• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Fachkräftemangel in Deutschland?

klausimator

böses dickes Kind

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Moin,

abseits der konkreten Fragestellung in der Überschrift beschäftigen mich in letzter Zeit, oder präziser formuliert, schon die letzten Jahre über, noch einige mit der Thematik zusammenhängende Fragen.

Vorab vielleicht ein Link zu einer 1,5 Jahre alten Reportage, die genau diese Frage thematisiert und sich mit Vielem deckt was ich persönlich an Erfahrung gesammelt habe:

https://www.youtube.com/watch?v=lFq2aAcf-8s

Ich selber habe nach der netten Trennung von meiner Ex vor vier Jahren mein Studium auf Eis gelegt und habe in diesem Semester erstmalig wieder begonnen das Studium ernsthaft fortzusetzen. Aus diesem Grund habe ich einen recht guten Überblick was sich in den letzten vier Jahren bei uns an der FH, Bereich BWL, verändert hat.

Damalig hieß es noch für uns angehende Absolventen, dass ein Bachelorabschluss vollkommen ausreichend sei, die Wirtschaft würde Leute suchen, nach zwei Jahren im Job wäre man, auch langfristig gesehen, auf demselben Stand wie ein Student mit Masterabschluss. Heute wird eher kommuniziert, dass man doch besser noch den Master machen sollte, kann aber natürlich nicht jeder. Sehr viele meiner damaligen Kommilitonen sind diesem Ratschlag gefolgt und sind nach dem Bachelorabschluss in die Berufswelt gegangen, doch zu welchen Konditionen? Werden Fachkräfte wirklich gesucht und was wird denen denn dann bezahlt?

Facebook sei Dank ist man ja auch heute noch gut vernetzt und was ich in Erfahrung bringen konnte war, dass sich bei wirklich sehr vielen Kommilitonen erst mal ein Praktikum an das nächste gereiht hat. Wir reden hier auch nicht von mal eben zwei Wochen Praktikum, sondern immer von mehreren Monaten. Die darauf folgenden Einstiegsgehälter lagen im Bereich 2000-2500€ brutto, wenn man überhaupt übernommen und nicht wieder gegen den nächsten Praktikanten ausgetauscht wurde. Interessanterweise sieht es für die Kommilitonen, die noch einen Master on top gemacht haben nicht viel anders aus.

Ich bin jetzt 35 Jahre alt, mein Freundeskreis bewegt sich in dem selben Altersbereich, wie sieht es denn bei denen aus? Die Freunde, die „nur“ eine Ausbildung gemacht haben und dann in die Arbeitswelt gestartet sind stagnieren allesamt in einem Gehaltsbereich von im Schnitt 2500€-3000€ brutto, ganz gleich in welchem Beruf, darunter Bürokaufleute, viele ITler. Abgeschlagen nach unten hin Freunde in sozialen Berufen wie Kindergärtnerin, Krankenschwester etc, da liegen die Gehälter auch gerne mal unter 2000€ brutto, langfristig wohlgemerkt ohne Aussicht auf Steigerung. Bei Menschen, die schon zig Jahre im Beruf sind und eine entsprechende Erfahrung vorweisen können.

Und die Akademiker? Ärzte mit Facharztausbildung kommen auf 4000€ brutto, buckeln sich dafür im Schichtdienst mit Tonnen an Überstunden tot. Anwälte mit gutem Abschluss bekommen als Einsteiger auch nur 2000€ brutto, mit ein paar Jahren Berufserfahrung und einem Leben nur für den Beruf stagniert man dann bei 3500€ im Optimalfall. Diplombauingenieur, zusätzlich noch Master in BWL, dazu Zertifikate im Bereich Projektmanagement, betreut ein Projekt im dreistelligen Millionenbereich – 3600€ brutto inkl. Auslandszuschlägen. Andere Bauingenieure ebenfalls im Bereich 3500€ brutto.

Wer verdient noch richtig viel? Banker und Akademiker die in die Firmen ihrer Eltern eingestiegen sind, die schwimmen teilweise im Geld. Liegt schlicht und ergreifend aber daran, dass sie von dem profitieren, was die Eltern mal aufgebaut haben und nicht an der Eigenleistung.

Ich kenne schlicht und ergreifend auch keinen Akademiker, ganz gleich mit was für einem Abschluss, um den sich die Firmen gerissen haben. Selbst Leute mit absoluten Topabschlüssen. Die Leute mit den wirklichen Topabschlüssen, Doktortiteln etc. sind alle ins Ausland gegangen und leben/arbeiten noch heute dort. Ein Kumpel mit nem Doktortitel magna cum laude im Bereich Biologie verdient in den USA im Bereich genetische Forschung das zehnfache dessen was er hier in DE als bestes Angebot hatte.

Ich sehe das Problem auch nicht in niedrigen Einstiegsgehältern, jeder fängt mal klein an, sondern viel eher darin, dass sich langfristig an der beschissenen Bezahlung nichts ändert.

Wie sah es damals an der FH aus als ich da noch studiert habe? Wir hatten damals schon einige Studenten, die aus dem Ausland kamen und hier studiert haben. Ich habe damals öfter mit einem Kommilitonen aus dem Libanon zusammen in der Kantine gegessen und habe mich viel mit dem unterhalten. Der wusste von Anfang an, dass er nur zum Studieren hierhergekommen ist und danach auf jeden Fall zurück in den Libanon will. Der hat hier in DE noch seine Frau geheiratet, ebenfalls aus dem Libanon und ist mit der nach dem Abschluss dann auch in den Libanon zurückgekehrt, arbeitet heute dort für die Firma seines Onkels, schnacke mit dem noch ab und zu via FB. Er erzählte mir damals schon, dass kaum einer der Mitstudenten, die aus dem Ausland zum Studieren hierher gekommen ist, auch in Deutschland bleiben und arbeiten will.

Wie sieht es aktuell aus? Der Anteil der ausländischen Studenten ist noch deutlich höher als damals vor vier Jahren. Damals hatten wir in allen Semestern keine Asiaten, warum auch immer, heute haben wir in den jüngeren Semestern jeweils so 10-15 Leute. Mit denen habe ich mich jetzt auch unterhalten, die wollen auch alle nach dem Abschluss zurück. Sind viele Chinesen bei, die gesagt haben in China verdient man als Absolvent einer deutschen Hochschule wohl richtig gutes Geld, die Wirtschaft da drüben brummt. Gleiches gilt für die Russen, sind auch erstaunlich viele geworden. Die wollen aus den gleichen Gründen zurück wie die Asiaten.

Eine thailändische Kommilitonin sprach mich in einer der ersten Vorlesungen an ob ich ihr nicht einiges erklären könnte, auch gerade Organisatorisches. Ich helfe ihr seitdem regelmäßig soweit ich kann, auch privat beim Umzug habe ich ihr geholfen, die kennt hier halt keinen. Sie hat eine fünfjährige Tochter, die sie mitgebracht hat, die wird hier natürlich gut versorgt, bekommt einen Kitaplatz und Mutti kann dann in Ruhe studieren. Die war die einzige, die mir sagte sie könne sich vorstellen nach dem Studienabschluss hier in DE zu bleiben, hat aber natürlich Heimweh, Familie usw.

Mich hat es ehrlich gesagt schon stark irritiert, dass wir hier augenscheinlich eine ganze Menge Studenten aus dem Ausland haben, die sich zwar gerne auf Steuerzahlerkosten ausbilden lassen, aber überhaupt nicht die Intention haben nach ihrem Abschluss hier zu bleiben.

Meine Erfahrungen decken sich mit Vielem, was in dem Beitrag bei Youtube thematisiert wird. Einen Fachkräftemangel gibt es auf dem realen Arbeitsmarkt in Wirklichkeit gar nicht, das Problem liegt in den Unternehmen. Es werden blutjunge Arbeitnehmer gesucht, die aber schon hochgradig spezialisiert sein sollen, zudem werden immer wieder zig Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt oder es werden eben nur Praktika angeboten. Hinzu kommt noch, dass die Unternehmen illusorisch niedrige Gehaltsvorstellungen für diese Fachkräfte haben, die sich dann mittelfristig auch nicht großartig erhöhen. Immer mehr Menschen werden gegen andere Arbeitnehmer ausgetauscht, die den Job schlicht und ergreifend für weniger Gehalt machen.

Wie sehen eure Erfahrungen aus? Ganz gleich ob aus Arbeitgebersicht oder als Student/Angestellter. Wie viele von euren Kommilitonen planen nach ihrem Abschluss in DE zu arbeiten? Wer will das Land verlassen und wieso? Hat vielleicht jemand von euch auch das Land verlassen? Gibt es überhaupt noch Branchen mit einem „echten“ Fachkräftemangel? Gibt es noch Branchen, die einem angeblichen Mangel entsprechend bezahlen und/oder sich um Absolventen reißen?

Mit freundlichen Grüßen JP
 

Seonendseounli

Dummes Zeug

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Interessantes Thema. Die Doku habe ich damals auch gesehen. Vielleicht sollten wir aber vorab mal definieren an welchen Fachkräften es (angeblich) mangelt. Soweit ich das mitbekommen habe bezog sich diese Klage der Wirtschaft ja immer eher auf den Bereich Maschinenbauer/Ingenieure. Das es an BWLern mangelt, auf diese abstruse Idee käme wohl noch nichtmal der Bankenverband um die Löhne zu drücken ;)



Damalig hieß es noch für uns angehende Absolventen, dass ein Bachelorabschluss vollkommen ausreichend sei, die Wirtschaft würde Leute suchen, nach zwei Jahren im Job wäre man, auch langfristig gesehen, auf demselben Stand wie ein Student mit Masterabschluss. Heute wird eher kommuniziert, dass man doch besser noch den Master machen sollte, kann aber natürlich nicht jeder. Sehr viele meiner damaligen Kommilitonen sind diesem Ratschlag gefolgt und sind nach dem Bachelorabschluss in die Berufswelt gegangen, doch zu welchen Konditionen? Werden Fachkräfte wirklich gesucht und was wird denen denn dann bezahlt?
Ich denke auch da kommt es darauf an. Wenn du einen Bachelor an einer Uni mit sehr gutem Ruf (Aachen, Darmstadt bspw.) machst dann gibt es tatsächlich nach dem Bachelorabschluss schon sehr sehr gute Jobangebote. Aber wie gesagt - ich denke man kann den Maschinebaustudenten aus Aachen nicht mit dem BWL-Studenten der FH in Wanne-Eickel vergleichen - aus der Sicht der Personaler.

Ich bin jetzt 35 Jahre alt, mein Freundeskreis bewegt sich in dem selben Altersbereich, wie sieht es denn bei denen aus? Die Freunde, die „nur“ eine Ausbildung gemacht haben und dann in die Arbeitswelt gestartet sind stagnieren allesamt in einem Gehaltsbereich von im Schnitt 2500€-3000€ brutto, ganz gleich in welchem Beruf, darunter Bürokaufleute, viele ITler. Abgeschlagen nach unten hin Freunde in sozialen Berufen wie Kindergärtnerin, Krankenschwester etc, da liegen die Gehälter auch gerne mal unter 2000€ brutto, langfristig wohlgemerkt ohne Aussicht auf Steigerung. Bei Menschen, die schon zig Jahre im Beruf sind und eine entsprechende Erfahrung vorweisen können.

Das würde ich so unterschreiben. Mir kommt es so vor, dass Leuten die "nur" eine Ausbildung gemacht haben der Weg nach oben dadurch verbaut wird, dass man ab einer bestimmten Position halt lieber den Frischling aus der Uni einstellt, statt des Mitarbeiters der schon ein paar Jahre im Betrieb arbeitet. Das hängt halt auch damit zusammen das immer mehr Leute Abitur machen bzw. studieren. Oder, m.a.W.: Ich glaube langfristig wird sich das Ausbildungssystem komplett an die Hochschulen verlagern - in anderen Ländern war das ja nie anders.

Und die Akademiker? Ärzte mit Facharztausbildung kommen auf 4000€ brutto, buckeln sich dafür im Schichtdienst mit Tonnen an Überstunden tot. Anwälte mit gutem Abschluss bekommen als Einsteiger auch nur 2000€ brutto, mit ein paar Jahren Berufserfahrung und einem Leben nur für den Beruf stagniert man dann bei 3500€ im Optimalfall. Diplombauingenieur, zusätzlich noch Master in BWL, dazu Zertifikate im Bereich Projektmanagement, betreut ein Projekt im dreistelligen Millionenbereich – 3600€ brutto inkl. Auslandszuschlägen. Andere Bauingenieure ebenfalls im Bereich 3500€ brutto.
Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Als Anwalt mit einem guten Abschluss verdienst du im ersten Jahr mindestens 100k. Ärzte mit Facharztausbildung gehen ins Ausland und verdienen sich da dumm und dämlich. Der Ingenieur mit BWL wird noch mehr als die beiden verdienen. Woher hast du diese Zahlen?

Wer verdient noch richtig viel? Banker und Akademiker die in die Firmen ihrer Eltern eingestiegen sind, die schwimmen teilweise im Geld. Liegt schlicht und ergreifend aber daran, dass sie von dem profitieren, was die Eltern mal aufgebaut haben und nicht an der Eigenleistung.
Ganz viele Leute verdienen noch richtig viel. Ärzte, Zahnärzte, Piloten, Manager, teilweise Anwälte, viele Abteilungen im Bankwesen (Finanzproduktentwicklung, Investmentbanking, Analysten etc.) usw. usf.

Ich kenne schlicht und ergreifend auch keinen Akademiker, ganz gleich mit was für einem Abschluss, um den sich die Firmen gerissen haben. Selbst Leute mit absoluten Topabschlüssen.
Dann kennst du die falschen Leute.
Die Leute mit den wirklichen Topabschlüssen, Doktortiteln etc. sind alle ins Ausland gegangen und leben/arbeiten noch heute dort. Ein Kumpel mit nem Doktortitel magna cum laude im Bereich Biologie verdient in den USA im Bereich genetische Forschung das zehnfache dessen was er hier in DE als bestes Angebot hatte.
Das es gerade in den angelsächsischen Ländern Gehaltsexzesse sondersgleichen gibt ist ja nichts neues. Ich bin froh das wir das hier nicht haben.

Mich hat es ehrlich gesagt schon stark irritiert, dass wir hier augenscheinlich eine ganze Menge Studenten aus dem Ausland haben, die sich zwar gerne auf Steuerzahlerkosten ausbilden lassen, aber überhaupt nicht die Intention haben nach ihrem Abschluss hier zu bleiben.
Das finde ich auch etwas bescheuert. Für die ausländischen Studenten ist es natürlich toll, und wenn wenigstens ein gewisser Teil dann auch hier arbeiten würde könnte man den Rest locker mittragen, aber ich habe auch den Eindruck das sich da andere Staaten darauf verlassen das ihre Jugend in Europa ausgebildet wird um dann zurück in die heimische Volkswirtschaft zu kehren.
Naja, siehs halt als edukative Entwicklungshilfe ;)

Aber man müsste sich mal mit den genauen Gründen für die geringe Begeisterung hier zu bleiben anschauen. Ich könnte mir vorstellen das Deutschland da einfach gehörigen Anteil dran trägt. Wir haben halt nicht so eine hohe Lebensqualität, sind nicht das schönste/aufregendste Land, usw...


Wie sehen eure Erfahrungen aus? Ganz gleich ob aus Arbeitgebersicht oder als Student/Angestellter. Wie viele von euren Kommilitonen planen nach ihrem Abschluss in DE zu arbeiten? Wer will das Land verlassen und wieso? Hat vielleicht jemand von euch auch das Land verlassen? Gibt es überhaupt noch Branchen mit einem „echten“ Fachkräftemangel? Gibt es noch Branchen, die einem angeblichen Mangel entsprechend bezahlen und/oder sich um Absolventen reißen?

Also einen wirklichen Mangen lässt sich wohl hauptsächlich im Pflegesystem ausmachen, und in den kleinen Betrieben in den deutschen Dörfern aus denen die Menschen abwandern.
 

godlike

Warp drölf
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Und die Akademiker? Ärzte mit Facharztausbildung kommen auf 4000€ brutto, buckeln sich dafür im Schichtdienst mit Tonnen an Überstunden tot. Anwälte mit gutem Abschluss bekommen als Einsteiger auch nur 2000€ brutto, mit ein paar Jahren Berufserfahrung und einem Leben nur für den Beruf stagniert man dann bei 3500€ im Optimalfall. Diplombauingenieur, zusätzlich noch Master in BWL, dazu Zertifikate im Bereich Projektmanagement, betreut ein Projekt im dreistelligen Millionenbereich – 3600€ brutto inkl. Auslandszuschlägen. Andere Bauingenieure ebenfalls im Bereich 3500€ brutto.
Kann ich so auch nicht nachvollziehen. Hier verdienen die Meisten bzw. eigentlich alle eher 4k€ +. Kenne genug die 6k verdienen und auch einige die die 10k Marke tangieren oder bereits überschritten haben. Ok, bei letzterer Gruppe sind auch die meisten Selbstständig oder haben promoviert. Und ja, mit einer reinen Ausbildung ist da leider ziemlich "früh" Schluss. Da muss man schon relativ viel Glück haben um so viel Geld zu verdienen das man auch was reißen kann im Leben. Also sich z.B. ein schönes Haus oder eine Wohnung kaufen kann und dann nicht nach Zinsen am verhungern oder nur noch am sparen ist.

Aber so war es im Kapitalismus doch schon immer :unknown: Die von der Hauptschule buckeln auf dem Bau, die ehemaligen Realschüler sind etwas besser dran, können es sich leisten mit dem Flieger in den Urlaub zu reisen, und dann halt Akademiker die nen A6 vor der Eigentumswohnung haben. Nur da sich die Verteilung etwas ändert.
 

Sibi

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@Godlike
Bei uns im Schwobaländle siehts da anders aus. Wir zwei dürften uns eigentlich nicht an diesem Thread beteiligen :D
 

Pleitgengeier

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Um das Thema kurz zusammenzufassen:
Die Wirtschaft findet zu wenig Leute die
  • unter 20 Jahre alt sind
  • einen Studienabschluss auf Diplomniveau sowie
  • 10 Jahre Berufserfahrung haben
  • und bereit sind, für das Gehalt eines Hilfsarbeiters
  • unbezahlte Überstunden zu schieben.

Im Ernst: Mit Abschlüssen in Elektrotechnik, Maschinenbau, Physik, teilweise auch Mathematik ist es relativ einfach, irgendwo mit gutem Gehalt unterzukommen.
Schwierigkeitsgrad und Durchschnittliche Dauer solcher Studien erklären auch, warum das so ist.

Gerade BWL ist so ein typisches Gegenbeispiel: Ein paar Absolventen mit guten Beziehungen kommen in Politik oder oberstem Management unter, einige finden mit Glück und Kompetenz einen "gut" bezahlten Platz auf Privatbanken o.Ä.
Der Rest wird ernsthafte Probleme damit haben.
 

loopzone

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Ganz so eindeutig ist es nicht. Wir suchen bereits seit einem Jahr einen geeigneten Mitarbeiter. Nur: es bewirbt sich niemand. Die Bezahlung ist ordentlich, das Drumherum ist komfortabel. Es liegt wohl an der geografischen Lage und am Anforderungsprofil.

Ein weiteres Beispiel ist ein bekannter Unternehmer in der Metallverarbeitung. Weil er vor einigen Jahren keine Angestellten mehr gefunden hat, hat er stark aufgestockt was die Ausbildung von Jugendlichen anbelangt. Heute findet er nicht mal mehr Azubis, die geeignet und willens sind die Aufagben zu erfüllen. Die Bezahlung ist gut, aber Hände dreckig machen ist nicht mehr so in.
 

Pleitgengeier

offizielles GEZ-Haustier

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Ganz so eindeutig ist es nicht. Wir suchen bereits seit einem Jahr einen geeigneten Mitarbeiter. Nur: es bewirbt sich niemand. Die Bezahlung ist ordentlich, das Drumherum ist komfortabel. Es liegt wohl an der geografischen Lage und am Anforderungsprofil.
Ich verstehe ja dass du keine Namen nennen willst, aber dein Beispiel würde etwas aussagen wenn du Arbeit, Vorraussetzungen und Gehalt nennen würdest
 

Nero

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Das finde ich auch etwas bescheuert. Für die ausländischen Studenten ist es natürlich toll, und wenn wenigstens ein gewisser Teil dann auch hier arbeiten würde könnte man den Rest locker mittragen, aber ich habe auch den Eindruck das sich da andere Staaten darauf verlassen das ihre Jugend in Europa ausgebildet wird um dann zurück in die heimische Volkswirtschaft zu kehren.
Naja, siehs halt als edukative Entwicklungshilfe ;)


Entwicklungshilfe? Vielleicht für die deutsche Industrie, weil Deutsch sprechende Ausländer eventuell später Kunden werden.

Und wenn die Studenten sich mit dieser ungebräuchlichen Sprache abplagen, spart der Steuerzahler einen ganzen Haufen kostspieliger Goethe-Institute. Deutsch ist eben keine Weltsprache.
 

Seonendseounli

Dummes Zeug

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Und wenn die Studenten sich mit dieser ungebräuchlichen Sprache abplagen, spart der Steuerzahler einen ganzen Haufen kostspieliger Goethe-Institute. Deutsch ist eben keine Weltsprache.

In vielen Fächern/an vielen Unis wird mittlerweile sowieso auf Englisch gelehrt, insofern. Und um Soziologie in Münster zu studieren kommt kaum ein Chinese nach Deutschland.
 

Munro

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Und um Soziologie in Münster zu studieren kommt kaum ein Chinese nach Deutschland.

Nun, zumindest um Germanistik zu studieren, kommen viele Koreaner und Chinesen nach Würzburg. Andere wollen sich hier lediglich die Stadt ansehen. Vielleicht finanzieren ja sogar die Touristen die Studienplätze ihrer Landsleute. So oder so: Es wird sich schon auszahlen, in solchen Fragen nicht zu knausrig zu sein. Sympathie und Beziehungen werden noch lange eine wichtige Rolle in der Wirtschaft spielen.

Der Vergleich mit den USA zeigt: Die haben 8.000 € je Einwohner mehr zu verteilen als wir, wobei sich der Unterschied nach Kaufkraftparität gerechnet auf 13.000 € erhöht. Jedoch beträgt die Arbeitszeit in Deutschland nur 80 % der dortigen, was den Unterschied wohl mehr oder weniger erklärt. Uns ist Zeit eben manchmal wichtiger als Geld. Angesichts dessen die Einkommen hier und dort zu vergleichen, führt deswegen zu sinnlosen Aussagen, wenn das unberücksichtigt bleibt. Die teilweise krassen Ausschläge nach oben, die in den USA vielleicht eher zu finden sind als hier, dürften mit der insgesamt größeren Einkommensungleichheit zu erklären sein - oder mit Zufall im Einzelfall. Schnürt man also das Gesamtpaket, glaube ich nicht, dass die USA jenseits eigener Vorlieben und ggf. einzelner Branchen die besseren Chancen liefert. Ansonsten wäre es auch kaum erklärbar, dass immer wieder auch gut ausgebildete Leute aus den USA nach Deutschland ziehen wollen, um hier zu leben und zu arbeiten. Das tut ja selten einer, weil es hier so scheiße ist.

Was nun die Gehälter und insgesamt die Situation für die Absolventen von heute anbelangt: Wo soll die Nachfrage nach ihnen auch herkommen? Der Arbeitsmarkt ist eben nicht von der Wirtschaftsleistung abgekoppelt, und da sieht es nun schon seit 20 Jahren nicht mehr rosig aus. Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten haben wir Glück, dass wir den Status Quo halten - immerhin sinken die Einkommen im Durchschnitt nicht, wie es dort der Fall ist. Eine besondere Situation ergibt sich derzeit wohl daraus, dass viele ältere Herrschaften noch auf ihren Posten sitzen, und zwar in Massen. Solange der Deckel oben dicht macht, kann niemand nachrücken. Das dürfte durch die Geburtenraten vor 60 Jahren bedingt sein, so dass jetzt die Chancen für einige Jahre noch schlecht aussehen werden, wenn es um den baldigen Aufstieg geht. Dann beträgt die Quote der Hochschulabsolventen mittlerweile 30-35 % eines Jahrgangs und wird weiter steigen. Üblicherweise steigen die Gehälter vor allem mit Führungsverantwortung, und dafür braucht es Mitarbeiter, die geführt werden. Man kann nicht erwarten, dass unter diesen Bedingungen 10 Studierte so viel verdienen wie der eine Studierte, der 9 Gesellen unter sich hat. Die Frage ist natürlich, ob die (hoffentlich) höhere Produktivität der mittlerweile immer besser ausgebildeten Arbeitskräfte sich wenigstens auf den Durchschnittslohn auswirkt. Und spätestens hier kommen die Kräfteverhältnisse innerhalb der Gesellschaft ins Spiel, die das natürlich verzögern oder sogar ganz verhindern können. Und zumindest bisher regt sich kein Widerstand in der jüngeren Generation, was diese Themen hier anbelangt.

Was die individuelle Ebene anbelangt: Wer sich mit dem Abitur in der Hand das Ziel setzt, in 10-15 Jahren über 100.000 € im Jahr zu verdienen, wird das wahrscheinlich auch schaffen. Es wird nur ebenso wahrscheinlich sein Leben dafür hingeben müssen.
 

Statesman

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musv

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Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Als Anwalt mit einem guten Abschluss verdienst du im ersten Jahr mindestens 100k. Ärzte mit Facharztausbildung gehen ins Ausland und verdienen sich da dumm und dämlich. Der Ingenieur mit BWL wird noch mehr als die beiden verdienen. Woher hast du diese Zahlen?
Da ich momentan gerade im Bewerbungsstress bin/war:

Ich hatte vor 6 Jahren im Rhein-Main-Gebiet als Software-Entwickler angefangen. Ich war Langzeitstudent Informatik (Abschluss Diplom), bin mit etwas über 30 fertig geworden. Allerdings hatte ich vorher auch 'ne Ausbildung und schon gearbeitet - also durchaus eine vergleichbare Situation wie bei Klausimator. Kommt man frisch von der Uni, ist man teils noch unsicher über seinen eigenen Wert und die eigenen Fähigkeiten. Damals hat mich eine Firma geködert mit einer anderthalbjährigen Trainee-Ausbildung. War im Endeffekt nur eine normale Einarbeitung mit massivem Gehaltsabschlag. Angefangen hatte ich damals mit 35k/Jahr. Nach anderthalb Jahren war ich dann bei den 43k/Jahr, die ich auch jetzt noch hab.

Meine Arbeitskollegen hier haben etwa 45-60k/Jahr. Gehaltssteigerungen sind in dieser Firma eigentlich ausgeschlossen. Nach meinen bisherigen Recherchen liegt die Gehaltsspanne für Bewerber als Software-Entwickler mit Hochschulabschluss und 3-5 Jahren Berufserfahrung im Rhein-Main-Gebiet bei 40-70k/Jahr.

Das Problem bei den Bewerbungen ist:
  • Jobportale (monster, indeed): Da sind ausschließlich Headhunter unterwegs. Mal eine Jobanzeige von einem Unternehmen zu finden, ist ein Glücksgriff. Headhunter mögen keine Bewerber ohne Berufserfahrung und schon gar keine Langzeitstudenten.
  • Stellenanzeigen direkt auf den Unternehmensseiten: Sind fast immer so dämlich umschrieben, dass man sich fast nie was aus den Anzeigen nehmen kann. Und wenn man die liest, fühlt man sich definitiv nicht ausreichend dafür qualifiziert.

Mich hatte vor einiger Zeit ein Headhunter geködert. Die haben dann tatsächlich auch nach einigen Monaten eine Stelle angebracht, bei der ich zum Bewerbungsgespräch war. Ich hatte dann auch mal auf der Homepage nach derselben Stelle gesucht und die auch gefunden. Bei der Beschreibung der Anzeige auf der Homepage wäre mir aber nie im Traum eingefallen, mich dort zu bewerben. Gehalt wäre dort 55-60k/Jahr gewesen.

Wir suchen bereits seit einem Jahr einen geeigneten Mitarbeiter. Nur: es bewirbt sich niemand. Die Bezahlung ist ordentlich, das Drumherum ist komfortabel. Es liegt wohl an der geografischen Lage und am Anforderungsprofil.
Das werden wohl die meisten Arbeitgeber behaupten. Vielleicht liegt es auch an dem zweiten Punkt, den ich oben genannt hatte. Aber das ist nur Mutmaßung, da ich weder das Gehaltsangebot noch die Jobanzeige kenne.

Und dann hab ich auch noch die Erfahrung gemacht, dass Arbeitgeber halt auch gern spezialisierte (möglichst noch auf firmeninterne Systeme) Fachkräfte suchen. Leute aber dann intern auszubilden, dazu sind eher weniger Firmen bereit.
 
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bevoller

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Vielleicht nicht ganz unpassend dazu:
http://www.zdf.de/zdfzeit/wie-fair-sind-unsere-loehne-41228932.html

Wenn ich mich nicht irre, geht es in der Doku (nur noch mal kurz reingeschaut) unter anderem darum, dass man bereits von Fachkräftemangel spricht, wenn auf eine Stelle nur drei Bewerber vorhanden sind. Fachkräftemangel ist also nur eine Frage Definition. ;)
Die wird sich allerdings kaum ändern, wenn weiterhin gefühlt schon Kindergartenkinder ins Berufsleben einsteigen sollen, damit sie neben der fachlichen Qualifikation auch gleich ausreichend Berufserfahrung erwerben.
Als Arbeitgeber sollte man vielleicht mal wieder eine Runde Realismus proben und die Ansprüche nicht immer höher schrauben. Wobei die ja (siehe Link) im Bereich der Bezahlung eher umgekehrt gesteigert werden.

Einen Anteil daran tragen wir aber leider auch selbst. Ich kann mich noch an meine Kindheit/Jugendzeit usw. erinnern. Da wurde mal für eine 35-Stunden-Woche gestreikt, am Wochenende gehörte der Papa der Familie. Und um sich näher kennenzulernen reichte für Arbeitgeber und Arbeitnehmer eine max. halbjährliche Probezeit aus - in einem sonst ganz normalen und normal bezahlten Job! Von wegen (unbezahltes) Praktikum, Probearbeiten, Befristungen oder gar Zeitarbeit.
Und nichtzuletzt durch Hartz-IV haben wir es unseren Politikern ja ermöglicht, für die Wirtschaft ein Billiglohnland zu installieren. Selbst schuld, kann man da eigentlich nur sagen.

Und statt dagegen endlich mal auf die Straße zu gehen, sitzt man sich abends vorm TV den Hintern platt (nachdem man womöglich noch unbezahlte Überstunden geleistet hat), lässt sich Besserverdiener und vor allen Dingen die Reichen immer mehr aus dem Solidarsystem verabschieden und schimpft lieber auf die faulen Arbeitslosen und - Flüchtlingskrise sei dank - auf die noch böseren und noch fauleren Asylanten.

Fachkräftemangel? Gibt es in meinen Augen in Deutschland noch nicht. Noch hat der gute "demografische Wandel" nicht durchgeschlagen. Gäbe es tatsächlich einen Fachkräftemangel, würde unsere Wirtschaft in die Ausbildung von Fachkräften investieren, anstatt darauf zu warten, dass unsere Politik tätig wird und Einwanderung erleichtert. Und sollte es doch einen Fachkräftemangel geben, dann ist er eben aus diesem Grund selbst verursacht. Mitleid ist da wohl kaum angebracht. :rolleyes:

Lesetipp:
http://www.boell-nrw.de/de/2013/12/...-selbstbetrug-der-mittelschicht-partizipation
http://www.amazon.de/Hurra-wir-dürfen-zahlen-Mittelschicht/dp/393806045X



Das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Als Anwalt mit einem guten Abschluss verdienst du im ersten Jahr mindestens 100k. Ärzte mit Facharztausbildung gehen ins Ausland und verdienen sich da dumm und dämlich. Der Ingenieur mit BWL wird noch mehr als die beiden verdienen. Woher hast du diese Zahlen?
Lesen hilft... Es geht um den Fachkräftemangel in Deutschland. Da interessieren keine Ärzte, die ins Ausland ziehen, um dort zu arbeiten. :p
 

wachtelei

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@bevoller:

Klasse Beitrag von dir und er trifft genau ins Schwarze! Besser hätte man es nicht publizieren können, meinen Dank und meine Hochachtung für diese klaren und einfachen Sätze.

Es gibt noch genügend Menschen die sich nicht vollnudeln lassen mit den sprüchen aus unserem derzeitigen Wirtschaftswunderland. Bezogen auf die Anliegen der Wirtschaft hat man durch die Werkverträge und Billiglohnsektoren alles erreicht was man haben wollte, einschließlich dem Regelsamstag als Sonderschichten getarnt.

Kommt und fehlt nun noch die Verlängerung durch Flexi der Wöchendlichen Arbeitszeit und als Krone die Teilzeiterkrankung wo man gezwungenermaßen mit Fieber 50% Arbeitsunfähig wird.
 

Ruby

Just add Sun

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Das mit der Teilzeitkrankschreibung ist schon im Gespräch und spätestens 2016 oder allerspätestens nach den Wahlen 2017 wird das auch so kommen.

Fachkräftemangel so wie er propagandiert wird, herrscht nicht vor. Gut, es gibt in einigen Gegenden zu wenig Ärzte und die handwerklichen Berufe haben weniger Zulauf an neuen Azubis, was aber daran liegt, dass handwerkliche Berufe keinen sonderlich guten Ruf genießen in der Gesellschaft (da gibts ja keine Studierten...) und der Ärztemangel in ländlichen Gegenden schon immer ein Problem war.

Aber so, wie es dargestellt wird von Politik und Wirtschaft - No Way.
 

TheOnly1

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Es ist aber tatsächlich auch aus Unternehmenssicht schwierig, wie loopzone auch schon sagte.
Ich persönlich habe damals studiert, aber es nicht fertig gemacht, sondern bin dann in ein IT-Unternehmen gegangen und da inzwischen auch ohne Studium mehr oder weniger aufgestiegen. Es geht also auch ohne Studium.
Ich erzähle das deshalb, weil ich nun dafür (mit) verantwortlich bin, neue Leute zu finden und einzustellen. Nur....ES GIBT NIEMANDEN!
Es ist unfassbar.
Beispiel Azubi Fachinformatiker - mit quasi Übernahmegarantie.
Was wir wollen: Abi (Note nicht wirklich ausschlaggebend), Führerschein, "gutes" Schulenglisch.
Kannste knicken.
Es bewerben sich da auf diese Stelle ungefähr 20 Leute...von denen fallen 15 raus, weil sie die Kriterien nicht erfüllen, wirklich schlechte Noten haben, wirklich schlechte Bewerbungen schicken, oder einfach anderweitig nicht geeignet sind - "ich studiere im 12. Semester Japanologie".
Letztlich eingeladen zum Vorstellungsgespräch haben wir dann drei. Eine ist kommentarlos gar nicht gekommen und von den zweien hätten wir dann einen genommen, der dann doch abgesagt hat.
Beispiel Programmierer/Mathematik zur Weiterentwicklung der mathematischen Algorithmen unserer Software.
UNMÖGLICH. Diese Leute existieren nicht. Die Stelle ist seit einem Jahr frei, wird im regionalen Vergleich überdurchschnittlich bezahlt und die sonstigen Bedingungen bei uns sind ebenfalls gut...sehr "google-mäßig" von der Mentalität her, würde ich es mal beschreiben.
Es bewirbt sich niemand. Ende.
Im Gegenteil: 2-3mal die Woche habe ich Headhunter am Telefon, die entweder mich, oder andere Leute abwerben wollen. Deswegen gibt es auch unsere Durchwahlen kaum noch irgendwo her...

Es ist alles völlig lächerlich...wir hätten ab nä. Jahr weitere 5-6 freie Planstellen, durch einen großen Deal. Aber ganz ehrlich...ich weiß nicht, wo die Leute herkommen sollen. :unknown:
Die "Marktmacht" hat sich längst auf die Seite der Arbeitnehmer verlagert, auch wenn viele das noch nicht einsehen wollen. Wer was kann, der kann sich seine Jobs und die Bedingungen inzwischen wirklich aussuchen.
Wer nichts kann (und damit schließt sich der Kreis dieses Threads), der kriegt aber auch nur sehr schwer eine Chance - das muss man schon zugeben. Sowohl von der Industrie, als auch von der Politik. Was das Arbeitsamt zB als Weiterbildungsmaßnahmen verkauft für Jobsuchende ist -sorry- ein Witz und hilft niemandem.
Keiner stellt einen ein, nur weil er einen Office-Kurs von der Arge gemacht hat...
 
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godlike

Warp drölf
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Ja, leider ist das in der Tat oft der Fall. Was sich da teilweise bewirbt ist einfach nur Lachhaft. Bevor ich denen ein Gehalt zahlen würde schaffe ich pro Tag lieber eine Stunde länger und erledige da deren Tagesgeschäft. Merke das auch an meinen Kollegen wie unfassbar unflexibel die sind. NUR Dienst nach Vorschrift - wehe man muss man vom Pfad etwas abweichen. Oft sind die dann noch mit den Einfachsten Aufgaben überfordert. Ich hab da schon Sachen erlebt die man kaum glauben kann. Das geht von "Ich kann keine PDF erstellen arbeite aber seit 10 Jahren als Grafiker/Designer" bis hin zu "wie kann ich den USB-Stick anschließen". Kein Witz! Da kann es einem als AG auch die Lust verderben. Nur mal um die andere Seite aufzuzeigen...

Ach und ein Krankenstand von teilweise 8 oder 10 Wochen im Jahr ist auch keine Seltenheit. Man ist quasi ja eh unkündbar mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag. Ich bekomme das oft echt das Kotzen bei der Einstellung.
 

Maxwell

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So aus meinem persönlichen Umfeld würde ich sagen, dass die Arbeitsmarktsituation für Fachkräfte aktuell sehr gut ist. Probleme haben eigentlich nur die Leute, die irgendeinen Wischi-Waschi-Kram studiert haben.
Von meinen ehemaligen Kommilitonen kenne ich niemanden(!), der im Anschluss an sein Studium nicht direkt einen Job gefunden hat. Und ich wohne eigentlich nicht in einer wirtschaftlich außerordentlich bedeutenden Region.

Als Einstiegsgehalt bekommt man in der Regel zwar nicht das, was IG-Metall als "normal" propagiert, aber verhungern muss keiner.
Allerdings finde ich, dass die Gehaltsentwicklung teilweise irgendwie relativ "blödsinnig" ist. Gute, engagierte Leute bekommen ihre Arbeit oft nicht entsprechend honoriert und stehen finanziell kaum besser da als irgendwelche Flachschippen, deren Arbeit sie noch nebenbei mit erledigen könnten. Wenn die das Unternehmen dann frustriert verlassen ist die Überraschung groß. :unknown:

Ich sehe das selbst aktuell allerdings recht entspannt. Ein kluger Mensch hat mir mal gesagt: "Man studiert nicht wegen des Geldes sondern wegen der Arbeit!", und da hat er nicht unrecht. Ich mache an der Arbeit öfters Sachen die ich durchaus aus Interesse auch umsonst machen würde, wenn man dafür dann auch noch halbwegs vernünftig bezahlt wird ist ja eigentlich alles gut.
 
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