@Seedy:
"Niedrige Preise + hohes Einkommen = Wohlstand"
Vielleicht sollte man zu aller erst definieren was den Wohlstand sein kann oder bedeuten könnte.
Ich versuch das mal etwas einzukreisen:
1) Wohlstand hat jemand der "Wohl" "steht" - also dem, dessen Bedürfnisse befriedigt sind so das es ihm "wohle" (=gut) ergeht.
1b) Wohlstand ist nicht automatisch Überfluss an etwas, sondern das man das was man braucht bekommt, anschließend an Punkt 1
2) Wohlstand sagt nicht aus das man mehr hat als jemand anderes
Um damit auch mal auf Seedys Rechnung einzugehen:
Wir benötigen alle nicht "viel Geld", das ist ein Trugschluß - denn wenn das was wir brauchen zu geringen Preisen verfügbar ist, seien es Dienstleistungen oder Güter, dann wird der Wert des Geldes quasi selbst entwertet da ich mit wenig, viel oder das was ich benötige auch bekommen kann.
Momentan sieht es doch so aus:
Die Preise steigen, weil die Lebenskosten steigen, das betrifft den Konsumenten wie auch die Produzenten.
Ein Bauer der nun mehr für Sprit bezahlen muß oder weniger von den Abnehmern für seine Ernte/Ware bekommt, wird automatisch versuchen einen höheren Preis für sich herauszuschlagen damit er, nicht schlechter als zuvor, mit seiner Arbeit leben kann.
Allerdings werden ihm, in diesem Fall dem Bauern, die Preise durch Großabnehmer und Konzerne diktiert die Profitorientiert arbeiten. Das heißt, niedrigste Kosten und maximaler Ertrag.
Hat ein Unternehmen nun die Wahl das Produkt A aus Deutschland für 8 € das Kilo zu beziehen oder aus Ungarn für 3 €, bei nicht zwingend minderer Qualität, wird es sich vermutlich für die Ware aus Ungarn entscheiden, wenn Mehrkosten wie beispielsweise dem Transport zum Produktionsstandort den Preis für das Produkt dennoch günstiger machen als es direkt aus Deutschland zu beziehen.
Das als Beispiel.
Spinnt man den Faden nun jetzt mal weiter, hat dieser Bauer weniger Kaufkraft und kann nicht mehr zum Wirtschafskreislauf beitragen wie vorher. Aber dieser Bauer ißt und trinkt auch wie jeder andere.
Nun ist er der Konzern, der versucht, für die geringsten Kosten das meiste bzw. beste herauszuholen.
Ob er (fiktivier Preis) nun 100g Schinken für 3 € beim Fleischer ums Eck kauft oder doch lieber beim Discounter für nur 1 €, kann man eigentlich fast logisch nachvollziehen. In der Regel greift man nach dem günstigeren Produkt, bei "gleicher" Leistung. Im Volksmund sagt man dazu, das Geld Wege eröffnet; in diesem Fall nimmt es dem Bauern aber auch sogar die Chance zu wählen. Wenn er mit 100g Schinken auskommt, anstatt mit 300g, dann bleibt ihm eine Wahl - aber benötigt er mehr, muß er fast zwingend zum billigeren Produkt greifen, es wird ihm also die Wahl genommen und er wird entmachtet, da er nicht mehr anders Handeln kann..
Was ich damit sagen will, das ganze ist eine Spirale nach unten verlaufend.
Und es ist noch viel komplexer - da in diesem Beispiel das Geld Deutschland verlässt, es wird den Leuten genommen und den Menschen in Ungarn gegeben.. Wenn beispielsweise 5 deutsche Bauern wegen eines Großbauers in Ungarn nicht mehr so viel investieren können, schadet das nicht nur Ihnen direkt, sondern auch auch allen die vorher durch das Geld dieser, für ein Produkt oder eine Dienstleistung, entlohnt wurden sind - die Spirale dreht sich weiter.
Dazu kommt, die Umverteilung des Geldes von 5 Bauern auf den einen großen, der jedoch eventuell 1/6 dessen wieder auf 2-3 Mitarbeiten umschiften könnte, aber unterm Strich wird damit die Verteilung von "mehr für immer weniger" begünstigt.
Es bleibt auch abzuwarten ob das Geld das aus Deutschland nach Ungarn geht, auch von den Ungaren wieder in Deutschland ausgegeben wird, "Geld verlässt das Land"..
Eigentlich müsste man den Faden noch viel weiter Spinnen, aber irgendwie fehlt mir gerade die Luft noch intensiver darauf einzugehen. Es war zur Veranschaulichung einer Problematik.
Es geht dabei auch nicht nur darum zu sagen, wenn eine Firma in Deutschland sitzt, hat diese auch nur Produktionsmittel aus Deutschland zu beziehen. Das wäre Fatal.
Viel mehr müsste doch daran gearbeitet werden das wir, fangen wir mal in der EU an, die Lebensstandards versuchen einzupendeln und das nationale Grenzgefilde zu minimieren. Das heißt das hinter der Grenze zu Frankreich nicht plötzlich alles 10 mal teuerer oder 10 mal billiger ist, sondern ein Franzose wie auch ein Deutscher beide zu gleichen Preisen eine Ware oder Dienstleistung erhalten können.
Das gleiche gilt für Polen, Ungarn, Spanien.....
Natürlich muß man auch bedenken das man nicht alle Produkte in jedem Land anbieten kann, beispielsweise weil die Herstellung dort nicht möglich wäre - oder mehr konsumiert wird als dort hergestellt wird. Beides 2 wichtige Probleme.
[Und nun wirds eher Off-topic...]
Ich habe erst letztens mal von einer gGmbH gehört - das erste mal in meinem Leben... - also eine gemeinnützige Gesellschaft, die nicht dafür strebt den Gewinn zu maximieren sondern auf Null zu laufen und nur die eigenen Kosten zu decken. Ein gutes Prinzip, wenn man nicht astronomische Gehälter zahlt. Also, das jemand Arbeit hat, diese auch entlohnt wird damit dieser Mensch leben kann, aber das nicht mit der Absicht um Gier zu befriedigen oder die Taschen zu füllen, sondern einfach um Leben zu können.
Natürlich muß das nicht nur an dem g vor der GmbH liegen, aber wenn ein Betrieb quasi auf Null läuft und doch jeder dort Angestellte dort vernünftig (am besten im selbem Maße nach seinen Präferenzen) leben kann, was will man mehr?..
Ich hab auch nicht wirklich Verständnis dafür wenn sich Leute die Taschen so vollheimsen damit sie dann endlich "nicht mehr Arbeiten" bzw. zuhause bleiben können. Arbeit bzw. eine sinnvolle Tätigkeit sollte jedem zustehen und auch nachgegangen werden damit die Gesellschaft funktioniert. Haarig wirds natürlich wenn man an Jobs denkt die wirklich kein Arsch machen möchte - ich will hier nichts nennen, ein jeder hat bestimmt so seine Liste von solchen Tätigkeiten. Aber das sprengt auch den Rahmen des Themas. Da muß auch etwas menschlich passieren, ich schließe mich dabei nicht aus...