Da du vermutlich deshalb genau ihn gewählt hast:
Das war ein Rückbezug auf die Formulierung von
dexter. Ich habe das aber bewusst nicht weiter rausgearbeitet, da die wichtigen Teile seines Beitrags ("Hat jemand nachvollziehbare Gegenargumente gegen den COC?" und "Was spricht denn für eine Schnittstellenbezeichnung aka Master/Slave?") ja durchaus sinnvolle Fragen waren und es mir wichtiger war auf diese einzugehen, statt eine Diskussion darüber zu starten, ob diese Randbemerkung für unserer Community unangemessen ist
Aber ja: der SJW Bewegung hier nicht klar und deutlich anti-weißen Rassismus und anti-männlichen Sexismus vorzuwerfen (siehe:
tu quoque) fällt mir nicht leicht, denn auch ich habe den Eindruck, dass da eine Menge Hypokrisie vorhanden ist. Die Argumentationslinie führt aber nirgendwo hin, da sie sich ja nicht gegen den CoC richtet. Die diskursfähigen SJW Anhängerinnen, (viele davon haben Universitätsabschlüsse in Geisteswissenschaften, die sind nicht durchgehend "intellektuell benachteiligt"), würden einfach zustimmen, dass alle sexistisch/rassistischen ad-personams ungültige Argumente sind.
Den rassistisch/sexistischen Flügel dieser Bewegung bloß zu stellen und deren schadhaftes Wirken (z.B. auf Star Trek und Doctor Who) zu bekämpfen ist zwar durchaus erstrebenswert, hat aber keinerlei Bezug zur Debatte um den Kernel und könnte sogar noch als Zustimmung zum CoC interpretiert werden.
Die Sache ist aber: ich brauche keinen Code of Conduct um eine ad-personam zurückzuweisen. Ich brauche auch keine strengere Verfolgung von Leuten die sexistische ad-personams benutzen, im Vergleichen zu Leuten, die sich weit genug am Riemen reißen können, um ihrem Gegner
nur als dumme Idoten zu bezeichnen. Aber was ich wirklich absolut nicht brauche ist eine absichtliche Fokusierung auf die ungültigen Argumente in einer Diskussion um den Kernel!
(Ausgenommen der Argumente, die man an Funktionen übergibt. Wenn die ungültig sind, sollte man das genauer beleuchten
)
die Gesellschaftlichen folgen werden auf lange Sicht eben nicht so gravierend sein wie es Ungesund meiner Meinung nach dargestellt
Da kann ich dir nicht zustimmen. Deine Argumentation dafür läuft in erster Linie darauf hinaus die lächerlichen Teile der SJW Bewegung ins Rampenlicht zu stellen. Du bedienst dich vieler Kampfbegriffe, bis hin zu direkten Beleidigungen, erklärst die ganze soziopolitische Strömung zu etwas Unwichtigem, um sie dann mit deinem relativistischen Fatalismus vom Tisch zu fegen.
Ich halte das für einen Fehler.
Vielleicht liegt es an einer unterschiedlichen Definition von "SJW", möglicherweise fokusierst du dich auf das W, während Ungesund und ich uns mehr auf den SJ Teil konzentrieren. Dir schwebt ein Haufen kreischender Irrer vor Augen, die aufs Schlachtfeld stürmen und dort sterben, wir reden über die Ideologie derjeigen, die die Schlacht geplant haben.
Meine Einschätzung der SJW Bewegung ist eine ganz andere. Ich kann das eventuell nicht so gut erklären wie
Jordan Peterson, aber ich will mich dennoch daran versuchen:
SJW ist keine gesellschaftliche Randerscheinung, sondern die Gehversuche einer radikal weiblichen politischen Ideologie. Sie ist die Folge der letzten 50 Jahre und nicht von ihrem historischem Verbindung zur feministischen Bewegung oder der Frauenbewegung zu trennen. Auch wenn sie einen ersten Schritt zu einer allgemeineren, nicht nur auf Frauen gerichteten Bewegung gemacht hat, ist sie ideologisch von femininen Eigenschaften geprägt und wird mehrheitlich von Frauen getragen.
Wir, die menschliche Gesellschaft, haben kaum Erfahrung damit wie eine freie feminine poltische Ideologie aussieht und sich entwickelt. Wir haben im Allgemeinen wenig Erfahrung darin wie sich "freie poltische Ideologien" entwickeln, denn das gigantische Ereignis im Bereich politischer Philosophien war nicht die Befreiung der Frauen, die durchaus schön und sinnvoll ist, es war die Befreiung der Menschen. Menschenrechte sind im Allgemeinen eine ziemlich neue Erfindung und auch die Männer wurden in früheren Gesellschaft gnadenlos unterdrückt. In den letzten Jahrzehnten entstand aber eine Gesellschaft in der sehr viele Frauen an einem (repräsentativ-)demokratischen Meinungsbildungsprozess teilnehmen. Und das ist komplett unerforschtes Gebiet. Wir erfahren gerade erst, was die grundlegenden Eigenschaften einer femininen politischen Ideologie sind. Und diese Ideologie drückt sich zur Zeit in SJW aus. Sie ist daher eben keine Randerscheinung und wird nicht so bald verschwinden. Umbenennen? Ok. Sich etwas verändern? Ok. Aber verschwinden? Ne.
Ich sollte hier noch eine ganze Reihe Einschränkungen vornehmen: nicht alle Frauen sind SJW, die Extremistinnen sind nicht die Bewegung, es kann andere feminine poltitische Ideologien geben, um Verwirrung zu vermeiden wäre es sinnvoll die Ideologie von dem Begriff SJW zu trennen, jadajajda. Statt aber zu definieren, was es nicht ist, will ich definieren, was es ist:
Die Grundlegende Philosophie der SJW ist der Egalitarismus. Diese Philosopie spricht Frauen besonders an, da sie evolutionsbiologisch (evolutionspsychologisch?) verankert ist. Einige Teile dieser Bewegung wollen das nicht wahrhaben, da sie
klassische Rollenbilder kategorisch ablehnen, die Evolutionsbiologie für politisch inkorrekt erklärt haben und den Egalitarismus als einzig moralisch richtige Philosophie definieren. Frauen neigen aber zum Egalitarismus, da sie hunderttausend Jahre lang die Aufgabe der Güterveteilung innerhalb der Familie übernommen haben: eine Mutter achtet darauf, dass alle ihre Kinder genug abbekommen und nicht das stärkste Kind alles auffrisst und der Rest der Sippe verhungert. Es ist wahrscheinlich, wenn auch spekulativ, dass die Neigung zum Egalitarismus typisch für Frauen ist.
Eine der unangenehmsten Seite der SJW sind die wehement stichelnden Provokationen, die wir immer wieder beobachten. Es geht um Kleinigkeiten, es wird nicht locker gelassen. Es wird gehetzt, gelästert und geshamed.
Das Problem mit SJW ist, dass diese Bewegung zu feminin ist und ihr ein maskuliner Ausgleich fehlt. Sie strebt daher unterbewusst ein evolutionär bedingtes männliches Ideal in Form einer dominante Führungsfigur an, auch wenn sie das natürlich nicht zugeben will. Die Gefahr darin ist, dass mögliche gesellschaftspolitische Equivalente zu diesem unterberbewussten Ideal zum Beispiel totalitäre Diktaturen und theokratisch dogmatische Religionen sind.
Siehe Einschränkungen oben, diesmal Geschlecht tauschen Daher sehe ich auch so besorgt auf das "Freie Meinung innerhalb der erlaubten Meinungen", die sich im political correctness findet. Orwell schrieb dazu: "Freiheit ist Skaverei".
In den letzten Jahrzehnten hat sich diese feminine Ideologie insbesondere in den Geisteswissenschaften festgesetzt. Das hat einen interessanten Effekt: immer weniger Männer studieren Geisteswissenschaften, weil sie sich dort nicht mehr willkommen fühlen. Das ist interessant, wenn man bedenkt, dass die SJW Bewegung eigentlich behauptet durch sie würde eine Community "open and welcoming" werden. Dreiviertel der Lehramtsexamen in den letzten Jahren wurden von Frauen bestanden, die zu einem großen Teil ihr ganzes Studium durch diese Idologie gepredigt bekommen haben. Diese unterrichten nun an den Schulen. Viele andere Absolventinnen sind in die Medien gegangen.
Und die SJW Bewegung hat ein weiteres Problem: sie akzeptiert keine abweichende Meinung, es wird im Zweifel so lange diskutiert und provoziert, bis sie Recht bekommt. Der Effekt einer ideologischen Dominanz in den Schulen, Geisteswissenschaften und Medien erinnert stark an die Gleichschaltung, die sich nach dem letzten Scheitern der Demokratie eingestellt hat: Wer glaubt das sei nicht extrem gefährlich, muss völlig blind in der Gegend herumirren. Wenn wir diese Ideologie weiterhin freie Hand lassen sich ohne Einschränkung durchsetzen zu können, wird sie uns in die Unfreiheit führen. Das hat sie nicht vor, das ist nichts, was sie bewusst macht, aber alle Anzeichen sehen danach aus.
Das Problem am radikalen Egalitarismus der SJW ist, dass er mit der Meritokratie unvereinbar ist: Eine Gesellschaft in der Leistung bevorzugt wird, ist für Frauen nicht deswegen ein Nachteil, weil Frauen weniger leisten können, sondern weil ihr Drang dazu sich durch Leistung zu beweisen in der Masse geringer ist. Die Meritokratie ist eine soziopolitische Philosophie, die viele Männer anspricht. Sie ist für diese interessant, weil sie Männern gestattet sich durch Arbeit zu beweisen. Sie bedient den unterbewussten Drang in eine soziale Position aufzusteigen, in der sie attraktiver für Frauen sind.
Wichtige Einschränkung: ich rede von Tendenzen und unterberbewussten Effekten. Ich rede nicht von absoluten Wahrheiten, die allein alles Handeln bestimmen.
Daher entsteht gegen den CoC auch so eine Wut: Es wird ziemlich direkt etwas angegriffen, was den Männern am Herzen liegt, mit der Argumentation das etwas, was den Frauen am Herzen liegt, wichtiger sei. Natürlich wimmelt die ganze Diskussion darum nur so von Sexismusvorwürfen.
Und das ist auch der Grund, warum wir Stärke zeigen und den Code in seiner aktuellen Form ablehnen müssen. Er ist buggy! Wenn wir nachgeben und kuschen, wie es die Konzerne machen, wenn ein Facebook-Outrage-Mob auftaucht, wird SJW ihre radikale und daher schädigende Wirkung entfalten und dann weiterziehen und den nächsten Kandidaten testen. Was wir benötigen ist eine eine starke, männlichen, aufgeklärt intellektuellen Ideologie mit der die weibliche Ideologie bereit ist sich zu vermählen. Nur dann können wir eine Synthese, eine ernsthaft gleichberechtigte und freie soziopolitische Ideologie erschaffen, die den Menschen angemessen ist.