Sehr viele sind Protestwähler. Das ist aber nichts unschickliches: wenn die Leute die einzige Möglichkeit sehen, dem Establishment die Rote Karte zu zeigen indem sie AfD wählen, dann ist das gelebte Demokratie. Die alten Parteien haben sich zu weit vom Wähler erntfernt und der ist nun sauer.
Ich habe schon früher mal ausgeführt, dass die Bezeichnung der Wählerschaft als Protestwähler unberücksichtigt lässt, dass die Wähler aus bestimmten Motiven eben gerade diese Partei und keine andere vorziehen. Es wird ja wohl kaum daran liegen, dass die eine Partei im Alphabet so weit vorne steht.
Der Erklärungswert der Theorie der Protestwählerschaft geht gegen Null, je mehr Wähler tatsächlich diese Partei wählen und damit der Protestwähler befürchten muss, dass seine Wahlentscheidung jetzt Konsequenzen jenseits der bloßen Ablehnung zeitigt. Und so blöd sind die Leute jetzt auch wieder nicht. Ein Protestwähler muss den größeren Erfolg dieser Partei ja zunächst fürchten und im Anschluss daran seine eigene Wahlentscheidung bedauern; keines von beiden wird in den meisten Fällen eintreten.
Es geht stattdessen hier darum, ein politisches Klima zu schaffen, in dem die eigenen politischen Vorstellungen eher umgesetzt werden können. Man braucht es sich nicht schönreden, dass diese Vorstellungen den eigenen oft ganz entgegengesetzt sind.