[img=right]https://www.picflash.org/img/2016/07/28/Neutrophil_MRSA_IIF9NRFE.jpg[/img]Bakterien der Art Staphylococcus aureus, die gegen das Antibiotikum Methicillin und viele andere Antibiotika resistent sind (MRSA), tauchen in Deutschland in ungefähr 20 % aller Krankenhäuser auf und führen jährlich bei vielen tausenden Patienten zum Tod. Der Einsatz von besonders "scharfen" Reinigungsmitteln und die häufige Anwendung von Antibiotika begünstigen diese Entwicklung.
Seit Jahren suchen Wissenschafter daher nach wirksamen Mitteln zur Bekämpfung von MRSA. Das scheint nun einem deutschen Forscher Team rund um den Wissenschafter Andreas Peschel von der Uni Tübingen gelungen zu sein. Im Labor zeigte der neu entdeckte Stoff, den die Gruppe Lugdunin taufte, Wirkung gegen MRSA-Populationen aber auch gegen andere Bakterienstämme, die Resistenzen gegen Antibiotika aufweisen.
Außergewöhnlich an dieser Entdeckung ist auch, dass das neue Antibiotikum in der menschlichen Nase gefunden wurde. „Normalerweise werden Antibiotika nur von Bodenbakterien und Pilzen gebildet. Die Vorstellung, dass die menschliche Mikroflora ebenfalls eine Quelle von antimikrobiellen Stoffen sein könnte, ist eine neue Entdeckung“, erläutert Andreas Peschel.
Dass diese Entdeckung neue Wege bei der Suche nach wirksamen Antibiotika eröffnen könnte, bescheinigen auch Forscher der Northeaster University in Boston in einem Kommentar in der Fachzeitschrift Nature. Sie sehen jedoch auch Schwierigkeiten für den klinischen Einsatz von Lugdunin, weil dieser Wirkstoff auch menschliche Zellen angreifen könnte. Bis zur Marktreife könnten jedoch noch Jahrzehnte vergehen.
Ein Katz-und-Maus-Spiel mit Resistenzen
“What kept us out of trouble for the last 60 years is that every time drug resistance caught up to us, the pharmaceutical companies would go back to the drawing board and develop the next generation of drugs to keep us ahead of the game”, erklärt dazu Brad Spellberg von der Infectious Diseases Society of America.
Wie wichtig die Grundlagenforschung im Bereich der Antibiotika ist, lassen Äußerungen von Experten sowie der WHO vermuten, die vor einem Rückfall in ein Prä-Antibiotika-Zeitalter warnen. Behalten sie recht und werden keine neuen Antibiotika gefunden, könnten in absehbarer Zeit medizinische Routine-Eingriffe oder eine Lungenentzündung wieder zu einer Lebensbedrohung werden.
Grund für diese Entwicklung ist mitunter die rücksichtslose Verabreichung von Antibiotika im Gesundheitswesen sowie in der Lebensmittelproduktion, aber auch das mangelnde Interesse der Pharmakonzerne, die zu einem großen Teil mitschuld an der heutigen Situation tragen.
Von 1945 bis 1968 wurden 13 neue Kategorien von Antibiotika entwickelt. Zwischen 1968 und heute wurden nur zwei weitere Kategorien entdeckt. Heute forschen nur noch zwei der zwölf größten Pharmakonzerne in diesem Gebiet. Grund dafür ist die technisch aufwendige Forschung in diesem Bereich, strenge Regeln hinsichtlich der Zulassung und die relativ geringen Gewinne, die damit erwirtschaftet werden können.
Während ein neues Antibiotikum in seiner gesamten "Lebenszeit" etwa eine Milliarde Dollar Gewinn einspielt, erreichen Medikamente gegen Herzkrankheiten, Depressionen oder Erektile Dysfunktionen bis zu 10 Milliarden Dollar im selben Zeitraum, erklärt der Bakteriologe David Schlaes.
Umso wichtiger ist daher die neue Entdeckung von Andreas Peschel und seinem Team, die möglicherweise neue Perspektiven in der Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen eröffnen könnte.
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Seit Jahren suchen Wissenschafter daher nach wirksamen Mitteln zur Bekämpfung von MRSA. Das scheint nun einem deutschen Forscher Team rund um den Wissenschafter Andreas Peschel von der Uni Tübingen gelungen zu sein. Im Labor zeigte der neu entdeckte Stoff, den die Gruppe Lugdunin taufte, Wirkung gegen MRSA-Populationen aber auch gegen andere Bakterienstämme, die Resistenzen gegen Antibiotika aufweisen.
Außergewöhnlich an dieser Entdeckung ist auch, dass das neue Antibiotikum in der menschlichen Nase gefunden wurde. „Normalerweise werden Antibiotika nur von Bodenbakterien und Pilzen gebildet. Die Vorstellung, dass die menschliche Mikroflora ebenfalls eine Quelle von antimikrobiellen Stoffen sein könnte, ist eine neue Entdeckung“, erläutert Andreas Peschel.
Dass diese Entdeckung neue Wege bei der Suche nach wirksamen Antibiotika eröffnen könnte, bescheinigen auch Forscher der Northeaster University in Boston in einem Kommentar in der Fachzeitschrift Nature. Sie sehen jedoch auch Schwierigkeiten für den klinischen Einsatz von Lugdunin, weil dieser Wirkstoff auch menschliche Zellen angreifen könnte. Bis zur Marktreife könnten jedoch noch Jahrzehnte vergehen.
Ein Katz-und-Maus-Spiel mit Resistenzen
“What kept us out of trouble for the last 60 years is that every time drug resistance caught up to us, the pharmaceutical companies would go back to the drawing board and develop the next generation of drugs to keep us ahead of the game”, erklärt dazu Brad Spellberg von der Infectious Diseases Society of America.
Wie wichtig die Grundlagenforschung im Bereich der Antibiotika ist, lassen Äußerungen von Experten sowie der WHO vermuten, die vor einem Rückfall in ein Prä-Antibiotika-Zeitalter warnen. Behalten sie recht und werden keine neuen Antibiotika gefunden, könnten in absehbarer Zeit medizinische Routine-Eingriffe oder eine Lungenentzündung wieder zu einer Lebensbedrohung werden.
Grund für diese Entwicklung ist mitunter die rücksichtslose Verabreichung von Antibiotika im Gesundheitswesen sowie in der Lebensmittelproduktion, aber auch das mangelnde Interesse der Pharmakonzerne, die zu einem großen Teil mitschuld an der heutigen Situation tragen.
Von 1945 bis 1968 wurden 13 neue Kategorien von Antibiotika entwickelt. Zwischen 1968 und heute wurden nur zwei weitere Kategorien entdeckt. Heute forschen nur noch zwei der zwölf größten Pharmakonzerne in diesem Gebiet. Grund dafür ist die technisch aufwendige Forschung in diesem Bereich, strenge Regeln hinsichtlich der Zulassung und die relativ geringen Gewinne, die damit erwirtschaftet werden können.
Während ein neues Antibiotikum in seiner gesamten "Lebenszeit" etwa eine Milliarde Dollar Gewinn einspielt, erreichen Medikamente gegen Herzkrankheiten, Depressionen oder Erektile Dysfunktionen bis zu 10 Milliarden Dollar im selben Zeitraum, erklärt der Bakteriologe David Schlaes.
Umso wichtiger ist daher die neue Entdeckung von Andreas Peschel und seinem Team, die möglicherweise neue Perspektiven in der Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen eröffnen könnte.
Quellen:
- "Globale Gesundheitskrise": WHO warnt vor Antibiotika-Resistenzen
- NIH superbug outbreak highlights lack of new antibiotics
- Human commensals producing a novel antibiotic impair pathogen colonization
- MRSA - Informationen über Krankheitserreger beim Menschen
- WHO - Antimicrobial resistance
- Das letzte Antibiotikum: Pharmafirmen gehen die Waffen gegen die von ihnen selbst geschaffenen Superkeime aus
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