Zum Thema "Sowas wie vor 70 Jahren": Naja, meiner Meinung nach sind wir tatsächlich noch weit weg von den Verhältnissen der Weimarer Zeit. Der entscheidendste Unterschied dürfte sein, das es damals unabhängig von der politischen Ausrichtung letztendlich eine Mehrheit gab, die die Demokratie abschaffen wollte. Die Gefahr sehe ich bei uns nicht, da selbst die Linke mittlerweile relativ fest auf dem "Boden des Grundgesetz steht".
Aber zur AfD im allgmeinen: Jeder der denen seine Stimme gibt sollte sich das tatsächlich gut überlegen, später hat nämlich wieder niemand was gewusst. Auch die "Asylkritiker", die in der AfD momentan anscheinend so etwas wie ihren Messias sehen, sollten nach einem Blick in das Parteiprogramm genau abwägen ob es das wert ist.
Parteiprogramm der AfD BaWü:
Dazu fordern wir:
• Die Wiedereinsetzung der allgemeinen Wehrpflicht für männliche Deutsche
• Jugendoffiziereder
Bundeswehr informieren
über die Streitkräfte. Das sollen sie weiterhin und ohne Beschränkung an Baden-Württemberger Schulen tun dürfen.
• Wir regen an, einen „Tag des Heimatschutzes“ einzuführen
Klingt für mich nach Militarisierung der Gesellschaft, und gerade in Zeiten von Flüchtlingskrisen durch Bürgerkriege wissen wir wie wichtig und toll Waffen sind. Witzig ist, das die AfD und ihre Wähler rumschreien wegen dem ganzen schönen Geld das für die Flüchtlinge (also für Menschen in Not) ausgegeben wird, aber gerne bereit sind ohne Not Kohle rauszuhauen für die völlig sinnlose Wehrpflicht. Applaus.
Die AfD tritt dafür ein, die Unterscheidung nach Jugend- und Heranwachsendenstrafrecht aufzuheben.
Das ist natürlich nur konsequent für eine Partei die auch bei radikalen Christen punkten möchte. Scheiß auf Pädagogik, Wissenschaft und Psychologie, Kinder sind schließlich nur kleine Erwachsene!
Wie absurd die Forderungen dieser Partei sind spitzt sich dann in folgendem besonders schön zu. Erst heißt es:
Die AfD will zur Vermeidung korruptionsanfälliger Strukturen bei politischen Verantwortlichen und Entscheidungsträgern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, endlich die geforderte Staatsferne herstellen
("Lügenpresse" und so)
Und weiter unten:
Die AfD will auf die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten einwirken und auch im Bildungsbereich Anstrengungen unternehmen, damit Ehe und Familie positiv dargestellt werden.
Das macht Sinn. Solange die Medien kritisch über die AfD berichten sind sie nicht staatsfern genug und überhaupt, aber das es der AfD nicht um Pressefreiheit geht, sondern um Propaganda sollte nun auch dem letzten klar sein.
Weiterhin steuert die AfD in Teilen ihrer Politik weiter in Richtung religiösem Fundamentalismus, und wird damit ihrem Hauptgegner (Dem politischen Islam) immer ähnlicher:
Die AfD fordert, die Familie in Schulbüchern positiv und realitätsnah darzustellen. Schulbücher, welche die Familie relativieren
und zugleich gesellschaftlich kaum relevante Konstellationen (LSBTTIQ) überhöhen, sollen für den Gebrauch an öffentlichen Schulen nicht zugelassen werden. Der Sexualkundeunterricht in der Schule darf in keinem Fall von Lobbygruppen durchgeführt werden. Visuelle Darstellungen und Beschreibungen von sexuellen Praktiken sowie praktische Übungen lehnen wir für Schüler jeglichen Alters ab
Das erinnert doch stark an die Spinner vom Bible-Belt.
Insgesamt ist man sowieso sehr an einer Gleichschaltung (und ich gebrauche dieses Wort jetzt ganz bewusst, denn anders kann man das nicht nennen) der gesamten Gesellschaft, von der Schule über die Medien bis zur Uni interessiert:
Projekte und Lehrstühle an Hochschulen sollen helfen, den Wert von Ehe und Familie darzustellen.
Abtreibung soll auch abgeschafft werden:
Die AfD steht für eine Kultur des Lebens. Wir fordern, dass bei der Schwangerschaftskonfliktberatung geltendes Verfassungsrecht umgesetzt wird, damit das Ziel dieser Beratung Hilfe für die Schwangere statt Abtreibung ist.
Ansonsten halt das übliche, Ausländer raus, Frauen an den Herd, Deutschland Deutschland über alles, "Lehrerdisziplin" stärken, Bewusstsein für die deutsche "Hochkultur" schaffen, usw. usf.
Wer meint so sähe eine erfolgreiche Zukunft für Deutschland aus bitte, er möge aber vorher mal in die Vergangenheit schauen, damit es später nicht heißt das habe man ja nicht kommen sehen...