Durch steigende Löhne verliert Deutschland an Wettbewerbsfähigkeit. Dadurch wird letztendlich Wohlstand vernichtet, da Arbeitsplätze verloren gehen. Das ist ein wirtschaftswissenschaftlicher Fakt, auch wenn es gerne als neo-liberale Propaganda hingestellt wird.
1. Es ist nicht der Fall, dass steigende Löhne notwendig einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit bewirken. Die Gesamtkosten bestehen nicht nur aus Lohnkosten.
2. Es ist nicht der Fall, dass steigende Löhne einen Verlust an Wettbewerbsfähigkeit bewirken, wenn die Löhne mit der Produktivität steigen.
3. Es ist möglich, dass trotz sinkender Löhne die Wettbewerbsfähigkeit sinkt.
4. Es ist möglich, dass trotz steigender Löhne die Wettbewerbsfähigkeit steigt, selbst wenn der Anstieg der Löhne über dem Anstieg der Produktivität liegt.
5. Wettbewerbsfähig ist eine Volkswirtschaft nur dann und immer dann, wenn sie über einen Leistungsbilanzüberschuss verfügt. Ein Leistungsbilanzüberschuss bedeutet, dass das Auslandsvermögen steigt. Ein Leistungsbilanzüberschuss kann durch höheren Import ausgeglichen werden. Wenn Gold im Wert des Leistungsbilanzüberschusses importiert wird, ist die Leistungsbilanz ausgeglichen, aber das Gesamtvermögen bleibt gleich.
6. Auslandsvermögen erwirtschaften Einkommen aus Kapital für deren Eigentümer.
7. Wettbewerbsfähigkeit bedeutet Verzicht auf Import zugunsten des Vermögensaufbaus im Ausland.
8. Wettbewerbsfähigkeit bedeutet Arbeit und Ressourcenverbrauch im Inland ohne unmittelbare Gegenleistung durch das Ausland. Die Hoffnung beruht darauf, dass die aufgebauten Auslandsvermögen entweder Gewinn erwirtschaften oder im Wert steigern, zumindest aber ihren Wert nicht verlieren.
9. Bedeutet Wohlstand einer Volkswirtschaft, ein hohes Auslandsvermögen aufgebaut zu haben und weiterhin aufzubauen? Dann wäre selbst eine Volkswirtschaft mit hungernden Menschen eine Volkswirtschaft, die Wohlstand hervorbringt, solange sie nur über hohe Auslandsvermögen verfügt und weiterhin anhäuft (selbst wenn diese gleichmäßig verteilt sind).
10. Wenn Wohlstand aber das Verfügen über Sachwerte bedeutet, dann bewirkt Wettbewerbsfähigkeit einen geringeren Wohlstand, weil der dazugehörige Leistungsbilanzüberschuss gerade der Verzicht darauf ist, über Sachwerte zu verfügen. Sofern die Wettbewerbsfähigkeit für immer aufrechterhalten wird, also niemals Leistungsbilanzdefizite vorhanden sind, zahlt sich der Verzicht selten in Sachwerten aus, also selten in Wohlstand. Die Gewinne aus Auslandsvermögen müssen höher sein der Leistungsbilanzüberschuss, damit sich der frühere Verzicht auf Import in Sachwerten auszuzahlen beginnt.
11. Aufwertung der eigenen Währung vernichtet sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Auslandsvermögen als auch die Gewinne aus den Auslandsvermögen.
12. Tendenziell werten die Währungen derjenigen Volkswirtschaften auf, die wettbewerbsfähig sind.
So viel zum Thema wirtschaftswissenschaftliche Tatsache. Du darfst dich zu jeder einzelnen meiner Behauptungen entweder selbst erkundigen oder kurz nachdenken; einige sind nur logische Zusammenhänge oder Begriffsanalysen. Es lohnt sich übrigens ein Blick auf die Auslandsvermögen Deutschlands seit 1990, daneben gelegt die Leistungsbilanz im selben Zeitraum. Nicht, dass das Vermögen jemals "uns" gehört hätte ... Angesichts dessen, dass intelligentere Verwendungsmöglichkeiten unserem Wohlstand nicht geschadet, sondern vielmehr genützt hätten, ist das Bild trotzdem traurig.
Kommen wir zurück zum BGE und der Möglichkeit steigender Löhne nach dessen Einführung: Solange kein Leistungsbilanzdefizit in Sicht ist, sind von höheren Lohnkosten, selbst höheren Lohnstückkosten nur positive Wirkungen zu erwarten. Selbst ein vorübergehendes Leistungsbilanzdefizit, insbesondere gegenüber Spanien, Portugal, Griechenland und Italien, würde nur bedeuten, das bisher angesammelte Auslandsvermögen abzubauen, sofern es bis dahin nicht bereits durch Immobilienblasen und Bankenpleiten vernichtet wurde. Das führt einem die ganze Dämlichkeit der dauerhaften Wettbewerbsfähigkeit nur umso besser vor Augen: Am Ende verliert selbst der ewig wettbewerbsfähige.