Der Ablauf einer stationären Notfall Therapie
Hallo,
ich möchte einfach mal meine Erfahrungen schildern wie so eine Stationäre Not Therapie aussieht, wnen man sich mit schwerwiegenden psychischen Problemen freiwillig einweisen lässt.
Wichtig ist vorweg natürlich erst mal das man psychische Probleme hat. Schwerwiegende Depressionen, Suizidgedanken etc. wo dann eine psychatrische Klinik Ansprechpartner wird, da es mitten in der Nacht etc. ist, sprich wo der normale Therapeut (oder Hausarzt, Neurologe etc.) nicht ansprechbar ist.
In der Regel landet man dann in der „Notaufnahme“ des psychiatrischen Krankenhauses. Das ist meist nur „Fleischbeschau“, sprich kurz abchecken was Phase ist, ggf. Verletzungen (sofern man Borderline Patient ist) verarzten und dann je nach Fall an einen der Diensthabenen Stationsärzte verweisen.
Als eigene Erfahrung kann ich anbringen das ich mich kurz vor Weihnachten in die Klinik begeben habe, Wochenende, dh. Nur Minimalbesetzung und direkt nach dem Wochenende die Feiertage. Das ist zwar mittlerweile einige Jahre her, aber immer noch aktuell.
Ich bin diagnostizierter Borderline Patient mit mittelschweren Depressionen. Da gibt es auch Fachausdrücke für, nennt sich zB F60.3
Im Grunde nur ein mal gecheckt was Phase ist, „Symptome“ sozusagen abchecken, sprich wie äußern sich die Depressionen / Suizidgedanken / wenn ja welcher Art / Planungen in der Richtung vorgenommen / Selbstverletzungen. Danach geht’s meist auf Station, je nach Fall geschlossen oder öffentlich. Wenn geschlossen verabschiedet euch von Handy, Ladekabel, Rasierer etc. man nimmt euch ALLES weg, uU auch Schnürsenkel. Wenn offen könnt ihr alles behalten, kein Ding.
Gerade bei so Wochenenden mit Feiertagen danach ist immer Flaute im Ärzteteam. Die sind eh chronisch unterbesetzt, daher gibt es nur die volle Dröhnung Medikamente. Je nach dem ob ihr vorher schon eingestellt wurdet auf Antidepressiva, Schlafmittel, Beruhigungsmittel wird das entweder fortgeführt (und die Dosen erhöht um die Zeit aufzufangen bis Therapeuten und Co wieder im Haus sind) oder man fängt an damit.
In meinem Fall wurde direkt mit Lorazepam / Tavor, einem starken Beruhigungsmittel, angefangen wodurch ich eigentlich den ganzen Tag nur gepennt habe. Dazu gabs Antidepressiva (Cipralex) und ein Neuroleptika (Seroquel) um noch besser schlafen zu können. Im Bedarfsfall (sprich wenn gar nix mehr ging, wenn alles zu viel wurde) gabs noch mehr Dröhnungen, da kenn ich aber die Namen nicht von. War irgendein bunter Mischmasch.
Je nach „Schwere“ der psychischen Probleme gibt’s erst mal stumpf 1-2 Wochen Aufenthalt ohne Ausgang. Wobei Ausgang sich hier auf: Klinikgelände darf nicht verlassen werden bezieht. Wer offene Station untergebracht ist, kann idR (Anfangs ggf. nur mit Aufsicht) auf dem Klinikgelände spazieren gehen. Verlassen des Geländes ist aus Versicherungstechnischen Aspekten Tabu. Meist muss man sich da in einem Buch eintragen (Uhrzeit, Name, geplante Abwesenszeit) damit die Schwestern das nachhalten können. In kleineren Kliniken geht das auch per mündlicher Abmeldung. Ob man jetzt wirklich nicht zur Tankstelle latscht um sich eine Packung Kippen zu holen kann eh niemand überprüfen, aber wenn was passiert ist man halt nicht versichert.
Die Therapiegeschichten sind in so Notfallkliniken einfach mies. Versprecht euch da nichts von, ihr werdet, wenn ihr in so eine Klinik huscht, einfach nur mit Medikamenten versorgt und darauf eingestellt. Zeit um mit euch zu quatschen etc. hat eh keiner - oder um euch „abzulenken“ abseits der Medikamente. Gewiss, letztere tun das je nach Dosierung richtig, richtig geil, aber das ist ja nicht Ziel der Sache.
Therapieplan sieht im Grunde so aus:
Das pinke Zeug ist das, wo einen der jeweilige Therapeut zu eingetragen hat. Wie man sieht verdammt viel Leerlauf - das war zum einen der mangelnden Anwesenheit der Ärzte geschuldet als auch der Einstellung auf die Medikamente wo dann eh nix geht.
Bin 2x in Ohnmacht gefallen, vorher selbstverletzendes Verhalten, aber die Medikamente haben mich umgeboxt. Gemeinschaftsbad für 2 4er Zimmer. Praktisch fertig mit dem duschen und bam, hats mich weggehauen - sorry das konnte man nicht übersehen, hat die aber nie interessiert. Gab aber abends dann mehr Medikamentenstoff. Also was das angeht war die Klinik echt Scheisse.
Ergotherapie und kreative Therapie sind im Grunde das gleiche, rummalen/kritzeln, Window Color etc. und bloß nix gefährliches. Ich sag mal gewiefte Borderliner erfreuen sich an den Anspitzern für Stifte die nicht weggeschlossen sind - wobei das erfahrungsgemäß eh nicht interessiert. Notfallkliniken geht es rein um die Medikamenteneinstellung.
So nach 1-2 Wochen darfst du dann gehen und wirst halt dringend darauf hingewiesen einen Therapeuten aufzusuchen. Kriegst einen Bericht mit inkl Diagnose (inwieweit die was bringt wenn sich eh niemand mit dir beschäftigt ist mal dahingestellt) und ja, dann kannst gucken wie es weiter geht.
2. Klinikaufenthalt, geschlossen stationär
Geschlossen eingewiesen kann man afaik nur auf Anordnung von einem Richter, da mehr als 24h nicht gehen ohne Anordnung. Egal, seis drum, von der Intensivstation geschlossen -> Richter + Psychologe -> 2 Wochen Zwangseinweisung. Da eine entsprechende medikamentöse Einstellung zuvor schon erfolge und weiter geführt wurde durch entsprechend ambulante Maßnahmen wurde da nicht viel gemacht. Im Grunde wurde einem nur sämtliches Zeug zum strangulieren weggenommen (Gürtel, Ladekabel etc.pp) und die Medikamentendosis wurde noch mal ordentlich gepusht. Der Therapieplan hat sich nicht großartig verändert im vgl. zu oben.
Nach ~1 Woche wurde ich auf die öffentliche verlegt und konnte dann nach 2 Tagen öffentliche nach Hause. Sprich unter den 14 Tagen. Liegt immer im Auge des Psychologen wie das läuft, ob man die Zeit "aussitzen" muss oder nicht. Geschlossen hat man 0 Freiheiten. Raucherraum war da so mein Hauptaufenthaltsplatz zusammen mit Hanf Psychosen Leuten, Depressiven, Borderlinern etc. total bunt gemischt, aber niemand aggressives oder so dabei.
Ich sag mal der Zwangsaufenthalt hat von allem am wenigsten genutzt.
3. Klinikaufenthalt, freiwillig stationär, Therapie
Zu guter letzt noch das beste Ergebnis was es gab. Hatte mich für einen Therapieplatz (DBT Therapie) beworben in einem Klinikum welches 2 Arten der Therapie anbot (DBT und noch irgendwas für die Depris sowie eine geschlossene für die akuten Härtefälle sowie 1 kleine Station für demente) sowie Innere Medizin und Co, also so Mischmasch.
Therapieprogramm ~3 Monate hieß es. Angerufen natürlich nicht selber, telefonieren mit fremden Leuten ging gar nicht. Nach der anmotze für meinen Partner warum ich nicht selber anrufe und entsprechender Schilderung - die Empfangspussy war ein Drache sondersgleichen - lief es doch. Fragebogen bekommen uA was das Aggressionspotential angeht, Drogenmissbrauch, selbstverletzendes Verhalten, paar allgemeine psycho Fragen etc. also wirklich eher so 0815 Fragebogen den man auch bei jedem Psychologen bekommt. Wirklich nix schlimmes.
Den schickt man dahin und kriegt dann je nach dem ein Vorstellungsgespräch, kann man sich schon bisschen wie Bewerbungskram vorstellen aber im Grunde ists dann doch nicht so. Da kommen einige richtig unangenehme Fragen, im DBT Therapie Zeug halt, weil es für Borderliner ist, auch wo man sich bevorzugt selbst verletzt, spezielle Fragen WIE man sich selber verletzt oder es vorhat (Borderline ist halt nicht nur selber verkrüppeln sondern soviel mehr... hatte da Leute in der Therapiegruppe die einfach inner 30er Zone mit 200 durchgebrettert sind, die einfach alles an Drogen genommen haben was geht, die einfach bewusst ungeschützt gevögelt haben mit eigentlich allem mit einer Pussy etc.)... wenn das Gespräch läuft heißts eigentlich jo wir melden uns wenn ein Platz frei ist, ist halt nix akutes und alles.
Hatte persönlich Glück, Termin war in 3-4 Wochen angedacht, war gerade beim einkaufen genau nach dem Termin und der Anruf kam "jemand hat abgesagt könn sie morgen da sein" ... okay, kein Ding. Also fix Klamotten gepackt, Smartphones gabs da noch nicht (aber die Klinik hat WLAN Sticks bereitgestellt für 20€ Pfand + irgendeine Nutzungsgebühr), egal. Hin und ... jo. War schon ganz anders. Vollgepackten "Terminkalender"
Und 2x wöchentliche Einzelgespräche mit einer Psychologin. Dazu viel Gruppentherapie jeweils mit von der Gruppe festgelegtem Thema (Primär waren irgendwie Liebeszeug, Wut/Aggressionen). Ergotherapie weit vielfältiger als in den Aufenthalten zuvor. 'ne dumme Kochgruppe wo ich reingesteckt wurde. Ausgang etc konnte man beantragen, Tagesurlaub, Wochenendurlaub, kein Ding. Aber erst mal 2 Wochen nur Klinik, danach gabs dann erst Ausgang weiter weg. Klinikgelände ansich gab es nicht, man konnte bequem in die "Innenstadt" von diesem Randbezirk, zmd. Kiosk, Eisdiele und Sparkasse gab es da sowie einen Supermarkt um die Schokoladenvorräte aufzufrischen. Autofahren war natürlich verboten (auch aufgrund der Medikamente aber eher wegen Versicherungskram), hat einige nicht davon abgehalten, aber naja.
Bisschen grafischer Input ...
Hab nicht mehr von allem Kopien etc. aber egal für den Ausblick reicht das. Kannst dich halt jeden Tag damit aufhalten entsprechende Kurven (Aggressionspatienten kriegen einen weitaus heftigeren Fragebogen) auszufüllen und jedes mal deine Stimmungen anzugeben. Wenn man sich drauf einlässt klappt das aber muss ich halt mal so sagen.
War insgesamt 3 Monate + 1 Woche da, hatte den üblichen 1 Monats"urlaub" auf 2 ausgedehnt. Der war noch mal wirklich mies aber passte. Jedes mal wenn man sich einen Fehltritt als Borderliner leistet darf man eine Verhaltensanalyse schreiben. Die wird dann Gruppenintern vorgelesen, das ist im grunde Zwang außer du verheimlichst es (wo die Therapie dann halt nix bringt) oder du quatscht es mit dem zuständigen Therapeuten ab. Ich hab in den ~ 3 1/2 Monaten nicht 1x so ein Ding vorgelesen weil ich mich halt zurückgehalten habe. 1 hab ich geschrieben und das auch der Therapeutin vorgelesen. Dadurch blieb mir das "öffentliche" vortragen erspart.
Letztlich muss ich sagen die DBT Therapie - inkl. Sport, Gruppengespräche, Einzelgespräche, Wochenendurlaub zum testen und 1-2 Wöchiges testen kurz vor Ende der Therapie hat richtig geholfen. Leider führt diese Klinik anscheinend nicht mehr das Programm in der Form, aber ich sag mal "ich bin geheilt". Nach knapp 10 Jahren Selbstverstümmelung habe ich dann doch die Kurve bekommen. Wobei mein Umfeld mir da - bis auf meine Eltern - sehr geholfen hat. Die checken heute noch nicht was da so abging.
Entsprechende Krankheitsfälle sind mittlerweile wirklich einfach nur worst case und nicht selber abstechen. Die Narben werde ich zwar nie wieder los aber egal, irgendwie gehört es dazu - allerdings is das echt ein fettes contra in Bewerbungsgesprächen, gerade im Armbereich. Da fallen einfach alle Augen drauf, zmd. bei den Narben die ich so habe. Aber ist halt so, Pech. Letztlich ärger ich mich selber über verkacktes Abi und Co aber kann man nix dran ändern.
Abschließend sag ich mal nicht alle Männer sind nett und man sollte nie unterschätzen was für krasse Schäden das psychisch anrichten kann. Die genauen Hinweise wieso, warum usw will und werde ich eh nicht nenne, aber das ist eh klar genug. Auch wenn unwahrscheinlich: Überlegt mal bitte was ihr den Kids antut Loverboys & Co.
Bin jetzt seit 4-5 Jahren "clean". Keine Medikamente, keine Therapie. Nach 3 Jahren nix machen gilt man als Clean. Die Gedanken werde ich wohl nie los, tlw Albträume und alles, aber ich komm irgendwie damit klar.
Tschö
Hallo,
ich möchte einfach mal meine Erfahrungen schildern wie so eine Stationäre Not Therapie aussieht, wnen man sich mit schwerwiegenden psychischen Problemen freiwillig einweisen lässt.
Wichtig ist vorweg natürlich erst mal das man psychische Probleme hat. Schwerwiegende Depressionen, Suizidgedanken etc. wo dann eine psychatrische Klinik Ansprechpartner wird, da es mitten in der Nacht etc. ist, sprich wo der normale Therapeut (oder Hausarzt, Neurologe etc.) nicht ansprechbar ist.
In der Regel landet man dann in der „Notaufnahme“ des psychiatrischen Krankenhauses. Das ist meist nur „Fleischbeschau“, sprich kurz abchecken was Phase ist, ggf. Verletzungen (sofern man Borderline Patient ist) verarzten und dann je nach Fall an einen der Diensthabenen Stationsärzte verweisen.
Als eigene Erfahrung kann ich anbringen das ich mich kurz vor Weihnachten in die Klinik begeben habe, Wochenende, dh. Nur Minimalbesetzung und direkt nach dem Wochenende die Feiertage. Das ist zwar mittlerweile einige Jahre her, aber immer noch aktuell.
Ich bin diagnostizierter Borderline Patient mit mittelschweren Depressionen. Da gibt es auch Fachausdrücke für, nennt sich zB F60.3
Im Grunde nur ein mal gecheckt was Phase ist, „Symptome“ sozusagen abchecken, sprich wie äußern sich die Depressionen / Suizidgedanken / wenn ja welcher Art / Planungen in der Richtung vorgenommen / Selbstverletzungen. Danach geht’s meist auf Station, je nach Fall geschlossen oder öffentlich. Wenn geschlossen verabschiedet euch von Handy, Ladekabel, Rasierer etc. man nimmt euch ALLES weg, uU auch Schnürsenkel. Wenn offen könnt ihr alles behalten, kein Ding.
Gerade bei so Wochenenden mit Feiertagen danach ist immer Flaute im Ärzteteam. Die sind eh chronisch unterbesetzt, daher gibt es nur die volle Dröhnung Medikamente. Je nach dem ob ihr vorher schon eingestellt wurdet auf Antidepressiva, Schlafmittel, Beruhigungsmittel wird das entweder fortgeführt (und die Dosen erhöht um die Zeit aufzufangen bis Therapeuten und Co wieder im Haus sind) oder man fängt an damit.
In meinem Fall wurde direkt mit Lorazepam / Tavor, einem starken Beruhigungsmittel, angefangen wodurch ich eigentlich den ganzen Tag nur gepennt habe. Dazu gabs Antidepressiva (Cipralex) und ein Neuroleptika (Seroquel) um noch besser schlafen zu können. Im Bedarfsfall (sprich wenn gar nix mehr ging, wenn alles zu viel wurde) gabs noch mehr Dröhnungen, da kenn ich aber die Namen nicht von. War irgendein bunter Mischmasch.
Je nach „Schwere“ der psychischen Probleme gibt’s erst mal stumpf 1-2 Wochen Aufenthalt ohne Ausgang. Wobei Ausgang sich hier auf: Klinikgelände darf nicht verlassen werden bezieht. Wer offene Station untergebracht ist, kann idR (Anfangs ggf. nur mit Aufsicht) auf dem Klinikgelände spazieren gehen. Verlassen des Geländes ist aus Versicherungstechnischen Aspekten Tabu. Meist muss man sich da in einem Buch eintragen (Uhrzeit, Name, geplante Abwesenszeit) damit die Schwestern das nachhalten können. In kleineren Kliniken geht das auch per mündlicher Abmeldung. Ob man jetzt wirklich nicht zur Tankstelle latscht um sich eine Packung Kippen zu holen kann eh niemand überprüfen, aber wenn was passiert ist man halt nicht versichert.
Die Therapiegeschichten sind in so Notfallkliniken einfach mies. Versprecht euch da nichts von, ihr werdet, wenn ihr in so eine Klinik huscht, einfach nur mit Medikamenten versorgt und darauf eingestellt. Zeit um mit euch zu quatschen etc. hat eh keiner - oder um euch „abzulenken“ abseits der Medikamente. Gewiss, letztere tun das je nach Dosierung richtig, richtig geil, aber das ist ja nicht Ziel der Sache.
Therapieplan sieht im Grunde so aus:
Das pinke Zeug ist das, wo einen der jeweilige Therapeut zu eingetragen hat. Wie man sieht verdammt viel Leerlauf - das war zum einen der mangelnden Anwesenheit der Ärzte geschuldet als auch der Einstellung auf die Medikamente wo dann eh nix geht.
Bin 2x in Ohnmacht gefallen, vorher selbstverletzendes Verhalten, aber die Medikamente haben mich umgeboxt. Gemeinschaftsbad für 2 4er Zimmer. Praktisch fertig mit dem duschen und bam, hats mich weggehauen - sorry das konnte man nicht übersehen, hat die aber nie interessiert. Gab aber abends dann mehr Medikamentenstoff. Also was das angeht war die Klinik echt Scheisse.
Ergotherapie und kreative Therapie sind im Grunde das gleiche, rummalen/kritzeln, Window Color etc. und bloß nix gefährliches. Ich sag mal gewiefte Borderliner erfreuen sich an den Anspitzern für Stifte die nicht weggeschlossen sind - wobei das erfahrungsgemäß eh nicht interessiert. Notfallkliniken geht es rein um die Medikamenteneinstellung.
So nach 1-2 Wochen darfst du dann gehen und wirst halt dringend darauf hingewiesen einen Therapeuten aufzusuchen. Kriegst einen Bericht mit inkl Diagnose (inwieweit die was bringt wenn sich eh niemand mit dir beschäftigt ist mal dahingestellt) und ja, dann kannst gucken wie es weiter geht.
2. Klinikaufenthalt, geschlossen stationär
Geschlossen eingewiesen kann man afaik nur auf Anordnung von einem Richter, da mehr als 24h nicht gehen ohne Anordnung. Egal, seis drum, von der Intensivstation geschlossen -> Richter + Psychologe -> 2 Wochen Zwangseinweisung. Da eine entsprechende medikamentöse Einstellung zuvor schon erfolge und weiter geführt wurde durch entsprechend ambulante Maßnahmen wurde da nicht viel gemacht. Im Grunde wurde einem nur sämtliches Zeug zum strangulieren weggenommen (Gürtel, Ladekabel etc.pp) und die Medikamentendosis wurde noch mal ordentlich gepusht. Der Therapieplan hat sich nicht großartig verändert im vgl. zu oben.
Nach ~1 Woche wurde ich auf die öffentliche verlegt und konnte dann nach 2 Tagen öffentliche nach Hause. Sprich unter den 14 Tagen. Liegt immer im Auge des Psychologen wie das läuft, ob man die Zeit "aussitzen" muss oder nicht. Geschlossen hat man 0 Freiheiten. Raucherraum war da so mein Hauptaufenthaltsplatz zusammen mit Hanf Psychosen Leuten, Depressiven, Borderlinern etc. total bunt gemischt, aber niemand aggressives oder so dabei.
Ich sag mal der Zwangsaufenthalt hat von allem am wenigsten genutzt.
3. Klinikaufenthalt, freiwillig stationär, Therapie
Zu guter letzt noch das beste Ergebnis was es gab. Hatte mich für einen Therapieplatz (DBT Therapie) beworben in einem Klinikum welches 2 Arten der Therapie anbot (DBT und noch irgendwas für die Depris sowie eine geschlossene für die akuten Härtefälle sowie 1 kleine Station für demente) sowie Innere Medizin und Co, also so Mischmasch.
Therapieprogramm ~3 Monate hieß es. Angerufen natürlich nicht selber, telefonieren mit fremden Leuten ging gar nicht. Nach der anmotze für meinen Partner warum ich nicht selber anrufe und entsprechender Schilderung - die Empfangspussy war ein Drache sondersgleichen - lief es doch. Fragebogen bekommen uA was das Aggressionspotential angeht, Drogenmissbrauch, selbstverletzendes Verhalten, paar allgemeine psycho Fragen etc. also wirklich eher so 0815 Fragebogen den man auch bei jedem Psychologen bekommt. Wirklich nix schlimmes.
Den schickt man dahin und kriegt dann je nach dem ein Vorstellungsgespräch, kann man sich schon bisschen wie Bewerbungskram vorstellen aber im Grunde ists dann doch nicht so. Da kommen einige richtig unangenehme Fragen, im DBT Therapie Zeug halt, weil es für Borderliner ist, auch wo man sich bevorzugt selbst verletzt, spezielle Fragen WIE man sich selber verletzt oder es vorhat (Borderline ist halt nicht nur selber verkrüppeln sondern soviel mehr... hatte da Leute in der Therapiegruppe die einfach inner 30er Zone mit 200 durchgebrettert sind, die einfach alles an Drogen genommen haben was geht, die einfach bewusst ungeschützt gevögelt haben mit eigentlich allem mit einer Pussy etc.)... wenn das Gespräch läuft heißts eigentlich jo wir melden uns wenn ein Platz frei ist, ist halt nix akutes und alles.
Hatte persönlich Glück, Termin war in 3-4 Wochen angedacht, war gerade beim einkaufen genau nach dem Termin und der Anruf kam "jemand hat abgesagt könn sie morgen da sein" ... okay, kein Ding. Also fix Klamotten gepackt, Smartphones gabs da noch nicht (aber die Klinik hat WLAN Sticks bereitgestellt für 20€ Pfand + irgendeine Nutzungsgebühr), egal. Hin und ... jo. War schon ganz anders. Vollgepackten "Terminkalender"
Und 2x wöchentliche Einzelgespräche mit einer Psychologin. Dazu viel Gruppentherapie jeweils mit von der Gruppe festgelegtem Thema (Primär waren irgendwie Liebeszeug, Wut/Aggressionen). Ergotherapie weit vielfältiger als in den Aufenthalten zuvor. 'ne dumme Kochgruppe wo ich reingesteckt wurde. Ausgang etc konnte man beantragen, Tagesurlaub, Wochenendurlaub, kein Ding. Aber erst mal 2 Wochen nur Klinik, danach gabs dann erst Ausgang weiter weg. Klinikgelände ansich gab es nicht, man konnte bequem in die "Innenstadt" von diesem Randbezirk, zmd. Kiosk, Eisdiele und Sparkasse gab es da sowie einen Supermarkt um die Schokoladenvorräte aufzufrischen. Autofahren war natürlich verboten (auch aufgrund der Medikamente aber eher wegen Versicherungskram), hat einige nicht davon abgehalten, aber naja.
Bisschen grafischer Input ...
Hab nicht mehr von allem Kopien etc. aber egal für den Ausblick reicht das. Kannst dich halt jeden Tag damit aufhalten entsprechende Kurven (Aggressionspatienten kriegen einen weitaus heftigeren Fragebogen) auszufüllen und jedes mal deine Stimmungen anzugeben. Wenn man sich drauf einlässt klappt das aber muss ich halt mal so sagen.
War insgesamt 3 Monate + 1 Woche da, hatte den üblichen 1 Monats"urlaub" auf 2 ausgedehnt. Der war noch mal wirklich mies aber passte. Jedes mal wenn man sich einen Fehltritt als Borderliner leistet darf man eine Verhaltensanalyse schreiben. Die wird dann Gruppenintern vorgelesen, das ist im grunde Zwang außer du verheimlichst es (wo die Therapie dann halt nix bringt) oder du quatscht es mit dem zuständigen Therapeuten ab. Ich hab in den ~ 3 1/2 Monaten nicht 1x so ein Ding vorgelesen weil ich mich halt zurückgehalten habe. 1 hab ich geschrieben und das auch der Therapeutin vorgelesen. Dadurch blieb mir das "öffentliche" vortragen erspart.
Letztlich muss ich sagen die DBT Therapie - inkl. Sport, Gruppengespräche, Einzelgespräche, Wochenendurlaub zum testen und 1-2 Wöchiges testen kurz vor Ende der Therapie hat richtig geholfen. Leider führt diese Klinik anscheinend nicht mehr das Programm in der Form, aber ich sag mal "ich bin geheilt". Nach knapp 10 Jahren Selbstverstümmelung habe ich dann doch die Kurve bekommen. Wobei mein Umfeld mir da - bis auf meine Eltern - sehr geholfen hat. Die checken heute noch nicht was da so abging.
Entsprechende Krankheitsfälle sind mittlerweile wirklich einfach nur worst case und nicht selber abstechen. Die Narben werde ich zwar nie wieder los aber egal, irgendwie gehört es dazu - allerdings is das echt ein fettes contra in Bewerbungsgesprächen, gerade im Armbereich. Da fallen einfach alle Augen drauf, zmd. bei den Narben die ich so habe. Aber ist halt so, Pech. Letztlich ärger ich mich selber über verkacktes Abi und Co aber kann man nix dran ändern.
Abschließend sag ich mal nicht alle Männer sind nett und man sollte nie unterschätzen was für krasse Schäden das psychisch anrichten kann. Die genauen Hinweise wieso, warum usw will und werde ich eh nicht nenne, aber das ist eh klar genug. Auch wenn unwahrscheinlich: Überlegt mal bitte was ihr den Kids antut Loverboys & Co.
Bin jetzt seit 4-5 Jahren "clean". Keine Medikamente, keine Therapie. Nach 3 Jahren nix machen gilt man als Clean. Die Gedanken werde ich wohl nie los, tlw Albträume und alles, aber ich komm irgendwie damit klar.
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