Anlässlich der Bundestagswahl am 24. September wurde gestern von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) der neue Wahl-O-Mat vorgestellt. Wir können vor der Nutzung dieser App nur warnen! Sojuniter erläutert im Beitrag, welche Schattenseiten dieses eigentlich nützliche Tool beinhaltet.
Anlässlich der bevorstehenden Wahl möchte ich ausdrücklich vor der Nutzung des Wahl-O-Mat und ähnlichen Angeboten warnen. Als Informatiker und Datenschützer sehe ich mich verpflichtet zu erläutern, warum die Nutzung nicht ohne Risiko einhergeht.
Das Beantworten von politischen Fragen ist ein sehr heikler Akt, da dabei (gewollt) Einblicke in die politische Gesinnung des Befragten offenbart werden.
Vermeintliche harmlose Fragen können schnell eine Vorverurteilung nach sich ziehen. Eigentlich sehr praktisch, ein paar Fragen beantworten und schon weiß man, wen man wählen soll. Doch was passiert eigentlich mit den Daten nach der Auswertung?
Zuerst einmal sollte bedacht werden, dass der Wahl-O-Mat nicht etwa von einer regierungsunabhängigen Organisation betrieben wird, sondern durch die Bundeszentrale für politische Bildung, einer nicht rechtsfähigen Bundesanstalt, die dem Bundesministerium des Innern unterstellt ist. Selbiges Ministerium hat unter anderem das Verbot von Linksunten.indymedia.org veranlasst.
Eigentlich sollte alles anonym sein, doch sichergehen kann man nicht, ob die gewonnen Informationen auch wirklich gelöscht werden und kein Missbrauch stattfindet.
So findet sich in der Datenschutzerklärung des bpb folgende Aussage:
Jeder Zugriff auf unsere Homepage und jeder Abruf einer auf der Homepage hinterlegten Datei werden protokolliert. Die Speicherung dient internen systembezogenen und statistischen Zwecken. Protokolliert werden: Name der abgerufenen Datei, Datum und Uhrzeit des Abrufs, übertragene Datenmenge, Meldung über erfolgreichen Abruf, Webbrowser und anfragende Domain. Die IP-Adressen der anfragenden Rechner werden anonymisiert protokolliert, eine Rückverfolgung ist nicht möglich. Die Logfiles selbst werden maximal vier Wochen gespeichert, sie werden monatlich automatisch gelöscht.
Wer weiß, ob nicht der Verfassungsschutz Daten nutzt, um vermeintlich Links- oder Rechts-Gesinnte bzw. -Extreme zu identifizieren.
Anstatt die Daten der Auswertung lokal auf dem Computer des Nutzers zu speichern, werden diese auf dem Server des bpb gespeichert. Es ist somit für jeden mit Zugriff auf den Netzwerkverkehr möglich, die politische Gesinnung der Nutzer zu protokollieren.
Auch in der Datenschutzerklärung des Wahl-O-mat selbst findet sich folgende Aussage:
Personenbezogene Daten werden von dem Anbieter nur dann erhoben, genutzt und weiter gegeben, wenn dies gesetzlich erlaubt ist oder die Nutzer in die Datenerhebung einwilligen.
Doch wie soll das funktionieren, ohne das ich angebe, wer ich bin, werden sich mache fragen?
Zuerst einmal kann die IP-Adresse des Aufrufers gespeichert werden. Auch eine Verschleierung durch z.b. ein VPN bietet nicht unbedingt ausreichenden Schutz. Das Identifizieren ist auch alleine durch den sogenannten User Agent des Webbrowsers möglich. Der User Agent des Webbrowser bildet durch das Einbeziehen von Informationen über die Hard- und Software des Computers einen einzigartigen Fingerabdruck. Das Verfälschen vom User Agent durch Browser Plugins bietet auch keinen Schutz. Es macht es eher noch einfacher, da die Verfälschung hervorsticht.
Ein Wahl-O-Mat sollte unabhängig von Institutionen, Ministerien, Bundeszentralen, Konzernen und Parteien sein, auch das Speichern jeglicher Nutzerdaten sowie das Protokollieren von Seitenaufrufen darf nicht stattfinden, nur so wird die Gefahr von Missbrauch und Manipulation geringer ausfallen.
Wer wirklich sichergehen will, liest unter der Anwendung üblicher Anonymisierung-Techniken die Parteiprogramme auf den Webseiten der Partei selbst. So ist auch eine Manipulation der Standpunkte der Parteien nicht gegeben.
Bildquelle stux, thx! (CC0 1.0)
https://tarnkappe.info/?flattrss_redirect&id=22125&md5=bf6b3b183f5410d1f66008db7969674c
https://tarnkappe.info/warnung-vor-dem-wahl-o-mat/Quelle
Autor: Sojuniter
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