Aktion Arschloch

[Lumiere]



Als Trittbrettfahrer bezeichnet allgemein jemanden, der von sich aus, also nicht von anderen genötigt, auf einen Trend reagiert, um sich selbst zu bereichern bzw. einen Vorteil zu verschaffen.

Das läuft natürlich anders, aber muss ich das wirklich erklären? Wie man im Hintergrund was anschiebt? Und bissel was auch tatsächlich beisteuert, ohne dass es weh tut?

Wo hast du eigentlich am Bahnhof gestanden, als die Flüchtlinge ankamen? Bestimmt auf der rechten Seite vom Zug...

 

[Hezu]

Doch, erklär doch mal bitte, wie sie das aus dem Hintergrund angeleiert haben... Du kannst sicher nachweisen, das sie jetzt als Musiklehrer in ner 30.000 Einwohnerstadt unterwegs sind bzw. mit dem in Verbindung stehen.

 

[KaPiTN]

Für mich sind das üble Trittbrettfahrer, Album Promoter.

Ergibt Sinn.

Es sind derzeit keine Veröffentlichungen oder Konzerte von die ärzte geplant.

 

[Baer]

Liederlich das...und ich möchte auch keine Aluhüte, nein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Aktion_Arschloch

 

[Novgorod]

Bzgl. ignorieren von Nazis: Anders als hier im Forum, werden Personen mit rechtem Gedankengut leider nicht die Lust verlieren, wenn man sie ignoriert. Sie werden weiter ihren Wahn verstärken und diese Angst unter den anderen Menschen schüren. Bei sowas hilft leider nur Aufklärung.

und genau das hab ich noch nie verstanden - wie werden denn nazis und andere "besorgte bürger"-vollidioten durch slacktivismus aufgeklärt? slacktivismus richtet sich ja per definition nicht gegen das problem (das können nur unbequeme aktionen wie nazis verhauen, pegidamärsche blockieren, polizeischutz für asylantenheime etc.), sondern ausschließlich an andere teilnehmer des slacktivismus, wie ja immer wieder gezeigt wurde.. wie werden arschlöcher entarschlochisiert, wenn man sie arschlöcher nennt?

 

[Hezu]

@Novgorod:

Erstmal müssen die Leute zusammengesammelt werden, erst dann kann gemeinsam ein Lösungsweg gesucht werden.

Aber natürlich kann man alle Aufrufe zum gemeinsamen Handeln als "Slacktivism" abtun, es verteufeln, und sich weiter in seiner Bude verstecken und weiter nichts tun.

Und nein, Nazis verhauen und Pegida-Märsche zu blockieren ist leider auch nicht das, was sinnvoll helfen tut.

 

[Novgorod]

klar, das fängt an mit dem bildungs- und sozialsystem, ist also ein 100% politisches problem und als solches sehr langwierig zu lösen (in erster linie mit dem wahlverhalten, nicht mit liedern), aber das will ja niemand hören, man will sich geil fühlen und zwar jetzt sofort.. zu welchem "gemeinsamen handeln" ruft die aktion denn auf? zum "nazis doof finden"? warum nicht zum zähne putzen, wenn wir schon dabei sind?

 

[Hezu]

Leider funktioniert es nicht, sich nur auf lang- oder kurzfristige Lösungswege zu beschränken, es muss sowohl jetzt als auch mittel- bis langfristig eine Lösung gefunden werden. Klar muss die Politik was ändern, aber das ist eben nur Langfristig. Jetzt muss aber auch was passieren, und da hilft es nunmal auch, Einigkeit zu beweisen und zu zeigen, das eben nicht die Nazis die lauteste Meinung bilden.

 

[Gast]

Ernstgemeinte, gänzlich unprovokativ gemeinte Frage: Was ist denn das gemeinsame Fernziel der Aktion Arschloch? Status Quo ist ja, dass eine undefinierte, einander anonyme Gruppe an Menschen den Song heruntergeladen hat, was ihn in den deutschen Charts auf Platz 1 befördert hat. Diese Gruppe versteht sich aus der eigenen Sicht als Repräsentanten einer Mehrheit, was die Ablehnung Fremdenfeindlichkeit anbetrifft. Das trifft wohl auch zu, denn es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der deutschen nicht diffus xenophob ist.

Gut. Als aktuelles Problem und Grundproblem, die Einwanderunswellen betreffend, sieht diese Gruppe der neuen und alten Ärzte-Fans also die Fremdenfeindlichkeit, die vordergründig auf ideologischen Motiven begründet ist ("wegen den Nazis und weil Nazis keine Ausländer mögen"). Ist das soweit korrekt?

edit:

Spoiler

Der Band jetzt zu unterstellen, sie hätten da etwas fingiert, ist nicht sinnvoll und es ließe sich genausowenig beweisen, wie das Gegenteil. Aber selbst wenn es so wäre und sie Geld damit verdienen - so what? Wieso haben die Menschen in Deutschland immer etwas dagegen, wenn einer Geld verdient? Gerade, wenn es einen kariativen Nebeneffekt hat, kann man doch absolut nichts dagegen haben. Kritischer zu sehen wäre m.E., dass Kritiker, wie bspw. meine Wenigkeit, mittlerweile als "Nazi" und "Arschloch" gelten, weil ... ja wieso eigentlich?

 

[Hezu]

Was ist denn das gemeinsame Fernziel der Aktion Arschloch?

Ich klau einfach mal von deren Webseite:

Die Aktion Arschloch! will auf einfache Weise dazu beitragen, ein Zeichen gegen die in Deutschland grassierende Fremdenfeindlichkeit zu setzen.

 

[Gast]

Ich klau einfach mal von deren Webseite:

Das bedeutet, es ist kein Ziel definiert. Die Aktion dient wirklich nur dem kurzfristigen Bauchgefühl, welche Effekte sich langfristig ergeben, ist unklar, dass sich überhaupt etwas ergibt, ist aus derzeitiger Sicht unwahrscheinlich.
Ich wiederhole mich sehr ungern, aber weil ich mich mehrfach falsch verstanden gefühlt habe: Gegen solche Aktionen spricht per se überhaupt nichts. Das Gefühl und das Selbstbewusstsein, das wir als deutsches Volk während der WM 2006 hatten, war großartig und wir werden uns noch lange daran erinnern, auch, wenn der langfristige Effekt gegen null ging und geht.

Ein allerletzter Versuch: Was dagegen spricht, ist - und da wird es langsam echt unangenehm, sich zu wiederholen - dass man ein Arschloch ist, dass stumm nach Liebe schreit und auf der rechten Seite des Zuges steht, wenn man in diesen euphorischen Partyzeiten die mit den Einwanderungswellen einhergehenden Probleme anspricht.

 

[Hezu]

wenn man in diesen euphorischen Partyzeiten die mit den Einwanderungswellen einhergehenden Probleme anspricht.

Mir scheint, du missverstehst, gegen wen die Aktion gerichtet ist.

Nicht die, die sich über die entstehenden Probleme und politischen Fehler, die bei der großen Zahl an Flüchtlingen entstehen, aufregen, sind das Ziel solcher Aktionen, sondern die, die Flüchtlingsunterkünfte anzünden, auf offener Straße "Ich bin kein Rassist, will aber dennoch keine Flüchtlinge haben" schreien und Menschen Hilfe verweigern, weil sie nicht aus Deutschland stammen.

 

[m4yos]

das für mich kein Fern- sondern ein Nahziel, um das es bei solchen Aktionen mMn. auch vorrangig geht. Wie übrigens auch in Hamburg am letzten Wochenende. Auch soll mit sowas kein politischer Diskurs o.ä. ersetzt werden; um gegen Rechts vorzugehen muß man schon auf verschiedenen Ebenen agieren.

Reichstag besetzen war noch nicht, Rathaus besetzen schon. Auch reingewählt in Länderparlamente haben wir mittlerweile, also verniedlicht das Ganze nicht. Der Mythos von der hohlen, dummen Glatze ist seit ein paar Jahren schon überholt, googelt unter 'neue deutsche Nazis' und bringt euch auf den Stand der Dinge, wenns hilft, Nov, Mitch ect.

Das Kritiker von Zuständen auch in der Naziecke landen, könnte daran gelegen haben das Rechte sich in ihren Pamplehten mittlerweile bei Kritikern, Linken und sonstwo bedienen, gehört wohl auch mit zu den neueren Strategien. Um so wichtiger von allen, sich von den Rechten zu distanzieren, auch bzw. gerade wenn sie in ihren Parolen abkupfern.

 

[Hezu]

das für mich kein Fern- sondern ein Nahziel

Hat auch keiner was anderes behauptet. Fernziele müssen auf politischer Ebene passieren.

 

[m4yos]

eben, und um sowas gehts bei solchen Aktionen ja erstmal überhaupt nicht, Punkt.

 

[Gast]

Ok. Dann mal anders gefragt: Welche politische Grundlage wird durch die Aktion Arschloch geschaffen? Eine Grundlage für eine nüchterne und realistische Auseinandersetzung mit dem Problem?

Und im Übrigen: Unendliche Flüchtlingswellen will ich auch nicht haben. Es müssen gewiss nicht alle nach Deutschland.

Bin mal ne Runde Kuschelrock hören.

 

[m4yos]

das doch ne Fangfrage..Du Fuchs, ich muß erstmal Kaffeetrinken und was essen, aber Du kriegst noch ne Antwort, versprochen.

 

[Gast]

Ne, echt nicht. Ich hab selber kein Bock auf stressige Fangfragen, die nur dazu dienen, eine Argumentation zu "gewinnen", solche Leute kommen bei mir auf Ignore (Hezu hat kürzlich gezeigt, wie man eine vollumfängliche Ignorefunktion aktiviert). Mir geht's grundsätzlich immer darum, konstruktiv und ehrlich zu diskutieren. Im Internet ist das oft schwer, weil da viele mitmachen, die eigentlich nur gewinnen wollen.

 

[Hezu]

Es müssen gewiss nicht alle nach Deutschland.

Nein, müssen in der Tat nicht. Ganz Europa ist da normalerweise in der Verantwortung. Leider stehlen sich da aber auch viele Länder aus eben dieser Verantwortung.

 

[Baer]

Mitch, wir sind hier in Netzwelt, das P+G ist weiter unten.

Hintergrund der Aktion: Initiator Torges wollte angesichts der rechtsradikalen Übergriffe nicht mehr tatenlos zusehen - und ein Zeichen setzen "gegen die in Deutschland grassierende Fremdenfeindlichkeit", wie er auf seiner Homepage schrieb. "Es gab letzter Zeit einfach wahnsinnig viele Berichte über Ausschreitungen gegen Ausländer, gegen Asylheime, Proteste gegen Flüchtlinge", sagt Gerhard Torges. "Ich fand es einfach nur zum Kotzen." Also ersinnt Torges einen gewaltfreien Protest mittels Musik: Auf der Homepage von "Aktion Arschloch" ruft der 46-Jährige zum Kauf des Songs auf, eine Anti-Nazi-Hymne, die 1993 von den Ärzten geschrieben wurde. Damals erreichte das Lied immerhin Platz neun der deutschen Charts.

Quelle

Ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit, nicht mehr und nicht weniger.

Gruß
Baer