Ich eröffne diesen Thread im Off Topic statt im Zwischenmenschlichen, da ich eine breitere philosophische Diskussion anstoßen will. Die Fragestellung tangiert mich zwar auch persönlich, doch geht es mir um eine generelle Betrachtung statt um eine "auf meinen Fall gemünzte". Doch zur Sache:
Ich grüble schon länger darüber nach, was im persönlichen Werden der "bessere" Weg ist: Das stete Streben nach Mehr ("Mehr" ist hier breit aufzufassen - nicht materieller Reichtum, sondern auch Erfahrungen, Lebensqualität, und so weiter), oder sich mit dem, was man hat, zufriedenzugeben. Mir ist klar, dass wir in diesem Thread wahrscheinlich zu keiner endgültigen Antwort kommen werden. Trotzdem würde ich gerne diskutieren, was für und gegen die beiden Ansätze sprechen. Mein Hintergrund hierbei ist, dass ich mir diese Frage bezüglich meines eigenen Lebensweges selber stellen muss. Vielleicht liegt die "richtige" Antwort irgendwo zwischen den beiden Extremen, z.B. indem man erst bis zu einem gewissen Punkt nach Mehr strebt und sagt: "So, jetzt ists genug für mich". Vielleicht muss man aber auch zwischen den verschiedenen "Mehr" differenzieren?
Was für das Streben nach Mehr spricht: Es hat die Menschheit schon immer weiter gebracht. Es hat sich immer irgendwer gedacht, dass da noch mehr geht. Felder selber bestellen? Zu mühsam. Staub selber wischen? Mathematische Berechnungen? Alles zu mühsam. Krankheiten raffen uns da hin? Ist doch Scheiße. Wir können nicht auf polynesischen Inseln Urlaub machen? Doch, können wir!
Andererseits leidet unter diesem gelebten "immer Mehr" der Planet. Müllinseln, größer als viele von Menschen bewohnte Inseln, schwimmen im Meer. Ölsand-Abbau zerstört Landschaften, Holz- und Kohleabbau Lebensräume, Fracking das Trinkwasser. Dass das so nicht weitergehen kann dürfte klar sein und soll hier nicht diskutiert werden.
Hier haben wir also zwei Formen von "Mehr": Erstere genannte kann man unter "Mehr Möglichkeiten", zweite unter "Mehr Haben" zusammenfassen, doch leider ist es nicht so einfach: Der Urlaub auf den polynesischen Inseln ist kein materielles Gut, dennoch umwelttechnisch große Kacke. Automatisierter Landbau macht das Leben komfortabler, doch eben auch den Landbau selbst weit weniger umweltfreundlich.
Abgesehen von der politischen und globalen Dimension gibt es noch die Private: Selber immer nach Mehr zu streben bedeutet allermeistens, aktuelle Lebensqualität für ein besseres Leben in Zukunft (das eigene und/oder das anderer) zu opfern. Interessante Beobachtung: Das ist eigentlich das Zinskonzept der Finanzwelt auf Lebensqualität übertragen. Man gibt/verzichtet im Jetzt auf ein X, um in Zukunft ein X+Y (mit Y > 0) zu erhalten. Dass das eine Falle sein kann, dürfte allen klar sein. Man lebt immer für Morgen, und irgendwann ist das junge Leben vorbei und die Zeit ist weg. Wichtig wäre somit für sich selbst herauszufinden, ob und wann das Mehr an einem Punkt genug ist.
Generell redet uns die Leistungsgesellschaft ja auch ein, dass ein Streben nach immer Mehr für sich selbst ein hehres Ziel sei. "Karriereorientierte" und "erfolgreiche" Menschen bekommen großflächig mehr Anerkennung als Sozialarbeiter oder Krankenpfleger, obwohl letztere das Wohl anderer mehren statt ihr eigenes. Willkommen im Hamsterrad. Das ist das "Mehr", welches ich nicht für erstrebenswert halte, aber es gibt ja noch andere Formen von "Mehr", wie immer mehr erleben, immer mehr geben, und noch viele andere. Theoretisch sind sogar die Hardcore-Antikapitalisten, die ihren materiellen Besitz immer weiter minimieren wollen, hierunter zu zählen, weil sie auch etwas bestimmtes immer weiter steigern, immer weiter treiben wollen.
Die andere Maxime wäre die der Zufriedenheit mit dem, was man hat, die der Genugtuung. Die Erkenntnis, dass man nicht mehr braucht als das, was man bereits hat. Doch: Ist Zufriedenheit überhaupt ein erstrebenswerter Zustand? Auf gut Deutsch: "Was macht man hier dann noch"? Oder ist diese Frage ein Trugschluss aus der Leistungsgesellschaft, die uns einredet, dass wir irgendwie immer Mehr brauchen? Oder ist das Streben nach Mehr noch viel älter als die Leistungsgesellschaft? Andererseits kann man den Moment auch nur genießen, wenn man ihn in seiner Konstanz wertschätzt und nicht von ihm erwartet, noch besser zu sein. Wiederum andererseits kann ich mir nicht vorstellen, eines Tages auf mein Leben zurückzublicken und zu sagen, dass ich mich 70 Jahre einfach zufriedengegeben habe.
Doch: Würden sich Menschen mal mit dem, was sie haben, zufriedengeben, hätte der Planet generell ein paar weniger Probleme. Und wiederum andererseits der Mensch ein weitaus weniger gemütliches, amüsantes Leben mit weniger Möglichkeiten.
Was auch gegen Zufriedenheit spricht: Zufriedenheit ist nicht Glück. Vegetieren will man ja auch nicht, sondern man will das Leben spüren. Das geht kaum - behaupte ich mal frech - wenn man sich mit dem Status Quo zufrieden gibt, da man sich an alles gewöhnt.
Was ich diskutieren will, ist: Kann man einen der beiden oben vorgestellten Wege als generelle Lebensmaxime (auch unter Einschränkungen, wie z.B. ein "Mehr" in allem außer materiellem Besitz) annehmen? Oder eine Mischform? Wandelt sich das letzte "Mehr", was man erhalten hat in ein "Jetzt ist genug"? Oder doch was ganz anderes? Oder kann es gar keine Lebensmaxime geben, sondern jeder muss für sich selbst entscheiden, was für ihn reicht, und nur bis zu diesem Punkt nach Mehr streben? Oder müssen wir für diese Diskussionen strikt nach verschiedenen Formen von "Mehr" unterscheiden (was nicht immer möglich ist, s.o.)?
Wie gesagt, die Frage hat für mich auch eine persönliche Dimension. Gemäß dem kategorischen Imperativ müsste eine allgemeine Maxime, so denn bestimmbar, auch auf mich zutreffen, sodass eine allgemeine, breite Behandlung der Frage auch für mich persönlich diese beantworten würde.
Ich grüble schon länger darüber nach, was im persönlichen Werden der "bessere" Weg ist: Das stete Streben nach Mehr ("Mehr" ist hier breit aufzufassen - nicht materieller Reichtum, sondern auch Erfahrungen, Lebensqualität, und so weiter), oder sich mit dem, was man hat, zufriedenzugeben. Mir ist klar, dass wir in diesem Thread wahrscheinlich zu keiner endgültigen Antwort kommen werden. Trotzdem würde ich gerne diskutieren, was für und gegen die beiden Ansätze sprechen. Mein Hintergrund hierbei ist, dass ich mir diese Frage bezüglich meines eigenen Lebensweges selber stellen muss. Vielleicht liegt die "richtige" Antwort irgendwo zwischen den beiden Extremen, z.B. indem man erst bis zu einem gewissen Punkt nach Mehr strebt und sagt: "So, jetzt ists genug für mich". Vielleicht muss man aber auch zwischen den verschiedenen "Mehr" differenzieren?
Was für das Streben nach Mehr spricht: Es hat die Menschheit schon immer weiter gebracht. Es hat sich immer irgendwer gedacht, dass da noch mehr geht. Felder selber bestellen? Zu mühsam. Staub selber wischen? Mathematische Berechnungen? Alles zu mühsam. Krankheiten raffen uns da hin? Ist doch Scheiße. Wir können nicht auf polynesischen Inseln Urlaub machen? Doch, können wir!
Andererseits leidet unter diesem gelebten "immer Mehr" der Planet. Müllinseln, größer als viele von Menschen bewohnte Inseln, schwimmen im Meer. Ölsand-Abbau zerstört Landschaften, Holz- und Kohleabbau Lebensräume, Fracking das Trinkwasser. Dass das so nicht weitergehen kann dürfte klar sein und soll hier nicht diskutiert werden.
Hier haben wir also zwei Formen von "Mehr": Erstere genannte kann man unter "Mehr Möglichkeiten", zweite unter "Mehr Haben" zusammenfassen, doch leider ist es nicht so einfach: Der Urlaub auf den polynesischen Inseln ist kein materielles Gut, dennoch umwelttechnisch große Kacke. Automatisierter Landbau macht das Leben komfortabler, doch eben auch den Landbau selbst weit weniger umweltfreundlich.
Abgesehen von der politischen und globalen Dimension gibt es noch die Private: Selber immer nach Mehr zu streben bedeutet allermeistens, aktuelle Lebensqualität für ein besseres Leben in Zukunft (das eigene und/oder das anderer) zu opfern. Interessante Beobachtung: Das ist eigentlich das Zinskonzept der Finanzwelt auf Lebensqualität übertragen. Man gibt/verzichtet im Jetzt auf ein X, um in Zukunft ein X+Y (mit Y > 0) zu erhalten. Dass das eine Falle sein kann, dürfte allen klar sein. Man lebt immer für Morgen, und irgendwann ist das junge Leben vorbei und die Zeit ist weg. Wichtig wäre somit für sich selbst herauszufinden, ob und wann das Mehr an einem Punkt genug ist.
Generell redet uns die Leistungsgesellschaft ja auch ein, dass ein Streben nach immer Mehr für sich selbst ein hehres Ziel sei. "Karriereorientierte" und "erfolgreiche" Menschen bekommen großflächig mehr Anerkennung als Sozialarbeiter oder Krankenpfleger, obwohl letztere das Wohl anderer mehren statt ihr eigenes. Willkommen im Hamsterrad. Das ist das "Mehr", welches ich nicht für erstrebenswert halte, aber es gibt ja noch andere Formen von "Mehr", wie immer mehr erleben, immer mehr geben, und noch viele andere. Theoretisch sind sogar die Hardcore-Antikapitalisten, die ihren materiellen Besitz immer weiter minimieren wollen, hierunter zu zählen, weil sie auch etwas bestimmtes immer weiter steigern, immer weiter treiben wollen.
Die andere Maxime wäre die der Zufriedenheit mit dem, was man hat, die der Genugtuung. Die Erkenntnis, dass man nicht mehr braucht als das, was man bereits hat. Doch: Ist Zufriedenheit überhaupt ein erstrebenswerter Zustand? Auf gut Deutsch: "Was macht man hier dann noch"? Oder ist diese Frage ein Trugschluss aus der Leistungsgesellschaft, die uns einredet, dass wir irgendwie immer Mehr brauchen? Oder ist das Streben nach Mehr noch viel älter als die Leistungsgesellschaft? Andererseits kann man den Moment auch nur genießen, wenn man ihn in seiner Konstanz wertschätzt und nicht von ihm erwartet, noch besser zu sein. Wiederum andererseits kann ich mir nicht vorstellen, eines Tages auf mein Leben zurückzublicken und zu sagen, dass ich mich 70 Jahre einfach zufriedengegeben habe.
Doch: Würden sich Menschen mal mit dem, was sie haben, zufriedengeben, hätte der Planet generell ein paar weniger Probleme. Und wiederum andererseits der Mensch ein weitaus weniger gemütliches, amüsantes Leben mit weniger Möglichkeiten.
Was auch gegen Zufriedenheit spricht: Zufriedenheit ist nicht Glück. Vegetieren will man ja auch nicht, sondern man will das Leben spüren. Das geht kaum - behaupte ich mal frech - wenn man sich mit dem Status Quo zufrieden gibt, da man sich an alles gewöhnt.
Was ich diskutieren will, ist: Kann man einen der beiden oben vorgestellten Wege als generelle Lebensmaxime (auch unter Einschränkungen, wie z.B. ein "Mehr" in allem außer materiellem Besitz) annehmen? Oder eine Mischform? Wandelt sich das letzte "Mehr", was man erhalten hat in ein "Jetzt ist genug"? Oder doch was ganz anderes? Oder kann es gar keine Lebensmaxime geben, sondern jeder muss für sich selbst entscheiden, was für ihn reicht, und nur bis zu diesem Punkt nach Mehr streben? Oder müssen wir für diese Diskussionen strikt nach verschiedenen Formen von "Mehr" unterscheiden (was nicht immer möglich ist, s.o.)?
Wie gesagt, die Frage hat für mich auch eine persönliche Dimension. Gemäß dem kategorischen Imperativ müsste eine allgemeine Maxime, so denn bestimmbar, auch auf mich zutreffen, sodass eine allgemeine, breite Behandlung der Frage auch für mich persönlich diese beantworten würde.