Hallo,
ich schreibe grade eigentlich nur weil ich deine letzten Beiträge im "Zwischenmenschlichen" gelesen habe und Du mich stark an einen Freund erinnerst. Auch wenn es Dir jetzt scheinbar besser geht, will ich mich kurz dazu äußern.
Klar ist, man sollte zwei Menschen nicht miteinander vergleichen, schon gar nicht wenn ich nur den einen davon kennen und dieser bist nicht Du.
Besagter Freund geht auf die 40 zu, hat keine Freundin, keine Beziehungen, kann sehr schlecht Beziehungen knüpfen, besonders zu Frauen. Sein Job langweilt ihn und er übt ihn wohl nur aus, weil er seine Miete bezahlen muss.
Er selber verbringt die größte Zeit seines Lebens vorm PC. Es ist nicht grade sein Traum. Er selber würde lieber eine Freundin oder Frau haben. Hat sich Kinder gewünscht und zahlt seit 15 Jahren in einen Bausparvertrag ein. Ob er den wohl je brauchen wird?
In Gesprächen wirkt er oft weinerlich und verzweifelt. Die Fortbildung hat nichts gescheites ergeben. Der neue Job wäre auch in der IT und er ist sich nicht sicher ob es das Wahre ist. Manchmal hat er Schübe, in denen er unbedingt mal vor die Tür will, etwas erleben und Menschen kennenlernen. Kurz: Partnersuche.
Ihm dabei zuzugucken schmerzt hart. Es ist kurzum gesagt einfach traurig, bitter und peinlich zugleich. Er ist so bemüht, dass einfach alles nach hinten losgeht und er am Ende des Tages bei den Frauen eher als Freak durchgeht als irgendetwas das in die andere Richtung rudern würde.
Danach sieht man ihn erstmal eine Weile nicht. Online ist er aber immer präsent. Ich bin einiges jünger und habe gar kein Interesse mehr mich online für Stunden an den PC zu setzen, zu zocken oder sonstiges nur um den Kontakt am Leben zu halten. Das liegt selbsterklärend daran, dass ich eben eine Freundin und ein Kind habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihn das in einer Art kränkt, die ihn veranlasst den Kontakt zu mir zu minimieren.
Er hat sehr wohl eine Vorstellung wie sein zukünftiges "ICH" sein Leben verbringen könnte, ABER und das ist der wichtigste Punkt, den man hier beobachtet und über Jahre beobachten konnte:
Seinen Job zu kündigen und etwas ganz anderes zu machen ist radikal und sicher nicht immer umsetzbar. Wäre aber dennoch eine Option wie ich finde. Dann kommt man aus diesem alltäglichen PC Trott raus.
Das schlimmste ist jedoch, dass er es nicht schafft sich von seinem PC (auch Mehrzahl) zu trennen.
Die Sehnsucht nach einer Frau, Kindern, Haus ist seit Jahren existent und der größte Traum. Dennoch kommt alle 2 Jahre die neueste und teuerste Grafikkarte. 2 Bildschirme reichen nicht mehr. Es müssen 3 große sein. Dazu ein großer Tisch, Beleuchtung hier und da trallala.
...Das ist es was ich an "DIESEN" Leuten nicht verstehe. Mit "diesen" meine ich die Gruppe Menschen. Die sich zu Hause vorm PC oder sonstiges parken, obwohl ihre Träume in eine ganz andere Richtung gehen. Denn sie sind ja nicht dumm. Dennoch hindert sie etwas daran.Angst ist es meiner Beobachtung nach nicht.
Es gibt unzählige Möglichkeiten wie man das anstellen kann. Das fängt bei einer gewöhnlichen Freizeitbeschäftigung an. Du hast viel vorm PC gesessen, oder sitzt viel am Arbeitsplatz? Dann geh doch ins Fitnessstudio, einfach um ein wenig Smalltalk zu halten und deinen Körper etwas zu fordern. Körperliche Veränderungen wirken sich extrem auf das Selbstbewusstsein aus! Oder man könnte (ja nach Wohnort) allerlei Freizeitaktivitäten ausüben. Kochen in einer Gruppe. Radfahren, Schachspielen, Buchclub, Comicladen, Kartenspielen oder weiß der Geier. Man muss nur hingehen, irgendwann wird irgendjemand einen schon ansprechen und der kennt dann ihn und sie und so weiter. So sind schon zu Schulzeit Beziehung zu Freunden oder zur Freundin geknüpft worden.
Solang man seine Arbeitsbedingungen oder seine Freizeit nicht ändert, wird sich auch der Rest nicht ändern.
Ich hab die Hoffnung weder für meinen Freund noch für alle anderen Betroffenen aufgegeben.
Der Gedanke, dass er eines Tages nach Hause kommt oder aus dem Bett steigt und seinen PC, die Monitore usw. einfach verkauft, wegwirft oder was auch immer, lebt immer noch in mir.
Seinen Traum von den Kindern verblasst aber zunehmend. In maximal 10 Jahren wird es dann richtig eng und ich hoffe nicht, dass es dann in einer Kurzschlussreaktion endet.
Vielleicht ist "der Traum" aber auch einfach nicht stark genug oder doch nicht die Motivation, die ausreicht um sein Leben zu ändern. Egal ob Liebe oder Berufsleben.
Ich hoffe ich bin Dir nicht zu nahe getreten, aber ich wollte meine Gedanken (und mehr ist das hier nicht) mal zu "Papier" bringen, da deine extremen Reaktionen mit allem abzuschließen und dieses "ich bin jetzt weg, hat alles keinen Sinn mehr" mich stark an diesen Freund erinnert haben. Und, ja...es gibt diesen Freund wirklich