Kaesereibe
Haben oder Sein?
Mahlzeit NGB,
mal eine kleine Diskussionsgrundlage um gegen das Sommerloch vorzugehen.
Zur Vorgeschichte:
Vor einigen Tagen erzählte mir ein Kollege während einer Pause, dass er bei einem Arztbesuch im Wartezimmer aus Langeweile ein Jugendmagazin durchgeblättert hat. Er wusste nicht mehr welches, nur dass es nicht die Bravo war und wohl irgendwie hauptsächlich an Mädchen gerichtet. Nicht so wichtig. Jedenfalls beinhaltete die Ausgabe ein mehrseitiges Special über Analverkehr - Ratschläge für Anfänger, Hinweise zur Hygiene und Wichtigkeit von Kondomen und Gleitmitteln etc.
Mein Kollege war darüber ein wenig schockiert und beteuerte, dass er persönlich überhaupt nichts von dieser Sexpraktik halte, es nie ausprobiert habe und sicherlich niemals probieren würde. Der größte Knackpunkt für ihn war aber, dass Jugendlichen in diesem Heft die Normalität von Analverkehr suggeriert werden würde. Auch die detailreichen Ratschläge und Hinweise waren ihm wohl ein Dorn im Auge (mein Kollege beschreibt seine Werte und Einstellungen übrigens selbst als konservativ). Jeder solle im Schlafzimmer machen was er will, so seine Meinung, aber Jugendliche an solche Devianzen heranzuführen sei nicht in Ordnung, insbesondere wenn viele Menschen dieser Altersklasse nicht mal wissen, wie sie "normalen" Sex richtig durchführen sollen.
Ich konnte seine Empörung nicht teilen. Wenn ich nun überlege eine Tochter in entsprechendem Alter zu haben, die sich dieses Magazin ansieht und das Anal-Special liest - zunächst würde ich denken dass es mir immernoch lieber ist wenn sie sich seriöse Informationen zur "reibungslosen" (sry, konnte ich mir nicht verkneifen) Durchführung dieser Praktik beschafft anstatt anzunehmen dass problemloser, routinemäßiger Analsex, wie er in der Pornografie zu sehen ist, die gängige Methode wäre. Dementsprechend argumentier(t)e ich auch, dass heutzutage wohl ein früher Kontakt von Jugendlichen mit Pornografie unvermeidlich ist und es somit an unterschiedlichen Institutionen (Elternhaus, Schule, Medien) ist, den Jugendlichen sowohl eine gewisses elaboriertes Konsumentenwissen zu vermitteln (professionelle Pornografie zeigt nicht unbedingt den realitätsnahen Ablauf des Geschlechtsverkehrs im Alltag) und eben auch die empfehlenswerten Vor- und Nachbereitungen für gewisse Sexualpraktiken. Zum einen würde ich also sagen, die Augen vor der Realität sexualpraktischer Diversität zu verschließen ist (im Hinblick auf Jugendarbeit) kontraproduktiv. Zum anderen, und das ist eher normativ, würde ich mich zwar nicht dafür stark machen, Jugendlichen das Ausprobieren von bestimmten Praktiken nahezulegen, das Stattfinden solchen Ausprobierens aber vollkommen zu akzeptieren (nicht nur tolerieren).
Was ist eure Meinung dazu? Dient es dem "Schutz" der Jugend, wenn man Sexualität (insbesondere Praktiken, die vielleicht vor einigen Jahren noch öffentliches Tabu waren) gewissermaßen Totschweigt? Meint ihr einen Werteverfall diesbezüglich zu beobachten?
Disclaimer: Nur ums klarzustellen, wenn ich hier vom Ausprobieren und Sexualität generell spreche, meine ich natürlich das Ausprobieren zwischen (mündigen) Jugendlichen.
mal eine kleine Diskussionsgrundlage um gegen das Sommerloch vorzugehen.
Zur Vorgeschichte:
Vor einigen Tagen erzählte mir ein Kollege während einer Pause, dass er bei einem Arztbesuch im Wartezimmer aus Langeweile ein Jugendmagazin durchgeblättert hat. Er wusste nicht mehr welches, nur dass es nicht die Bravo war und wohl irgendwie hauptsächlich an Mädchen gerichtet. Nicht so wichtig. Jedenfalls beinhaltete die Ausgabe ein mehrseitiges Special über Analverkehr - Ratschläge für Anfänger, Hinweise zur Hygiene und Wichtigkeit von Kondomen und Gleitmitteln etc.
Mein Kollege war darüber ein wenig schockiert und beteuerte, dass er persönlich überhaupt nichts von dieser Sexpraktik halte, es nie ausprobiert habe und sicherlich niemals probieren würde. Der größte Knackpunkt für ihn war aber, dass Jugendlichen in diesem Heft die Normalität von Analverkehr suggeriert werden würde. Auch die detailreichen Ratschläge und Hinweise waren ihm wohl ein Dorn im Auge (mein Kollege beschreibt seine Werte und Einstellungen übrigens selbst als konservativ). Jeder solle im Schlafzimmer machen was er will, so seine Meinung, aber Jugendliche an solche Devianzen heranzuführen sei nicht in Ordnung, insbesondere wenn viele Menschen dieser Altersklasse nicht mal wissen, wie sie "normalen" Sex richtig durchführen sollen.
Ich konnte seine Empörung nicht teilen. Wenn ich nun überlege eine Tochter in entsprechendem Alter zu haben, die sich dieses Magazin ansieht und das Anal-Special liest - zunächst würde ich denken dass es mir immernoch lieber ist wenn sie sich seriöse Informationen zur "reibungslosen" (sry, konnte ich mir nicht verkneifen) Durchführung dieser Praktik beschafft anstatt anzunehmen dass problemloser, routinemäßiger Analsex, wie er in der Pornografie zu sehen ist, die gängige Methode wäre. Dementsprechend argumentier(t)e ich auch, dass heutzutage wohl ein früher Kontakt von Jugendlichen mit Pornografie unvermeidlich ist und es somit an unterschiedlichen Institutionen (Elternhaus, Schule, Medien) ist, den Jugendlichen sowohl eine gewisses elaboriertes Konsumentenwissen zu vermitteln (professionelle Pornografie zeigt nicht unbedingt den realitätsnahen Ablauf des Geschlechtsverkehrs im Alltag) und eben auch die empfehlenswerten Vor- und Nachbereitungen für gewisse Sexualpraktiken. Zum einen würde ich also sagen, die Augen vor der Realität sexualpraktischer Diversität zu verschließen ist (im Hinblick auf Jugendarbeit) kontraproduktiv. Zum anderen, und das ist eher normativ, würde ich mich zwar nicht dafür stark machen, Jugendlichen das Ausprobieren von bestimmten Praktiken nahezulegen, das Stattfinden solchen Ausprobierens aber vollkommen zu akzeptieren (nicht nur tolerieren).
Was ist eure Meinung dazu? Dient es dem "Schutz" der Jugend, wenn man Sexualität (insbesondere Praktiken, die vielleicht vor einigen Jahren noch öffentliches Tabu waren) gewissermaßen Totschweigt? Meint ihr einen Werteverfall diesbezüglich zu beobachten?
Disclaimer: Nur ums klarzustellen, wenn ich hier vom Ausprobieren und Sexualität generell spreche, meine ich natürlich das Ausprobieren zwischen (mündigen) Jugendlichen.