Ich wäre wirklich überrascht gewesen, wenn FÜR das BGE gestimmt worden wäre, so ein System passt einfach nicht zu unserer Zeit, oder vielleicht mehr noch, in die Köpfe der Leute. Find es aber trotzdem spannend, dass überhaupt über dieses Thema in einem Land in Europa abgestimmt wurde.
Ganz klar aber widerlegt dieses Ergbenis - zumindest für die Schweizer - die immer wiedergekäute Behauptung, ein Großteil der Menschen würde nur noch auf der faulen Haut liegen wollen, würde das Geld ohne Gegenleistung monatlich am Konto landen. Gerade eben wurde ein ganzes Volk ja schließlich befragt, ob es sich vom Zwang zur Erwerbstätigkeit befreien möchte und lieber "in Jogginghosen im Park saufen will" und 80 Prozent sagen "Nein". Ganz naiv betrachtet ist dieses Ergebnis doch verrückt. Da fragt man die Bevölkderung: "Möchtet ihr aufhören zur Arbeit gehn zu müssen, um euer Überleben zu sichern?", und 8 von 10 sagen: "Nein!".
Ich denke, Grund für dieses Ergebnis ist einerseits der fehlende Glaube daran, dass ein solches System finanzierbar ist, die Angst eine aktuell noch recht gut funktionierende Wirtschaft kaputt zu machen und nicht zu letzt blanker Neid.
[img=right]https://www.picflash.org/img/2016/06/06/luddites_FrameBreaking-1812UXI2YP.jpg[/img]Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Generation es noch erleben wird, dass ein sehr großer Teil der heute bekannten Jobs verschwinden bzw. von Maschinen erledigt werden wird. Klar, man kann entgegnen, dass es diese Angst seit Einsetzen der Industrialisierung bereits gibt und sie bis heute nicht zur Realität geworden ist. Vor knapp 200 Jahren
stürmten die Ludditen in England Fabriken und zerstörten Maschinen, die ihre Arbeitsplätze "vernichteten". Einstein stellte in den 1930ern die Behauptung auf: "Once the machine is sufficiently highly developed it becomes cheaper in the end than the cheapest labour." (
The world as I see it). Und immer noch gibt es Jobs. Viele sind verschwunden und viele neue sind entstanden.
Ein Trend der sich seit der industriellen Revolution abzeichnet ist, dass die Zahl an Menschen, die schwere körperliche Arbeit verrichten müssen, durch den Einsatz von Maschinen sinkt. Dem entgegen stehen derzeit noch viele neue Berufe - zu sehr großen Teilen in der Unterhaltungsindustrie - in denen Intellekt und Kreativität gefordert sind.
Betrachte ich aktuell die Fortschritte im Bereich der künstlichen Intelligenz, die sich alleine in den letzten paar Jahren gezeigt haben, befürchte ich aber, dass wir knapp davor sind, einen Wendepunkt zu erreichen. Ein paar Beispiele: Zeitungsartikel, die komplett automatisiert von Software erstellt werden, selbstfahrende Fahrzeuge die alleine ihren Weg durch die Stadt oder eine Lagerhalle finden, Sprachanalyise-Systeme die wirklich verstehen was ich von ihnen will, Versandhäuser die bereits in mein nächstgelegenes Postamt liefern bevor ich überhaupt etwas bestelle und medizinische Software, die Erkrankungen mit höheren Trefferquoten als der langgedienteste Arzt erkennen können.
Ich bin fest davon überzeugt, dass durch diesen nächsten industriellen Evolutionsschritt sehr viele Bereiche betroffen sein werden, für die wir bis vor sehr kurzer Zeit noch gedacht hätten, dass derartige Arbeiten nur von einem denkenden, intelligenten Menschen verrichtet werden könnten.
Was aber sollen wir tun, wenn ein großer Teil der zu erledigenden Arbeit von "denkenden" Maschinen erledigt werden kann und für uns "Meatbags" nichts mehr übrig bleibt?
Frag ein Kind und es wird dir sagen, dass das ja toll ist, wenn sich die Arbeit von selbst erledigt, dann bleibt mehr Zeit zum spielen. Warum aber fürchtet sich der Mensch so sehr davor und warum gönnt er es einem Anderen, der vielleicht keine Erfüllung im Beruf findet und einfach lieber Bier trinkt und in Jogginghosen im Park philosophiert nicht, dass er trotzdem Geld zum Überleben bekommt? Wo liegt denn das Problem, wenn die notwendige Wertschöpfung ohnehin durch Maschinen und Programme erledigt wird?
Sollte es wirklich so weit kommen, sehe ich keinen Umweg um ein bedingungsloses Grundeinkommen und auf sehr sehr lange Frist vielleicht sogar das Ende des Geldes.
Wenn es den Leuten aber - wie die Schweizer gerade vorgezeigt haben - so wichtig ist, dass jeder arbeiten gehen
muss, dann könnten wir doch einen Zwischenschritt zum BGE wagen. Anstatt jedem Geld fürs "Nichts-tun" zu geben, könnte man damit beginnen, dass Arbeitszeit - unabhängig von Job, Branche und Position - gleich vergütet wird. Dass die 8 Stunden der Putzfrau ein genauso (finanziell) sorgenfreies Leben ermöglichen, wie dem Generaldirektor. Nur weil der Eine ein abgeschlossenes Studium vorweisen kann, sind die 8 Stunden seines Lebens, die er täglich in der Firma verbringt, doch nicht mehr wert, als die 8 Stunden Lebenszeit einer Putzhilfe, die vielleicht keine Möglichkeit hatte, eine Universität zu besuchen; egal ob zu faul, zu arm oder zu dumm.
Oft höre ich aus meinem Freundeskreis, dass man aufgrund der langen Ausbildung besser als ein Nicht-Akademiker verdienen "müsse". Aber auch das halte ich für Augenauswischerei, kenne ich schließlich keinen Einzigen der die Zeit auf der Uni - auch wenn manchmal hart - nicht genossen hätte.
Pfff ... mir fallen die Augen schon zu, muss ich doch schließlich morgen Früh zur Arbeit und kann nicht mehr hier mit euch so schön philosophieren. Aber vielleicht geht das ja in ein paar Jahren einfacher, wenn sich ein Programm um unsere Server kümmert, meine Software entwickelt und mit unseren Kunden am Telefon diskutiert