religion oder der glaube an gott? ich denke, dass man das schon differenzieren sollte.
Sollte man, kann man aber nicht wirklich.
Vorweg, auch mir ist es egal, wer an was glaubt und mir ist es sogar egal, wenn man mich missionieren möchte.
Anders als die meisten bin ich davon nicht genervt, wenn der Missionar sich dann aber auch den Fragen stellt.
Was mich dann aber nervt, ist, wenn der Missionar oder auch der nicht missionierende Gläubige berechtigte Fragen etwa mit dem Hinweis auf Polemik abblockt.
Denn die Fragen werden meist nur als polemisch empfunden, weil es die Gläubigen in Erklärungsnot für ihren eigenen Glauben bringt.
Damit will ich zum Zitat eingangs meines Postings zurück kommen: kann man das wirklich differenzieren, Religion oder den Glauben an Gott?
Ich selbst habe weder im Privat-Umfeld, in TV-Debatten, im Netz, in Interviews noch sonst wo jemals eine Differenzierung wahr nehmen können.
Jeder, der sich selbst als Gläubig bezeichnet, hat auch eine enge Beziehung zu einer Religion, und sei es nur die selbst zusammen geschusterte Religion aus den Rosinen der Weltreligionen zusammen gepickt.
Und genau das ist auch der Punkt, den ich bei Religiösen nicht nachvollziehen kann.
Noch ein kurzer persönlicher Einschub: Auch ich glaube an irgendetwas, was wie ein Schöpfer sein könnte. Aber ich hab keine Ahnung, was das genau sein könnte und wüsste auch nicht, woher ich oder wer auch immer diese Ahnung nehmen sollte?
Ich betone, ich glaube an irgendetwas, ohne mir sicher zu sein, dass dem auch so ist, bezeichne mich aber dennoch nicht als Agnostiker, sondern ganz klar als Atheist, weil ich davon überzeugt bin, überzeugt sein muss, dass es diesen Theo nun mal so, wie wir ihn uns vorstellen, in allen möglichen Variationen, nicht gibt und nicht geben kann.
Gläubige schreiben auch hier, dass sie in Gott Hoffnung sehen und zum Beispiel damit dem Tod den Schrecken nehmen wollen.
Damit das nicht bloßes Geträume ist, muss man dieser Hoffnung eine Basis geben, etwa Bücher, wie die Bibel oder den Koran, die einem Dinge versprechen, welche Hoffnung zulassen. Wenn es nicht Bücher sind, dann sind es Geschichten, Ideen oder sonstiges, auf jeden Fall eine Basis.
Deshalb, wie anfangs gesagt, kann man nicht wirklich zwischen Glauben und Religion trennen.
Irgend woher muss die Hoffnung oder auch die Angst, die man ja auch vor Gott haben kann, ja kommen.
Und da frage ich mich, wie man sich als einfaches Wesen Mensch erdreisten kann, auch nur entfernt verstehen zu wollen, was so ein eventueller Schöpfer sich bei der Schöpfung gedacht haben mag?
Wie man sich erdreisten kann, Wissen zu wollen, dass Gott dem Menschen einen Platz im Paradies verspricht.
Wissen zu wollen, dass er seinen Sohn hat töten lassen aus Liebe zu den Menschen.
Die Bücherreligionen behaupten, dass Gott sich offenbaren wollte und deshalb den Koran diktiert hat beziehungsweise Menschen mit "einem Draht" zu Gott die Bibel hat schreiben lassen.
Das Christentum behauptet sogar, Gott hat seinen eigenen Sohn Mensch werden lassen und ihn Qualen leiden lassen, um uns letztlich zu erlösen.
Es war Gott also wichtig, dass wir von ihm erfahren.
Da frage ich mich doch, warum er sich als Allmächtiger solche Wege aussucht, sich kund zu tun, die zu so vielen Missverständnissen führen mussten und ja auch geführt haben. Das sieht man an der Aufspaltung in die verschiedenen Weltreligionen, die Gottes Offenbarungen eben jeweils anders interpretieren, ja, sogar Gläubige ein und derselben Offenbarung interpretieren diese unterschiedlich, ja, sogar ein und dasselbe Individeum interpretiert Gottes angebliche Worte in unterschiedlichen Situationen auf unterschiedliche Weise.
Um ganz ehrlich zu sein, empfinde ich Glauben fast schon als Gotteslästerung, weil der einfache Mensch sich anmaßt, so zu tun, als ob er Gott zu verstehen glaubt, wenn er sagt, er lebt nach seinem Glauben an Gott.
Wir haben also einen Gott, der irgendwie Allmächtig sein soll, der will, dass man an ihn glaubt, der dann auch Informationen über sich preis gibt, die aber selbst ein einzelnes Wesen nicht einmal für sich selbst so interpretieren kann, dass er sich sicher sein kann, ob er Gott auch richtig verstanden hat.
Schon komisch, wenn ich das sagen darf.
Das führt zum freien Willen. Eigentlich will ich dazu nichts schreiben, weil die Gegenbeispiele billig, aber trotzdem nicht verkehrt sind.
Deshalb nur in kurzen Worten: ist der Wille so frei, wenn man, um bei einem Beispiel der Gläubigen zu bleiben, Hoffnung haben will, dann nach den Regeln, wie auch immer sie aussehen mögen, leben muss?
Noch zwei abschließende Bemerkungen: trotzdem ich so meine Probleme mit dem Glauben und mit Religionen hab, will ich die nicht nur niemanden nehmen, sondern ich würde auch jederzeit darum kämpfen, dass Glauben und Religionen jedem selbst überlassen sein muss und es niemals einen Versuch geben darf, dies zu verbieten.
Denn manche Menschen glauben, sie brauchen ihren Glauben. Um Krisen zu überstehen, um Richtlinien (im positiven Sinne) zu haben, um Gemeinschaft zu haben.
Ich bilde mir zwar ein, zu wissen, dass sie dafür den Glauben gar nicht brauchen, zumindest nicht per se, weil ich überzeugt davon bin, dass jeder alles für diese Dinge schon in sich selbst trägt. Aber ich weiß auch ganz genau, dass die Welt da draußen eine recht schwierige Welt ist und das auch der Mensch selbst ein recht schwieriges Wesen ist. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass man auch mit sich selbst ganz schön hadern kann und da ist es manchmal schwer, selbst an die Kräfte zu glauben, die in einem stecken.
Ganz besonders beeindruckend fand und finde ich Glaubensberichte tief-religiöser Menschen, die ihren Glauben damit begründet haben, wie er ihnen aus extrem schweren Lebenslagen heraus geholfen hat.
Ich sah dazu mal eine Sendung, die sehr beeindruckende Menschen gezeigt hat, die wirklich kein leichtes los hatten und dennoch beeindruckendes geleistet haben. Für diese Menschen war es Gott und ihr Glaube, der ihnen dabei geholfen hat. Ich hab aber eigentlich nur in den Worten wahr nehmen können, wie sie ihre eigenen Stärken gefunden haben und das alles selbst geschafft haben, durch den Glauben daran, sich selbst wert genug gewesen zu sein, nicht aufzugeben.
Ich würde mir wünschen, dass das mehr Menschen schaffen. aber ich finde es auch ok, wenn der Glaube so was wie eine Initialzündung sein kann, seine eigenen Stärken zu finden. Und wenn sie dann Gott zugeschrieben werden, na, dann ist das halt so. In diesem Fall sehe ich es nach dem Motto, dass der Zweck die Mittel heiligt.
Letzter Gedanke: Selten konnte ich jemanden so ziemlich in allem Zustimmen, wie ich das bei Ungesund tue. Tolle Postings, die meiner Meinung nach auch alles andere als Polemisch sind.