@infofilter: Kann nachvollziehen, warum du so denkst und grundsätzlich hast du damit nicht unrecht. Worum es aber z.B. mir geht, ist der einfache Satz "Ein Klaps hat noch keinem Kind geschadet". Denn mit diesem Satz beginnt es. Es geht mir nicht darum Eltern zu verurteilen, die ihren Kindern eine Ohrfeige geben oder sie prügeln oder whatever - denn ja, letzten Endes entscheiden die Eltern selbst, wie sie ihre Kinder erziehen und solange ich nicht mit eigenen Augen sehe, wie ein Kind von einem Erwachsenen geschlagen wird und somit einschreiten könnte, hilft es wenig Eltern zu verurteilen.
Was ich aber kann, ist ein bisschen aufzuklären und zu versuchen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass grundsätzlich und um jeden Preis vermieden werden sollte ein Kind zu schlagen - auch, wenn es nur ein Klaps ist. Denn ja, auch ein Klaps schadet dem Kind erst mal, bei der Aussage bleibe ich. Es mag sein, dass das später, wenn es in 18 Jahren voller Liebe nur ein einziger Klaps war, nicht mehr so ins Gewicht fällt und das Kind dies im besten Fall sogar völlig vergisst und ein absolut angstfreies Leben in seinem Elternhaus hat - aber Fakt ist eben trotzdem: Ein Klaps schadet erst mal.
Es geht darum, dass der Satz "Ein Klaps hat noch keinem Kind geschadet" gleichzeitig aussagt, dass ein Klaps (und wie definieren wir, was noch ein Klaps ist?) durchaus in die Erziehung gehören würde und im Ernstfall (wie definieren wir Ernstfall?) oder Ausnahmefall (wie definieren wir Ausnahmefall?) problemlos angewendet werden kann oder darf.
Und genau davor sollten sich Eltern hüten. Eltern sollten davor ihr Kind zu schlagen (und sei es nur klapsen) ebenso viel Angst haben, wie das Kind vor den Schlägen. Eltern sollten sich für jeden Klaps, den sie dem Kind verpassen 3mal so schrecklich fühlen wie das Kind. Weil es falsch ist, was sie machen.
Und, wenn sie das Kind geschlagen (oder auch nur geklapst) haben, sollten sie das nicht rechtfertigen. Sondern sich bei dem Kind (umgehend) entschuldigen und Schadensbegrenzung betreiben.
Das gilt btw auch für jede Form der psychischen Gewalt.
Dann zu dem Vergleich mit sexuellem Missbrauch: Ich finde den Vergleich nicht so übel. Aus einem einfachen Grund: Unser Unrechtsbewusstsein für sexuellen Missbrauch ist bereits geweckt, wir reagieren sensibel darauf.
Genau das sollte auch als Ziel für Gewalt in der Kindererziehung gelten. Einfach das Denken der Menschen soweit sensibilisieren für dieses Thema, dass ein Satz wie "Ein Klaps hat noch keinem Kind geschadet" nie wieder zu hören sein wird.
Wie hilft da der Vergleich? Nun, einfache Vorstellung: Würdet ihr euch tatenlos mit ansehen, wenn eure kleine Tochter auf der Couch sitzt und der Papa sitzt daneben und streichelt sie zwischen den Beinen? Nur an den Oberschenkeln - aber eben innen und sehr, sehr weit oben. Oder der Onkel tut es. Schadet dem Mädchen doch nicht, hm? Tut ja auch nicht weh.
Oder die Mama macht das gleiche bei dem Sohn.
Denkt mal drüber nach. Klar, dabei geht's nicht um Erziehung, aber ich denke ist trotzdem klar, was gemeint ist.
Das würde sich niemand tatenlos mit ansehen, da wäre der Aufschrei sofort (zu Recht) groß - weil, es ist bereits eine Form des Missbrauchs und keiner kann sagen wie weit das noch gehen würde, wie weit sich Mama/Papa unter Kontrolle haben.
Gleiches gilt bei Gewalt. Ganz einfach.