Das Problem ist halt auch, dass die Risikogruppen nicht einfach verschwinden. Die sind in ein paar Jahren immer noch genauso da. Wie sieht eure langfristige Lösung aus um das Problem zu lösen? Es gibt schlicht und ergreifend keine, da Corona nie wieder weggehen wird. Vor allem ist das Kind bei uns schon so tief in den Brunnen gefallen, dass wir gerade dabei sind, den Brunnen auszubetonieren, damit es nie wieder rauf kommt.
Wir haben die Impfung für alle Risikogruppen und richtigerweise müsste sie zum Winter nun jeder bekommen, um die Gesamtinfektionen niedrig zu halten. Konkrete Schritte in die Richtung sehe ich aktuell wenig. Wir waren ja zu dämlich, um überhaupt eine Impfpflicht einzuführen. Da werden ein paar Leute in der Politik dann wieder voll überrascht sein! Der nächste wichtige Schritt wäre, in den Krankenhäusern Personal aufzubauen, damit jeder eine vernünftige Behandlung bekommen kann. Auch das passiert nicht mal annähernd. Damit könnten wir dann einen halbwegs normalen Winter haben, abgesehen von den Leuten die dann auf Intensiv landen. Imho landen die früher oder später sowieso dort, egal was wir machen werden. Was zwar überhaupt nicht schön ist, aber sich auch nicht vermeiden lässt. Zumindest sehe ich keine Lösung, wie.
Ich sehe es nicht mehr ein, für die Versäumnisse unserer Politik nun diesen Winter oder auch aktuell wieder zurückstecken zu müssen. Das kann mir keiner mehr erzählen, dass man hier nicht mehr machen konnte und ich dieses Jahr wieder auf mein Leben verzichten soll. Wenn wir dieses Jahr wieder aufgrund dessen einen Lockdown (oder mehrere) machen müssen, dann werden wir noch die nächsten zehn Jahre Lockdowns machen.
Das sind 0,17% der Infizierten, die "neu" infiziert wurden. Diejenigen, die schon insgesamt infiziert sind, hinzugerechnet, dann wäre das noch weniger.
Im Vergleich zu der Zahl der täglich Sterbenden in den Jahren ohne Corona ist diese Zahl ebenfalls nicht aussagekräftig.
Tendiert für mich also gegen null.
Die Rechnung ist da imho noch deutlich komplexer, als nur die beiden Zahlen gegeneinander aufzuwiegen. Unter den Neuinfektionen tauchen beispielsweise auch Personen auf, die zum zweiten oder dritten Mal nun Corona bekommen haben, während unter den Toten sehr wahrscheinlich nur Leute auftauchen, die zum ersten Mal Corona bekommen haben. Interessant wäre in diesem Zusammenhang daher folgendes:
- Welcher Prozentsatz der Personen hat zum ersten Mal Corona bekommen? Diese Gruppen muss man vergleichen.
- Wie viele der gestorbenen Personen hatten welchen Impfstatus? Die "selbst Schuld"-Fraktion muss rausgerechnet werden und auch die letzten Auffrischungsimpfungen sind ja bei vielen schon ein wenig her (ggf. frisch Geimpfte vergleichen).
- Welchen Zeitraum möchte man vergleichen? Den wo Omikron dominiert oder den Gesamtzeitraum um z. B. eine härtere Variante abschätzen zu können?
Damit könnte man dann tatsächlich eine aussagekräftige Statistik bekommen. Leider ist unsere Politik gefühlt nicht mehr dran interessiert, eine vernünftige Statistik zu bekommen.
Solange es kein vorerkranktes oder gerade von Krebs genesenes Familienmitglied von euch ist.
Dann wäre man vielleicht ein klein wenig traurig, was?
Für die ganzen Einzelschicksale ist das natürlich nicht schön. Aber die werden wir immer haben. Hier kann man für Corona als Platzhalter auch jede andere Krankheit einsetzen. Zu der Zeit der großen Grippewellen sind auch tausende liebgewonnene Menschen daran gestorben. Hätten wir hier auch einen Lockdown machen müssen? Was ist mit Erkältung und Lungenentzündung? Am besten sollten wir unsere liebgewonnenen Familienmitglieder im Winter dauerhaft in ihrem Haus einsperren. Dann werden sie sicher nicht krank!
Schon alleine der Gedanke daran, dass wir im Winter wieder drei oder vier Monate Lockdown (oder von mir aus auch Lockdown-Light) schieben könnten, bedrückt viele Menschen mittlerweile, die die Zahlen noch regelmäßig verfolgen und sich eine Tendenz ausrechnen. Gerade die, die z. B. in einer Branche arbeiten, die dann wieder schließen muss oder alleine in einer Zweizimmerwohnung in der Stadt leben. Wir sind mittlerweile schon lange an dem Punkt angekommen, wo wir uns kaum noch weitere Corona-Maßnahmen leisten können. Ich verstehe daher die Kritik daran nicht, dass hier Todeszahlen verglichen werden. In einer Pandemie ist das das natürlichste auf der Welt, um die weiteren Schritte sinnvoll planen zu können. Es wird keine perfekte Lösung geben.
Klar sagst Du: Wenn wir nun einen weiteren Lockdown machen würden, dann würde unsere liebe Tante Emma nicht sterben. Valider Punkt.
Ich sage dazu: Wenn wir einen weiteren Lockdown machen, dann lebt Tante Emma weiter. Der nette Italiener mit dem Restaurant um die Ecke wirft sich dafür aber vor den Zug weil er sein Restaurant schließen muss und die letzten Rücklagen durch hat.
Nach der Denkweise, dass ja keiner an Corona stirbt, müssten wir die nächsten zwanzig Jahre Dauerlockdown machen. Bis dann halt die Suizidzahlen die Todeszahlen durch Krankheit überwiegen. Achso, Suizid ist auch nicht schön, weil da auch liebgewonnene Menschen dran sterben und das noch viel früher und ohne Vorerkrankung?