• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Biblioklasmus, oder die Verbrennung von Büchern und ganzen Bibliotheken

Schwarzhut

Guest

S
Im Zuge meiner Wissensaneignung im Fach Geschichte ist mir Kurioses aufgefallen.

Wie im Titel steht geht es hierbei um die Zerstörung von Wissen in Form von Bücherverbrennung und Abfackeln ganzer Bibliotheken, auch "Biblioklasmus" genannt. Bücherverbrennung hatte jedoch nicht erst mit dem Ereigniss der Nazis 1933 angefangen, sondern das ging schon Jahrhunderte zuvor los.

Das bekannteste Beispiel ist die Zerstörung der Bibliothek von Alexandria die 288 v. Chr. gegründet wurde und über einem Zeitraum von rund 450 Jahren der schrittläufigen Zerstörung ausgesetzt war bis diese von den Arabern endgültig dem Erdboden gleich gemacht wurde.

Aber dabei ist es natürlich nicht geblieben.

Hunderte Bibliotheken auf dem gesamten Globus wurden in den Jahrhunderten mutwillig zerstört, hauptsächlich verbrannt. Vor und erst recht nach dem 2. Weltkrieg wurden unter anderem in Deutschland zigtausende wertvolle Bücher vernichtet.

Über Jahrhunderte angesammeltes Wissen ging und geht unwiederbringlich verloren!

Und selbst heute, im 21. Jahrhundert geht es munter weiter!
Man brauche einfach nur die zwei Begriffe "brand bibliothek" in Google eingeben und bekommt schon erste Ergebnisse angezeigt.

Bibliotheken verkörpern das Ideal einer gebildeten Bevölkerung.

Es kann doch wohl kein Zufall sein dass ausgerechnet Bibliotheken in regelmäßigen Abständen angefackelt werden..
 

1Bratwurstbitte

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aufm GRiLL (in NRW)
Einige Menschen damals waren nicht ganz so dumm, wie man glauben mag, die haben schon geschnallt, das Wissen Macht bedeutet.
Bei den Arabern damals möchte ich aber einfach mal vieler Orts einfach nur vermuten, dass das Rache-Aktionen gegen die andere Kultur und deren Kreuzzüge war.

Damals gab es noch kein WWW. Da hat sich Wissen ausschließlich durch Niederschriften gemehrt.
Wenn jetzt Nation A Nation B im Krieg studiert hat, und deren Waffen und Strategien erforscht hat, diese niedergeschrieben hat und so an Macht gewann, war die Verbrennung dieser Macht meistens ein strategisches Mittel.

Ich finde die Sache an sich, dass so unglaublich viel Wissen über die Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende so einfach von Feuer und Zerstörungswahn unwiederbringlich ausgelöscht wurde auch sehr traurig und beschämend für die Menschheit.
Wenn man alleine überlegt, wie viele Symphonien überaus genialer Komponisten durch Feuer vernichtet wurden, kann einem schon zum heulen sein.

Aber auch das andere Wissen, die Zeitgeschichte, die Erfahrungen, die Schilderungen, die Entdeckungen, die Erkenntnisse, alles weg... :(
 

simpliziss

gelangweilt

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Es könnte ein interessanter Thread sein wenn der TS seine Eröffnung vom reißerischen Teil befreien würde.

Vor und erst recht nach dem 2. Weltkrieg wurden unter anderem in Deutschland zigtausende wertvolle Bücher vernichtet.
:::::
Und selbst heute, im 21. Jahrhundert geht es munter weiter!

Das schreit förmlich nach Belegen.
 

Nero

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Das bekannteste Beispiel ist die Zerstörung der Bibliothek von Alexandria die 288 v. Chr. gegründet wurde und über einem Zeitraum von rund 450 Jahren der schrittläufigen Zerstörung ausgesetzt war bis diese von den Arabern endgültig dem Erdboden gleich gemacht wurde...

Aber dabei ist es natürlich nicht geblieben.

Hunderte Bibliotheken auf dem gesamten Globus wurden in den Jahrhunderten mutwillig zerstört, hauptsächlich verbrannt. Vor und erst recht nach dem 2. Weltkrieg wurden unter anderem in Deutschland zigtausende wertvolle Bücher vernichtet.

Diese Auflistung ist Unsinn.

Vor 500 Jahren war das Buch ein Unikat oder zumindest sehr selten und teuer.

Seither ist es eine Kopie, ein Erzeugnis der industriellen Massenproduktion geworden.

Wenn diese Erzeugnisse ausgedient haben, müssen sie entsorgt werden.

Warum nicht verbrennen?

Ich finde die Sache an sich, dass so unglaublich viel Wissen über die Jahrhunderte, wenn nicht sogar Jahrtausende so einfach von Feuer und Zerstörungswahn unwiederbringlich ausgelöscht wurde auch sehr traurig und beschämend für die Menschheit.
Wenn man alleine überlegt, wie viele Symphonien überaus genialer Komponisten durch Feuer vernichtet wurden, kann einem schon zum heulen sein.

Tatsächlich?

Ich finde, die Welt wäre nahezu perfekt, wenn die Menschen sich aufs Verbrennen von Büchern beschränkt hätten.

Leider haben sie auch Menschen verbrannt.
 
Zuletzt bearbeitet:

KaPiTN

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@Schwarzhut:

Nenn mal eine Bibliothek, die man angefackelt hat!

Selbst bei der Bibliothek von Alexandria sind die Zerstörung durch die Araber oder einen großen Brand nur Legenden.

Außer der Herzogin Anna Amalia Bibliothek kenne ich jetzt keine Bibliothek in Deutschland, wo bei einem Brand wertvolle Schriften verloren gingen. Dabei hat es auch keine Brandstiftung gegeben.

Worum geht es also?
 

Beezle

Mit-Glied

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Ich finde, die Welt wäre nahezu perfekt, wenn die Menschen sich aufs Verbrennen von Büchern beschränkt hätten.

Leider haben sie auch Menschen verbrannt.
Wer Bücher ihres Inhalts wegen, und der Angst darob verbrennt, schreckt auch nicht vor der Verbrennung von Menschen zurück.

--- [2014-06-03 19:00 CEST] Automatisch zusammengeführter Beitrag ---

Ich finde, die Welt wäre nahezu perfekt, wenn die Menschen sich aufs Verbrennen von Büchern beschränkt hätten.

Leider haben sie auch Menschen verbrannt.
Wer Bücher ihres Inhalts wegen, und der Angst darob verbrennt, schreckt auch nicht vor der Verbrennung von Menschen zurück.
 

Nero

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Wer Bücher ihres Inhalts wegen, und der Angst darob verbrennt, schreckt auch nicht vor der Verbrennung von Menschen zurück.

Es existieren viele Drucksachen, deren Heizwert ihren Unterhaltungswert oder Lehrwert weit übertrifft. In Wohnungen mit Ofenheizung macht man sich mit ihnen am besten eine warme Stube.

Die Scheu davor, ein unbrauchbares Buch durch Zweckentfremdung zu entsorgen, ist exakt so unsinnig wie das Unterfangen, ein Buch durch dessen rituelle Verbrennung aus der Welt schaffen zu wollen.

Beide Parteien vergötzen ein Erzeugnis der industriellen Massenproduktion. Sie glauben, ein Heiligtum zu schänden oder einen Teufel auszutreiben, wenn sie sich am Exemplar einer Drucksache vergreifen.

Nur im "Land der Dichter und Denker" - so das deutsche Selbstverständnis - konnte man auf die Idee kommen, eine rituelle Bücherverbrennung als öffentliches Spektakel zu organisieren. Veranstaltet wurde es bezeichnenderweise nicht von der SA, also den eher bildungsfernen Schichten, sondern vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund. Und bestimmt war es damals lebensgefährlich, Hitlers "Mein Kampf" in den Müll zu schmeißen, einfach weil man mit dem Quatsch nichts anfangen konnte. Dieses Buch war so heilig, wie Marxens "Kapital" teuflisch war.

Überhaupt hatten die Nazis vor Büchern großen Respekt, man lasse sich nicht vom albernen Hokuspokus der spektakulären Bücherverbrennung blenden.

Die weltweit umfassendste und vollständigste Sammlung von Judaika hatte das Judenreferat im Reichssicherheitshauptamt der SS unter der Leitung von Eichmann angelegt. Es gab dort Experten für Hebräisch, wenn ich es recht erinnere, hat sogar Eichmann selbst versucht, es zu lernen. Massenmord und Bildungsbeflissenheit schließen einander nicht aus.
 

Nero

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Erzähl noch mehr von Deinen "Erinnerungen". :m

Wenn man sich geistig von der Wikipedia ernährt, kennt man solche Probleme natürlich nicht.

Aber wenn man Bücher nicht nur anhimmelt, sondern auch gelesen hat, und es ist schon etwas länger her, dann kommen Zweifel, ob man sie richtig erinnert. Und solche Zweifel, finde ich, sollte man nicht unterschlagen.
 

Seedy

A.C.I.D

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Fakt ist, viele heutige Bücher sind einfach Belletristik, der kulturelle Wert von Raptorpornos darf also zumindest hinterfragt werden.

Das Bücher verbrennen, würde ich als Symbolischen Akt definieren.
Es soll vor "falschen" Wissen und der Beeinflussung durch schriften mit anderen Meinungen schützen.
Frei nach Orwell: Unwissenheit ist Stärke.


Wenn ich mich recht erinnere, wurde die Bibliothek in Alexandria mit der Begründung "Widersprechen die Bücher dem Koran, sind sie falsch, belegen sie ihn, sind sie überflüssig" verbrannt.

Die Bücher unter Hitler, wurden mit "Volksfeindlichkeit" verbrannt.

Die Usa-Biblebelt Christen, verbrennen Bücher die Antichristliche-Konservative schriften enthalten, weil sie ihrem eigenen Weltbild widersprechen.

Also, nein es ist kein Zufall, dass Bibliotheken verbrennen.
Man muss den dummen Menschen ja vor falschen Wahrheiten beschützen.

In der heutigen Zeit, ist das Verbrennen von Büchern nicht mehr so Wild, da es ja fast überall Kopien und Abzüge des Inhalts gibt.
Das Wissen, die Essenz der Schriften, also nicht verloren geht.

Früher als Buchdruck noch nicht erfunden, oder sehr teuer war...
Da würde ich das fast mit einem Genozid vergleichen.
 

simpliziss

gelangweilt

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Mein letztes Wort dazu:

Eine öffentliche Bücherverbrennung vor einem Publikum hat einen ideologischen Hintergrund und dient sicher nicht dazu, die gemütliche Stube zu erwärrmen. Insofern sind alle heizungstechnischen Vergleiche fatal.
 

Schwarzhut

Guest

S
  • Thread Starter Thread Starter
  • #13
In Zeiten des Internets und "Google Books" ist es heute selbstveständlich gar kein Problem falls mal dies oder jenes abfackelt. Der Inhalt bleibt für alle Zeit erhalten sofern das Internet erhalten bleibt.
Es ist eine unbestrittbare Tatsache dass in den letzten Jahrtausenden (Ägypter & Papyrus) mit jeder Vernichtung von Büchern und Bibliotheken im Allgemeinen immer etwas Wissen unwiederbringlich verloren gegangen ist.

Wie weit die Menschheit wohl inzwischen entwickelt wäre ohne Zerstörung von Schriftstücken, Kirche, Krieg, Mord und Totschlag?

Übrigens einen äußerst passenden Artikel gefunden Bücherverluste in der Spätantike.

Ich zitieren:

"Die wiederaufgebaute Fassade der Celsus-Bibliothek in Ephesos.
Das privat gestiftete Gebäude umfasste etwa 12.000 Rollen, die Ende des 3. Jahrhunderts durch ein Feuer zerstört wurden."

Wie Seedy sagte, Genozid.

Das macht mich einfach nur trauig :(
 

KaPiTN

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Wie weit die Menschheit wohl inzwischen entwickelt wäre ohne Zerstörung von Schriftstücken, Kirche, Krieg, Mord und Totschlag?

Hätte, hätte, Fahrradkette. Vielleicht hätte sich die Menschheit längst ausgelöscht.
 

B3n

Corporal Bullshit

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@Schwarzhut:

Ich verstehe noch nicht ganz, worauf du hier hinaus willst. Dieses antike Wissen ist, aus unterschiedlichsten Gründen, weg, das ist jetzt leider so. zum Glück gibt es Leute, die versuchen, das irgendwie zu rekonstruieren, aber einige Dinge sind leider für immer verloren. Heute ist die Gefahr für so einen "Wissensverlust" nicht mehr so groß, obwohl natürlich längst noch nicht alles digitalisiert ist und sich einige Dinge (Artefakte usw.) auch nicht so einfach digitalisieren lassen. Dieser Verlust ist traurig und schade, da bin ich ganz bei dir, aber worum geht's dir hier?

Das Bücher verbrennen, würde ich als Symbolischen Akt definieren.
Es soll vor "falschen" Wissen und der Beeinflussung durch schriften mit anderen Meinungen schützen.

Da musste ich sofort an die chinesische Firewall denken.
 

Munro

NGBler

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Heute wären solche Schriften nur noch von geschichtlichem Interesse, aus heutiger Sicht neues Wissen würde wohl nur insofern zu erwarten sein, als dass einige Lücken in der Geschichtsschreibung gefüllt werden könnten. In Hinblick auf insbesondere die Philosophen des alten Griechenlands dürfen wir den Arabern besonders dankbar sein. Ohne sie hätten wir wohl kaum brauchbare Überlieferungen Aristoteles' und Co. Bei Überlieferungen von Texten dürfen wir nicht vergessen, dass die Originaltreue mit der Anzahl (halbwegs) zuverlässiger und voneinander unabhängigen Abschriften zunimmt und dass kaum ein Text die Antike auf einem einzigen physischen Medium überlebt hat. Heute mit dem Gedanken konfrontiert, es gäbe Aristoteles nur noch als Namen eines Philosophen, ohne zu wissen, was genau er schrieb, ist das eine traurige Vorstellung. Etwa genauso traurig wie die Namen jener Autoren, von denen wir auch heute nur den Namen und ungefähr den Zeitraum und Ort kennen. Entsprechend wütend machen mich dann auch die mutwilligen Zerstörungen solcher Texte.

Ob wir heute wirklich wirklich vor solchem Verlust bewahrt wären? Wir dürfen nicht vergessen, dass wir hier von ganz anderen Zeiträumen sprechen als von '33 bis heute. Das ist ja nichts im Vergleich auch nur der Spätantike bzw. ihrem Übergang zum Frühmittelalter. Einem Zeitraum, in dem in Europa wohl sehr viel verloren ging. Alles nur digital Vorhandene wird untergehen, daran besteht für mich wenig zweifel. Grundsätzlich unterliegt ein digitaler Text denselben Problemen wie ein gedruckter oder geschriebener Text: Ohne Pflege, ohne jemanden, der diesen Text als wichtig erachtet und ihn von einem Datenträger auf den nächsten kopiert, von einem Format ins nächste, oder der das Archiv von Texten pflegt, geht der Text verloren. Dieses Schicksal wird sicher die meisten der heute verfassen Texte ereilen, insbesondere solche, die nur flüchtig im Internet verfasst werden. Was alleine wir oder andere Forenschreiber die letzten 10 Jahre an Texten im Internet verfasst haben, sicher auch gerne mal mit einigermaßen originellen Gedanken - wie viel ist davon jetzt noch auffindbar, irgendwie vorhanden oder bereits endgültig weg? Letztendlich ist ein Forum auch nur auf einer Server-Festplatte, einem mehr oder weniger zuverlässigen Backup-System und einige Zeit lang in den Köpfen der Autoren und Lesern.

So viel auch zur Zuverlässigkeit mancher Überlieferungen. Wie viele Jahre sind vergangen zwischen den angeblichen Dialogen Sokrates' und ihrer Verschriftlichung durch Platon? 40 Jahre? So alt sind die meisten hier nicht einmal, und anwesend war der gute Herr selbst auch nicht. Das ist vergleichbar mit: Wir erzählen unseren Kindern in 20 Jahren, was wir vor 10 Jahren in Internet-Foren diskutiert haben und unsere Kinder schreiben wiederum 10 Jahre später ein Buch darüber, das den Anspruch erhebt, die damalige Wirklichkeit wiederzugeben.

Aber zurück zum Thema. Sollte es wirklich eine auch nur annähernd globale Katastrophe geben, werden viele Texte unser heutiges Zeitalter nicht überleben. Wie viele Bücher und wissenschaftliche Publikationen sind nur in der Deutschen Nationalbibliothek vorhanden? und sonst nur in ein paar verstreuten Haushalten? Haushalten, die über Generationen hinweg aufgelöst und neu gebildet werden? Welchen Bücherbestand übernehmen wir denn auch nur von unseren Eltern und Großeltern? Landet nicht das meiste auf dem Dachboden und dann spätestens eine Generation später auf dem Müll? Selbst auf tausende von Haushalten würde ich nicht zählen, wenn es über einen Zeitraum mehrerer hundert Jahre geht. Und erst ab dieser Zeitspanne wird es ja wirklich relevant. Wenn das Erinnern aussetzt, große soziale, politische und neuerdings auch technologische Entwicklungen stattgefunden haben.

Wir müssen wohl damit leben, dass Zeit vergeht und wir sie und die Gedanken der Menschen einer Zeit nur unzureichend festhalten können, um sie uns zukünftig wieder vergegenwärtigen zu können. Und obwohl uns viele Texte aus allen Zeitaltern nicht überliefert sind, waren sie doch in den seltensten Fällen vergebens. Die meisten wurden ja dann doch gelesen, konnten wirken, eben weil sie gelesen wurden, teilweise auch rezipiert wurden.

Wären wir heute weiter ohne - letztendlich - das Mittelalter? Sind wir überhaupt wesentlich weiter als damals und was soll weiter überhaupt bedeuten und bringen? Wir betreiben Wissenschaft, schaffen Wissen - reicht das nicht? Als ob wir nicht bereits vorhandenem Wissen nachtrauern müssten, das rein hypothetisch ist. Die wirklich großen Probleme der Menschheit liegen sowieso nicht in wissenschaftlich lösbaren Bereichen, sondern im Wesen des Menschen selbst. Wollen wir also wirklich der Ultra-Super-Bombe nachtrauern, die wir nach dem Verlust so vielen Wissens vielleicht erst in 200 Jahren erfinden?

Dass Texten eine unmittelbare Wirkung durch sie selbst zukommt, ist doch eher selten; gerade heute werden wegweisende wissenschaftliche Texte den meisten Menschen nicht dadurch bekannt, dass sie sie selbst lesen, sondern dadurch, dass sie darüber lesen. Wer hat schon Einstein gelesen? Wir sollten uns einfach vom Gedanken verabschieden, die gegenwärtigen Gedanken auf ewig festhalten zu können. Leider steht demgegenüber die unterschwellige Ansicht, dass Vergangenes ohne Überlieferung nicht ist, also niemals stattgefunden hat. Wenn wir vergangenen nicht überlieferten Gedanken nachtrauern, dann weil sie uns vorführen, dass von uns im Laufe der Geschichte letztendlich nichts mehr übrig bleibt. Wie lange wird wohl Aristoteles noch leben? Als herausragender Philosoph, und noch dazu als einer weniger überlieferten Philosophen seiner Zeit, werden seine Gedanken vielleicht länger nachvollzogen als die vieler neuzeitlichen Philosophen, Geschichtsschreiber und Wissenschaftlicher, die wir heute als unersetzbar und prägend für unsere heutige Epoche erachten.

Warum schreiben wir hier, weshalb schreiben Autoren überhaupt, außer um Geld zu verdienen? Um bis in alle Ewigkeit bekannt zu sein? Angesichts der allseits bekannten Widrigkeiten der Überlieferung wäre das arg vermessen, selbst für die Besten. Wenn wir das Schreiben und damit auch den Text an sich erheben, dann wurde tatsächlich kein Text jemals vergeblich geschrieben. Und auch unsere Texte hier im Forum werden nicht enden als trauriges Unbekanntes, obwohl sie sicher eine im Vergleich zu jedem mäßig erfolgreichen Autor mittelhochdeutscher Romane bescheidene Haltbarkeit aufweisen werden. Es genügt doch, dass wir sie schreiben, ein paar Menschen sie lesen und darüber nachdenken. Ist das jetzt traurig? Weshalb sollte es in zweitausend Jahren traurig sein?

Ich hoffe, ich habe das Thema zumindest ausreichend gestreift. Gute Nacht.
 

Nero

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Ein Buch ist so lange lebendig, wie es gelesen wird. Wenn es nicht mehr gelesen wird, ist es tot.

Weder von den Flammen noch von gefräßigen Insekten droht einem Buch Gefahr, die wirkliche Gefahr ist das Vergessen.

So lange noch Bücher geschrieben werden, kommt für jedes Buch der Tod. Der Bestseller von heute ist der Killer des Bestsellers von gestern.

Das ist unvermeidlich, weil die Lektüre aller Bücher mit jeder Neuerscheinung aussichtsloser wird. Ein Mensch müsste mindestens 5.000 Jahre leben, um das zu schaffen.
 

Harley Quinn

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Selbst bei der Bibliothek von Alexandria sind die Zerstörung durch die Araber oder einen großen Brand nur Legenden.

Dazu würde ich auch gerne mehr wissen. Das ist mir irgendwie neu. Die frühen Araber und die arabischen Wissenschaftler sind doch berühmt dafür, dass Wissen aus der alten Antike bewahrt und weiter entwickelt zu haben.

Wie passt das zum verbrennen von Wissen?

Ich denke, wenn wurde das Wissen vorher abgeschrieben oder kopiert.
 

Seedy

A.C.I.D

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Eine Möglichkeit wissen einzuteilen, ist:
Bekanntes Wissen
Bekanntes Nicht-Wissen.
Unbekanntes Nicht-Wissen.

Das ganze kann man erweitern auf:
Bekannter Wissensverlust.
Unbekannter Wissensverlust.

Der Trick ist jetzt, dass man nach bekannten Nicht-Wissen und bekannten Wissenverlusten gezielt suchen kann.

Ein Beispiel dazu ist Tesla, der eine Möglichkeit gefunden haben soll, Strom Kabellos über weite Strecken zu transportieren.
Auch wenn seine Endeckung nicht als Gesichert gilt, kann man gezielt nach diesem Wissen suchen.

So auch das verloren gegangene Wissen der Maya Kalender. (nicht das Weltuntergangs ding) Die es schafften einen Kalender zu bauen, der so genau funktionierte, das das erst seit kurzer Zeit wieder Möglich ist, ähnlich genau zu arbeiten.
dennoch wusste man, dass es eine Möglichkeit geben müsste und konnte gezielt danach suchen.

schlimm ist in meinen Augen das Wissen, von dem wir gar nicht Wissen, dass wir es verloren haben.
Da könnten schätze drin schlummern.


Auch der Vergleich mit der Chinesischen Firewall gefällt mir:
Das der Chinesischen Bevölkerung das Wissen Vorenthalten wird, ist unmenschlich und traurig.
ABER
Das Wissen, was in China entdeckt wird, dort aber nicht raus kommt, nicht publiziert oder vernichtet wird.
Das geht der ganzen Menschheit verloren und muss auch mühsam wieder enteckt werden.
 

B3n

Corporal Bullshit

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Alles nur digital Vorhandene wird untergehen, daran besteht für mich wenig zweifel. Grundsätzlich unterliegt ein digitaler Text denselben Problemen wie ein gedruckter oder geschriebener Text: Ohne Pflege, ohne jemanden, der diesen Text als wichtig erachtet und ihn von einem Datenträger auf den nächsten kopiert, von einem Format ins nächste, oder der das Archiv von Texten pflegt, geht der Text verloren.

Das ist wahr. Die Digitalisierung ist nicht die endgültige Rettung des Wissens, da bin ich gestern abend vielleicht zu weit vorgeprescht. Es macht die Sicherung und Vervielfältigung aber deutlich leichter, wenn man es mit der Datenmigration ernst nimmt.

So viel auch zur Zuverlässigkeit mancher Überlieferungen. Wie viele Jahre sind vergangen zwischen den angeblichen Dialogen Sokrates' und ihrer Verschriftlichung durch Platon? 40 Jahre? So alt sind die meisten hier nicht einmal, und anwesend war der gute Herr selbst auch nicht. Das ist vergleichbar mit: Wir erzählen unseren Kindern in 20 Jahren, was wir vor 10 Jahren in Internet-Foren diskutiert haben und unsere Kinder schreiben wiederum 10 Jahre später ein Buch darüber, das den Anspruch erhebt, die damalige Wirklichkeit wiederzugeben.

Obwohl du auch hier grundsätzlich recht hast finde ich den Vergleich mit unserer Internetkorrespondenz nicht so passend. Der Umstand, dass wir heute viele Gespräche und Gedanken im Internet verschriftlichen macht sie per se nicht wertvoller und erhaltenswerter als die Gespräche/Gedanken, die z.B. unsere Großelterngeneration miteinander ausgetauscht hat. Jetzt kann man natürlich argumentieren, dass auch diese Gedanken und Gespräche hätten erhalten werden müssen, mir stellt sich dann aber die Frage wie weit das gehen soll, ob wir wirklich alles was jemals gesagt/geschrieben/gedacht wurde bewahren müssen, oder ob uns das nicht daran hindern könnte in Zukunft neue Gedanken zu denken.

Sollte es wirklich eine auch nur annähernd globale Katastrophe geben, werden viele Texte unser heutiges Zeitalter nicht überleben.

Je nach dem, wie diese globale Katastrophe aussieht, ist das aber auch nicht so wichtig, weil es unter Umständen dann niemanden mehr gibt, der diese Texte lesen könnte. Bei einer etwas kleineren regionalen Katastrophe würde natürlich trotzdem viel verloren gehen, aber Wissenssammlung, wie wir Menschen sie betreiben, hat mMn eben das Problem dass sie mindestens den gleichen Widrigkeiten unterliegt, wie wir. Wir Menschen sind schon nicht sehr robust, unser Wissen ist es noch viel weniger. Das mag für den einen oder anderen entmutigend sein, denn wir werden immer Wissen und Erfahrungen verlieren, ich sehe darin aber den Anreiz es nochmal, auf einem anderen, im Endeffekt vielleicht sogar besserem Wege, zu probieren. Etwas anderes bleibt uns eh nicht übrig.

Auch der Vergleich mit der Chinesischen Firewall gefällt mir:
Das der Chinesischen Bevölkerung das Wissen Vorenthalten wird, ist unmenschlich und traurig.
ABER
Das Wissen, was in China entdeckt wird, dort aber nicht raus kommt, nicht publiziert oder vernichtet wird.
Das geht der ganzen Menschheit verloren und muss auch mühsam wieder enteckt werden.

Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass die Firewall auch immer mehr zu einem symbolischen Akt verkommen ist. Wer heute in China wissen möchte, hat durchaus die Möglichkeit sich über das Internet dieses Wissen anzueignen und sich mit dem Rest der Welt darüber auszutauschen. Das kann, je nach dem was man sich da für Wissen aneignet, natürlich immer noch zu Problemen mit der Regierung führen, aber China ist auf dem (zugegebenermaßen langen) Weg und weit davon entfernt solche Angelegenheiten wie z.B. in Nordkorea zu handhaben. Dieser ganze Tiananmen-Zirkus der jetzt gerade wieder veranstaltet wird ist ja auch nur ein Fingerzeig der Regierung an die interessierte Bevölkerung, dass man darüber auch heute noch besser keine Meinung haben sollte. Dass das alles stattgefunden hat, wissen diese Menschen ja trotzdem. Dass Wissen dort evtl. nicht publiziert wird kann ich glauben, zu glauben dass es absichtlich vernichtet wird, fällt mir etwas schwerer.

Zum Schluß, weil es nicht wirklich was mit dem Thema zu tun hat: das hier

Eine Möglichkeit wissen einzuteilen, ist:
Bekanntes Wissen
Bekanntes Nicht-Wissen.
Unbekanntes Nicht-Wissen.

...wollte Donald Rumsfeld uns vor 12 Jahren in seine berühmten Rede über die "Known knowns and unknown unknowns" sagen. Das wurde damals belächelt (auch von mir) weil er das ja einfach nur so gesagt und nicht wirklich ausgeführt hat, aber darum ging es. Natürlich in einem etwas anderen Kontext.
 
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