Outsourcing ist ja längst ein alter Hut. Machen doch längst viele Firmen, wo sich die Möglichkeit ergibt. Da wo früher vielleicht noch die Leute vom Sicherheitsdienst oder von der Putzkolonne von der eigenen Firma waren, sind in diesen Jobs doch längst Dienstleister beschäftigt.
Ich habe das selbst auch mit erlebt. Als Angestellter bei einem mittelständischen Unternehmen in der Produktion. Im Jahr 2008 wurde unsere Abteilung aus der GmbH ausgesourct.
D.h. die Arbeitsplätze wurden in eine andere GmbH verlagert. Arbeitsrechtlich war es aber so, dass man zu seinen alten Konditionen weiter beschäftigt werden musste. (Also gleiches Gehalt, Sonderzulagen, Urlaub etc.)
Weggefallen sind dann halt so kleine "goodies", wie z.B. kostenloses Kantinenessen, Schulungen oder Aufstiegschancen. (.. wenn es sie denn jemals gegeben hätte)
Meine neuen Kollegen in der neuen Dienstleistungs-GmbH kamen aus Ungarn und Polen. (Inzwischen plant man die Ungarn und Polen durch neue Leute aus Malaysia zu ersetzen.)
Mit diesen Kollegen mussten wir "Alten" dann den Betrieb für den alten Arbeitgeber sicherstellen. Nach einem halben Jahr wurden wir dann auch an andere Standorte versetzt, d.h. nur noch Tageweise am alten Standort, der Rest der Woche bei anderen Kunden. Und irgendwann war mir das zu blöd und ich hab diese Dienstleistungs-GmbH verlassen. Wobei ich ziemlich lange ausgehalten habe.. viele der alten Kollegen sind längst weg gegangen.
Was war unterdessen beim alten Arbeitgeber passiert?
Die haben gesehen, dass man diese neue Dienstleistungs-GmbH steuern muss. Man hat zwar einen Vertrag, in dem alles geregelt war, aber dennoch muss es ja jemanden geben, der auch prüft ob denn wirklich auch die Leistung laut Dienstleistungskatalog erbracht wird. Die Unternehmensberater haben sich die Klinke in die Hand gegeben, da konnte man viel Geld verdienen.
Und plötzlich hat man auch festgestellt, dass die alten Kollegen ja noch viel mehr geleistet haben als angenommen wurde. Wenn früher ein Kollege angerufen hatte und mit "kannst du mal schnell eben" sein Problem bei uns losgeworden ist, muss jetzt ein offizieller Auftrag generiert werden. Und plötzlich sind aus "kannst du mal schnell eben" ein paar Tage oder gar Wochen geworden... da dies eventuell eine Änderung in der Prozesskette nach sich gezogen hat.
Bei jeder kleinesten Erweiterung in einem Script muss ein Auftrag generiert werden, jede Störung muss als Ticket an der Service-Hotline (in Indien) aufgenommen werden. Je nach Priorität konnte es 3 Tage bis Störungsbeseitigung dauern. Jedes Ticket kostet natürlich Geld, je nach Priorität eben... Und der Dienstleister wäre ja schön blöd, wenn er eine Störung in kurzer Zeit abarbeitet, dafür aber nur das Geld für unterste Prio-Tickets erhält.
Haha.. allein die Kommunikationsprobleme waren unbeschreiblich. Es war wie bei 'Stille Post': Du hast jemanden am Telefon einen klaren Auftrag erteilt und hast dann überrascht/erschrocken feststellen müssen, was dann daraus gemacht wurde.
Inzwischen gab es beim alten Arbeitgeber eine neue Abteilung, die halt nur noch damit beschäftigt war, um die Dienstleistungs-GmbH zu steuern und die Abrechnungen von denen zu prüfen usw.
Und mittlerweile arbeite ich wieder bei meinem alten Arbeitgeber in genau dieser Abteilung. Habe meine gesamte Betriebszugehörigkeit wieder bekommen und natürlich zu besseren Konditionen dort unterschrieben.
Wo ist jetzt der Zusammenhang zum Mindestlohn?
Der Mindestlohn soll ja eingeführt werden, weil es Jobs gibt wo Leute unter 8,50€ pro Stunde verdienen. (8,50€ war ein Vorschlag der SPD im Wahlkampf.)
Mit Outsourcing trifft man aber auch die Jobs mit höherer Qualifikation und Gehaltsstufen.
Ich würde das als "unternehmerisches Risiko" bezeichnen. Das kann der Arbeitgeber gerne tun. Damit gibt er aber oftmals sein komplettes "Wissen" aus der Hand. Viele Unternehmen haben längst eingesehen, dass das eine falsche Entscheidung war.
Meine Erfahrung hat mir auch gezeigt, dass es in Deutschland längst einen Wandel gegeben hat. Wenn es vor Jahren noch die Jobs gab, wo man mit 16 Jahren in die Lehre gegangen ist und dann mit 65 Jahren in Rente.. diese Jobs gibt es nicht mehr.
D.h. für mich als Arbeitnehmer aber auch, dass ich meine Loyalität zu meinem Arbeitgeber auch aufgebe. Überstunden fallen jetzt weg. Und wenn ich früher mal mit Schnupfen oder sonstigen Wehwehchen ins Büro gefahren bin, bleibe ich dann lieber mal zu hause.