Erstmal entschuldige ich mich dafür das ich dir Wörter in den Mund gelegt habe. Ich sollte echt mal damit aufhören.
Wir haben hier ein kleines Missverständnis wegen der Definition. Ich kannte »diese« Definition nicht. Ich habe bereits diverse Definitionen gehört, die aber alle personenbezogen waren ("Ein Audiophiler ist...") und eigentlich nie von "Naturtreue" reden. (Siehe z.B. Oxford oder Wiktionary). Wieder etwas Neues gelernt.
Nach der Definition im deutschen Wikipedia (im engl. ist von "Naturtreue" übrigens auch keine Rede) hast du vollkommen Recht. Geschlossene KH sind Offenen und Lautsprechern bei der Wiedergabe konstruktionsbedingt unterlegen.
Um mal kurz darauf zurück zu kommen was ich sagen wollte.
Wenn du Das mal aus meiner Sicht betrachtest (Audiophil = Bestimmte Art Person), dürfte auch klarer werden, wie ich zu meinem Post kam. Dein Post las sich dann nämlich so als ob du sagen würdest "Wer guten Klang will, kauft nie geschlossene KH.", was ziemlich absurd ist. Geschlossene KH haben zwar Schwächen, aber auch eine Daseinsberechtigung.
Man will eine unverfälschte Wiedergabe am KH bzw. LS und weder Inteferenzen auf dem Weg zum Ohr, noch störende Außeneinwirkungen. So weit, so gut. Die Sache ist: Das bekommst du nirgens. Du wirst die störenden Faktoren nie ganz los, weswegen du immer Einschnitte in Kauf nehmen musst.
Lautsprecher mögen ja die besten Vorrausetzungen für ein naturgetreues Erzeugen des Klanges haben, allerdings sind bei Kopfhörern beispielsweise die akustischen Eigentschaften deines Raums kein Thema. Die Probleme die der KH selbst verursacht sind bei Geschlossenen größer - keine Frage - allerdings dämpfen sie wortwörtlich die Probleme von außen. Dafür sind sie immerhin da.
Nach Abwägung der individuellen Faktoren zu geschlossenen Kopfhörern anstatt Lautsprechern zu greifen ist absolut legitim. Für das was
ich mache, mit den Ansprüchen die
ich stelle*, in der Umgebung in der
ich lebe, sind die AKG K550 gut
genug**. Klar, wenn Geld keine Rolle spielen würde, würde ich sie nicht mehr benutzen. Allerdings zähle ich zu der Mehrheit der Menschen für die Geld eben doch eine Rolle spielt. Vergessen wir mal bitte nicht, dass einer der Gründe dafür das KH bei audiophilen Menschen so beliebt sind der ist, dass der Einstiegspreis eine ganze Ecke unter einem Äquivalenten System mit Lautsprechern liegt. Ich habe meine K550 bei Thomann als B-Ware gekauft (und Glück gehabt das sie wirklich nur kurz getestet worden sind; nicht der kleinste Kratzer
) und ~135€ bezahlt. Die Performance die mir für dieses Geld geliefert wird ist enorm.
*Ich mache niemandem etwas vor: Meine Ansprüche sind nicht auf dem Niveau der Pros dieser Welt. Allerdings nehme ich diese Arbeit sehr ernst, weil ich es traurig finde, dass die Entwicklung von Videospielen im Audiobereich im Großen und Ganzen stagniert ist. Es scheint so als würde es sich nur noch um Grafik drehen...seit Jahren. HRTFs sind keine Neuheit verdammt nochmal.
**Wie gesagt messe ich mich nicht an den Pros. Ein richtiges Tonstudio mit dem besten Equipment ist in der Welt der Spieleentwicklung aber eh Verschwendung. Warum? Der Durschschnittliche Gamer spielt mit seinem 2.1 System von Logitech das er sich für ein paar Euro beim Saturn um die Ecke gekauft hat. Selbst unter den Enthusiasten findet man eher Plastikschrott in Form von "7.1 Gaming-Headsets" die schlecher klingen als ein Superlux für weniger als die Hälfte. Meine K550 sind nicht gut genug um an den Standards der Profis gemessen zu werden. Das müssen sie aber auch nicht. Es reicht vollkommen aus, dass sie in einer ganz anderen Liga spielen als das, was +95% meiner Zielgruppe benutzen.
Auro und Atmos sind zwar interessant (danke für die Links), jedoch in der Spielewelt absolut irrelevant. Der Grund hierfür ist das sie stärker an die Hardware gebunden sind. HRTFs sind primär eine Software-Geschichte. Zumindest seitens des Spielers, und das ist Alles was zählt. Das Einzige was der Spieler machen muss ist in den Sound-Optionen ein Häckchen setzen. Das bringt dann selbst mit billigen Kopfhörern schon eine Menge. Es ist wieder eine Frage des Einstiegspreises. <50€ für irgendwelche halbwegs brauchbaren KH oder x-Hundert Euro für ein Spitzenklasse Surround System?
KH mit aktiver Geräuschunterdrückung hatte ich auch im Blick. Allerdings habe ich an mehreren Stellen gelesen, dass die aktive Geräuschunterdrückung sich auch negativ auf das Klangbild auswirken soll***. Deswegen habe ich mir zuerst 'normale' Geschlossene gekauft um zu schauen ob es reicht. Immerhin sind die ja, wie du bereits richtig herausgestellt hast, eine ganze Spur günstiger. Im Endeffekt konnte ich eine ganze Stange Geld sparen, weil die Isolation ausreicht. Ist sie perfekt? Weit davon entfernt. Aber, wie beim Klang selbst, habe ich festgestellt das sie gut
genug ist.
***Stimmt das etwa nicht? Was hast du für ein Modell?
Als ich von "Nähe" sprach, redete ich vom Zentimeter-Bereich. Das können LS nicht. Der Gedanke, dass ich mir da irgendwie ein argumentatives Eigentor schießen könnte hält auch nicht stand, weil es nicht meine Intention war zu argumentieren das KH besser wären als LS. KH und LS haben ihre Stärken und Schwächen. Beim Hörer den Eindruck erzeugen zu können, er könne das Flüstern in sein Ohr wirklich spüren, ist halt eine Stärke von Kopfhörern. Auf die Nachteile bist du ja schon zu sprechen gekommen.
Ich möchte nur noch klar stellen wie ich persönlich zu dem Begriff des "Audiophilen" stehe: Ich bezeichne mich eigentlich nicht als Einen.
Ja, ich habe es hier im Thread gemacht. Aber das war nur in meiner schnell getippten Antwort. Eigentlich bezeichne ich mich, wenn gefragt, als "Would-Be-Audiophile" weil der Wille und das Interesse zwar da sind, die Kaufkraft aber nicht. Wenn ich es mir leisten könnte, hätte ich eine ordentliche Stereoanlage. Wenn ich es mir leisten könnte, hätte ich keine K240, sondern die K701 die ich schon so lange liebäugle. Etc.
Die Sache ist das audiophil ein sehr, sehr dehnbarer Begriff ist. Bis wann spricht man von gesteigertem Interesse und wo fängt Enthusiasmus an?
Ich lege persönlich mehr Wert auf qualitatives Audioequipment als der durchschnittliche Verbraucher (siehe: Verkaufszahlen von Beats by Dre). Ich lege persönlich mehr Wert auf die Sound-Komponente von Videospielen als die Mehrheit der Gamer (selbst Enthusiasten wissen selten was HRTFs sind, können aber duzende Grafiktechnologien aufzählen). Ich höre eigentlich immer Musik wenn ich kann. Manchmal lasse ich sogar Alles bleiben, lege mich hin und versuche neue Details in alten Liedern zu finden - teils stundenlang. Verglichen mit anderen "Indie-Entwicklern" habe ich den Eindrück, dass ich überproportional viel Wert darauf wie mein Spiel klingt lege.
Ob das nun waschechter Enthusiasmus oder bloß gesteigertes Interesse ist, ist mir relativ egal. Es sind nur Wörter.
(Nur mal so am Rande: Machst du Professionell was in diesem Bereich?)