Unter dem Titel: „Massiver Terroranschlag in Mannheim” hatte im März diesen Jahres der Rheinneckarblog für einiges Aufsehen gesorgt. Er berichtete von einem „Blutbad apokalyptischen Ausmaßes“, in dem von über 130 Toten, 230 Verletzten und Chaos in der Stadt die Rede war. Dafür sollten 50 Angreifer verantworlich sein, die mit Macheten und Messern Gäste auf einem Mannheimer Stadtfest angegriffen hätten. Zudem schrieb Prothmann, es wäre durch die Polizei eine Nachrichtensperre verhängt worden.
Die durch die Staatsanwälte beantragte Strafe haben sie mit dem Verdacht begründet, dass die Falschmeldung den öffentlichen Frieden gestört hätte. Aus Sicht der Staatsanwälte wirkte der Beitrag so realistisch, dass die Leser ihn kaum als frei erfunden einstufen würden und ihn für glaubwürdig hielten. Zudem sei der Artikel so verfasst wurden, dass man der Annahme sein konnte, es stünden noch schwere Straftaten bevor und genau diese Meldung wäre dazu geeignet gewesen, den öffentlichen Frieden zu stören. Der Beitrag wurde mehr als 20.000 Mal aufgerufen.
Prothmann hingegen meint: “Die Staatsanwaltschaft verfolgt mit diesem Strafbefehl politische Ziele gegen einen auch für sie unbequemen Journalisten.” In einem Interview erklärte er: “Ich weise auf ein massives Problem hin – wir sind eine durch Frieden und Freiheit geprägte Gesellschaft, aber gesellschaftlich vollständig unerfahren mit täglicher Gewalt und Terror. Das fiktive Szenario in Mannheim wäre in Tel Aviv unvorstellbar – dort würden Sicherheitskräfte, die an jeder Ecke stehen, die 50 Mörder schnell und kompromisslos ausschalten.” Es kommt zum öffentlichen Prozess, sobald Prothmann Rechtsmittel einlegt.
Aufgrund des Berichts sprach der Deutsche Presserat bereits am 15. Juni eine Rüge gegen den Rheinneckarblog aus: “Unabhängig von der Absicht, die die Redaktion mit dem erfundenen Bericht verfolgte, hat sie damit dem Ansehen der Presse massiv geschadet”. Prothmann hatte die Aktion damit begründet, dass man mit der Meldung nicht die Absicht verfolgte, eine Massenpanik zu erzeugen. Vielmehr wollte man die Leser für mögliche Bedrohungslagen, aber auch für Fake News sensibilisieren.
Bildquelle: pixel2013, thx! (CC0 Public Domain)
https://tarnkappe.info/wegen-fake-news-rheinneckarblog-zu-9-000-euro-strafe-verurteilt/Quelle
Autor: Antonia
Originalbeitrag auf Tarnkappe.info