Wenn ich das mal einwerfen darf: Ihr verzettelt euch ob Linksradikale oder Rechtsradikale schlimmer sind - Radikale sind generell schlimm. So.
Vollste Zustimmung, aber es gibt halt Idioten die meinen eine Eisenstange täte weniger weh, wenn sie diese von einem Linksextremen über die Rübe gezogen bekämen.
Jetzt zu deinen Fragen.
Ich entschuldige mich schon einmal vorsorglich, für den Fall das ich geringfügig "emotional" rüber komme. Mein heutiger Morgen war geprägt von einer Reihe Nachrichten, die mir den Tag so ziemlich sofort versauten.
1) Hetze im Netz zugenommen hat, was sind eure Erfahrungen
Auf jeden Fall, und die Erklärung ist einfach: Opportunismus.
Es gibt gerade in letzter Zeit so einige Themen und Geschehnisse die sich wunderbar für politische Machtspielchen ausnutzen lassen, also wird's auch fleißig gemacht. Es gibt halt Abschaum der einen Anschlag oder ähnliche Katastrophen, wegen der Tatsache, dass viele Menschen hinschauen werden, als Bühne für die eigene Politik ansieht. Das ist mitnichten etwas das nur "die Rechten" machen. Das machen Beide. Mein persönliches Paradebeispiel dafür wäre damals bei Charlie Hebdo. Da hat sich ein Politiker (weiß nicht mehr genau wer; von der SPD oder CDU wenn ich mich recht entsinne) ein Interview gegeben, das ich im Radio gehört habe. Es sei furchtbar was passiert ist und widerlich wie die Rechten Das jetzt ausnutzen um Hass zu schüren. Man müsse in der näheren Zukunft extra-vorsichtig sein, da sie mit allen Mitteln versuchen werden, diese abscheuliche Tat für die eigene Politik auszunutzen. Im nächsten Satz ging es dann darum wie diese Tat zeige, dass man jetzt sofort die Vorratsdatenspeicherung bräuchte um BLAH BLAH BLAH. Es ist so viel Zeit vergangen, und es macht mich immer noch sauer, wenn ich daran denke.
Dieser schleimige Bastard. Erst etwas verteufeln, um es dann wenige Sekunden später selber zu machen.
Bullshit wie Dieser ist einer der Gründe dafür, dass ich so apolitisch bin. Ich studiere Informatik. Ich bin ein Problemlösungs-orientierter Mensch. Wenn ich Probleme sehe, will ich Diese analysieren und mich dann ihrer
Ursachen annehmen. Wenn ich mir anschaue wie die politische Landschaft aussieht, komme ich zu dem Schluss das ich da einfach nicht reinpassen würde. In der Wissenschaft werden aufgestellte Thesen, auch wenn diese nicht in den Mainstream passen, auf die Probe gestellt und sind im Idealfall am Ende be- oder widerlegt. In der Politik wird dann doch lieber mit Diffamierungskampagnen und Ablenkungsmanövern gearbeitet. Hauptsache man muss sich gar nicht erst mit anderen Weltanschauungen auseinander setzen. In
vernünftigen Debatten gelten einige Grundsätze wie z.B. "never argue in bad faith" (das Ziel einer Debatte sollte sein der Wahrheit näher zu rücken und nicht das "Gewinnen" um jeden Preis). Gerade in letzter Zeit sieht man wie unglaublich beliebt faire Debatten und richtige Argumente sind, wenn es um politische Gegner wie z.B. Trump oder hier die AfD geht.
2) das eingreifen des Staates/der Polizei in soziale Netzwerke und in Foren und anderen Diskussionsplattformen gerechtfertigt ist/sein kann
3) wie ihr selbst Hetze, Hass, Gewaltaufforderungen im Internet begegnet - auf Durchzug schalten/ignorieren oder versucht ihr dagegen anzugehen
4) freie Meinungsfreiheit ist das höchste Gut und sollte jedem Zugestanden werden, trotz das eine (Links ODER Rechts) Radikalisierung stattfinden kann und Leute damit beinflußt/hineingezogen werden können
Diese drei Fragen fasse ich zusammen.
Aufforderung zu Verbrechen fallen so weit ich weiß nicht unter "freie Meinungsäußerung". Sollten sie das momentan doch tun, wäre es vernünftig diese Gesetzeslücke zu schließen.
Alles darüber hinaus sollte erlaubt sein. Warum? Weil die freie Meinungsäußerung eines unserer höchsten Güter ist. "Hass" und "Hetze" lassen sich wunderbar dehnen bis sie genau Das sind, was einem nicht passt. Das Paradebeispiel wären die ganzen Social Justice Wichser, die Diese und weitere Begriffe missbrauchen und teils einfach neu definieren. Packe das in deine Gesetze und vergiss nicht Orwell deine Grüße zu schicken.
Außerdem zeugen solche Ideen von einer autoritären Prägung: Die Leute wissen nicht was gut für sie ist/sind zu dumm, weswegen wir, die Elite mit den richtigen Meinungen, eingreifen müssen.
Hier ist der springende Punkt: Menschenmassen als ganze sind dumm. Die einzelnen Menschen jedoch nicht.
Frage eine große Ansammlung von Menschen eine Frage die nicht gerade trivial ist. Die Experten werden immer in der Minderheit sein und dadurch ggf. überstimmt werden.
Das die einzelnen Menschen nicht dumm sind ist wissenschaftlich Bewiesen. Der IQ ist, wie fast Alles in der Natur, normalverteilt. D.h.
die Mehrheit hat einen durchschnittlichen IQ. Es gibt nur wenige Vollidioten unter uns. Sie sind vielleicht laut, aber trotzdem nicht viele.
Wenn du jemanden siehst der "politischen Dreck" verbreitet, haue im Argumente entgegen die zeigen das und warum er falsch liegt. Wenn er nicht dazu bereit ist vernünftig auf dich einzugehen und anfängt sich daneben zu benehmen, wird er sich in den Augen der Mehrheit durch dieses Verhalten alleine disqualifiziert haben. Wenn er es doch tut, ist ja Alles gut. Wenn du seine Aussagen aber mit all deinen Argumenten nicht entkräften kannst, solltest du mal einen Schritt zurück machen und dich fragen ob nicht eventuell
DU derjenige bist, der blind einem politischen Dogma folgt.
In einer Debatte glaubt jeder er habe Recht, sonst hätte man von vornherein einen anderen Standpunkt. Ich habe nie verstanden wieso es Manchen so schwer fällt sich einzugestehen das man falsch lag.
5) Kinder, vielleicht auch die eigenen, in Gefahr etwas aufzuschnappen
"So denkt doch bitte an die Kinder."
Ja, Kinder sind einfach zu manipulieren. Jedoch ist es
deine Verantwortung
deine Kinder zu erziehen. Das sie etwas aufschnappen könnten lässt sich nicht verhindern, wenn du nicht den zuvor genannten orwellschen Staat einführen möchtest. Ich habe im Kindergarten Bilder mit Hakenkreuzen gemalt. Warum? Weil ich auf dem Heimweg eine Mülltonne gesehen habe auf der Eins gesprüht war. Mir wurde gesagt ich solle das nicht zeichnen. Ich habe gefragt warum. Mir wurde gesagt warum. Damit hatte sich dann die Sache.
Aber gut, ich weiß, dass "Verantwortung übernehmen" voll uncool ist. Soll das doch der Staat machen. Wenn das Kind dann bewaffnet in eine Schule rennt, sind es ja auch nicht jahrelange Depressionen/psychischen Probleme, Mobbing und die Tatsache das die Eltern sich einen Scheiß darum geschert haben. Nein, es sind die Killerspiele.
6) es korrekt ist das der Staat die Bevölkerung dazu auffordert derartige Dinge aktiv zu melden um ein Ausufern von Hass und anderen verbalen Angriffe zu (be)strafen
Siehe weiter oben.
Der Staat sollte
VERBRECHEN bestrafen (und
NICHTS Anderes). Desweiteren bin ich prinzipiell gegen Selbstjustiz, da Diese so Grundsätze wie "unschuldig bis die Schuld bewiesen wird" gerne mit Füßen tritt. Ein aufgebrachter Mob von Menschen (kann auch ein Twitter-Mob sein) ist vieles. Vernünftig ist er i.d.R. aber nicht.
Das Ziel sollte auch nicht sein zu verhindern das Hass ausufert, sondern das zugrunde liegende Problem zu lösen. Der Hass entsteht aus Gründen und wenn man die Gründe nicht beseitigt, und statt dessen lieber die Hassenden mundtot macht, darf man sich auch nicht wundern wenn es immer mehr werden. Die Sache mit Hass ist ja nicht, dass er nicht legitim sein kann, sondern das es viel zu oft passiert das er die falschen Trifft. Am Ende sind dann eine ganze Menge Menschen Ziel des Hasses, und nur ein Teil von denen ist wirklich verantwortlich.
7) staatliche Institutionen dafür Sorge tragen müssen, besser über das Internet und dem Umgang mit diesem Medium zu informieren, um Gefahren abzuwenden
Indoktrination?
Ich muss hier
@Seedy zustimmen. Das Missbrauchspotential ist einfach
gigantisch. Wie gesagt sind Kinder einfach zu manipulieren. Wenn du heute eine Infrastruktur/ein Programm aufbaust mit dem du Kindern "die Richtigen" politischen Meinungen einflößt, weißt du nicht wer sie wozu in ein paar Jahren verwenden wird. Mal ganz davon zu schweigen, dass wie schon gesagt jeder meint er täte das Richtige.
Ist ja auch viel interessanter und produktiver.
Die reine Diskussionen X ist schlimmer als Y und "bei den anderen passiert nichts/wird nichts unternommen" stehen nicht direkt zur Debatte, meiner bescheidenen Meinung nach und darum geht es hier auch gar nicht, *wer öffentlich gegen geltendes Recht verstößt, sollte auch bestraft werden.
Ich bin da voll deiner Meinung. Das endlose Relativieren ist einer der anderen Gründe warum ich mich nicht für Politik begeistern kann. Das ist sind halt genau die Ablenkungsmanöver die ich am Anfang kurz angesprochen habe.
Auch das "Schneegestöber" hier auf Vorfälle wie die Silvesternacht bei der "Flüchtlinge" oder "Asylbewerber" Täter gewesen sind/sein sollen - hinzuweisen sind eigentlich etwas fehl am Platz, auch hier hat man versucht zu ermitteln soweit ich im Bilde bin und den Opfern Gerechtigkeit zukommen zu lassen. Aber das revidiert nicht das Verhalten das sich im Netz aktuell abzeichnet das auch mit gegen geltendes Recht geht und somit auch geahndet werden kann/sollte/muß.
Rein auf die politische Debatte bezogen sind die Vorfälle der Silversternacht aus mehreren Gründen "unangenehm". Zum Einen haben wir hier ungeahnte Mengen Munition für die Opportunisten aus dem rechten Lager, zum Anderen einen Vorfall der so groß ist, dass die politisch korrekten Heuchler aus dem Linken ihn nicht weg-ignorieren können.