Ferni
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Ketamin - ein Heilungsbericht
I. Einleitung
Niemand der selbst einer psychischen Krankheit betroffen war kann sich auch nur im Entferntesten vorstellen was für Leid dahinter steckt. Vor allem bei chronischer Depression ist die Hilfe in Deutschland gegen 0. Medikamente machen das Leid nur erträglicher und die Menschen in der eigenen Umgebung nehmen Dich nicht ernst. Psychologen versuchen eine Schoffwechselkrankheit im Gehirn "wegzureden". Bei einigen kommen weitere psychische Krankheiten hinzu. Was das Leben manchmal unmöglich macht. Kein Wunder dass viele den Ausweg nur im Freitod sehen. Erlöst von dem Leid..
Doch es gibt Hoffnung. Ketamin.
II. Vorgeschichte
Mein Name ist Alex. Ich bin 23 Jahre alt und hab für mein Alter ziemlich viel Scheisse durch. Mit 18 zeigten sich die ersten Symptome einer depressiven Erkrankung. An den Ursachen forsche ich noch. Fakt ist, dass niemand geahnt noch damit umgehen konnte und kann. Dementsprechend war und bin ich auf mich alleine gestellt. Erst 4 Jahre später bemerkte ich selbst an mir dass irgendwas nicht stimmte. Mein Urteil war präzise. Depression. Bei der späteren Blutanalyse stellte sich ebenso heraus dass ich einen erheblichen Mangel an Serotonin habe. Das ist nennt sich auch das Wohlfühlhormon. Heißt, wenn damit was nicht stimmt. Bist du am Arsch.
III. Erster Therapieversuch
Da ich bei dem Versuch gescheitert bin mich selbst zu therapieren, war ich somit auf externe Hilfe angewiesen. In meiner Stadt ist eine Tagesklinik, das heißt Du gehst jeden Tag für ein paar Stunden dort hin und lässt dich behandeln und kannst dann nach Hause gehen. Ich ging also zu meiner Lieblingshausärztin und lies mir eine Überweisung schreiben. Dann rief ich in der Tagesklinik an und sie sicherten mir einen Platz in ein paar Monaten zu. Parallel dazu versuchte ich einen Psychologen aufzusuchen zu dem ich hingehen konnte.
Zwei Sachen:
1) Sind Therapieplätze in Kliniken überfüllt und die Wartelisten lang.
2) Ein Großteil der Psychologen nehmen keine neuen Patienten auf aufgrund der Tatsache dass die schon überfüllt sind.
Mit dem Psychologen hatte ich schon mal die Arschkarte.
Das Ketamin
Auf der Suche nach Lösungen bin ich das erste Mal im September 2015 auf Ketamin gestoßen. Vollends überzeugt beschloss ich mir das Thema anzueigenen und studierte jede Studie, jeden Artikel, jeden Erfahrungsbericht.
Sehr vereinfacht gesagt: Der Wirkstoff in Ketamin repariert wieder das was im Gehirn kaputt gegangen ist.
Mehr brauchte ich zu dem Zeitpunkt nicht zu wissen.
[Glaub ich werde in nächster Zeit mal ein detaillierten Bericht verfassen, was Ketamin genau ist und wie es im menschlichen Gehirn wirkt. Nicht jeder hat hunderte Stunden Zeit und ist der englischen Sprache mächtig um sich damit zu beschäftigen. Sehr spannendes Thema.]
Die Therapie in der Tagesklinik
Januar 2016 war es so weit. Meine erste Therapie in der Tagesklinik fing an. Ich war aufgeregt dass mir jemand half.. nur um hinterher festzustellen dass das dortige ausgebildete Personal ebenso keine Ahnung hat wie eine gezielt Depression zu behandeln ist.
Ich dachte mir so: Wollen die mich verarschen?!
Was die Medikamentierung anbelangt: Das Fachpersonal hat Medikamente ausgeteilt wie bunte M&Ms.
Ich bin für gründliche Ergebnisse. Alleine schon diese Tatsache veranlasste mich gegen die herkömmlichen Medikamente auszusprechen.
Kurierung und nicht Verlängerung des Leids!
Es war sehr anstrengend jeden Morgen dort hinzudackeln nur um hinterher noch hoffnungloser festzustellen dass die Menschen dort mir ebenso nicht helfen konnten..
Doch eine Hoffnung hatte ich noch: Ketamin
IV. Zweiter Therapieversuch
Enttäuscht und noch mehr gefrustet als bisher schon, verließ ich die Tagesklinik und steckte all meine noch verbleibende Energie in den Weg eine Therapie mit Ketamin einzufädeln.
Zwei Kliniken in Deutschland bieten solch eine Therapie an. Die Charité in Berlin und ein Arzt in Köln. Glück gehabt dachte ich. Berlin ist an mir näher dran als Köln. Ich informierte mich auf der Homepage der Charité zu der Therapie, was eher eine Studie war, und machte mich fröhlich auf den Weg.
Ging zuerst aufs Gelände der Chartié zur Psychoabteilung und fragte dort nach. Die Schwestern sagten mir das ist im anderen Teil der Charité. Die haben in Berlin nämlich zwei Standorte. Also nahm ich den nächsten Zug dorthin und sah ein abgeranztes Krankenhaus.
Ich lief dort sicherlich eine Stunde rum und fragte nach wo sie die Studie durchführten. Keine wusste was Phase ist. Schließlich fragte ich an einem der 5 Schalter die überall verteilt waren und die unfreundliche Schnalle gab mir ne Nummer.
Setzte mich im Eingangsberei auf einen Stuhl und rief ran..
Die Dame am Telefon sagte mir: Ja, wir führen eine Studie mit Ketamin durch [...] Nasenspray [...] [...] Liste voll [...] Sie kommen da nicht rauf [...] Tschüss.
...
Niemand wollte mir helfen..
Zu Hause angekommen beschloss ich es selbst in die Hand zu nehmen.
Ich besorgte mir eine Ampulle Ketanest.
Sie lag sicherlich 3 Monate bei mir rum bis ich beschloss es mir zu drücken.. irgendwie.. ich hatte schiss. Ich hab sowas noch nie gemacht. Was ist.. wenn was schief geht?
Ich kann immer hübsche Frauen überall ansprechen aber hatte nicht die Eier mir was zu drücken..
V. Ein Schritt vor Suizid & letzter Therapieversuch
Eines morgens stand ich in Unterhosen auf dem Balkon. Stehend auf dem Geländer. Hatte keine Angst, geschweige denn überhaupt ein Gefühl.
Ich schaute runter und fragte mich zwei Sachen:
- Wenn ich jetzt runterspringe, werde ich es überleben?
- Wenn ich überlebe, möchte ich nicht an irgendwelche Maschinen angeschlossen werden..
Das ging sicherlich eine halbe Stunde so hin und her.
Aber da war doch noch das Ketamin..
Ich ging wieder runter.
Die geöffnete Ampulle hatte ich bei meinem letzten Besuch bei meiner Lieblingshausärztin abgegeben und musste eine neue Ampulle bestellen.
Ich schaute also in meinem Stamm-Marktplatz für all die coolen Sachen und fand einen deutschen "Händler" der Ketanest sowohl von Inresa als auch von Pfizer anbot.
1 Ampulle bestellt.
Nach zwei Tagen war das Päckchen auch da.
Vorbereitung & Durchführung
13. Februar 2017
Es war so weit.
Nach all dem Studieren und allgemeinem Vorbereitens.
Endlich.
Die Dosis hab ich mir selbst anhand der Studien in der Datenbank und anhand der Praxiserfahrung des Arztes in Köln ausgerechnet.
Dosis 6mg - also maximal 0,3ml (um die Luftblasen aus der Spritze zu spritzen geht was verloren)
Über die Durchführung der Injektion selbst schaute ich mir erstens in der Praxis ab, als mir beim Hausarzt Blut abgenommen wurde und zweiten in YouTube Videos.
Zu meiner Überraschung war das ziemlich einfach. Keine Ahnung weshalb ich so eine Angst davor hatte.
Nach der Injektion
Ich legte mich aufs Bett hin und war um die 20 Minuten lang besoffen. Danach legte sich das wieder und ich war hundemüde.
Am nächsten Morgen.. ich fühlte!!!
Ein Gefühl der Normalität war wieder da.. so wie als Teenager.
JAWOLL!
Ich hab perfekt dosiert.
Fühle mich so gut..
WOOOOHOOOOOOO!
Überglücklich.
;D
VI. Nachspiel
Die Dosis wirkte ungefähr 1[SUP]1/2 [/SUP]Wochen bis fühlte wieder alten Mustern zu verfallen. Ich spürte diese Dunkelheit..
Zu dem Zeitpunkt ereigneten sich unter anderem eine Reihe unglücklicher Begebenheiten in meinem Leben die dazu beitrugen.
Ich drückte mir eine zweite Dosis. Wieder 6mg. Gleiches Prozedere.
Der Unterschied
Nach der zweiten Dosis merke ich dass sich in meinem Gehirn etwas tut. Da repariert sich etwas.
Ich fühle dass ich mein Leben zurück habe. Ich liege nicht mehr den ganzen Tag im Bett und bin darin gefesselt. Ich hab keine Selbstmordgedanken. Ich fühle mich wieder wie ein Mensch..
Ergebnis:
1x die Woche 6mg/max. 0,3ml Ketanest intravenös um den Stoffwechsel in meinem Gehirn wieder zu reparieren.
VII. Wie es weiter geht..
Ich hab ein paar Anrufe gemacht und einen Psychologen nicht weit von mir gefunden der mir einen Termin gab. Wird Zeit den ganzen Mist aus meinem Leben zu räumen.
Noch dazu hab ich beim Arzt in Köln angerufen.
Die haben mir Formulare per E-Mail geschickt.
Den Unterschied zwischen 6mg direkt injeziert (ich) und 6mg innerhalb von 40 Minuten injeziert (der Arzt) hab ich noch nicht so ganz raus. Anscheinend gibt es da einen Unterschied im Heilungsprozess.
Deswegen werde ich auch diese Therapie ebenso antreten und bis dahin mich selbst erfolgreich mit wöchentlichen Dosen therapieren.
VIII. Zusammenfassung
Ein Bekannter sagte mir mal: Wenn du durch die Hölle gehst, geh weiter.
Und Scheisse nochmal.. hätte ich früher gewusst dass es so verdammt einfach ist den eigenen Heilungsprozess einzufädeln, dann hätte ich mich schon vor nem Jahr selbst therapiert und den ganzen unnötigen Blödsinn gleich bleiben lassen.
Tya, so ist das Leben. Es ist nicht linear sondern hat zahlreiche Irrwege und Sackgassen.
Diese ganze Scheisse hat mir gezeigt meiner eigenen Linie zu folgen und einen Fick darauf zu geben was mir Durchschnittsmenschen versuchen zu erzählen..
.. huh da steckte jetzt etwas Frust drin.
Zeit zum Sport zu gehen.
Tschüss!
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