Moin!
Notgedrungen befasse ich mich gerade mit Fragen der Spieltheorie, vor allem ihre Anwendung auf den Naturzustand im Leviathan von Thomas Hobbes und in der Wirtschaftsethik von Karl Homann. Dabei scheint eine Überlegung gar nicht vorzukommen: Warum ein Spiel wählen, das man verlieren muss? Warum nicht stattdessen ein Spiel wählen, das man gewinnen kann und durch das man dem Spiel entgehen kann, das man verlieren muss?
Es gibt Situationen, in denen ist das offensichtlich unmöglich, z.B. das Gefangenendilemma, sofern man darunter nicht das Spiel versteht, sondern die Situation, in der sich die Gefangenen befinden. Sie befinden sich nämlich zwangsläufig in einem konkreten Spiel, dem Gefangenendilemma. Unter den Umständen, die man hier annimmt, müssen die Gefangenen gestehen. Es ist aber klar, dass die Gefangenen, würden sie wählen können, dem Gefangenendilemma entgehen würden. Sind Situationen, in denen man einem solchen Spiel entgehen kann, nicht recht häufig anzutreffen?
1) Ich laufe z.B. nicht mit Schusswaffe durch die Straßen, um so dem Spiel "er oder ich" zu entgehen, denn ich weiß, dass das grundsätzlich in einem Schusswechsel endet - und zwar unabhängig davon, ob wir überhaupt einen Schusswechsel wollen. Die Tatsache, dass wir nicht wissen, ob wir einen Schusswechsel wollen, zwingt uns dazu, den Schusswechsel zu wählen. Ein Problem entsteht erst dann, wenn für andere nicht ersichtlich ist, ob ich mit Schusswaffe durch die Straßen laufe.
2) Oder: Zwei Unternehmen bieten dieselben Produkte zu denselben Preisen auf denselben Märkten an, befinden sich also formal im Wettbewerb. Wenn sie anfangen, einen Kampf um die besseren Produkte oder die niedrigeren Preise zu führen, verlieren beide, außer eines hat gegenüber dem anderen einen Vorteil (z.B. bessere Prozesse, geringere Kosten). Solange jedoch Unsicherheit herrscht, welches Unternehmen diesen Vorteil hat, werden sie den Kampf vermeiden.
3) Und: Zwei Menschen leben auf ihren Landstücken und müssen, um den anderen angreifen zu können, dessen Land überhaupt erst betreten. Wenn das nun der Fall ist, muss es zum Kampf kommen. Der Situation ist nicht mehr zu entkommen und es geht ausschließlich darum, den Kampf nicht zu verlieren; also kommt es zum Schusswechsel. Weil beide Menschen wissen, dass es unter diesen Umständen zu einem Schusswechsel kommt, betreten sie erst gar nicht das Land des anderen. Sie wählen stattdessen ein kooperatives Spiel und entscheiden sich darin notwendig für den pareto-superioren Zustand, den sie auch im Kampf wählen würden - was sie aber im Kampf nicht mehr können, weil das ggf. einen einen einseitigen "Schusswechsel" bedeuten würde. Und wenn sie noch so verzweifelt wären, z.B. am Verhungern, weil ihr Land zu klein ist, sie könnten unmöglich das Land des anderen betreten, weil das für sie immer mehr Nachteile bedeuten würde, als es zu unterlassen.
In diesen Fällen können die Spieler sich entscheiden, ob sie ein Spiel wählen wollen, nach dem sie schlechter dastehen, als wenn sie das Spiel nicht wählen. Außerdem befinden die Spieler sich in einer Situation, die es zulässt, stattdessen ein Spiel zu wählen, in dem jeder Spieler kooperieren kann. Vor allem ist es nicht notwendig, dass die Spieler Verträge schließen, solange implizit klar ist, ob die Spieler kooperieren oder nicht (das eigene Land nicht betreten, die Preise nicht senken, keine Schusswaffe tragen).
Im Kontrast dazu steht dann in einem Lehrbuch für Spieltheorie, dass es die Möglichkeit, einem Spiel zu entgehen, nicht weiter berücksichtigt. Mir scheint diese Möglichkeit aber ziemlich relevant zu sein, wenn man sich mal anschaut, wie die Dinge in der echten Welt so laufen.
Oder übersehe ich da was? Online-Spiele werden vermutlich eine Vielzahl an empirischen Belegen dafür anführen können: Niemand greift ernsthaft an, solange niemand glaubt, dadurch zu gewinnen. (Außer, es geht um den Spaß, aber das ist dann ein anderes Spiel.)
Notgedrungen befasse ich mich gerade mit Fragen der Spieltheorie, vor allem ihre Anwendung auf den Naturzustand im Leviathan von Thomas Hobbes und in der Wirtschaftsethik von Karl Homann. Dabei scheint eine Überlegung gar nicht vorzukommen: Warum ein Spiel wählen, das man verlieren muss? Warum nicht stattdessen ein Spiel wählen, das man gewinnen kann und durch das man dem Spiel entgehen kann, das man verlieren muss?
Es gibt Situationen, in denen ist das offensichtlich unmöglich, z.B. das Gefangenendilemma, sofern man darunter nicht das Spiel versteht, sondern die Situation, in der sich die Gefangenen befinden. Sie befinden sich nämlich zwangsläufig in einem konkreten Spiel, dem Gefangenendilemma. Unter den Umständen, die man hier annimmt, müssen die Gefangenen gestehen. Es ist aber klar, dass die Gefangenen, würden sie wählen können, dem Gefangenendilemma entgehen würden. Sind Situationen, in denen man einem solchen Spiel entgehen kann, nicht recht häufig anzutreffen?
1) Ich laufe z.B. nicht mit Schusswaffe durch die Straßen, um so dem Spiel "er oder ich" zu entgehen, denn ich weiß, dass das grundsätzlich in einem Schusswechsel endet - und zwar unabhängig davon, ob wir überhaupt einen Schusswechsel wollen. Die Tatsache, dass wir nicht wissen, ob wir einen Schusswechsel wollen, zwingt uns dazu, den Schusswechsel zu wählen. Ein Problem entsteht erst dann, wenn für andere nicht ersichtlich ist, ob ich mit Schusswaffe durch die Straßen laufe.
2) Oder: Zwei Unternehmen bieten dieselben Produkte zu denselben Preisen auf denselben Märkten an, befinden sich also formal im Wettbewerb. Wenn sie anfangen, einen Kampf um die besseren Produkte oder die niedrigeren Preise zu führen, verlieren beide, außer eines hat gegenüber dem anderen einen Vorteil (z.B. bessere Prozesse, geringere Kosten). Solange jedoch Unsicherheit herrscht, welches Unternehmen diesen Vorteil hat, werden sie den Kampf vermeiden.
3) Und: Zwei Menschen leben auf ihren Landstücken und müssen, um den anderen angreifen zu können, dessen Land überhaupt erst betreten. Wenn das nun der Fall ist, muss es zum Kampf kommen. Der Situation ist nicht mehr zu entkommen und es geht ausschließlich darum, den Kampf nicht zu verlieren; also kommt es zum Schusswechsel. Weil beide Menschen wissen, dass es unter diesen Umständen zu einem Schusswechsel kommt, betreten sie erst gar nicht das Land des anderen. Sie wählen stattdessen ein kooperatives Spiel und entscheiden sich darin notwendig für den pareto-superioren Zustand, den sie auch im Kampf wählen würden - was sie aber im Kampf nicht mehr können, weil das ggf. einen einen einseitigen "Schusswechsel" bedeuten würde. Und wenn sie noch so verzweifelt wären, z.B. am Verhungern, weil ihr Land zu klein ist, sie könnten unmöglich das Land des anderen betreten, weil das für sie immer mehr Nachteile bedeuten würde, als es zu unterlassen.
In diesen Fällen können die Spieler sich entscheiden, ob sie ein Spiel wählen wollen, nach dem sie schlechter dastehen, als wenn sie das Spiel nicht wählen. Außerdem befinden die Spieler sich in einer Situation, die es zulässt, stattdessen ein Spiel zu wählen, in dem jeder Spieler kooperieren kann. Vor allem ist es nicht notwendig, dass die Spieler Verträge schließen, solange implizit klar ist, ob die Spieler kooperieren oder nicht (das eigene Land nicht betreten, die Preise nicht senken, keine Schusswaffe tragen).
Im Kontrast dazu steht dann in einem Lehrbuch für Spieltheorie, dass es die Möglichkeit, einem Spiel zu entgehen, nicht weiter berücksichtigt. Mir scheint diese Möglichkeit aber ziemlich relevant zu sein, wenn man sich mal anschaut, wie die Dinge in der echten Welt so laufen.
Oder übersehe ich da was? Online-Spiele werden vermutlich eine Vielzahl an empirischen Belegen dafür anführen können: Niemand greift ernsthaft an, solange niemand glaubt, dadurch zu gewinnen. (Außer, es geht um den Spaß, aber das ist dann ein anderes Spiel.)