so.
Vieles was da abläuft ist so hammermäßig Kompliziert, dass vermutlich die Mehrheit der Politiker nicht mal Raft, was sie da eigentlich tun.

Und ich Bürger, kann mir Nur über Dinge aufregen, welche ich mitbekomme...

Aber is ja alles alternativ los, also warum aufregen :unknown:
Hab vertrauen in Mutti, die wirds richten.
 

Nero

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Der Mensch ist nun mal ein ziemlich böses Tier. Andernfalls hätten ihn die wilden Tiere gefressen und nicht umgekehrt er sie. Von bösen Tieren kann man nicht erwarten, dass sie sich wie Schmusekätzchen benehmen.

Die sogenannten Ideale halten sich nur solange, wie sie dem Fortkommen dienen, dem privaten wie dem der Gesellschaft. Ideale sind das Pflaster auf dem Weg nach Oben.

Das ist bei allen Menschen so, bei den Führern wie bei den kleinen Leuten, die nicht besser als die Spitzen der Gesellschaft sind, sondern nur ärmer.

Die Merkel hat es halt geschafft, das ist der Unterscheid zwischen Merkel und Nicht-Merkel.

Nur kein Neid.
 

Nero

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@Nero:
Mensch, Augen grade, Raubtier, Progressiv... noch fragen?

Selbstverständlich.

Wenn Dir was nicht gefällt und ich als der Angesprochene das verstehen soll, musst Du Dich zu einer verständlichen Argumentation durchringen.

Im Interesse der Originalität ist das auch.

Merkel-Fotos wurden hier schon massenweise gepostet.
 

BurnerR

Bot #0384479

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Der Mensch ist nun mal ein ziemlich böses Tier. Andernfalls hätten ihn die wilden Tiere gefressen und nicht umgekehrt er sie.
Das ist nicht korrekt. Es überlebt, bekanntermaßen, dass besser angepasste Lebewesen.
Menschen haben die Fähigkeit zu herausragender Flexibilität, diese hat auch zu Idealen geführt. Allerdings ist weder die Realiät noch sind Menschen in irgendeinem Sinne "Ideal".
 

Seedy

A.C.I.D

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Wenn Dir was nicht gefällt und ich als der Angesprochene das verstehen soll, musst Du Dich zu einer verständlichen Argumentation durchringen.

Im Interesse der Originalität ist das auch.

Es war eher eine bestätigung von dem was du sagtest.
Mich wunderte nur, dass du denkst das wäre irgendwie eine neue Erkenntnis.
 

Nero

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Es überlebt, bekanntermaßen, dass besser angepasste Lebewesen.

Dieser Satz wird durch häufigen Gebrauch leider nicht richtiger.

Er ist in dieser Verallgemeinerung vollkommen falsch, er gilt ausschließlich für die Tiere.

Die Menschen machen es ganz anders. Sie passen nicht sich an, sondern sie passen die Natur an.
 

Kokser

Humanistischer Misanthrop

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Wollen wir hier:
Analysieren warum der Mensch ist, wie er ist?
Analysieren warum das System ist, wie es ist?
Analysieren wieso Politik ist, wie sie ist?
Analysieren was wir tun können, wenn wir unzufrieden mit der Situation sind?
Einfach ein bisschen Egowichsen?
Von allem ein bisschen?

Ich frage aus ernsthaftem Interesse. Bin mir nicht sicher, wo das hier hinführen soll. :unknown:
 

FrostAgent

Aktiver NGBler

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  • #20
Analysieren was wir tun können, wenn wir unzufrieden mit der Situation sind?

Das war zumindest ein Stück weit meine Intention mit Eröffnung des Threads. Eine ähnliche Frage hatte ich auch im Startpost formuliert. Wieso die Politik und das System sind wie sind, schließt das unter Umständen sogar mit ein.
 
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