• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Das Streben nach Mehr oder Zufriedengeben

Draugas

Drogen?

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Ich eröffne diesen Thread im Off Topic statt im Zwischenmenschlichen, da ich eine breitere philosophische Diskussion anstoßen will. Die Fragestellung tangiert mich zwar auch persönlich, doch geht es mir um eine generelle Betrachtung statt um eine "auf meinen Fall gemünzte". Doch zur Sache:

Ich grüble schon länger darüber nach, was im persönlichen Werden der "bessere" Weg ist: Das stete Streben nach Mehr ("Mehr" ist hier breit aufzufassen - nicht materieller Reichtum, sondern auch Erfahrungen, Lebensqualität, und so weiter), oder sich mit dem, was man hat, zufriedenzugeben. Mir ist klar, dass wir in diesem Thread wahrscheinlich zu keiner endgültigen Antwort kommen werden. Trotzdem würde ich gerne diskutieren, was für und gegen die beiden Ansätze sprechen. Mein Hintergrund hierbei ist, dass ich mir diese Frage bezüglich meines eigenen Lebensweges selber stellen muss. Vielleicht liegt die "richtige" Antwort irgendwo zwischen den beiden Extremen, z.B. indem man erst bis zu einem gewissen Punkt nach Mehr strebt und sagt: "So, jetzt ists genug für mich". Vielleicht muss man aber auch zwischen den verschiedenen "Mehr" differenzieren?

Was für das Streben nach Mehr spricht: Es hat die Menschheit schon immer weiter gebracht. Es hat sich immer irgendwer gedacht, dass da noch mehr geht. Felder selber bestellen? Zu mühsam. Staub selber wischen? Mathematische Berechnungen? Alles zu mühsam. Krankheiten raffen uns da hin? Ist doch Scheiße. Wir können nicht auf polynesischen Inseln Urlaub machen? Doch, können wir!
Andererseits leidet unter diesem gelebten "immer Mehr" der Planet. Müllinseln, größer als viele von Menschen bewohnte Inseln, schwimmen im Meer. Ölsand-Abbau zerstört Landschaften, Holz- und Kohleabbau Lebensräume, Fracking das Trinkwasser. Dass das so nicht weitergehen kann dürfte klar sein und soll hier nicht diskutiert werden.
Hier haben wir also zwei Formen von "Mehr": Erstere genannte kann man unter "Mehr Möglichkeiten", zweite unter "Mehr Haben" zusammenfassen, doch leider ist es nicht so einfach: Der Urlaub auf den polynesischen Inseln ist kein materielles Gut, dennoch umwelttechnisch große Kacke. Automatisierter Landbau macht das Leben komfortabler, doch eben auch den Landbau selbst weit weniger umweltfreundlich.
Abgesehen von der politischen und globalen Dimension gibt es noch die Private: Selber immer nach Mehr zu streben bedeutet allermeistens, aktuelle Lebensqualität für ein besseres Leben in Zukunft (das eigene und/oder das anderer) zu opfern. Interessante Beobachtung: Das ist eigentlich das Zinskonzept der Finanzwelt auf Lebensqualität übertragen. Man gibt/verzichtet im Jetzt auf ein X, um in Zukunft ein X+Y (mit Y > 0) zu erhalten. Dass das eine Falle sein kann, dürfte allen klar sein. Man lebt immer für Morgen, und irgendwann ist das junge Leben vorbei und die Zeit ist weg. Wichtig wäre somit für sich selbst herauszufinden, ob und wann das Mehr an einem Punkt genug ist.
Generell redet uns die Leistungsgesellschaft ja auch ein, dass ein Streben nach immer Mehr für sich selbst ein hehres Ziel sei. "Karriereorientierte" und "erfolgreiche" Menschen bekommen großflächig mehr Anerkennung als Sozialarbeiter oder Krankenpfleger, obwohl letztere das Wohl anderer mehren statt ihr eigenes. Willkommen im Hamsterrad. Das ist das "Mehr", welches ich nicht für erstrebenswert halte, aber es gibt ja noch andere Formen von "Mehr", wie immer mehr erleben, immer mehr geben, und noch viele andere. Theoretisch sind sogar die Hardcore-Antikapitalisten, die ihren materiellen Besitz immer weiter minimieren wollen, hierunter zu zählen, weil sie auch etwas bestimmtes immer weiter steigern, immer weiter treiben wollen.

Die andere Maxime wäre die der Zufriedenheit mit dem, was man hat, die der Genugtuung. Die Erkenntnis, dass man nicht mehr braucht als das, was man bereits hat. Doch: Ist Zufriedenheit überhaupt ein erstrebenswerter Zustand? Auf gut Deutsch: "Was macht man hier dann noch"? Oder ist diese Frage ein Trugschluss aus der Leistungsgesellschaft, die uns einredet, dass wir irgendwie immer Mehr brauchen? Oder ist das Streben nach Mehr noch viel älter als die Leistungsgesellschaft? Andererseits kann man den Moment auch nur genießen, wenn man ihn in seiner Konstanz wertschätzt und nicht von ihm erwartet, noch besser zu sein. Wiederum andererseits kann ich mir nicht vorstellen, eines Tages auf mein Leben zurückzublicken und zu sagen, dass ich mich 70 Jahre einfach zufriedengegeben habe.
Doch: Würden sich Menschen mal mit dem, was sie haben, zufriedengeben, hätte der Planet generell ein paar weniger Probleme. Und wiederum andererseits der Mensch ein weitaus weniger gemütliches, amüsantes Leben mit weniger Möglichkeiten.
Was auch gegen Zufriedenheit spricht: Zufriedenheit ist nicht Glück. Vegetieren will man ja auch nicht, sondern man will das Leben spüren. Das geht kaum - behaupte ich mal frech - wenn man sich mit dem Status Quo zufrieden gibt, da man sich an alles gewöhnt.


Was ich diskutieren will, ist: Kann man einen der beiden oben vorgestellten Wege als generelle Lebensmaxime (auch unter Einschränkungen, wie z.B. ein "Mehr" in allem außer materiellem Besitz) annehmen? Oder eine Mischform? Wandelt sich das letzte "Mehr", was man erhalten hat in ein "Jetzt ist genug"? Oder doch was ganz anderes? Oder kann es gar keine Lebensmaxime geben, sondern jeder muss für sich selbst entscheiden, was für ihn reicht, und nur bis zu diesem Punkt nach Mehr streben? Oder müssen wir für diese Diskussionen strikt nach verschiedenen Formen von "Mehr" unterscheiden (was nicht immer möglich ist, s.o.)?

Wie gesagt, die Frage hat für mich auch eine persönliche Dimension. Gemäß dem kategorischen Imperativ müsste eine allgemeine Maxime, so denn bestimmbar, auch auf mich zutreffen, sodass eine allgemeine, breite Behandlung der Frage auch für mich persönlich diese beantworten würde.
 

fl0w

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Interessantes Thema.
Der Perfektionist sagt er möchte immer mehr, sich mit dem Ist-Zustand zufrieden zugeben ist für ihn eine Schwäche.
Der Realist besinnt sich darauf was er hat, er strebt zwar nach mehr, hält seine Ziele jedoch seinem Namen angemessen realistisch.
Der Optimist freut sich über das was er hat, kommt noch etwas Faulheit dazu bleibt er bei dem was er hat. (Besonders gefährlich ist die Mischung Faulheit + Perfektionismus: Man setzt sich hohe Ziele, jedoch tut man nichts für die Ziele und sie bleiben stets unerreicht)
Wie du bereits richtig ansprichst, gibt es nicht nur ein "Mehr" und es hat sowohl positive als auch negative Auswirkungen. So gibt es eben das egoistische Mehr wie du bereits sagst, jedoch kann es auch ein ökologisches Mehr geben. Immer mehr Umweltschutz, unermüdlich für den Planeten kämpfen, alles tun was man kann, andere mit ins Boot holen.
Auch den Zinsvergleich finde ich mehr oder wenig treffend, so wie auch die Warnung. Man muss von Fall zu Fall abwägen und Prioritäten setzen. Gehe ich heute mit meiner Freundin essen und habe einen schönen Tag, oder pauke ich für die Schule/Uni und habe mit dem Schulabschluss (da reicht 1 Tag lernen freilich nicht) eine Zukunft voller Möglichkeiten.
Wer stets für das morgen lebt, der wird es bereuen wenn es einestages, am letzten Tage sprichwörtlich kein morgen mehr gibt.

Ich möchte noch einmal zum Perfektionismus zurückkommen. Das möchte ich am Beispiel des Klavierspiels erläutern. Hat man ein Stück zum ersten Mal vor sich scheint es unheimlich schwierig, stellenweise erscheint es sogar unmöglich. Doch mit Geduld und Übung wird das Stück immer besser und hat man das Stück gemeistert, blickt man mit Genugtuung auf den langen, steinigen Weg der hinter einem liegt, und mit Zufriedenheit auf das Ergebnis.
Legt man das Stück beiseite, gewöhnt man sich jedoch schnell an den Ist-Zustand, das vorher so unmögliche Stück spielt sich nun mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass man sich erneut höhere Ziele setzt. Es ist als hätte man einen gewaltigen Berg erklommen, nur um an der Spitze festzustellen, dass ein noch höherer Berg vor einem liegt. Einestages stellt man fest, dass jeder dieser Berge nur eine kleine Stufe auf der Treppe zur Perfektion ist, und das Ziel, den Ist-Zustand des Perfektseins zu erreichen unerreicht ist, was die Treppe unendlich macht.
Fragt man einen Deutschlehrer/-professor, wie für ihn ein perfekter Aufsatz aussieht, so erwidert er es gäbe ihn nicht. Und schaut man sich einen solchen Aufsatz an, der mit dem Prädikat "sehr gut" bewertet wurde, so stellt man ernüchtert fest, dass selbst dieser noch in rot notierte Korrekturen der Lehrkraft aufweist, seien es Rechtschreib- oder Logikfehler.

Zu welchem Schluss kommt man also? Perfektionismus, gut, schlecht? Wann ist mehr zu viel?
Wie in sovielen Dingen muss man das meiner Meinung nach für sich selbst entscheiden, jedoch sollte man sich nicht übernehmen bzw. es nicht zu arg schleifen lassen.
 

Schwarzhut

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Sehr interessante Thematik.

Ganz oberflächlich unser Gesellschaft entsprechend strebt jedes (Nicht)Individuum generell nach materiellen Besitztümern (Stichwort: Konsumgesellschaft).

- mein Haus
- mein Auto
- mein Fernseher
- mein Job
- mein Geld

Andere widerum würden sagen das der soziale Faktor ihrem Leben einen Sinn gibt.

- mein Partner
- meine Freunde
- meine Familie
- meine Kollegen

Jedoch gibt es auch Menschen die sich vermischt von dem eben Erwähnten zufrieden geben und so ihr Leben leben.

Meiner persönlichen Meinung nach ist dies alles pure Verschwendung von Lebenszeit. Unter anderem ist der größte Lebenszeiträuber die Arbeit für die ein durchschnittlicher Ottonormalvollidiot 40 Stunden oder mehr pro Woche seiner wertvollen Lebenszeit hergibt um wertlosem Papier hinterherzujagen um anschließend seine angeblich notwendigsten Bedürfnisse zu befriedigen. Nicht umsonst ist an dem Sprichwort: "Die Intelligenten leben von den Dummen und die Dummen von der Arbeit." etwas Wahres dran.
 

gelöschter Benutzer

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@Schwarzhut Wenn beides Verschwendung von Lebenszeit ist, was soll man dann aus der ganzen Lebenszeit machen?
 

FrostAgent

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@Marzipain:

Das innere Ich finden, sich selbst in den Hintergrund stellen und den anderen Menschen Glück und Liebe spenden oder ganz einfach glücklich werden ohne dem Streben nach Massen an materiellen Gütern, Macht und Ansehen.

Man kann sich den wesentlicheren Dingen widmen, die durch Unterhaltungsmedien, Job usw. immer mehr in den Hintergrund gedrängt werden. Dem Leben selbst, dem Tod, dem eigenen Geist.
 

spielor

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Sehr interessante Thematik.


Meiner persönlichen Meinung nach ist dies alles pure Verschwendung von Lebenszeit. Unter anderem ist der größte Lebenszeiträuber die Arbeit für die ein durchschnittlicher Ottonormalvollidiot 40 Stunden oder mehr pro Woche seiner wertvollen Lebenszeit hergibt um wertlosem Papier hinterherzujagen um anschließend seine angeblich notwendigsten Bedürfnisse zu befriedigen. Nicht umsonst ist an dem Sprichwort: "Die Intelligenten leben von den Dummen und die Dummen von der Arbeit." etwas Wahres dran.

Ui ui ui lieber Herr Schwarzhut, nur weil das deine Meinung ist, müssen die die anders agieren ja nicht gleich dumm sein. Jeder hat seine eigenen Präferenzen und ob du es glaubst oder nicht bei mir ist es sogar so, dass ich für das was ich sehr sehr gern mache bezahlt werde. Ausserdem kann man auch die These aufstellen, dass das Papier dem man "hinterher rennt" die verbleibende Lebenszeit interessanter und intensiver macht. Ob ich nun 24h vor der Glotze hock oder eben nur 3 Stunden mit dem verdienten Geld etwas, für mich, tolles mach ist ansichtssache. ich präferiere zweiteres. Obwohl mir wie gesagt, mein Job sehr viel spaß macht...

Was mich interessieren würde: was ist denn für dich sinnvoll verwendete Lebenszeit....ich bin gespannt. Schlecht-machen kann jeder!
 

Tourgott

für immer™

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Ob ich nun 24h vor der Glotze hock oder eben nur 3 Stunden mit dem verdienten Geld etwas, für mich, tolles mach ist ansichtssache. ich präferiere zweiteres. Obwohl mir wie gesagt, mein Job sehr viel spaß macht...

Du hast jetzt zwar nichts weiter zu deinen genauen Lebensumständen geschrieben, aber ganz generell ist es so, dass der Großteil der Menschen, die ihre "Erfüllung" in der Arbeit sehen, allerspätestens auf dem Sterbebett erkennen, dass sie einen sehr großen Fehler gemacht haben. Selbstverständlich lässt sich jede Situation schön reden und zeitweise mag der Job vielleicht wirklich Priorität haben sowie möglicherweise sogar vollständig befriedigen. Zum Dauerzustand darf dies aber auf keinen Fall werden.

Nur um eines klarzustellen: Ich persönlich urteile über niemanden. Jeder kann das Leben führen, das er möchte. Allerdings gibt es ein sehr schönes Lied von Reinhard Mey. Vielleicht einfach mal anhören und darüber nachdenken: http://www.youtube.com/watch?v=61PL3KJFPss
 

Draugas

Drogen?

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Interessantes Thema.
Der Perfektionist sagt er möchte immer mehr, sich mit dem Ist-Zustand zufrieden zugeben ist für ihn eine Schwäche.
Nicht umsonst sind Perfektionisten bei den Burn-Out-Patienten überrepräsentiert. Andererseits: Große Sprünge für die Menschheit kamen häufig nicht von Realisten. Perfektionisten (und generell jeder Mensch) sollten hin und wieder versuchen, aus dem täglichen Treiben auszusteigen, und seinen Weg zu überprüfen.

Der Realist besinnt sich darauf was er hat, er strebt zwar nach mehr, hält seine Ziele jedoch seinem Namen angemessen realistisch.
Der Optimist freut sich über das was er hat, kommt noch etwas Faulheit dazu bleibt er bei dem was er hat. (Besonders gefährlich ist die Mischung Faulheit + Perfektionismus: Man setzt sich hohe Ziele, jedoch tut man nichts für die Ziele und sie bleiben stets unerreicht)
Ich finde es gut, dass du Perfektionist, Realist und Optimist nennst; das zeigt nämlich, dass wir sogar feststehende Begriffe für verschiedene Priorisierungen von "Mehr" und "Zufriedengeben" haben. Dennoch: Kann man eine Handlungsmaxime ausschließen?

So gibt es eben das egoistische Mehr wie du bereits sagst, jedoch kann es auch ein ökologisches Mehr geben. Immer mehr Umweltschutz, unermüdlich für den Planeten kämpfen, alles tun was man kann, andere mit ins Boot holen.
Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ein "egoistisches Mehr" immer schlecht ist. Erstens ist nicht abschließend geklärt, ob nicht jede einzelne Handlung des Menschen im Kern egoistisch ist (weil der Mensch dafür Anerkennung, Gegenliebe, Selbstbestätigung kriegt, oder - wie im Fall von elterlicher Aufopferung - seinem biologischen Programm folgt). Zweitens können egoistische Ziele auch positiv für viele andere sein (Win-Win-Situationen). Drittens können (aber hier bin ich mir nicht sicher) bei entsprechender persönlicher Polung Ziele, die v.a. anderen zu gute kommen, immer noch egoistisch sein. Viertens muss die Verfolgung egoistischer Ziele keineswegs irgendwie schadbehaftet sein (z.B. für die Karriere oder einen Uni-Abschluss schuften, um mehr Geld zu haben).

Ich möchte noch einmal zum Perfektionismus zurückkommen. Das möchte ich am Beispiel des Klavierspiels erläutern. Hat man ein Stück zum ersten Mal vor sich scheint es unheimlich schwierig, stellenweise erscheint es sogar unmöglich. Doch mit Geduld und Übung wird das Stück immer besser und hat man das Stück gemeistert, blickt man mit Genugtuung auf den langen, steinigen Weg der hinter einem liegt, und mit Zufriedenheit auf das Ergebnis.
Legt man das Stück beiseite, gewöhnt man sich jedoch schnell an den Ist-Zustand, das vorher so unmögliche Stück spielt sich nun mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass man sich erneut höhere Ziele setzt. Es ist als hätte man einen gewaltigen Berg erklommen, nur um an der Spitze festzustellen, dass ein noch höherer Berg vor einem liegt. Einestages stellt man fest, dass jeder dieser Berge nur eine kleine Stufe auf der Treppe zur Perfektion ist, und das Ziel, den Ist-Zustand des Perfektseins zu erreichen unerreicht ist, was die Treppe unendlich macht.
Das hat aber nicht so sehr mit Perfektionismus zu tun als mit Persistenz bei komplexen Aufgaben. Kann dir jeder fertig studierte Ingenieur ein Lied von singen ;) "Perfektionismus" bezieht sich auf die persönliche Motivation hinter etwas, während von dir obig beschriebene Abläufe keinen Perfektionismus voraussetzen.

Wie in sovielen Dingen muss man das meiner Meinung nach für sich selbst entscheiden, jedoch sollte man sich nicht übernehmen bzw. es nicht zu arg schleifen lassen.
Wie so häufig ist ein Mittelweg bzw. ein Weg irgendwo näher bei der Mitte als an den Extremen der richtige. Dennoch bleibt meine obige Frage: Gibt es eine Handlungsmaxime so, dass wenn jeder sie befolgen würde, jedes Mitglied der Gesellschaft und die Gesellschaft und der Planet als Ganzes besser dran wäre? Sozusagen das "Pareto-Optimum" zwischen "immer Mehr" und "Zufriedenheit"? Die Extreme können es nicht sein: "Immer Mehr" führt zum Hamsterrad und zur Zerstörung des Planeten; mit "immer zufrieden" würden wir noch immer in der Steinzeit leben.

Schwarzhut schrieb:
Meiner persönlichen Meinung nach ist dies alles pure Verschwendung von Lebenszeit. Unter anderem ist der größte Lebenszeiträuber die Arbeit für die ein durchschnittlicher Ottonormalvollidiot 40 Stunden oder mehr pro Woche seiner wertvollen Lebenszeit hergibt um wertlosem Papier hinterherzujagen um anschließend seine angeblich notwendigsten Bedürfnisse zu befriedigen.
Deine Interpretation trifft nur zu, wenn die Leute in der Tat wie blöde nur dem Papier nachrennen. Andere Leute, nämlich die klügeren, fassen Arbeit nicht als Methode um Geld zu machen auf, sondern verstehen, dass Geld (zumindest in der Überflussgesellschaft) ein Tauschmittel für Lebenszeit ist. Du tauschst nicht 40 Stunden deiner Lebenszeit pro Woche für Papier ein, sondern du tauschst sie für bessere Lebenszeit ein: Urlaub, Hobbys, Essen, und vieles mehr - alles, was das Leben lebenswert macht.
Wenn du darüber hinaus dann auch noch diese 40 Stunden pro Woche großteils mit etwas verbringst, was dir Spaß macht, dann hast du nicht 40 Stunden eingetauscht, sondern bspw. nur 15 (mit Arbeit, die dir keinen Spaß macht, aber gemacht werden muss). Dann verbringst du 15 Stunden pro Woche mit Zwang, und all die anderen Wachstunden hast du höhere Lebensqualität durch das Geld, was du verdient hast.
Kurzum: Wer nicht dumm nur dem Geld des Geldes wegen hinterherjagt, ist ganz und gar nicht dumm, wenn er arbeitet. Er hat für sich selbst entschieden, dass es das wert ist (solange er aktiv diese Entscheidung überlegt und getroffen hat).
Das ist nahe verwandt mit den zwei Ansätzen "Leben, um zu arbeiten" und "Arbeiten, um zu leben".
Und zu guter letzt ist Arbeit einfach nötig, damit wir unser Leben führen können; noch können Maschinen nicht alles für uns übernehmen. Wenn jeder deiner Auffassung nach so "klug" wäre, nicht zu arbeiten, hätten wir bald die grundlegendsten und notwendigsten Dinge nicht mehr.

FrostAgent schrieb:
Man kann sich den wesentlicheren Dingen widmen, die durch Unterhaltungsmedien, Job usw. immer mehr in den Hintergrund gedrängt werden. Dem Leben selbst, dem Tod, dem eigenen Geist.
Solche Antworten lassen sich pauschal immer sehr einfach geben; dass man sich mit dem "Wahren" oder dem "Wesentlichen" beschäftigen soll. Doch was ist unser Leben? Nichts als das, womit wir es ausfüllen. Mein Leben ist das, was von seinem Anfang bis zu seinem Ende (dem Tod) passiert. Und wenn mein Leben teilweise erfüllt wird durch Unterhaltungsmedien ist das auch legitim; die modernen Unterhaltungsmedien sind auch nur Erzähl- und Wiedergabeformen, und ein guter Film oder ein gutes Videospiel kann genau so "wahr" oder "wesentlich" sein, wie eine erzählte Geschichte aus der Zeit vor den Unterhaltungsmedien. Was auch immer einen erfüllt, ist legitim. Schlimm wird es dann, wenn man die Unterhaltungsmedien als Ablenkung benutzt und sich nur noch berieseln lässt.
Das Leben ist das, womit wir es ausfüllen.
 

Schwarzhut

Guest

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Dem Absatz von Tourgott mit dem "Sterbebett" kann ich nur zustimmen.

Draugas, nun, im Grund hast du halbwegs recht. Darüber mach ich mir persönlich seit einer grauen Zeit Gedanken und war in der Vergangenheit auf einigen Vorträgen dessen Thematiken die heutige Gesellschaft, Wirtschaft und das Leben allgemein sind, einer davon wurde von Andreas Popp gehalten (sehr intelligenter Mann).
Literarische Werke von zum Beispiel Erich Fromm, Norbert Blüm und Karl Marx müssten eigentlich Pflicht an deutschen Schulen sein.

Jedenfalls kann man sagen dass das 60% der Berufungen in unserer heutigen Gesellschaft vollkommen überflüssig sind. Ein Müllmann ist wichtiger als ein Hedgefondmanager, so bizarr es sich anhören mag. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ein Heilpraktiker wichtiger ist als ein Allgemeinmediziner.
Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag schrieb, haben die meisten Menschen (um nicht zu sagen alle) sich als Lebensziel gesetzt Tag für Tag in Konsum und Dummheit dahinzuvegetieren. Keine Frage, es gibt auch intelligente Individuen dessen Horizon jedoch nur auf unser Gesellschaftsbild begrenzt ist und nicht auf das Ganze dahinter. Dies merkt man übrigens vorwiegend in den vermeindlich politischen Diskussionen hier im NGB.

Auf jeden Fall sollte jeder Mensche die Möglichkeit haben das Leben von allen Seiten zu betrachten und alles ausprobieren was interessant zu sein scheint um dann am Ende zu entscheinden womit der Mensch sein Leben einschlagen wird. Dieses Wissen von den gewählten Interessen dementsprechend immer weiter ausweiten (Stichwort: Das Verlangen nach mehr).
Aber wer hat schon die Zeit dazu? Und die wichtigere Frage: Wer kann sich das schon leisten?
Richtig! ==> Nur die Reichen und Wohlhabenden.

Und der Pöbel (also wir), müssen auf der Strecke bleiben und zusehen wo wir bleiben.

Aber nicht mit mir, das kann ich dir jedenfalls versprechen.

Entweder man selbst bleibt für immer Teil des Pöbels oder steigt auf und genießt das Leben - koste es, was es wolle.
 

Daenerys Stormborn

Breaker of Chains

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Zufriedenheit und Glück ist ein äußerst fragiles Gebilde, welche meiner Meinung nach einfach nur eine Momentaufnahme ist. Ich bin davon überzeugt, dass das gesündeste ist, den Mittelweg zu gehen.

Der Weg ist das Ziel. Nach persönlicher Entwicklung zu streben bringt uns körperlich und geistig weiter. Trotzdem sollte man nicht aus den Augen verlieren, was man schon besitzt.
 

Draugas

Drogen?

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Draugas, nun, im Grund hast du halbwegs recht. Darüber mach ich mir persönlich seit einer grauen Zeit Gedanken und war in der Vergangenheit auf einigen Vorträgen dessen Thematiken die heutige Gesellschaft, Wirtschaft und das Leben allgemein sind, einer davon wurde von Andreas Popp gehalten (sehr intelligenter Mann).
Literarische Werke von zum Beispiel Erich Fromm, Norbert Blüm und Karl Marx müssten eigentlich Pflicht an deutschen Schulen sein.
Nachdem du diesen Andreas Popp neben Fromm, Blüm und Marx genannt hast, habe ich mir gleich mal ein paar seiner Werke zu Gemüte geführt. Mit Verlaub, aber so viel Müll habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Ein Haufen radikaler Theorien, welche auf Missverstehen grundsätzlicher ökonomischer Prinzipien fußen. Und ich bin bei Leibe kein Apologet der Lehrbuchökonomie, die vom Homo Oeconomicus und einer optimalen Wohlfahrtsverteilung durch einen freien Markt ausgeht, ganz im Gegenteil. Aber dieser Popp hat eine Meise.

Ein Müllmann ist wichtiger als ein Hedgefondmanager, so bizarr es sich anhören mag.
Das ist keineswegs bizarr, sondern eine vollkommen korrekte Beobachtung. Das, was man hier vergleichen muss, ist das Schaffen von realen Werten einerseits (durch den Müllmann) und das Schaffen ausschließlich virtueller Werte ohne einen reellen Gegenwert durch den Hedgefondmanager.

Wie ich bereits in meinem letzten Beitrag schrieb, haben die meisten Menschen (um nicht zu sagen alle) sich als Lebensziel gesetzt Tag für Tag in Konsum und Dummheit dahinzuvegetieren.
Ich glaube, dass sich das mittlerweile ändert. Der Großteil meines Freundeskreises pfeift auf Geld - solange es zum Leben reicht, sind alle zufrieden, und Karrieremenschen sind da auch keine. Interessanterweise sind die "karrieregeilen" Leute, die ich kenne, v.a. zugezogene aus schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen. Steile These: Der Generation vor uns ist das Materielle so wichtig, weil sie noch einen echten Mangel erlebt haben.

Keine Frage, es gibt auch intelligente Individuen dessen Horizon jedoch nur auf unser Gesellschaftsbild begrenzt ist und nicht auf das Ganze dahinter. Dies merkt man übrigens vorwiegend in den vermeindlich politischen Diskussionen hier im NGB.
Das Hauptproblem ist die "An meinem Wesen soll die Welt genesen"-Einstellung von so einigen hier im Politik-Forum. Selbstzweifel (s. obiger Post über "Prüfen des eigenen Weges") sind ihnen fremd.

Auf jeden Fall sollte jeder Mensche die Möglichkeit haben das Leben von allen Seiten zu betrachten und alles ausprobieren was interessant zu sein scheint um dann am Ende zu entscheinden womit der Mensch sein Leben einschlagen wird. Dieses Wissen von den gewählten Interessen dementsprechend immer weiter ausweiten (Stichwort: Das Verlangen nach mehr).
Aber wer hat schon die Zeit dazu? Und die wichtigere Frage: Wer kann sich das schon leisten?
Richtig! ==> Nur die Reichen und Wohlhabenden.
Dem muss ich ganz entschieden widersprechen. Die allermeisten Leute haben höchstens eine 50-Stunden-Woche. Es gibt genug Statistiken zum durchschnittlichen Fernsehkonsum, welcher je nach Altersklasse bei zwischen zwei und drei Stunden pro Tag liegt. D.h. der Durchschnittsbürger hat durchaus mehr als genug Zeit.

Und der Pöbel (also wir), müssen auf der Strecke bleiben und zusehen wo wir bleiben.

Aber nicht mit mir, das kann ich dir jedenfalls versprechen.

Entweder man selbst bleibt für immer Teil des Pöbels oder steigt auf und genießt das Leben - koste es, was es wolle.
In deinem Post stand vorher noch etwas leicht anderes, worauf ich sinngemäß eingehen werde: Wenn du ohne Rücksicht auf Verluste einfach nur versuchst, dem von dir verteufelten Arbeitsleben zu entkommen, schadest du damit v.a. dem Ko-Pöbel. Die Wohlhabenden sind eh nicht auf Sozialleistungen angewiesen, der "Ko-Pöbel" schon. Den Wolhabenden kann es egal sein, ob du arbeitest oder nicht. Du schadest damit aber deinesgleichen. Noch dazu ist die beste Taktik, die auch gerne von der Bild gefahren wird ("Florida-Rolf"), die Einigkeit in den unteren Gesellschaftschichten durch Neid- und Schmarotzertumdebatten zu mindern und somit von Profiteuren abzulenken, jahrhundertealt.
Ob die Reichen nun so viel besser dran sind als der "Pöbel", ich wage es zu bezweifeln. Solange man nicht zu den paar Prozent der Bevölkerung gehört, die ihren Lebensunterhalt aus Kapitalerträgen und anderen Selbstläufern bestreiten kann, bedeutet Reichtum auch meistens viel Schufterei. Und da sind wir wieder beim Hamsterrad. Toll, dann haben sie halt ihr Papier, aber genau das Jagen des Papieres ist, wie du selber erkannt hast, nicht all zu klug.
Nebenbei: Was ist an "Pöbel" so schlimm, und was macht "Pöbel" aus? Die Höhe des Einkommens? Würde mich jemand Teil des Pöbels nennen, ich hätte kein Problem damit.


Leider ist die ganze Diskussion jetzt wieder ins Politische abgedriftet. Hat noch wer anders Meinungen dazu, wo der "optimale" Weg zwischen "nach Mehr streben" und "sich zufrieden geben" liegt?
 

Arrow

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Ohne Veränderung bleibt es immer gleich. Deshalb ist das Streben nach mehr, nach einer Perfektion gewissermassen (für mich) selbstverständlich. Wenn sich nichts ändert (verbessert), ist es doch irgendwie langweilig :D
 

godlike

Warp drölf
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Leider ist die ganze Diskussion jetzt wieder ins Politische abgedriftet. Hat noch wer anders Meinungen dazu, wo der "optimale" Weg zwischen "nach Mehr streben" und "sich zufrieden geben" liegt?
Da würde ich schon etwas differenzieren.

Es ist Ok sich mit seinem 20 Jahre alten Röhrenfernseher zufrieden zu geben wenn man einen tollen Partner an seiner Seite hat der einem ein Gefühl des Glücks gibt.

Es ist imho nur temporär von Glück zu reden wenn man einen 60" TV hat, dafür aber alleine ist.

Konsum ist Imho nur das Ausblenden von eigentlichen Zielen...
 

Nerephes

Badass No. 1
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Schwieriges Thema.

Es ist immer "Mehr", immer.

Niemand würde sich in einen weissen Raum hocken und Jahrelang die Wand anstarren, weil er mit Status Quo zufrieden ist.

Jeder Mensch will MEHR, mehr Materialles und mehr Immaterialles.

Materialles: Auto, Bücher, Genussmittel, Elektronik, Haus usw.

Immaterielles: Erfahrungen, Eindrücke, Wissen aber auch Liebe, Zuwendung, Anerkennung, Bewunderung, Erfurcht usw.

Ein Leben ohne Neues wäre ja die reinste Folter.

Da würde ich schon etwas differenzieren.

Es ist Ok sich mit seinem 20 Jahre alten Röhrenfernseher zufrieden zu geben wenn man einen tollen Partner an seiner Seite hat der einem ein Gefühl des Glücks gibt.

Auch das ist eine Form von "Mehr", halt dann das Immaterielle wobei auch hier das MEHR in Form von Steigerung auftritt, einerseits markante, eindeutige Steigerungen wie z.B. Zusammenziehen, Ehe, Kinder, usw. die durch ein prägendes Ereigniss bestimm sind und andererseits in Form der "täglichen Dosis", wobei sich das auch hier steigert, immerhin lernt man sich immer besser kennen, intensiviert die Beziehung oder aber diese genügt nichtmehr und man sucht sein "MEHR" bei anderen Personen.

Konsum ist Imho nur das Ausblenden von eigentlichen Zielen...

Das finde ich so zu platt und kann nur auf Materielles bezogen werden.

Auch ein romantischer Abend mit dem Partner den man liebt wird auf gewisse Weise konsumiert, man nimmt das ja in sich auf genießt die Gefühle, Eindrücke und Atmosphäre und speichert das ganze dann als Erinnerung.

Man tut sich also den Moment einverleiben, man konsumiert ihn.

Nur in unserer romantischen Ideologie ist es ehrbarer glücklich mit seinem Partner zu sein, als glücklich zu sein, weil man mit dem Porsche mit 200 Sachen den Nürnburgring entlang heizt.
 

BurnerR

Bot #0384479

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Selbstzufriedenheit ist die beste Grundlage für persönliches Wachstum.
Es ist ok aus einer Mangelperspektive heraus zu beginnen, persönliches Wachstum beginnt oft mit einem Gefühl von Mangel. Daraus sollte dann logischerweise mit der Zeit ein Überfluss entstehen, was allerdings nicht ubnedingt mit einem Perspektivenwechsel einhergeht und dann wird das ganze zu einem Zwang, weil die Wahrnehmung abgekoppelt ist von der äußeren Wirklichkeit.
Das andere das du ansprichst nenne ich grad einfach mal Stagnation. Davon sind die meisten Menschen betroffen und zwar aus folgendem Grund: Es beginnt mit Träumen im Kindesalter und geht weiter mit kurz vor dem Abschluss was jemand nicht alles tun und erreichen wird. Doch ganz so einfach legt es sich meist nicht dar, es dauert lange, es treten Widerstände auf, manchmal scheints nicht vorwärts zu gehen, grundlegendes klappt schon nicht gut. Menschen müssen aber immer notwendigerweise ein konsistentes Selbst-/Weltbild haben. Deswegen 'scheitern' Menschen in der Selbstwahrnehmung häufig nicht, sondern orientieren sich um, die Werte ändern sich (das tun sie sowieso fortlaufend), sprich, das zu erreichende wird weniger wichtig. Dinge die einfacher verfügbar sind treten in der Vordergrund. Konsum, Familie, Spaß, Entspannung.
In der Formulierung kommt natürlich meine Einstellung durch, aber im Prinzip ist das alles gleichwertig. Es gibt kein Maß mit dem bewertet werden könnte, was nun besser ist. Auch die anfänglichen Wünsche sind immerhin nach den selben Mechanismen konstruiert wie die neuen.
Nachdem jetzt die Begriffe Selbstzufriedenheit und Stagnation fielen sei noch auf das Wertequadrat von Thun verwiesen: Link. Scheinkonflikte wie das mit der Selbstzufriedenheit lösen sich auf wenn man sich klar macht, dass Werte quadratisch sind.
Zur Formulierung "Jetzt ist genug" sei dann noch etwas gesagt. Man kann es vielleicht so formulieren, dass es zwei Arten von Realität gibt. Einmal die Realität an sich, das ist der Augenblick so wie er jetzt gerade stattfindet und hat keine zeitliche Ausdehnung. Auf der anderen Seite gibt es aber noch die persönlich konstruierte Realität die entsteht weil Menschen interpretieren und planen. Das heißt wir Häufen die Realität an sich noch an mit unseren Wünschen, Ängsten und Bewertungen und machen uns Vorstellungen von der Vergangenheit und Zukunft, den nächsten 5 Sekunden oder den nächsten 5 Jahren. Das ist weder gut noch schlecht aber es ist eben zu unterscheiden von der Realität an sich.
Das "Jetzt ist genug" oder "Das Jetzt ist mir genug" und das "Mehr" bezieht sich also eigentlich auf zwei verschiedene Dinge. Das "Jetzt" ist immer genug, denn "Mehr" bezieht sich bereits auf eine gedankliche Konstruktion. Das zu unterscheiden ist für die meisten Menschen aber nicht selbstverständlich.

Was für dich auch gewiss im speziellen darüber hinaus interessant ist und auch schon erwähnt wurde sind die Überlegungen von Erich Fromm, insbesondere "Kunst des Liebens" und "Haben oder Sein". Für zweiteres gibt es etwas kürzer z.B. "Zwischen Haben und Sein".
 
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