Wo ich noch unsicher bin: Wohin mit den verdammten Samen?!!!111elf :-D Echt mal.
Der eine sagt so, der andere so, der übernächste wieder anders.
Hab jetzt "einfach im (zuvor PH-Wert-gemessenen) Wasser rauskommen lassen und dann in die Erde" bis hin zu "Kokosringen, die man danach in die Erde tut" mitbekommen.
Den ganzen Unsinn hab ich auch schon durch. Hier mal eine Auflistung meiner Erfahrungen:
Bei allen Methoden im Hinderkopf halten, das Hanf ein Dunkelkeimer ist. Die Samen unbedingt vor Licht schützen, bis die Keimblätter aus der Samenschale brechen, und das erst vorsichtig (!) beleuchten. Das erhöht die Keimrate um bis zu 30%. Auch bekommen die Sämlinge bis dahin ihre Nährstoffe aus dem, was in dem Samen drin war. Erst jetzt sollte die Pflanze umgetopft/mit Nährlösung gegossen werden, vorher reicht Leitungswasser aus. Überdüngung kann den Sämling vorher schon killen.
Zwischen nassen Küchentüchern: Keimrate ist OK, allerdings hatte ich immer wieder Probleme mit Schimmelbildung, wenn die Samen älter waren und länger zum keimen gebraucht haben. Aber der eigentliche gravierende Nachteil: Die Wurzeln graben sich gerne mal ins Gewebe der Tücher, beim Versuch den Samen rauszufriemeln bricht dir dann die Wurzel ab und das wars dann. Allgemein ist das Umpflanzen der empfindlichen Wurzel massiv Stress für die Pflanze, einige Sämlinge haben danach einfach aufgehört zu wachsen und sind verreckt.
In ein Wasserglas schmeissen: Das ist eine gute Idee, maximal allerdings nur bis der Samen aufbricht, dann sofort raus. Anonsten hat man wieder die Probleme mit der langen empfindlichen Wurzel und dem Umpflanzstress. Normales Leitungswasser hat hier am besten funktioniert, destilliertes Wasser oder Nährlösung oder so war im Vergleich nicht so gut. Beim Einweichen muss man eigentlich nicht mal auf PH oder so achten.
Direkt in Erde: Keine gute Idee, durch die Mikroorganismen/Schimmel/Viren hat man sehr viel Ausschuss, viele Samen gammeln dir einfach weg. Sobald die Pflanze selbst mit Photosynthese loslegt geht das alles, aber bis dahin sollte man "sauber" arbeiten. Hanf produziert pro Pflanze nicht ohne Grund so viele Samen, viele schaffen es einfach nicht.
Torf-Jiffys (Quelltabs aus Torf): Habe ich nie glück mit gehabt, ich kann mit Torf nicht um... Endweder Wachsen die nicht weiter, oder die zeigen ohne Grund Nährstoffmangel, oder es schimmelt irgendwo... Vielleicht waren die Jiffys einfach scheisse, aber ich habe 3 verschiedene Hersteller probiert und nichts geht.
Coco-Jiffys (Quelltabs aus Cocosfasern): Mein absoluter Favorit. Die Dinger haben von natur aus den perfekten PH-Wert und irgendwie keimt da alles. Teilweise hat man Salzrückstände im Coco, das kann man aber einfach ausspühlen. Ich schmeisse immer so 4 bis 5 Jiffys eine Schüssel, kippe 2 Liter kochendes Wasser drauf und lasse es wieder abkühlen. Das tötet alles an Schimmelsporen etc. ab und spült Verunreinigungen weg. Das hat den Vorteil, das selbst wenn der Samen 2 Wochen zum keimen braucht, er nicht schimmelt sondern tatsächlich noch durchkommt.
Die Dinger gibt es mit und ohne Netz drum, unbedingt MIT Netz kaufen, sonst fallen die auseinander und man hat nur Sauerei.
Geheimtip: Konstante Temperatur! Eine Heizmatte auf konstant 25°C ohne Schwankungen bringt mehr, als so ziemlich alle anderen Tipps zusammen! Problem dabei: Arbeitet man nicht sauber, oder eventuell sogar mit normaler Erde, dann hat man schnell ein Schimmelinferno, also Heizmatte nur zusammen mit Jiffys/Wasserglas/etc.
Meine Vorgehensweise ist mittlerweile so: Ein Kaffebecher wird mit Wasser gefüllt, kurz warten bis das Wasser Zimmertemperatur hat, Samen rein und das Ganze auf die Heizmatte bei 25°C. Plastikschüssel oder Topf drüber, das hält die Luftfeuchtigkeit drin und das Licht draussen. Nach 24 Stunden wieder raus (oder bei Aufbrechen der Samenhülle, je nachdem was zuerst kommt) und ich den abgekochten und abgekühlten Coco-Jiffy. Nur ganz leicht in die Vertiefung, das Wurzeln und Aufrichten soll ja so einfach wie möglich für die Pflanze sein. Dann wieder auf die Heizmatte und wieder abdecken.
Kurz: Arbeitet so sauber und schimmelfrei, das ihr die Wohlfühltemperatur des Samens so lange wie möglich halten könnt. Ihr braucht keine Mittelchen, PH-Messgeräte oder sonst was. Nur saubere Finger, einen Wasserkocher, Jiffys und ne gute Heizmatte für ca 20€.
Ist ja auch irgendwie logisch: Der Samen enthält alle Nährstoffe, die die Pflanze braucht, um überhaupt erst mal die ersten Blätte für Photosynthese zu entwickeln. Das heißt im Umkehrschluss, der Samen hat bis dahin nur eine einzige Energiequelle, um mit den Nährstoffen überhaupt arbeiten zu können: Wärme. Temperaturschwankungen bringen eure Sämlinge dann schnell mal um, stellt ihr die vom Boden auf das Fensterbrett und zurück, dann habt ihr eine Schwankung zwischen 13° und 30°. Das reicht, damit der Metabolismus des Samens zusammenbricht.
Also nochmal, Sauberkeit, Leitungswasser, konstante Temperatur und ein keimfreier Jiffy. Mehr braucht es nicht.