Re: 3 Gramm Graß - Anwalt
Meine Angaben zur Nachweisbarkeit von Delta-9-THC bzw. den Abbauprodukten waren völlig korrekt,
hier eine schnelle Quelle.
Da ich vor vielen (20+) Jahren den fragwürdigen Spaß einer MPU wegen dieses Themas hatte und (als langjähriger und massiver Dauerkonsument) trotz
gut 14 Wochen völliger Absinenz und Meiden des Freundeskreises bei der ersten Urinprobe noch schwach positiv getestet wurde, weiß ich eigentlich ganz gut, wovon ich rede. Guter Richtwert: 4 Monate.
Es gab damals eine Substanz namens "Ultra-Clean", die die Abbauprodukte aus dem Urin entfernt. Leider wird dann diese Substanz nachgewiesen, das macht alles nur noch schlimmer. NICHT verwenden!
Die gesetzlichen Grenzwerte, die z. B. bei Verkehrskontrollen Anwendung finden, spielen bei der MPU absolut keine Rolle. Selbst bei mikroskopischen Restwerten ist die Schlussfolgerung immer, dass man entweder im Vorfeld der MPU konsumiert oder seinen Freundeskreis (passiver Konsum durch Umgebungsluft) nicht geändert hat.
Beides disqualifiziert in den Augen des Psychologen (! nicht des Mediziners) bei der MPU den Probanden, zum Führen eines Kraftfahrzeuges geeignet zu sein und beendet die Begutachtung negativ.
(...)
Noch ein paar Tipps für die MPU:
- die MPU besteht aus drei Teilen, einer medizinischen Untersuchung, einem Reaktions- und Konzentrationstest (an einem Terminal) und einer psychologischen Begutachtung
- jeder der drei Teile für sich beendet bei Nichtbestehen die MPU negativ
- der Knackpunkt ist in der Regel das Gespräch mit dem Psychologen
- der TÜV bietet Vorbereitungskurse für die MPU an, die einem die Notwendigkeiten vermitteln sollen (1 Jahr Urinprobe im Vorfeld zwingend etc.)
Der Psychologe wird wissen wollen:
- wie kam es zu der Entscheidung, Drogen zu konsumieren und sich damit als Fahrzeugführer zu disqualifizieren?
- wie waren die Konsumgewohnheiten? (bloß nicht versuchen, zu untertreiben! Es geht um Aufarbeitung eines früheren Fehlverhaltens, das zwingend für die Zukunft ausgeschlossen werden muss. Der Psychologe ist NICHT Dein Feind)
- wie hat der Proband auf den nunmehr erkannten Fehler reagiert und ihn behoben?
- wie sicher kann davon ausgegangen werden, dass der Proband künftig vermeiden wird, den gleichen oder ähnliche Fehler zu begehen?
- Ausweichkonsum - z.B. Alkohol - muss ausgeschlossen werden können, bzw. der verantwortliche Umgang des Probanden muss erkannt werden
- wieso ist der Proband erwischt worden?
Achtung, hier steckt eine Fangfrage/Falle drin! Es gibt in der Psychologie das sog. Pechvogel-Syndrom, das besagt, dass der Täter sich mit Pech als Argument vor der eigenen Verantwortung drückt. Wer das sagt, hat verloren. Die richtige Antwort ist, dass dem Probanden klar ist, dass jedes Fehlverhalten in diesem Bereich irgendwann zwingend zum Erwischtwerden führen muss, dass nur der Zeitpunkt mehr oder weniger zufällig war.
Die Frage, an der die meisten bei der MPU scheitern, ist eigentlich völlig trivial:
Warum haben Sie Cannabis bzw. illegale Drogen konsumiert?
Darauf sollte der Proband eine einleuchtende Antwort haben und zeigen, dass er sich mit der Ursache des Konsums auseinandergesetzt hat. Antwortet man dort mit 'äääh', 'öööhm', 'weils geil war' und kann nichts Reelles sagen, wird der Psychologe eine negative Prognose abgeben _müssen_.
Beispiele für sinnvolle Antworten auf diese Frage:
- autoritäre Eltern, Ausbruchsversuch aus zu viel Kontrolle
- Persönliches Schicksal wie eine ungewollte Trennung von der Freundin o. Ä., Todesfall eines Nahestehenden etc. und die vermeintlich leichte Möglichkeit, akuten Schmerz zu unterdrücken
In der Folge wird der Psychologe wissen wollen, wie der Proband sicherstellen wird, dass er in einer vergleichbaren Situation nicht wieder zu illegalen Drogen greifen wird. Hier ist der Lerneffekt wichtig - eine gute Antwort wäre, dass der Proband sich zum einen nun vollkommen klar darüber ist, dass Drogenkonsum keine Probleme löst, sondern eher verschlimmert, nicht geil (Glorifizierung/Verherrlichung der Droge -> Fail) ist und dass der Proband verstärkt auf deratige Tendenzen zur Flucht/Verdrängung achten und dagegenhalten wird.
hth,
J.