Maxwell
NGBler
- Registriert
- 15 Juli 2013
- Beiträge
- 670
Hallo zusammen,
ich bin aktuell in einer etwas blöden Situation, und daher freue ich mich über jeden guten Ratschlag und Tipp:
Bei meinem (Ex-)Arbeitgeber kriselt es finanziell aktuell gewaltig, und er plant den Abbau von >1300 Stellen (dürften ~30% der Belegschaft sein). Offiziell sollen diese Kündigungen zum Ende Q2/2015 umgesetzt sein, allerdings ist man Anfang des Jahres auf die Idee gekommen, dass man schon mal alle Mitarbeiter kündigen könnte, die sich noch in der 6-monatigen Wartezeit befinden. Meine Betriebszugehörigkeit ist (unterbrechungsfrei) > 5 Jahre, allerdings, habe ich im Sommer 2014 eine neue Stelle (mit neuem Arbeitsvertrag) angetreten, wobei eine erneute Probezeit vereinbart wurde. Somit wurde ich mit Bezug auf diese Probezeit mit 14-tägiger Frist (und ohne einen Cent Abfindung) gekündigt.
Dass diese Kündigung zum Himmel stinkt hat jeder vernünftige Mensch gesehen, allerdings musste ich den offiziellen Weg einhalten um das irgendwie anzufechten (vernünftig mit mir reden wollte man nicht). Bin also zum Anwalt, habe Kündigungsschutzklage eingereicht und hatte gestern meinen ersten Gerichtstermin (Gütetermin). Die Richterin hat ohne Umschweife deutlich gemacht, dass sie meine Kündigung nicht für rechtens hält und die Anwältin der Gegenseite hat das mehr oder weniger anerkannt. Allerdings wollte Sie sich nicht auf einen Vergleich (d.h. Abfindungszahlung an mich einlassen), und allem Anschein nach wird es wohl auf ein Urteil hinauslaufen (der nächste Termin ist in knapp 2 Monaten).
So, das Blöde an der Situation ist jetzt: Wenn es tatsächlich zu einem Urteil kommt, so wird da dann festgestellt werden, dass meine Kündigung nicht rechtens (und somit unwirksam) war, wodurch ich quasi immer noch im Unternehmen beschäftigt wäre, zu den bisherigen Konditionen. Daran habe ich aber so überhaupt gar kein Interesse, da mein Abgang an Respektlosigkeit wirklich kaum zu Toppen war. Davon abgesehen stünde mir dann sowieso wieder eine Kündigung bevor (dann eben eine Betriebsbedingte, die rechtlich korrekt ist, mit Abfindungsanspruch). Außerdem weiß ich, dass mein bisheriges Arbeitsprojekt sowieso eingestampft wurde (wie auch einige andere), und ich somit eigentlich nichts zu tun hätte.
Darüber hinaus habe ich inzwischen einige konkrete Stellenangebote, auf die ich wirklich Bock habe; allerdings kann ich bei keiner der in Aussicht stehenden Stellen den Dienstantritt ewig hinauszögern, sodass ich wohl in den nächsten Tagen oder Wochen einen Vertrag unterschreiben müsste und wahrscheinlich ab April (spätenstens Mai) dort beschäftigt wäre. Wenn ich eine neue Stelle antrete, habe ich allerdings keinerlei Verhandlungsdruck mehr, um irgendwie eine Abfindung auszuhandeln; mein alter Arbeitgeber müsste mir einfach Rückwirkend mein Gehalt zahlen (wobei das neue Gehalt und ALG1 angerechnet würden), und mit dem Tag des Urteils würde ich ohne weitere Ansprüche aus dem Unternehmen ausscheiden.
Also noch mal kurz zusammengefasst der Kern meines Problems:
- Ich weiß mit 99,9% Sicherheit, dass ich im Recht bin; um aber wirklich recht zu kriegen muss ich die Situation aussitzen, d.h. beim alten AG wieder anfangen, wieder gekündigt werden und dabei dann eine Abfindung mitnehmen.
- Da ich meine Zukunft absolut nicht bei meinem alten AG sehen, brauche ich sowieso auf kurz oder lang eine neue Stelle. Aktuell stehen mir welche in Aussicht, ob das in X Monaten auch so sein wird weiß ich nicht.
- Wenn es blöd läuft werde ich bei meinem alten AG (sofern ich da wieder anfange) nicht gekündigt, bekomme also keine Abfindung.
- Ich habe zwar keine Rechtsschutzversicherung, die ausstehenden Gehälter werden aber selbst im Worst Case ausreichen, um die Anwaltskosten zu decken (d.h. schlimmstenfalls eine Nullnummer für mich).
- Mein Anwalt und ich sind von der Herangehensweise meines alten Arbeitgebers sehr überrascht, da dieser Weg (rückwirkend Gehälter zahlen + neue Gehälter + Abfindung bei betriebsbedingter Kündigung) VIEL teurer ist, als wenn man sich in einem Vergleich mit mir einigen Würde.
Für mich stehen aktuell zwei Wege zur Diskussion:
1) Aussitzen: Ich warte das Urteil ab, arbeite dann wieder beim alten AG (mit gerade soviel Arbeitsleistung, dass man mir nix vorwerfen kann), warte so auf meine nächste Kündigung, kassiere die Abfindung und suche mir einen neuen Job. Risiken: Ich werde gekündigt und finde keinen Job ODER ich werde nicht gekündigt und muss in dem Saftladen weiterarbeiten.
2) Neuer Job: Ich nehme eines der neuen Jobangebote an, und lasse meinen Anwalt mit Engelszungen auf meinen alten AG einreden, um den Prozess doch noch vorzeitig mit einer Abfindung zu beenden. Risiko: Ich bekomme keine Abfindung, somit finanzielle Nullnummer.
Hab ich was übersehen, gibts noch andere Möglichkeiten/Ideen? Bin für alle Anregungen offen!
ich bin aktuell in einer etwas blöden Situation, und daher freue ich mich über jeden guten Ratschlag und Tipp:
Bei meinem (Ex-)Arbeitgeber kriselt es finanziell aktuell gewaltig, und er plant den Abbau von >1300 Stellen (dürften ~30% der Belegschaft sein). Offiziell sollen diese Kündigungen zum Ende Q2/2015 umgesetzt sein, allerdings ist man Anfang des Jahres auf die Idee gekommen, dass man schon mal alle Mitarbeiter kündigen könnte, die sich noch in der 6-monatigen Wartezeit befinden. Meine Betriebszugehörigkeit ist (unterbrechungsfrei) > 5 Jahre, allerdings, habe ich im Sommer 2014 eine neue Stelle (mit neuem Arbeitsvertrag) angetreten, wobei eine erneute Probezeit vereinbart wurde. Somit wurde ich mit Bezug auf diese Probezeit mit 14-tägiger Frist (und ohne einen Cent Abfindung) gekündigt.
Dass diese Kündigung zum Himmel stinkt hat jeder vernünftige Mensch gesehen, allerdings musste ich den offiziellen Weg einhalten um das irgendwie anzufechten (vernünftig mit mir reden wollte man nicht). Bin also zum Anwalt, habe Kündigungsschutzklage eingereicht und hatte gestern meinen ersten Gerichtstermin (Gütetermin). Die Richterin hat ohne Umschweife deutlich gemacht, dass sie meine Kündigung nicht für rechtens hält und die Anwältin der Gegenseite hat das mehr oder weniger anerkannt. Allerdings wollte Sie sich nicht auf einen Vergleich (d.h. Abfindungszahlung an mich einlassen), und allem Anschein nach wird es wohl auf ein Urteil hinauslaufen (der nächste Termin ist in knapp 2 Monaten).
So, das Blöde an der Situation ist jetzt: Wenn es tatsächlich zu einem Urteil kommt, so wird da dann festgestellt werden, dass meine Kündigung nicht rechtens (und somit unwirksam) war, wodurch ich quasi immer noch im Unternehmen beschäftigt wäre, zu den bisherigen Konditionen. Daran habe ich aber so überhaupt gar kein Interesse, da mein Abgang an Respektlosigkeit wirklich kaum zu Toppen war. Davon abgesehen stünde mir dann sowieso wieder eine Kündigung bevor (dann eben eine Betriebsbedingte, die rechtlich korrekt ist, mit Abfindungsanspruch). Außerdem weiß ich, dass mein bisheriges Arbeitsprojekt sowieso eingestampft wurde (wie auch einige andere), und ich somit eigentlich nichts zu tun hätte.
Darüber hinaus habe ich inzwischen einige konkrete Stellenangebote, auf die ich wirklich Bock habe; allerdings kann ich bei keiner der in Aussicht stehenden Stellen den Dienstantritt ewig hinauszögern, sodass ich wohl in den nächsten Tagen oder Wochen einen Vertrag unterschreiben müsste und wahrscheinlich ab April (spätenstens Mai) dort beschäftigt wäre. Wenn ich eine neue Stelle antrete, habe ich allerdings keinerlei Verhandlungsdruck mehr, um irgendwie eine Abfindung auszuhandeln; mein alter Arbeitgeber müsste mir einfach Rückwirkend mein Gehalt zahlen (wobei das neue Gehalt und ALG1 angerechnet würden), und mit dem Tag des Urteils würde ich ohne weitere Ansprüche aus dem Unternehmen ausscheiden.
Also noch mal kurz zusammengefasst der Kern meines Problems:
- Ich weiß mit 99,9% Sicherheit, dass ich im Recht bin; um aber wirklich recht zu kriegen muss ich die Situation aussitzen, d.h. beim alten AG wieder anfangen, wieder gekündigt werden und dabei dann eine Abfindung mitnehmen.
- Da ich meine Zukunft absolut nicht bei meinem alten AG sehen, brauche ich sowieso auf kurz oder lang eine neue Stelle. Aktuell stehen mir welche in Aussicht, ob das in X Monaten auch so sein wird weiß ich nicht.
- Wenn es blöd läuft werde ich bei meinem alten AG (sofern ich da wieder anfange) nicht gekündigt, bekomme also keine Abfindung.
- Ich habe zwar keine Rechtsschutzversicherung, die ausstehenden Gehälter werden aber selbst im Worst Case ausreichen, um die Anwaltskosten zu decken (d.h. schlimmstenfalls eine Nullnummer für mich).
- Mein Anwalt und ich sind von der Herangehensweise meines alten Arbeitgebers sehr überrascht, da dieser Weg (rückwirkend Gehälter zahlen + neue Gehälter + Abfindung bei betriebsbedingter Kündigung) VIEL teurer ist, als wenn man sich in einem Vergleich mit mir einigen Würde.
Für mich stehen aktuell zwei Wege zur Diskussion:
1) Aussitzen: Ich warte das Urteil ab, arbeite dann wieder beim alten AG (mit gerade soviel Arbeitsleistung, dass man mir nix vorwerfen kann), warte so auf meine nächste Kündigung, kassiere die Abfindung und suche mir einen neuen Job. Risiken: Ich werde gekündigt und finde keinen Job ODER ich werde nicht gekündigt und muss in dem Saftladen weiterarbeiten.
2) Neuer Job: Ich nehme eines der neuen Jobangebote an, und lasse meinen Anwalt mit Engelszungen auf meinen alten AG einreden, um den Prozess doch noch vorzeitig mit einer Abfindung zu beenden. Risiko: Ich bekomme keine Abfindung, somit finanzielle Nullnummer.
Hab ich was übersehen, gibts noch andere Möglichkeiten/Ideen? Bin für alle Anregungen offen!