Die Vorwürfe werden erstmals in einem Bericht der Zeitung "Washington Post" auf deren Internetseite geäußert. Diese beruft sich dabei auf Dokumente des Whistleblowers Edward Snowden.
Das gewaltige Überwachungsprogramm mit dem Namen "Mystic" funktioniere wie eine "Zeitmaschine", heißt es in dem Bericht. Die NSA schneide "jedes einzelne" Telefonat in einem Land mit und bewahre die Unterhaltungen der jeweils letzten 30 Tage auf. Damit könne der Geheimdienst Gespräche auch dann abhören, wenn er eine verdächtige Person zum Zeitpunkt des Telefonats noch gar nicht im Visier gehabt habe. Möglich mache dies ein "Retro" genanntes Instrument, mit dem NSA-Agenten die gespeicherten Gesprächsinhalte durchsuchen und "zurückspulen" können.
Wer sich technisch auskennt, der kann sich vorstellen, dass bei dieser Form der Aufzeichnung gigantische Datenmengen anfallen. Anscheinend verfügt die NSA jedoch über die nötige - zweifellos sehr beeindruckende - Hardware. Laut "Washington Post" lagern auf den Servern der NSA zeitgleich die Aufnahmen von "Milliarden" Telefongesprächen. Mitarbeiter der NSA würden außerdem jeden Monat "Millionen" Mitschnitte mit verdächtigem Inhalt an den Langzeitspeicher des Geheimdienstes schicken.
Das "Mystic"-Programm begann den Angaben zufolge im Jahr 2009 und wird seit 2011 im vollen Umfang gegen das erste Zielland eingesetzt. Die "Washington Post" erklärte, den Namen dieses Landes auf Bitten der US-Regierung nicht zu nennen. Auch die Information, in welchen Staaten das Programm ebenfalls zum Einsatz kommen könnte, hielt die Zeitung zurück. Im Geheimdiensthaushalt für 2013, den Snowden im vergangenen Jahr enthüllte, finden sich demnach Hinweise auf fünf weitere Staaten. Im vergangenen Oktober habe ein sechstes Land der "Mystic"-Liste hinzugefügt werden sollen.
Die NSA nahm zum Bericht der "Washington Post" bislang nicht konkret Stellung. Stattdessen bemühte der Geheimdienst mehr oder weniger dieselbe Rhetorik wie seit Monaten. Er betonte in einer Erklärung, dass seine Überwachungsprogramme nicht "willkürlich" seien. Die Privatsphäre von US-Bürgern und Ausländern werde respektiert. Die NSA beklagte sich außerdem erneut, dass die "einseitigen Berichte" über die "rechtmäßigen" Spionageprogramme die nationale Sicherheit der USA gefährden würden.
Quelle: AFP