Aber ist mal jemand aufgefallen, daß das Handy die einzige Beleuchtung in dem Video ist, draußen dämmert es erst? Also ist die Benutzung des Handys durchaus nachvollziehbar.
Wurde erwähnt, kann ich aber aus zwei Gründen nicht als Einwand gelten lassen:
1. Handyvideos spiegeln die Helligkeit der Umgebung nur unzureichend wider. Wir haben mal eine etwas größere Einsatzübung mit GoPros gefilmt - die Videos waren fast alle unbrauchbar, weil nahezu pechschwarz, obwohl das menschliche Auge am Übungsort jedes Gesicht erkennen und gut 50 Meter weit sehen konnte.
2. Wer beleuchtet, läuft nicht ständig herum, sondern unterstützt, d. h. leuchtet die Betreuungsstelle dauerhaft aus für diejenigen, die arbeiten. Sein Licht hab ich also nicht als auch nur annähernd zielgerichtetes Helfen ansehen können.
Yep. Du hast es selbst schon erwähnt.
Was davon? RA, NA, NS, RS oder Jurist? Lass mich raten, nix davon, du willst nur Paragraphen reiten, weil Papier ja bekanntlich jede Unwahrheit und jede Fehleinschätzung sofort löscht, weil ungeduldig.
Noch mehr Beispiele gefällig?
Nur für den Fall, dass du dich wunderst, warum ich a) so schnell und b) so wenig detailliert auf dich eingehe - ich schreib das grade, während du meinen vorherigen Post noch gar nicht gelesen oder kommentiert hast. Ich bin ja nicht dämlich - ich weiß schon, was du mir gleich verklickern willst und kann dir auch gleich sagen, was das in letzter Konsequenz bedeutet.
Du bist weder Jurist noch aktiv in einer BOS. Letztendlich argumentierst du also aus dem warmen Sessel heraus und ich gehe stark davon aus, dass du ebenfalls nie selbst in der Situation eines Ersthelfers warst, auf Deutsch: Du verteidigst dich grade selbst für den Fall, dass du in einer derartigen Situation völlig blank daneben stehst und dämlich grinst, d. h. schwer geschockt bist. Müsstest du gar nicht, das erkennt man nämlich auch als Laie. Oder, womit ich dir aber Böswilligkeit unterstellen müsste, du willst in einer derartigen Situation genauso handeln und eine Art Präzedenzfall schaffen, d. h. die juristisch wackelige Rechtfertigung bereits jetzt ausarbeiten. Aber ich nehme das nicht von dir an.
Stattdessen halte ich dich nur für kurzsichtig. Denn was du forderst ist letztlich die Abschaffung der Ersthilfe. Kippt neben mir jemand mit Herz-Kreislauf-Stillstand um, bin ich ebenfalls Betroffener (ich war ja dabei) und natürlich erstmal geschockt, ist ja eine unnormale Situation. Leute kippen nicht ständig aus heiterem Himmel aus den Latschen. Dann wird sie vielleicht auch noch käsig, zuckt noch, röchelt hässlich. Dann fang ich an zu pumpen, die porösen Knochen und Knorpel geben nach, es kracht und knackt und der Brustkorb fühlt sich auf einen Schlag eher an wie eine überfahrene Katze. Als Laie kanns dann passieren, dass ich zu tief drücke, die Person erbricht sich auch noch; dann kommt zu den Geräuschen, die von der strömenden Luft im Rachen erzeugt werden, auch noch der Geruch, der sich auch noch auf die Zunge legen wird - 5 Sinne betroffen, der ultimative Super-GAU.
Der erste hört auf, weil er sowohl geschockt ist durch die selbst verursachten Schädigungen der Person (Knorpelbrüche) als auch durch den Geschmack einen Würgereiz bekommt - klar, verständlich, damit ist Ersthilfe nicht mehr zumutbar, ist ja quasi schwerer Schock - Handy raus, filmen geht immer.
Der zweite hört auf, weil ihn die Geräusche der Luft im Rachen und das ständige Komprimieren der Brustkorbmatsche mürbe machen - klar, verständlich, Schock und damit unzumutbare erste Hilfe. Handy geht aber natürlich noch, man hört es ja nicht mehr direkt.
Der dritte hört auf, weil sich der Brustkorb wie die überfahrene Katze anfühlt, die er als Kind gehabt hat - hat er nie verkraftet, ist leider völlig perplex und kann nur das Handy zücken und filmen.
Der vierte hört auf, weil er schon beim ersten Knacken glaubt, die Person umgebracht zu haben - DAS ist mal ein Schock, ganz klar, da braucht der Mensch einen Psychologen, erste Hilfe geht da gar nicht! Handy macht aber ja immerhin nix kaputt, nicht wahr?
Der fünfte hört auf, weil die Person ein Nippelpiercing trägt, das bei den ersten Druckversuchen aus dem Fleisch gerissen wird - es blutet und wer möchte sich schon anstecken? Aber ist ja nicht über Luft übertragbar, Hand geht also noch.
Der sechste fängt gar nicht erst an, weil die Person krank aussieht - gut, das ist irgendwie logisch, sie ist ja auch grad aus heiterem Himmel umgefallen, aber hey, Ansteckung und so, außerdem Schock! Handy ist aber nicht ansteckend.
Der siebte fängt gar nicht erst an, weil die Person ja zuckt und röchelt - hat man in Zombie-Filmen auch schon gesehen, ist quasi kurz vor der Apokalypse. Muss man unbedingt als Warnung für die Nachwelt auf Handy bannen, damit jeder die Gefahr erkennt!
Nach dem 5. Präzendenzfall können wir den Paragraphen damit abschaffen, denn wir haben ja deutlich gezeigt, dass selbst eine banale Sache wie ein Herzinfarkt die Umstehenden so in Angst und Schrecken versetzt, dass Nothilfe unzumutbar wird. Handyvideos gehen aber immer. Oder dumm daneben stehen und gaffen. Gibt unzählige Dokumentationen und TV-Tests für solche Fälle, immer das gleiche Schema - 2 Leute helfen, 50 stehen drum rum und davon zücken 20 das Handy.
Und das bringt mich wieder zu einem meiner Eingangsstatements zurück: Wir sind so damit beschäftigt, die Deppen, Dummen und Arschlöcher in Watte zu packen und zu verhätscheln, dass die glauben, ihr Verhalten wäre normal.
Gehen wir mal ins andere Extrem - wir machen 5 öffentlich ausgestrahlte Tests mit Herzinfarkt-Indikation. Jeder, der hilft, bekommt 10.000 Euro. Jeder, der gafft, bekommt ein Jahr Steinbruch. Jeder, der filmt, wird standrechtlich erschossen.
Ich prophezeie dir, dass beim 5. Test der Steinbruch leer bleibt und keine einzige Kugel gezahlt werden muss, dafür aber ein paar Millionen Euro. Und wenn du das nachvollziehen kannst und zum gleichen Ergebnis kommst, dann lieferst du dir selbst den Beweis, dass diese Leute nicht filmen, weil es eine schockinduzierte Ersatzhandlung ist, sondern weil sie zu faul und zu asozial zum Helfen sind. Im tiefen Schocktrauma denkt man nämlich nicht mehr an Konsequenzen, da hat man gar nicht die Kapazitäten dazu.
Konsequenzen. Du siehst meine Arbeit als so minderwertig an, dass du nicht selbst bereit bist, sie zu tun? Dann kleb dir ein Schild in die Autoscheibe mit der Aufforderung an alle Rettungskräfte, dass sie dich nur retten sollen, wenn sie grad kein Handy zur Hand haben. Vertritt doch deine Ansicht, sei ehrlich! Ich hab kein Problem, nachts aufzustehen, dein Schild zu sehen und wieder ins Bett zu gehen. Wollte ja eh schlafen, deshalb war ich ja im Bett. Komm, vertritt deine Meinung, sei aktiv! Auch vor allen anderen Rettungskräften, sie sind ja bestenfalls selbstverständlich, jedenfalls aber unnötig. Ach komm, schaffen wir den Rettungsdienst und die Feuerwehr gleich ab, jeder für sich selbst. Schock ist ja nur was für Betroffene, und wenn keiner da ist, kann auch keiner ein Schocktrauma bekommen. Feuerwehrleute und Rettungdienstler sind ja eh abnormale Gestalten, die sind irgendwie nie unter Schock, eigentlich gleich keulen, könnte ja ansteckend sein.
Wo bleibt eingentlich bei dieser ganzen Verständnisheuchelei das Verständnis für Einsatzkräfte, die sich über Gaffer aufregen? OK, ja, sie sind Betroffene, die dürfen sich nicht äußern, damit vergessen wir das mal. Ich will gar nix gesagt haben. Gafft ruhig weiter, ich freu mich auf eure Videos...
P.S.: Ja, gegen Ende wurd ich tatsächlich emotional - weil ich für Arschlöcher nachts nicht aufstehe. Sollen sie doch krepieren, den Rest der Stadt juckts schließlich auch erst, wenn am nächsten Tag das Bild der 17jährigen Unfallfahrerin in der Zeitung steht, dann wird Mitleid geheuchelt im ganzen Land, weil junges Ding und ganzes Leben noch vor sich. BOAH KOTZT IHR MICH GRAD AN!