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- #221
Dann sind es also nur solche Feinheiten, an denen sich gestoßen wird? Bleiben die türkischen Politiker (offiziell) zu hause und die AKP wird auch außen vorgelassen, stattdessen meldet die UETD eine Demonstration an und alle sind zufrieden?
Die Demo von Frankfurt war von der NAV-DEM organisiert, die zur Organisationsstruktur der PKK gehört.
Wo würdest du die Grenze ziehen? Hätte Obama 2008 vor der Siegessäule reden dürfen? Darf Erdogan per Skype auf eine Demo in Deutschland zugeschaltet werden? Darf eine vorher aufgezeichnete Rede abgespielt werden? Darf ein türkischer Minister auf offiziellem Deutschlandbesuch zwei Sätze über das Referendum verlieren?
Stimmt, die Grenze zu ziehen, ist außerordentlich schwierig. An dieser Stelle ist dann wohl unser lieber Gesetzgeber gefragt. Vielleicht haben die türkischen Politiker auch einfach zu offen und plump versucht, ihren Wahlkampf ins Ausland zu tragen.
Seh ich nicht so. Eher das Gegenteil ist der Fall. Auch ist Nordkorea nicht einzigartig. Ist eine Diktatur erstmal mit ausreichend militärischer Absicherung und Repressionsfähigkeit auf die Bevölkerung errichtet, dann tritt die Wirtschaft in den Hintergrund. Siehe Simbabwe. Afrika eignet sich generell als Hort geeigneter Beispiele, da dort fast sämtliche Diktatoren nach Machtergreifung nur noch in ihre eigene Tasche wirtschafteten.Diktatoren wie Putin können nur langfristig Erfolg haben, wenn sie für Wirtschaft im Griff haben. Darauf beruht ja auch Erdogans Erfolg.
Nordkorea ist einzigartig grausam, da lohnt sich kein Vergleich.
Russland sehe ich eher als Sonderfall. Er ist auch kein 100%-iger Diktator sondern ein lupenreiner Demokrator. Immerhin versucht er in jährlichen Fragestunden der Bevölkerung seine Sichtweisen näher zu bringen. Für eine offene Diktatur passiert in Russland zuviel im Dunkeln.
Erdogans Erfolg beruht in der Tat auf dem wirtschaftlichen Erfolg der 1. Phase seiner Regierungszeit. In dieser Periode war die türkische Politik aber auch davon geprägt, sich dem Westen gegenüber zu öffnen und dem Land eine positive Stabilität zu geben. Die Türkei war in dieser Phase ein demokratischer Staat. Spätestens seit Erdogan aber das Präsidentenamt übernommen hat, geht das Land den Bach runter. Demokratische Strukturen und Prinzipien werden sukzessive abgeschaft, die Währung verfällt, das Wirtschaftswachstum lässt ebenfalls stark nach. Natürlich kann man das Problem schnell korrigieren. Die Aufgabe Erdogans ist jetzt schon seit mehreren Jahren, den AKP-treuen Militärapparat so zu stärken, dass Putschversuche und Aufstände jeglicher Art ohne Schwierigkeiten niedergeknüppelt werden können. Und das hat er ja letztes Jahr erfolgreich bewiesen. Die Wirtschaft spielt ab dem Zeitpunkt dann keine Rolle mehr.
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