cokeZ
Aktiver NGBler
- Registriert
- 14 Juli 2013
- Beiträge
- 4.435
*und ein Raunen geht durch das ngb*
Ein provokanter Titel, ich weiss. Dennoch ist er nicht so gemeint wie er vermuten lässt, sondern positiv.
Ich weiss gar nicht ob dieser Thread hinterher als Diskussionsthread dient oder doch eher als "Erfahrungsbericht".
Folgende Ausgangslage: Tag für Tag kommen einige (Wirtschafts-/ Kriegs-) Flüchtlinge Fachkräfte aus dem Ausland zu uns.
Ich bin da ganz ehrlich, ich habe das immer mit einem skeptischen Auge betrachtet, wenn auch mir die Bewegründe der Flüchtlinge Arbeiter schon klar war (Krieg, wenig Verdienst etc.).
Wenn man aber, so wie ich, nie Kontakt zu Flüchtigen diesen Reisenden hatte, konnte man sich dennoch nie so richtig hinein versetzen. Evtl. daher der Groll.
Wieso aber denke ich nun anders? Dazu komme ich jetzt.
Ich arbeite in einem Pflegeheim, ist bei einigen sicherlich bekannt und dort als Stations-Leitung.
Vor ca. 4 Wochen kam der Chef zu mir und teilte mir mit, dass wir einen neuen Kollegen bekommen. Fachkraft (bei uns also 3 Jährig examinierte Pflegekräfte), männlich, knapp über 30.
Genau das was ich bei mir brauchte, männliche Unterstützung in diesem von Frauen dominierten Beruf.
Ich freute mich also innerlich, grinste kurz und nickte.
Mein Chef erzählte weiter. Unsere Unternehmensgruppe nimmt an einem Projekt teil ('Oh nein, bitte kein umgeschulter Bäcker, der ausser Pflege nix mehr bekommen hat' - führte ich einen innerlichen Monolog).
Er, nennen wir ihn Paul, kommt aus Rumänien und wird bei uns fest anfangen, nehmen Sie ihn bitte an die Hand.
Ich glaube mein Blick war köstlich in dem Moment.
Chef erklärte mir noch ein paar Dinge, wann er kommt, wo er vorerst wohnt etc. etc.
Nach dem Gespräch kreisten in meinem Kopf die Gedanken: 'Wie werden meinen Kollegen reagieren?', "'Oh Gott, die Bewohner...viele noch aus dem Zweiten WK geprägt', 'Kann er Deutsch, oder muss ich mein Schulenglish auspacken? Verdammt, was ist eine Koronare Herz Krankheit auf English? Und überhaupt!', 'Das Unternehmen bekommt sicher massig Zuschüsse dafür und haben eine billige Arbeitskraft! Das auf kosten der Bewohner!'
Ihr seht, ich war voller Vorurteile und Skepsis. Wie auch sonst wenn man nur "Horror" Geschichten gehoert hat. Anderseits machte ich mir Mut und sagte mir selbst, dass man gefälligst erstmal abwarten sollte.
Natürlich bemühte ich zuhause die Google-Suche: Wie sind die Fachkräfte dort ausgebildet? Es stellte sich heraus, dass sie Fachlich top sind. Von Pflege verstehen sie wohl aber nichts, da dort überwiegend die Hilfskräfte die Grundpflege übernehmen.
Aber spulen wir etwas vor.
Teilweise waren und sind meine Kollegen immer noch sehr voreingenommen. Mittlerweile macht mich das wütend wenn ich diverse Sprüche höre.
Es kam also der Tag, da fing Paul bei uns an zu arbeiten. Top gepflegt, frisch rasiert und sprachlich leider noch nicht soo weit, aber das "Grund-Deutsch" beherrschte er.
Wir gingen los und mir viel auf, wie unfassbar wissbegierig der Mann war. Er stellte viele Fragen (auch wenn ich ihn sprachlich verbessern musste, er aber auch genau das wollte, denn er will die Sprache so schnell wie möglich lernen), fasste direkt mit an und nahm mir sogar arbeit ab.
Die Tage danach kam er weiterhin immer puenktlich zum Dienst, blieb mit am längsten und lernte SEHR schnell, vorallem auch unsere Sprache.
Da war er also, unser Wirtschaftsflüchtlung. Gar nicht so faul und dumm wie meist behauptet.
Die Tage haben wir uns ueber seine Arbeit und sein Leben in Rumänien unterhalten. Das meiste auf English, aber so konnte man wenigstens ohne Sprachbarriere sprechen.
Er hat eine 2j. Tochter und eine Frau (auch Pflegerin) und kann diese erst in 6-12 Monaten zu uns holen.
Da machte es bei mir Klick. Meine Tochter ist ebenso alt und auch ich bin verheiratet. Würde ich nicht auch alles dsran setzen ihnen ein besseres Leben zu ermoeglichen? Definitiv ja.
Er ist nun also alleine in Deutschland, sieht seine Frau und Kind fruehstens in 6 Monaten und hat hier sonst nichts.
Ich musste schlucken und von da an...sah ich die Flüchtlinge anders.
Jeder der Vorurteile hat, empfehle ich mal Kontakt zu Flüchtlingen aufzunehmen und ja, es gibt sicherlich schwarze Schafe, aber der Großteil hat mehr als verständliche Gruende.
Wir hatten sogar schon privat Kontakt und ich hab ihm die Stadt gezeigt.
Gruss cokeZ
P.S.: Ja, er hat sogar ein Smartphone
P.P.S: Er verdient dasselbe wie wir Fachkraefte, wird also nicht ausgebeutet.
Ich hoffe es ist verständlich veschrieben (Handy ftw!) und ich bin im richtigen Bereich gelandet.
Edit 24.05: Titel etc. geaendert.
Ein provokanter Titel, ich weiss. Dennoch ist er nicht so gemeint wie er vermuten lässt, sondern positiv.
Ich weiss gar nicht ob dieser Thread hinterher als Diskussionsthread dient oder doch eher als "Erfahrungsbericht".
Folgende Ausgangslage: Tag für Tag kommen einige (Wirtschafts-/ Kriegs-) Flüchtlinge Fachkräfte aus dem Ausland zu uns.
Ich bin da ganz ehrlich, ich habe das immer mit einem skeptischen Auge betrachtet, wenn auch mir die Bewegründe der Flüchtlinge Arbeiter schon klar war (Krieg, wenig Verdienst etc.).
Wenn man aber, so wie ich, nie Kontakt zu Flüchtigen diesen Reisenden hatte, konnte man sich dennoch nie so richtig hinein versetzen. Evtl. daher der Groll.
Wieso aber denke ich nun anders? Dazu komme ich jetzt.
Ich arbeite in einem Pflegeheim, ist bei einigen sicherlich bekannt und dort als Stations-Leitung.
Vor ca. 4 Wochen kam der Chef zu mir und teilte mir mit, dass wir einen neuen Kollegen bekommen. Fachkraft (bei uns also 3 Jährig examinierte Pflegekräfte), männlich, knapp über 30.
Genau das was ich bei mir brauchte, männliche Unterstützung in diesem von Frauen dominierten Beruf.
Ich freute mich also innerlich, grinste kurz und nickte.
Mein Chef erzählte weiter. Unsere Unternehmensgruppe nimmt an einem Projekt teil ('Oh nein, bitte kein umgeschulter Bäcker, der ausser Pflege nix mehr bekommen hat' - führte ich einen innerlichen Monolog).
Er, nennen wir ihn Paul, kommt aus Rumänien und wird bei uns fest anfangen, nehmen Sie ihn bitte an die Hand.
Ich glaube mein Blick war köstlich in dem Moment.
Chef erklärte mir noch ein paar Dinge, wann er kommt, wo er vorerst wohnt etc. etc.
Nach dem Gespräch kreisten in meinem Kopf die Gedanken: 'Wie werden meinen Kollegen reagieren?', "'Oh Gott, die Bewohner...viele noch aus dem Zweiten WK geprägt', 'Kann er Deutsch, oder muss ich mein Schulenglish auspacken? Verdammt, was ist eine Koronare Herz Krankheit auf English? Und überhaupt!', 'Das Unternehmen bekommt sicher massig Zuschüsse dafür und haben eine billige Arbeitskraft! Das auf kosten der Bewohner!'
Ihr seht, ich war voller Vorurteile und Skepsis. Wie auch sonst wenn man nur "Horror" Geschichten gehoert hat. Anderseits machte ich mir Mut und sagte mir selbst, dass man gefälligst erstmal abwarten sollte.
Natürlich bemühte ich zuhause die Google-Suche: Wie sind die Fachkräfte dort ausgebildet? Es stellte sich heraus, dass sie Fachlich top sind. Von Pflege verstehen sie wohl aber nichts, da dort überwiegend die Hilfskräfte die Grundpflege übernehmen.
Aber spulen wir etwas vor.
Teilweise waren und sind meine Kollegen immer noch sehr voreingenommen. Mittlerweile macht mich das wütend wenn ich diverse Sprüche höre.
Es kam also der Tag, da fing Paul bei uns an zu arbeiten. Top gepflegt, frisch rasiert und sprachlich leider noch nicht soo weit, aber das "Grund-Deutsch" beherrschte er.
Wir gingen los und mir viel auf, wie unfassbar wissbegierig der Mann war. Er stellte viele Fragen (auch wenn ich ihn sprachlich verbessern musste, er aber auch genau das wollte, denn er will die Sprache so schnell wie möglich lernen), fasste direkt mit an und nahm mir sogar arbeit ab.
Die Tage danach kam er weiterhin immer puenktlich zum Dienst, blieb mit am längsten und lernte SEHR schnell, vorallem auch unsere Sprache.
Da war er also, unser Wirtschaftsflüchtlung. Gar nicht so faul und dumm wie meist behauptet.
Die Tage haben wir uns ueber seine Arbeit und sein Leben in Rumänien unterhalten. Das meiste auf English, aber so konnte man wenigstens ohne Sprachbarriere sprechen.
Er hat eine 2j. Tochter und eine Frau (auch Pflegerin) und kann diese erst in 6-12 Monaten zu uns holen.
Da machte es bei mir Klick. Meine Tochter ist ebenso alt und auch ich bin verheiratet. Würde ich nicht auch alles dsran setzen ihnen ein besseres Leben zu ermoeglichen? Definitiv ja.
Er ist nun also alleine in Deutschland, sieht seine Frau und Kind fruehstens in 6 Monaten und hat hier sonst nichts.
Ich musste schlucken und von da an...sah ich die Flüchtlinge anders.
Jeder der Vorurteile hat, empfehle ich mal Kontakt zu Flüchtlingen aufzunehmen und ja, es gibt sicherlich schwarze Schafe, aber der Großteil hat mehr als verständliche Gruende.
Wir hatten sogar schon privat Kontakt und ich hab ihm die Stadt gezeigt.
Gruss cokeZ
P.S.: Ja, er hat sogar ein Smartphone
P.P.S: Er verdient dasselbe wie wir Fachkraefte, wird also nicht ausgebeutet.
Ich hoffe es ist verständlich veschrieben (Handy ftw!) und ich bin im richtigen Bereich gelandet.
Edit 24.05: Titel etc. geaendert.
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