Hallo Leute,
Kapitel 1 – Die Verhaftung
Kapitel 2 - Die Arrestzelle
Kapitel 3 - Mittätertrennung
Kapitel 4 - Erster Hofgang
Kapitel 5 - Du bekommst Bewährung
Kapitel 6 - Ein verwandtes Gesicht
Kapitel 7 - Semesterticket
Kapitel 08 – Tränen sind das Blut der Seele
Kapitel 09 – Verteidigerpost und mein erster Antrag
Kapitel 10 – Die besten Sitze im Transportbus
Kapitel 11 – Nagelknipser für 500 EUR
Kapitel 12 – Besuchstag # 1
Kapitel 13 – StrafArbeit
Kapitel 14 – Dusche, Seife und ...
Kapitel 15 – Einkaufszettel: Einmal Gruppenmitgliedschaft bitte
Kapitel 16 – TrueCrypt Passwort
Kapitel 17 – Brief an Eltern
Kapitel 18 – Die anderen Häftlinge: Mustafa Teil 1/2
Kapitel 19 – Die anderen Häftlinge: Mustafa Teil 2/2
Kapitel 20 – Entlassung
Kapitel 21 – Mein Haftbefehl
Kapitel 22 – Mein Geständnis Teil 1/2
Kapitel 23 – Mein Geständnis Teil 2/2
Kapitel 24 – Traumjob: Reiniger
Kapitel 25 – Die Justizbeamten: Herr Winter
Kapitel 26 – Die Therapie in die Freiheit
Kapitel 27 – Nicht aller guten Dinge sind Drei - Teil 1/4
Kapitel 28 – Nicht aller guten Dinge sind Drei - Teil 2/4
Kapitel 29 – Nicht aller guten Dinge sind Drei - Teil 3/4
Kapitel 30 – Nicht aller guten Dinge sind Drei - Teil 4/4
Kapitel 31 – Aquarium aus Gittern
Kapitel 32 – Die Tabakdose für Nichtraucher
Kapitel 33 – Der Traum von Freiheit
Kapitel 34 – Mein Haftbefehl, die zweite
Kapitel 35 – Affengeschmack
Kapitel 36 – Deutscher mit Migrationshintergrund
Kapitel 37 – Anklageschrift
Kapitel 38 – Drei Engel für Emre
Kapitel 38 – Drei Engel für Emre
Kapitel 39 – Der Arsch
Kapitel 40 – Ich nix Almanci
Kapitel 41 – Veränderungen
Kapitel 42 – Mögen die Verhandlungen beginnen
Kapitel 43 – Alle Augen auf Emre
Kapitel 44 – Alle Augen auf Cem
Kapitel 45 – Zurück zum Anfang
Kapitel 46 – Same shit, different JVA
Kapitel 47 – Die Hoffnung stirbt zuletzt
Kapitel 48 – Mein Urteil: Einleitung und persönliche Verhältnisse - Teil 1/3
Kapitel 49 – Mein Urteil: Die Taten und Beweiswürdigung - Teil 2/3
Kapitel 50 – Mein Urteil: Rechtliche Würdigung und Strafzumessung - Teil 3/3
Kapitel 51 – Nazar: Die Ausrede für alles
Kapitel 52 – Allah ist der Größte
Kapitel 53 – Davids Eier
Kapitel 54 – Toleranzstufe Homosexuell
Kapitel 55 – Der Mittäter von Abde
Kapitel 56 – Der Wäscheschnüffler
Kapitel 57 – Cem ist halt Cem
Kapitel 58 – Die schlimmen Nachbarn
Kapitel 59 – Hassliebe
Kapitel 60 – Meine Gang: Meine Geschwister
Kapitel 61 – Meine Spielsucht
Kapitel 62 – Der Anstaltsleiter
Kapitel 63 – "Ich, der Diamant"
Kapitel 64 – Die etwas anderen Gefangenen
Kapitel 65 – Der "halb-offene" Vollzug
Kapitel 66 – Aus der Asche des Phoenix
Kapitel 67 – Der Zuhälter
Kapitel 68 – Die Narben eines Mörders
Kapitel 69 – 300 Minuten Freiheit
Kapitel 70 – Die etwas anderen Gefangenen
Kapitel 71 – Der Vorzeigehäftling
Kapitel 72 – Meine Mutter
Kapitel 73 – Babam
Kapitel 74 – Der Weg ist das Ziel
Kapitel 75 – Mein Studium
Kapitel 76 – Mein erster Kuss
Kapitel 77 – 29. September 2015
BLOG: hafttagebuch.de
Kapitel 1 – Die Verhaftung
Kapitel 2 - Die Arrestzelle
Die Beamten griffen mich fest an den Armen. Einer umklammerte mich förmlich, während
die beiden Anderen meine Arme hinter meinen Rücken zogen und Handschellen an meine Hände befestigten.
Ich leistete keinen Widerstand, dass dies nämlich zwecklos war, war mir bewusst.
Dennoch mussten mich die Beamten schleppen und zerren, da ich kaum stehen konnte.
Ich war total fertig, sowohl der Umstand der Verhaftung, als auch das Wegrennen von den Beamten hatte mich viel Energie gekostet.
Sie brachten mich an den Standpunkt, an dem ich auch losgerannt war.
Von meinem Bruder war bisher weder was zu hören noch was zu sehen.
Ich sah mehr als ein dutzend Beamte, alle waren mit irgendetwas beschäftigt, keiner von ihnen stand still, es herrschte Hektik.
Mehrere Beamte schrieen mich an, dabei waren die Fragen hauptsächlich darauf gerichtet, wo mein Mittäter ist, was er an hatte und wer er ist.
Zudem wurde ich "gefragt", ob ich irgendwelche Tatwerkzeuge, wie Klappmesser in der Tasche habe. Auch nach meiner Identität wurde gefragt.
Als ich nur schwieg, drückte mich einer fester an die Wand und fragte erneut, ob ich ein Klaopmesser habe und ob ich überhaupt deutsch kann.
Diesmal antwortete ich kurz mit einem "Nein, ich habe kein Messer".
Daraufhin schossen sie wieder mit ihren Fragen um mich, doch ich antwortete wieder nicht.
Schlussendlich durchsuchten sie meine Hosen- und Jackentaschen.
Ich war sicher, dass ich meinem Bruder Zeit verschaffen konnte, da ich vorallem durch die Hektik der anderen Beamten feststellen konnte, dass sie ihn noch nicht gefunden hatten. Zudem hatte ich keine Geldbörse und kein Handy dabei, so dass meine Identität erst rauskommen sollte, sobald ich im Revier wäre. Doch seltsamerweise hatte ich noch mein Semesterticket für die Bahn in meiner Jackentasche, weshalb die Beamten direkt auf meinen Namen gestoßen sind.
Wie ich später von meinem Bruder erfuhr, war dies einer der Gründe, weshalb er auch erwischt wurde. Dazu später mehr.
Ein Streifenwagen kam, ich stieg hinten ein und wurde dann zur Polizeiwache gefahren.
Dort brachten mich Streifenpolizisten in einen Warteraum, von dem aus sie mich auch beobachten konnten. Die LKA Beamten waren noch am Tatort und suchten die Bankkarte, mit der ich das Geld abgehoben hatte, diese hatte ich jedoch weggeworfen, bis dato wurden sie nicht fündigt, dies war jedoch auch nicht mehr von Bedeutung.
Ich war noch in der Hoffnung, dass mein Bruder entkommen war.
Doch während ich im Warteraum stillsitzend da saß und die Situation erstmal realisieren musste, war ich etwas enttäuscht, als ich sah, wie mein Bruder von 2 Streifenpolizisten in einen anderen Raum gebracht wurde.
Gut eine Stunde musste ich im Warteraum tausend Gedanken kämpfen, als dann schlussendlich weitere Beamten kamen und mich in Richtung Arrestzelle brachten.
Meine Fingerabdrücke waren bereits bei der Polizei registriert, weshalb ich wohl nur darauf gewartet hatte, dass die Polizei die Erstaufnahme meines Bruders absolviert.
Ich sah, wie mein Bruder ein paar Meter vor mir in eine Arrestzelle gesteckt wurde.
Mich steckten sie in eine Arrestzelle neben seiner.
Der Polizist blickte wütend auf mich und sagte mit langsamer Aussprache, sodass er sicher gehen konnte, dass ich es 100 prozentig verstehe:
"Sie kommen in den Knast! Das wissen Sie ?"
Ich reagierte nicht darauf, da ich noch in einer Art Schockzustand war.
An der Tür befahl mir der Polizist, dass ich mich ausziehen soll, die Unterwäsche darf ich anbehalten sagte er.
Ich fragte noch, ob ich mein Unterhemd auch anbehalten darf, er bejahte dies.
Er gab mir 2 Decken, in der Arrestzelle war lediglich eine harte Matratze, ohne Bezug und ohne Kissen.
Ich fragte den Polizisten, ob ich denn keinen Kissen bekomme?
Er grinste nur und meinte "Wir sind hier nicht in einem Hotel. Ihnen ist schon klar, dass das eine Arrestzelle ist?".
Er schloss die Tür zu, das erste Mal, dass ich eingesperrt war.
Die Matratze war ziemlich kalt, die Zelle an sich war kalt, das Licht lies sich nicht ausschalten.
Die 2. Decke hatte ich zusammengefaltet und nutzte sie als Kissen.
Nun war ich ganz alleine mit meinen Gedanken, noch nie zuvor hatte ich soviel nachgedacht. Hätte ich meinen inneren Monolog in diesem Moment aufnehmen können, wäre dies sicherlich sehr interessant gewesen, doch heute kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Es müssten wohl ein oder zwei weitere Stunden vergangen sein, als plötzlich die Tür aufging, der LKA-Leiter mit zwei Wattestäbchen kam und meinte:
"Wir nehmen jetzt deine DNA, das hier musst Du unterschreiben!"
Glücklicherweise hatte ich erst vor einigen Wochen im Internet gelesen, dass die Polizei zwar Fingerabdrücke nehmen darf, doch die Abnahme einer DNA-Probe eine richterliche Genehmigung benötigt.
"Ähm, müssen Sie nicht einen richterlichen Beschluss deswegen haben?"
Er war sauer: "Wir können das auch auf die Tour machen, aber glaub mir, wir bekommen den Beschluss sowieso. Es bringt dir mehr Nachteile als Vorteile, wenn Du uns deine DNA jetzt nicht gibst. Also unterschreib hier einfach."
Ich überlegte kurz: "Bitte, ich würde erst einen richterlichen Beschluss sehen wollen."
Daraufhin kam ein Polizist und forderte mich auf, mein Unterhemd auszuziehen, da dies nicht erlaubt war. Dies tat ich auch.
Der LKA-Leiter war sauer, haute die Arrestzellentür laut zu.
Wie ich später erfuhr, hatten sie die DNA von meinem Bruder genommen.
Solangsam wurde mich sehr unwohl, da ich Angst von den Beamten bekam.
Doch mit dem Unwissen, was nun als nächstes geschieht und mit der Hoffnung, dass ich doch irgendwie entlassen werde und nur eine Art Geldstrafe oder Sozialstunden bekomme, schlief ich ein.
Es war 12:00 Uhr als ich geweckt wurde, mir wurden Kleider in die Hände gedrückt.
Ich war verwundert, das waren meine eigenen Klamotten.
"Die hat deine Mutter uns gegeben" sagte der Beamte, als er meine fragenden Blicke sah.
In einem kleinen Raum wartete bereits ein BKA Beamter, ich sollte zu ihm.
Er wollte, dass ich eine Aussage mache, ich verweigerte.
Daraufhin meinte er, dass ich einen Anwalt anrufen darf.
Doch ich hatte keinen Anwalt, er wollte wohl nur schauen, wie ich reagiere.
Den Telefonhörer abgenommen, wählte er eine Nummer und gab mir den Hörer.
Ein Anwalt war dran, ich kam mit ihm ins Gespräch.
Die Wohnung meiner Eltern wurde mitten in der Nacht ebenfalls von Beamten durchsucht.
Mein Vater hatte sofort ihn als Anwalt eingeschaltet, er wäre rechtzeitig zum Haftrichter da und riet mir, nichts auszusagen.
Der Beamte wollte wissen, was mein Anwalt gesagt hatte.
"Ich soll noch nichts aussagen."
Weitere Beamte kamen in den Raum, wieder wurden mir Handschellen dran gemacht.
Sie brachten mich in ein Zivilwagen, setzten mich auf den Rücksitz.
"Sind die Handschellen zu fest?" fragte der Beamte, der mir den Gurt dran machte.
"Ja, ein bisschen schon, meine Handgelenke tun weh."
"Ach was, das passt"
Eine Sekunde hatte ich echt gedacht: "Warum fragst Du dann nach Du A...loch"
Als ich aus dem Autofenster blickte, sah ich meinen Bruder in der Rückbank eines anderen Autos. Er blickte zu mir und grinste. Das war jedoch eher ein "Wtf machen wir jetzt"-Grinsen.
Beim Amtsgericht angekommen war bereits mein Anwalt und der meines Bruders vor Ort.
Sie wollten kurz, dass wir ihnen schildern was passiert war.
Mein Anwalt riet mir, vorläufig nichts auszusagen und dass ich höchstwahrscheinlich jetzt erst in Haft muss.
Die Haftrichterin rief mich rein, meine Handschellen wurden mir abgenommen.
Sie stellte mir einige Fragen wegen meinem Einkommen, meinem Beruf und weitere persönliche Sachen.
Die Frage, ob ich aussagen wolle, verneinte ich erneut.
Es war wie ein kurzer Prozess, keine 5 Minuten hatte es gedauert als sie die Worte verkündete, dass ich nun in die Haftanstalt in XYZ gebracht werde und in U-Haft sitzen muss. Ein paar Rechte wurden mir noch kurz erläutert.
Ich war allerdings ziemlich baff, dass ich tatsächlich nun in den Knast musste.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch große Hoffnungen entlassen zu werden.
Schnell dachte ich an meinen Bruder, ich betete innerlich, dass er wenigstens nicht rein musste. Doch ihm eilte das gleiche Schicksal.
Mein Anwalt sagte mir, dass er mich besucht, sobald er Akteneinsicht habe.
Wieder Handschellen an den Händen wurde ich das Auto mit dem ich hergefahren wurde, gepackt und in Richtung Haftanstalt gefahren.
Während der Fahrt redete der BKA-Leiter, der neben mir saß, immer wieder auf mich ein, dass ich lieber aussagen soll.
Als ich dann die Haftanstalt vor mir sah, bedrückte mich der Anblick, ich hatte noch nie zuvor so große Angst.
"Ich werde aussagen, aber ich muss erst mit meinem Anwalt sprechen" sagte ich dem BKA-Leiter. Die Freude konnte man seinem Gesicht entnehmen.
Wir waren im Innehof der Haftanstalt, mein Bruder war schon da und bereits im Gebäude.
Als ich meinen ersten Schritt Richtung Eingangstür machte, hörte ich Schreie, Gelächter und lautes Knallen/Klopfen.
"Ihr sch**ß Bullen!"
"Du Bastard Bulle, ich f*ck deine Mutter!"
"Frischfleisch!" schrie einer. Mein Herz fing an zu rasen, Schweiß lief mir den Rücken runter.
die beiden Anderen meine Arme hinter meinen Rücken zogen und Handschellen an meine Hände befestigten.
Ich leistete keinen Widerstand, dass dies nämlich zwecklos war, war mir bewusst.
Dennoch mussten mich die Beamten schleppen und zerren, da ich kaum stehen konnte.
Ich war total fertig, sowohl der Umstand der Verhaftung, als auch das Wegrennen von den Beamten hatte mich viel Energie gekostet.
Sie brachten mich an den Standpunkt, an dem ich auch losgerannt war.
Von meinem Bruder war bisher weder was zu hören noch was zu sehen.
Ich sah mehr als ein dutzend Beamte, alle waren mit irgendetwas beschäftigt, keiner von ihnen stand still, es herrschte Hektik.
Mehrere Beamte schrieen mich an, dabei waren die Fragen hauptsächlich darauf gerichtet, wo mein Mittäter ist, was er an hatte und wer er ist.
Zudem wurde ich "gefragt", ob ich irgendwelche Tatwerkzeuge, wie Klappmesser in der Tasche habe. Auch nach meiner Identität wurde gefragt.
Als ich nur schwieg, drückte mich einer fester an die Wand und fragte erneut, ob ich ein Klaopmesser habe und ob ich überhaupt deutsch kann.
Diesmal antwortete ich kurz mit einem "Nein, ich habe kein Messer".
Daraufhin schossen sie wieder mit ihren Fragen um mich, doch ich antwortete wieder nicht.
Schlussendlich durchsuchten sie meine Hosen- und Jackentaschen.
Ich war sicher, dass ich meinem Bruder Zeit verschaffen konnte, da ich vorallem durch die Hektik der anderen Beamten feststellen konnte, dass sie ihn noch nicht gefunden hatten. Zudem hatte ich keine Geldbörse und kein Handy dabei, so dass meine Identität erst rauskommen sollte, sobald ich im Revier wäre. Doch seltsamerweise hatte ich noch mein Semesterticket für die Bahn in meiner Jackentasche, weshalb die Beamten direkt auf meinen Namen gestoßen sind.
Wie ich später von meinem Bruder erfuhr, war dies einer der Gründe, weshalb er auch erwischt wurde. Dazu später mehr.
Ein Streifenwagen kam, ich stieg hinten ein und wurde dann zur Polizeiwache gefahren.
Dort brachten mich Streifenpolizisten in einen Warteraum, von dem aus sie mich auch beobachten konnten. Die LKA Beamten waren noch am Tatort und suchten die Bankkarte, mit der ich das Geld abgehoben hatte, diese hatte ich jedoch weggeworfen, bis dato wurden sie nicht fündigt, dies war jedoch auch nicht mehr von Bedeutung.
Ich war noch in der Hoffnung, dass mein Bruder entkommen war.
Doch während ich im Warteraum stillsitzend da saß und die Situation erstmal realisieren musste, war ich etwas enttäuscht, als ich sah, wie mein Bruder von 2 Streifenpolizisten in einen anderen Raum gebracht wurde.
Gut eine Stunde musste ich im Warteraum tausend Gedanken kämpfen, als dann schlussendlich weitere Beamten kamen und mich in Richtung Arrestzelle brachten.
Meine Fingerabdrücke waren bereits bei der Polizei registriert, weshalb ich wohl nur darauf gewartet hatte, dass die Polizei die Erstaufnahme meines Bruders absolviert.
Ich sah, wie mein Bruder ein paar Meter vor mir in eine Arrestzelle gesteckt wurde.
Mich steckten sie in eine Arrestzelle neben seiner.
Der Polizist blickte wütend auf mich und sagte mit langsamer Aussprache, sodass er sicher gehen konnte, dass ich es 100 prozentig verstehe:
"Sie kommen in den Knast! Das wissen Sie ?"
Ich reagierte nicht darauf, da ich noch in einer Art Schockzustand war.
An der Tür befahl mir der Polizist, dass ich mich ausziehen soll, die Unterwäsche darf ich anbehalten sagte er.
Ich fragte noch, ob ich mein Unterhemd auch anbehalten darf, er bejahte dies.
Er gab mir 2 Decken, in der Arrestzelle war lediglich eine harte Matratze, ohne Bezug und ohne Kissen.
Ich fragte den Polizisten, ob ich denn keinen Kissen bekomme?
Er grinste nur und meinte "Wir sind hier nicht in einem Hotel. Ihnen ist schon klar, dass das eine Arrestzelle ist?".
Er schloss die Tür zu, das erste Mal, dass ich eingesperrt war.
Die Matratze war ziemlich kalt, die Zelle an sich war kalt, das Licht lies sich nicht ausschalten.
Die 2. Decke hatte ich zusammengefaltet und nutzte sie als Kissen.
Nun war ich ganz alleine mit meinen Gedanken, noch nie zuvor hatte ich soviel nachgedacht. Hätte ich meinen inneren Monolog in diesem Moment aufnehmen können, wäre dies sicherlich sehr interessant gewesen, doch heute kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Es müssten wohl ein oder zwei weitere Stunden vergangen sein, als plötzlich die Tür aufging, der LKA-Leiter mit zwei Wattestäbchen kam und meinte:
"Wir nehmen jetzt deine DNA, das hier musst Du unterschreiben!"
Glücklicherweise hatte ich erst vor einigen Wochen im Internet gelesen, dass die Polizei zwar Fingerabdrücke nehmen darf, doch die Abnahme einer DNA-Probe eine richterliche Genehmigung benötigt.
"Ähm, müssen Sie nicht einen richterlichen Beschluss deswegen haben?"
Er war sauer: "Wir können das auch auf die Tour machen, aber glaub mir, wir bekommen den Beschluss sowieso. Es bringt dir mehr Nachteile als Vorteile, wenn Du uns deine DNA jetzt nicht gibst. Also unterschreib hier einfach."
Ich überlegte kurz: "Bitte, ich würde erst einen richterlichen Beschluss sehen wollen."
Daraufhin kam ein Polizist und forderte mich auf, mein Unterhemd auszuziehen, da dies nicht erlaubt war. Dies tat ich auch.
Der LKA-Leiter war sauer, haute die Arrestzellentür laut zu.
Wie ich später erfuhr, hatten sie die DNA von meinem Bruder genommen.
Solangsam wurde mich sehr unwohl, da ich Angst von den Beamten bekam.
Doch mit dem Unwissen, was nun als nächstes geschieht und mit der Hoffnung, dass ich doch irgendwie entlassen werde und nur eine Art Geldstrafe oder Sozialstunden bekomme, schlief ich ein.
Es war 12:00 Uhr als ich geweckt wurde, mir wurden Kleider in die Hände gedrückt.
Ich war verwundert, das waren meine eigenen Klamotten.
"Die hat deine Mutter uns gegeben" sagte der Beamte, als er meine fragenden Blicke sah.
In einem kleinen Raum wartete bereits ein BKA Beamter, ich sollte zu ihm.
Er wollte, dass ich eine Aussage mache, ich verweigerte.
Daraufhin meinte er, dass ich einen Anwalt anrufen darf.
Doch ich hatte keinen Anwalt, er wollte wohl nur schauen, wie ich reagiere.
Den Telefonhörer abgenommen, wählte er eine Nummer und gab mir den Hörer.
Ein Anwalt war dran, ich kam mit ihm ins Gespräch.
Die Wohnung meiner Eltern wurde mitten in der Nacht ebenfalls von Beamten durchsucht.
Mein Vater hatte sofort ihn als Anwalt eingeschaltet, er wäre rechtzeitig zum Haftrichter da und riet mir, nichts auszusagen.
Der Beamte wollte wissen, was mein Anwalt gesagt hatte.
"Ich soll noch nichts aussagen."
Weitere Beamte kamen in den Raum, wieder wurden mir Handschellen dran gemacht.
Sie brachten mich in ein Zivilwagen, setzten mich auf den Rücksitz.
"Sind die Handschellen zu fest?" fragte der Beamte, der mir den Gurt dran machte.
"Ja, ein bisschen schon, meine Handgelenke tun weh."
"Ach was, das passt"
Eine Sekunde hatte ich echt gedacht: "Warum fragst Du dann nach Du A...loch"
Als ich aus dem Autofenster blickte, sah ich meinen Bruder in der Rückbank eines anderen Autos. Er blickte zu mir und grinste. Das war jedoch eher ein "Wtf machen wir jetzt"-Grinsen.
Beim Amtsgericht angekommen war bereits mein Anwalt und der meines Bruders vor Ort.
Sie wollten kurz, dass wir ihnen schildern was passiert war.
Mein Anwalt riet mir, vorläufig nichts auszusagen und dass ich höchstwahrscheinlich jetzt erst in Haft muss.
Die Haftrichterin rief mich rein, meine Handschellen wurden mir abgenommen.
Sie stellte mir einige Fragen wegen meinem Einkommen, meinem Beruf und weitere persönliche Sachen.
Die Frage, ob ich aussagen wolle, verneinte ich erneut.
Es war wie ein kurzer Prozess, keine 5 Minuten hatte es gedauert als sie die Worte verkündete, dass ich nun in die Haftanstalt in XYZ gebracht werde und in U-Haft sitzen muss. Ein paar Rechte wurden mir noch kurz erläutert.
Ich war allerdings ziemlich baff, dass ich tatsächlich nun in den Knast musste.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch große Hoffnungen entlassen zu werden.
Schnell dachte ich an meinen Bruder, ich betete innerlich, dass er wenigstens nicht rein musste. Doch ihm eilte das gleiche Schicksal.
Mein Anwalt sagte mir, dass er mich besucht, sobald er Akteneinsicht habe.
Wieder Handschellen an den Händen wurde ich das Auto mit dem ich hergefahren wurde, gepackt und in Richtung Haftanstalt gefahren.
Während der Fahrt redete der BKA-Leiter, der neben mir saß, immer wieder auf mich ein, dass ich lieber aussagen soll.
Als ich dann die Haftanstalt vor mir sah, bedrückte mich der Anblick, ich hatte noch nie zuvor so große Angst.
"Ich werde aussagen, aber ich muss erst mit meinem Anwalt sprechen" sagte ich dem BKA-Leiter. Die Freude konnte man seinem Gesicht entnehmen.
Wir waren im Innehof der Haftanstalt, mein Bruder war schon da und bereits im Gebäude.
Als ich meinen ersten Schritt Richtung Eingangstür machte, hörte ich Schreie, Gelächter und lautes Knallen/Klopfen.
"Ihr sch**ß Bullen!"
"Du Bastard Bulle, ich f*ck deine Mutter!"
"Frischfleisch!" schrie einer. Mein Herz fing an zu rasen, Schweiß lief mir den Rücken runter.
Kapitel 3 - Mittätertrennung
"Viel Glück" wünschte mir der BKA-Beamte, als er mir die Handschellen abnahm und mich dem Vollzugsbeamten der am Eingang wartete übergab.
Mein Körper fühlte sich schwach an, ich wusste nicht was auf mich zukommt.
Ohne zu begreifen wo ich genau war oder wie ich dahin gekommen war, stand ich plötzlich in einer Art Vorraum mit zwei Vollzugsbeamten.
"Zieh Dich aus" befahl mir einer von ihnen.
Das erste Mal musste ich mich im Polizei-Revier ausziehen, also war das nichts Neues. Nachdem ich mich entblößt hatte, aber keines Blickes der Vollzugsbeamten würdig war, sprach einer aus seinem Mundwinkel: "Deine Unterhose auch".
Ich weiss noch wie ich diesen einen Film von Adam Sandler angeschaut hatte, das war eine Kömdie und es war lustig anzusehen, wie die Arschlöcher der Häftlinge kontrolliert wurden. Doch der Gedanke, dass dies gleich bei mir geschieht war alles andere als komisch. Zu meinem Glück war dies nur ein Irrglaube, mir wurden direkt Häftlingsklamotten überreicht mit der Empfehlung, dass ich mich schleunigst anziehen soll. Da ich glücklich war, nicht von Vollzugsbeamten gefingert zu werden, ignorierte ich wohl die "Bremsspuren" an den 3 Unterhosen die mir zum Tragen gegeben wurden. Auch die Größen passten nicht genau, die Jogginghose zu Groß und das Oberteil zu klein.
Kaum angezogen, wurde ich von einem anderen Vollzugsbeamten abgeholt und in ein Warteraum geführt.
Es befand sich ein Tisch und eine Sitzbank, sowie eine Toilette in dem Raum. Entschuldigung, ich meinte Zelle, meine erste Zelle die ich zu Gesicht bekam. Das Fenster war klein und mit Gittern versehen. Die Wände waren beschmiert und mit verschiedenen Worten, Texten, Namen und Daten versehen. Dem Tisch und der Sitzbank erging es nicht anders als der Wand. Die Toilette war unangenehm anzusehen, weder war es separat in einer "Kabine", noch war irgendein Sichtschutz für Privatsphäre-Zwecke angebracht.
Als die Tür sich schloss hörte ich zum ersten Mal das Geräusch, dass mir täglich den Schlaf rauben sollte, das Geräusch das aber auch Hoffnung machte: Das Klappern der Schlüssel am Schlüsselbund. Sie machten die Zellentüren zu, und sie machten sie wieder auf. Wenn ich eingesperrt wurde, war das das letzte Geräusch dass ich zu hören bekam. Aber auch das erste Geräusch das ich hörte, wenn meine Zellentür aufging.
Nun war ich da in einem Warteraum, ausnahmsweise war hier die Zellentür durchsichtig, mit Glas/Plastik versehen. Ich schaute aus der Tür um zu sehen, was im Flur los war, tote Hose.
Plötzlich sah ich, wie mein Bruder vorbei lief, ich klopfte gegen die Tür und schrie seinen Namen, er sah mich: "Halt durch! Du kommst in 2-3 Wochen raus! Ich werd dafür sorgen, ich nehme alles auf mich!"
Er grinste nur, doch das war ein verzweifeltes Grinsen.
Der Vollzugsbeamte hinter ihm gab ihm einen Ruck, so dass er kein Wort von sich bringen konnte.
Ich weiss nicht wie viel Zeit vergangen war, es fühlte sich an wie eine ganze Ewigkeit, doch da war das Schlüsselgeräusch erneut zu hören, eine Beamtin brachte einen alten Mann rein, er sah aus wie ein Penner, hatte sogar eine Aldi-Tüte, gelbe Finger, lange Fingernägel, einen ungepflegten weissen Bart und private Klamotten die schlimmer waren als die der Anstalt. Er setzte sich hin und zündete eine Zigarette an die extrem nach verbrannter Zeitung stank.
Die Beamtin wollte gerade die Tür schließen, da fragte ich sofort:
"Wo ist mein Bruder? Darf ich zusammen mit ihm in eine Zelle?"
Sie rollte ihre Augen, am liebsten hätte sie wohl die Tür sofort geschlossen, bevor ich mit der Frage ankam.
"Ihr dürft nicht in eine gemeinsame Zelle. Ich denke nicht, dass ihr euch ne Zeit lang wieder sehen werdet."
Ich war schockiert, "Aber er ist doch mein Bruder?"
Sie grinste nur "Na und? Mittätertrennung!"
Sie knallte die Tür zu und ich war einfach nur traurig.
Mein Körper fühlte sich schwach an, ich wusste nicht was auf mich zukommt.
Ohne zu begreifen wo ich genau war oder wie ich dahin gekommen war, stand ich plötzlich in einer Art Vorraum mit zwei Vollzugsbeamten.
"Zieh Dich aus" befahl mir einer von ihnen.
Das erste Mal musste ich mich im Polizei-Revier ausziehen, also war das nichts Neues. Nachdem ich mich entblößt hatte, aber keines Blickes der Vollzugsbeamten würdig war, sprach einer aus seinem Mundwinkel: "Deine Unterhose auch".
Ich weiss noch wie ich diesen einen Film von Adam Sandler angeschaut hatte, das war eine Kömdie und es war lustig anzusehen, wie die Arschlöcher der Häftlinge kontrolliert wurden. Doch der Gedanke, dass dies gleich bei mir geschieht war alles andere als komisch. Zu meinem Glück war dies nur ein Irrglaube, mir wurden direkt Häftlingsklamotten überreicht mit der Empfehlung, dass ich mich schleunigst anziehen soll. Da ich glücklich war, nicht von Vollzugsbeamten gefingert zu werden, ignorierte ich wohl die "Bremsspuren" an den 3 Unterhosen die mir zum Tragen gegeben wurden. Auch die Größen passten nicht genau, die Jogginghose zu Groß und das Oberteil zu klein.
Kaum angezogen, wurde ich von einem anderen Vollzugsbeamten abgeholt und in ein Warteraum geführt.
Es befand sich ein Tisch und eine Sitzbank, sowie eine Toilette in dem Raum. Entschuldigung, ich meinte Zelle, meine erste Zelle die ich zu Gesicht bekam. Das Fenster war klein und mit Gittern versehen. Die Wände waren beschmiert und mit verschiedenen Worten, Texten, Namen und Daten versehen. Dem Tisch und der Sitzbank erging es nicht anders als der Wand. Die Toilette war unangenehm anzusehen, weder war es separat in einer "Kabine", noch war irgendein Sichtschutz für Privatsphäre-Zwecke angebracht.
Als die Tür sich schloss hörte ich zum ersten Mal das Geräusch, dass mir täglich den Schlaf rauben sollte, das Geräusch das aber auch Hoffnung machte: Das Klappern der Schlüssel am Schlüsselbund. Sie machten die Zellentüren zu, und sie machten sie wieder auf. Wenn ich eingesperrt wurde, war das das letzte Geräusch dass ich zu hören bekam. Aber auch das erste Geräusch das ich hörte, wenn meine Zellentür aufging.
Nun war ich da in einem Warteraum, ausnahmsweise war hier die Zellentür durchsichtig, mit Glas/Plastik versehen. Ich schaute aus der Tür um zu sehen, was im Flur los war, tote Hose.
Plötzlich sah ich, wie mein Bruder vorbei lief, ich klopfte gegen die Tür und schrie seinen Namen, er sah mich: "Halt durch! Du kommst in 2-3 Wochen raus! Ich werd dafür sorgen, ich nehme alles auf mich!"
Er grinste nur, doch das war ein verzweifeltes Grinsen.
Der Vollzugsbeamte hinter ihm gab ihm einen Ruck, so dass er kein Wort von sich bringen konnte.
Ich weiss nicht wie viel Zeit vergangen war, es fühlte sich an wie eine ganze Ewigkeit, doch da war das Schlüsselgeräusch erneut zu hören, eine Beamtin brachte einen alten Mann rein, er sah aus wie ein Penner, hatte sogar eine Aldi-Tüte, gelbe Finger, lange Fingernägel, einen ungepflegten weissen Bart und private Klamotten die schlimmer waren als die der Anstalt. Er setzte sich hin und zündete eine Zigarette an die extrem nach verbrannter Zeitung stank.
Die Beamtin wollte gerade die Tür schließen, da fragte ich sofort:
"Wo ist mein Bruder? Darf ich zusammen mit ihm in eine Zelle?"
Sie rollte ihre Augen, am liebsten hätte sie wohl die Tür sofort geschlossen, bevor ich mit der Frage ankam.
"Ihr dürft nicht in eine gemeinsame Zelle. Ich denke nicht, dass ihr euch ne Zeit lang wieder sehen werdet."
Ich war schockiert, "Aber er ist doch mein Bruder?"
Sie grinste nur "Na und? Mittätertrennung!"
Sie knallte die Tür zu und ich war einfach nur traurig.
Kapitel 4 - Erster Hofgang
"Bist neu hier wa?" kam es langsam aus dem Mund des alten Mannes, gleichzeitig zog er noch ein letztes Mal an seiner Kippe.
"Ja, grad erst angekommen, Du?" ich wusste nicht, wie ich mit einem Häftling sprechen sollte, ich hatte noch nie zuvor einen gesehen und jetzt war ich selber einer. Alleine mit einem unberrechenbaren Kerl in einem kleinen Warteraum, einer Zelle, wenn ich etwas falsches sagen würde, wäre das mein Ende?
"Paah, Entlassung! Ich geh heute!" lachte er, sabber lief ihm aus dem Mund und hing an seinem Bart hängen.
"Echt? Wie lang musstest Du sitzen?" so sah also einer aus, der vor der Entlassung stand, ob er wohl überhaupt ein Zuhause hatte fragte ich mich, als die schockierende Antwort kam: "3 Wochen".
Ich war perplex, 3 Wochen in dieser Anstalt? 3 Wochen ohne Fernseher (dachte ich zumindest), ohne Kontakt, nur mit Häftlingen, Vergewaltigern, Mördern, Drogendealern und wie war das überhaupt mit den Duschen? Seife?
"Krass, wie war das mit den 3 Wochen? Ist doch bestimmt sehr schwer umgegangen?"
Er schaute mich verdutzt an: "Haha, du bist echt ein Frischling. 3 Wochen ist nichts, war wie im Nu vorbei".
Ich saß nur noch und wünschte so sehr, dass jetzt endlich was passierte, ich fühlte mich, als würde ich gleich verrückt werden.
Die Zellentür ging auf, eine kleine, aber ältere Beamtin stand da, sie schien sehr nett, das war sie auch, wie sich später herausstellte.
"Herr Ates?"
Ich stand auf. "Kommen Sie mit."
Ich folgte ihr, jetzt erst bemerkte ich, wie schäusslich die Anstalt aussah, die Wände waren grau, der Boden braun, alles war heruntergekommen, keiner hatte sich die Mühe gemacht irgendetwas sauber zu machen, Geschweige denn zu renovieren.
Beamten saßen im Büro und erzählten sich wohl Witze, dann alle schienen fröhlich zu sein, sie lachten alle.
Dieser Anblick sollte mich die kommenden Jahre immer wieder anwidern.
Der Moment, wenn der Beamte deine Zellentür schliesst und dich dabei anlächelt, vielleicht meint er es nur gut mit einem, vielleicht ist es besser als ein böser Anblick. "Frohe Weihnachten" wünschte mir tatsächlich ein Beamter, als er mir die Zellentür abschloss. "Frohes Neues Jahr" kam von einem anderen Beamten, der mir die Tür aufschloss. "Pah, schon 23? Na dann mal alles Gute" wünschte mir einer von den Schlüsselträgern, als er mich von meinem Besuch entfernte und in meine Zelle brachte.
Doch das wusste ich alles noch nicht, noch war ich in der Hoffnung in den nächsten Tagen, nein, in den nächsten Stunden, entlassen zu werden.
Stattdessen saß ich nun vor einer Fotokamera und ging die Erstaufnahmeprozedur durch.
"Raucher?"
"Nein, ich rauche nicht"
"Das sieht man hier auch immer seltener" grinste die nette Beamtin, als sie irgendwelche Kreuze auf einem Formular tätigte.
"Wollen Sie eine Einzelzelle oder Gemeinschaftszelle?"
Ich wusste nicht was besser war, in eine Einzelzelle, in der mich keiner stört, in der ich keine Angst vor anderen Häftlingen haben muss, in der ich weinen kann, wenn mir danach ist? Denn mir war danach.
Oder eine Gemeinschaftszelle, mit verrückten Leuten, mit verrückten Geschichten, in der es evtl. nie langweilig werden würde?
"Ich weiss nicht, was würden Sie für mich empfehlen?"
"Einzelzellen sind begrenzt und beliebt, nicht zu unrecht. Da Sie Nichtraucher sind, würde ich Ihnen ohnehin zur Einzelzelle raten, der Rauch würde Sie ungemein stören, denn alle rauchen hier."
"Gut, dann die Einzelzelle" ich wusste nicht, ob diese Entscheidung richtig war, doch ich bemerkte früh genug, dass Einzelzellen sehr gefragt waren, das Angebot allerdings begrentzt war.
"Lächeln Sie lieber nicht" empfahl mir die Beamten, als Sie grad mit der Kamera ein Foto knipsen wollte. Ich verzog wieder mein Grinsen, lief leicht rot an, sie hatte recht.
"Reiniger bring dem hier das Zugangspaket" rief die Beamtin, als sie mich in eine Zelle bringen wollte. Reiniger? Was ist das? Der läuft ja hier im Flur rum? Fragen über Fragen, noch wusste ich nicht, dass dies meine Beschäftigung für die nächsten Jahre werden würde.
Er brachte mir ein Bettlaken, das zusammengebunden war, in ihr befand sich Teller, Besteck, Becher, Kopfkissen, Bettdecke und so weiter.
Zelle 39, das war also meine Zelle.
Die Beamtin öffnete die Tür: "stell deine Sache auf das Bett, dann kannst zum Hofgang, die sind grad alle draußen". Ich würdigte der Zelle keinen Blick, sah nur, dass zwei Betten bereits bezogen waren.
Die Beamtin führte mich durch irgendwelchen Gänge, es kam mir vor wie ein Labyrinth, und andauernd musste sie Türen auf- und zuschließen.
Als ich die frische Luft atmete, fühlte ich mich, als wäre ich ein halbes Jahrzehnt gefangen gewesen.
Der Hof war klein, sehr klein. Und tatsächlich war er geformt wie eine 8, die Häftlinge hielten sich an die "Markierungen" und liefen immer wieder diese 8 durch.
Ich tastete mich langsam an den Hof, als ich merkte, dass mich die Häftlinge komisch ansahen, lief ich im Schrittempo den anderen hinterher. Ich blickte keinem in die Augen, ich sah nur auf den Boden.
Dennoch war mir sofort aufgefallen, dass hier allerlei Arten von Menschen gab, von jung bis alt, von deutschen (minderzahl) bis hin zu Albanern, Türken. Auch waren Gruppierungen aufzufinden, es gab 5er Gruppen, 10er Gruppen, dann gab es noch welche, die mit allen Gruppen kommunzierten, sie sprangen von einer Gruppe zur anderen Gruppe und beteiligten sich an den Themen.
Die Unwissenheit, was die Häftlinge mit mir machen könnten und Szenen aus irgendwelchen Gefängnis-Filmen verleihten mir das Bedürfnis in meine "sichere" Zelle zu gehen.
Mein erster Hofgang war wohl der gefühlt längste Hofgang, mit der Zeit kamen mir die Hofgänge auch immer kürzer vor.
"Hofgang Ende" schrie ein Beamter.
Zwei Beamte liefen den Hofgang entlang, als wären sie Hirten und würden eine Horde Schafe führen.
Ich stand vor meiner Zelle, die 39, die Zahl merkte ich mir gut, evtl. würde ich sie für einen Tippschein beim Lotto verwenden.
Ein Albaner, ziemlich breit, glattrasierter Kopf und mit Halskette kam auf mich zu:
"Bist Du in dieser Zelle?" fragte er mich.
"Ja" sagte ich.
Er ging zurück zu seinen Albanern, schien zu fluchen.
Der Beamte öffnete die Zellentür, "los rein".
Die Zelle sah ziemlich dunkel aus, ich wagte meinen ersten Schritt und befolgte die Anweisung des Beamten. Zu meinem Verwundern lag bereits einer im Bett, ich hatte ihn vorhin wohl nicht bemerkt.
Die Zellentür knallte hinter mir zu, Schlüsselgeräusch schon wieder.
Der Typ im Bett drehte sich um, sah mich an, drehte sich wieder um und schlief wohl weiter.
Ich stand nur da, wusste nicht was ich tun soll, ich war überfordert.
Plötzlich erneut ein Schlüsselgeräusch, die Tür öffnete sich:
"Das nächste Mal gibt es Disziplinarmaßnahmen! Wenn ich sage, dass Sie nachdem Hofgang vor Ihrer Zellentür zu stehen haben, dann tun Sie das gefälligst auch!"
Der Albaner kam grinsend rein, die Tür knallte zu.
"Tschifcha None" flüsterte er dem Beamten hinterher, legte seine Jacke auf den Stuhl, legte sich auf sein Bett.
Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl, das war dann wohl Angst.
"Ja, grad erst angekommen, Du?" ich wusste nicht, wie ich mit einem Häftling sprechen sollte, ich hatte noch nie zuvor einen gesehen und jetzt war ich selber einer. Alleine mit einem unberrechenbaren Kerl in einem kleinen Warteraum, einer Zelle, wenn ich etwas falsches sagen würde, wäre das mein Ende?
"Paah, Entlassung! Ich geh heute!" lachte er, sabber lief ihm aus dem Mund und hing an seinem Bart hängen.
"Echt? Wie lang musstest Du sitzen?" so sah also einer aus, der vor der Entlassung stand, ob er wohl überhaupt ein Zuhause hatte fragte ich mich, als die schockierende Antwort kam: "3 Wochen".
Ich war perplex, 3 Wochen in dieser Anstalt? 3 Wochen ohne Fernseher (dachte ich zumindest), ohne Kontakt, nur mit Häftlingen, Vergewaltigern, Mördern, Drogendealern und wie war das überhaupt mit den Duschen? Seife?
"Krass, wie war das mit den 3 Wochen? Ist doch bestimmt sehr schwer umgegangen?"
Er schaute mich verdutzt an: "Haha, du bist echt ein Frischling. 3 Wochen ist nichts, war wie im Nu vorbei".
Ich saß nur noch und wünschte so sehr, dass jetzt endlich was passierte, ich fühlte mich, als würde ich gleich verrückt werden.
Die Zellentür ging auf, eine kleine, aber ältere Beamtin stand da, sie schien sehr nett, das war sie auch, wie sich später herausstellte.
"Herr Ates?"
Ich stand auf. "Kommen Sie mit."
Ich folgte ihr, jetzt erst bemerkte ich, wie schäusslich die Anstalt aussah, die Wände waren grau, der Boden braun, alles war heruntergekommen, keiner hatte sich die Mühe gemacht irgendetwas sauber zu machen, Geschweige denn zu renovieren.
Beamten saßen im Büro und erzählten sich wohl Witze, dann alle schienen fröhlich zu sein, sie lachten alle.
Dieser Anblick sollte mich die kommenden Jahre immer wieder anwidern.
Der Moment, wenn der Beamte deine Zellentür schliesst und dich dabei anlächelt, vielleicht meint er es nur gut mit einem, vielleicht ist es besser als ein böser Anblick. "Frohe Weihnachten" wünschte mir tatsächlich ein Beamter, als er mir die Zellentür abschloss. "Frohes Neues Jahr" kam von einem anderen Beamten, der mir die Tür aufschloss. "Pah, schon 23? Na dann mal alles Gute" wünschte mir einer von den Schlüsselträgern, als er mich von meinem Besuch entfernte und in meine Zelle brachte.
Doch das wusste ich alles noch nicht, noch war ich in der Hoffnung in den nächsten Tagen, nein, in den nächsten Stunden, entlassen zu werden.
Stattdessen saß ich nun vor einer Fotokamera und ging die Erstaufnahmeprozedur durch.
"Raucher?"
"Nein, ich rauche nicht"
"Das sieht man hier auch immer seltener" grinste die nette Beamtin, als sie irgendwelche Kreuze auf einem Formular tätigte.
"Wollen Sie eine Einzelzelle oder Gemeinschaftszelle?"
Ich wusste nicht was besser war, in eine Einzelzelle, in der mich keiner stört, in der ich keine Angst vor anderen Häftlingen haben muss, in der ich weinen kann, wenn mir danach ist? Denn mir war danach.
Oder eine Gemeinschaftszelle, mit verrückten Leuten, mit verrückten Geschichten, in der es evtl. nie langweilig werden würde?
"Ich weiss nicht, was würden Sie für mich empfehlen?"
"Einzelzellen sind begrenzt und beliebt, nicht zu unrecht. Da Sie Nichtraucher sind, würde ich Ihnen ohnehin zur Einzelzelle raten, der Rauch würde Sie ungemein stören, denn alle rauchen hier."
"Gut, dann die Einzelzelle" ich wusste nicht, ob diese Entscheidung richtig war, doch ich bemerkte früh genug, dass Einzelzellen sehr gefragt waren, das Angebot allerdings begrentzt war.
"Lächeln Sie lieber nicht" empfahl mir die Beamten, als Sie grad mit der Kamera ein Foto knipsen wollte. Ich verzog wieder mein Grinsen, lief leicht rot an, sie hatte recht.
"Reiniger bring dem hier das Zugangspaket" rief die Beamtin, als sie mich in eine Zelle bringen wollte. Reiniger? Was ist das? Der läuft ja hier im Flur rum? Fragen über Fragen, noch wusste ich nicht, dass dies meine Beschäftigung für die nächsten Jahre werden würde.
Er brachte mir ein Bettlaken, das zusammengebunden war, in ihr befand sich Teller, Besteck, Becher, Kopfkissen, Bettdecke und so weiter.
Zelle 39, das war also meine Zelle.
Die Beamtin öffnete die Tür: "stell deine Sache auf das Bett, dann kannst zum Hofgang, die sind grad alle draußen". Ich würdigte der Zelle keinen Blick, sah nur, dass zwei Betten bereits bezogen waren.
Die Beamtin führte mich durch irgendwelchen Gänge, es kam mir vor wie ein Labyrinth, und andauernd musste sie Türen auf- und zuschließen.
Als ich die frische Luft atmete, fühlte ich mich, als wäre ich ein halbes Jahrzehnt gefangen gewesen.
Der Hof war klein, sehr klein. Und tatsächlich war er geformt wie eine 8, die Häftlinge hielten sich an die "Markierungen" und liefen immer wieder diese 8 durch.
Ich tastete mich langsam an den Hof, als ich merkte, dass mich die Häftlinge komisch ansahen, lief ich im Schrittempo den anderen hinterher. Ich blickte keinem in die Augen, ich sah nur auf den Boden.
Dennoch war mir sofort aufgefallen, dass hier allerlei Arten von Menschen gab, von jung bis alt, von deutschen (minderzahl) bis hin zu Albanern, Türken. Auch waren Gruppierungen aufzufinden, es gab 5er Gruppen, 10er Gruppen, dann gab es noch welche, die mit allen Gruppen kommunzierten, sie sprangen von einer Gruppe zur anderen Gruppe und beteiligten sich an den Themen.
Die Unwissenheit, was die Häftlinge mit mir machen könnten und Szenen aus irgendwelchen Gefängnis-Filmen verleihten mir das Bedürfnis in meine "sichere" Zelle zu gehen.
Mein erster Hofgang war wohl der gefühlt längste Hofgang, mit der Zeit kamen mir die Hofgänge auch immer kürzer vor.
"Hofgang Ende" schrie ein Beamter.
Zwei Beamte liefen den Hofgang entlang, als wären sie Hirten und würden eine Horde Schafe führen.
Ich stand vor meiner Zelle, die 39, die Zahl merkte ich mir gut, evtl. würde ich sie für einen Tippschein beim Lotto verwenden.
Ein Albaner, ziemlich breit, glattrasierter Kopf und mit Halskette kam auf mich zu:
"Bist Du in dieser Zelle?" fragte er mich.
"Ja" sagte ich.
Er ging zurück zu seinen Albanern, schien zu fluchen.
Der Beamte öffnete die Zellentür, "los rein".
Die Zelle sah ziemlich dunkel aus, ich wagte meinen ersten Schritt und befolgte die Anweisung des Beamten. Zu meinem Verwundern lag bereits einer im Bett, ich hatte ihn vorhin wohl nicht bemerkt.
Die Zellentür knallte hinter mir zu, Schlüsselgeräusch schon wieder.
Der Typ im Bett drehte sich um, sah mich an, drehte sich wieder um und schlief wohl weiter.
Ich stand nur da, wusste nicht was ich tun soll, ich war überfordert.
Plötzlich erneut ein Schlüsselgeräusch, die Tür öffnete sich:
"Das nächste Mal gibt es Disziplinarmaßnahmen! Wenn ich sage, dass Sie nachdem Hofgang vor Ihrer Zellentür zu stehen haben, dann tun Sie das gefälligst auch!"
Der Albaner kam grinsend rein, die Tür knallte zu.
"Tschifcha None" flüsterte er dem Beamten hinterher, legte seine Jacke auf den Stuhl, legte sich auf sein Bett.
Irgendwie hatte ich ein schlechtes Gefühl, das war dann wohl Angst.
Kapitel 5 - Du bekommst Bewährung
Es war so still in der Zelle, dass ich erst jetzt bemerkte, dass aus einem an der Wand befestigten Anlage
Musik zu hören war. Ich betrachtete die Anlage an der Wand etwas genauer, in ihr waren einige Knöpfe angebracht,
ein Lautstärkeregler, ein Licht Ein- und Ausknopf, sowie einen für den "Notruf".
Ich fragte mich, was alles in einer Zelle passieren konnte, sodass jemand den Notruf-Knopf betätigen müsste.
Im Laufe der Zeit fand ich es vernünftigter die Bezeichnung in "Hotline/Service/Information" umzuändern, denn für einen Notruf
war die Reaktion von Beamten, vom Abnehmen des Hörers bis hin zur Öffnung der Zellentür, viel zu langsam.
Die Toilette in der Zelle hatte keinen Deckel und auch keinen "WC-Sitz", zudem war dieser nicht seperat in einer Art Kabine
sondern direkt neben der Tür, lediglich eine Art "Tür" diente als Sichtschutz.
Wenn einer auf das Klo musste, konnten ihn die anderen dabei beobachten, und dementsprechend auch den Gestank riechen.
Alleine diese Tatsache machte eine Einzelzelle sehr begeehrt.
In der Mitte stand ein Tisch, ich war verwundert, dass dieser überhaupt noch stand, so abgekommen wie dieser aussah.
Zwei kleine Fenster, mit Gittern versteht sich, brachten Licht in den Raum rein. Sie waren allerdings etwas hoch angebracht, so dass man
auf einen Stuhl steigen musste um nach draussen zu sehen.
Dies tat ich auch. Ein Hof war zu sehen, nicht derselbe in der ich vorhin war, sondern ein viel Größerer, auch die Mauer war zu sehen, sie war riessig.
Die Zelle war mit zwei Stockbetten versehen, die beiden Unteren waren schon besetzt.
Also nahm ich mir das obere Bett und bezog diesen.
Danach packte ich alles aus, was ich von den Beamten bzw. dem Reiniger bekam.
Darunter waren Hygieneartikel wie Zahnbürste, Zahncreme, Seife (tatsächlich), Rasierschaum und Rasierklingen.
Ich legte mich auf mein Bett, die beiden Anderen schienen in einen Winterschlaf gefallen zu sein.
Schnell bemerkte ich, dass diejenigen die viel Schlafen konnten auch am wenigsten Probleme hatten, da sie weniger Zeit damit
verbracht zu denken. Und wenn man in einer Zelle anfängt zu denken, kommen einem die schlimmsten Vorstellungen in den Sinn.
Es müssten Stunden vergangen sein, ich war nochmal eingeschlafen.
Geweckt wurde ich vom Albaner, der sich Tee gekocht hatte und auf irgendetwas zu warten schien.
Das Allererste was man einen Neuankömmling fragt: "Weswegen sitzt Du?"
Genau das waren seine ersten Worte an mich.
"Computerbetrug. Hab' die deutsche Bahn betrogen."
Er lachte, "wie zur Hölle hast Du das gemacht?"
"Hab' eigentlich nur Bahntickets gekauft und günstiger weiterverkauft. Nur halt mit Kreditkartendaten anderer Leute, die haben aber die Buchungen von ihrer
Kreditkarte zurück bekommen von der Bank glaub ich. Und die Leute die die Tickets von mir gekauft haben sind wirklich damit gefahren, ohne Probleme.
Letztendlich hatte die Bahn das Ticket ausgestellt und kein Geld gesehen bzw. das Geld an die Kreditkarteninhaber zurück geben müssen."
Er sah mich an: "Bist Du ein Hacker oder was?"
"Nein nein, ich kann nicht hacken. Ich hab' die Kreditkarten nicht mal selber irgendwie gehackt oder so, sondern einfach nur in so Internetseiten gekauft."
Er verstand das simple Vorgehen wohl nicht, doch ihn interessierte viel mehr etwas anderes: "Wie viel hast Du denn gemacht?"
"Also selber hab' ich so ca. 50.000 EUR bekommen."
Er war überrascht: "Nicht schlecht, wie lang hast gemacht?"
"1 Jahr lang, also eigentlich "nur" ein Akademiker Jahresgehalt"
Ich fragte ihn nicht weshalb er saß, wahrscheinlich interessierte es mich gar nicht, im Nachhinein hätte ich es schon gern gewusst.
Doch höchstwahrscheinlich saß er wegen BtM, bzw. das Dealen mit Drogen, das war bei fast allen Albanern und den restlichen Häftlingen der Fall.
Wir wurden unterbrochen. Die Zellentür ging auf: "Abendessen".
Ich stand auf, und machte dem Albaner nach.
Mit meinem Alu-Teller ging ich vor die Tür, zwei Häftlinge (Reiniger) standen bereit und taten mir Brot und etwas Butter, sowie Marmalade auf den Teller.
Zudem gab es noch 2 gekochte Eier. Auch heissen Tee durfte ich mir einschenken.
Der Andere lag immer noch im Bett, der Albaner nahm allerdings auch seine Portion mit in die Zelle rein.
Die Tür ging zu, es war ca. 17.00 Uhr, bis morgen 6:00 Uhr sollte sie auch geschlossen bleiben.
Der Abend verging langwierig. Erst aßen wir, dann redeten wir, ich fragte gut ein dutzend Mal die frage, was er denke,
wie viel Jahre ich bekommen würde.
Er meinte, dass ein Junge wie ich niemals ne hohe Strafe erhalten würde.
"Höchstens 2 Jahre Bewährung" sagte er.
Viele andere Häftlinge die ich im Laufe der Zeit gefragt hatte waren derselben Meinung.
Zudem erzählte er mir, dass die U-Haft maximal 6 Monate geht und dass die danach nicht so einfach die U-Haft verlängern können,
ich hätte bestimmt in ca. 3 Monaten mein Urteil.
Ich legte mich nach ein paar Kartenspielen die wir gespielt hatten (mittlerweile war auch der Andere, ein Italiener, aufgewacht), in mein
Bett. Ich hoffte, dass ich das Wochenende gut überstehen und am Montag entlassen werden würde, denn ich wollte keine 6 Monate auf
mein Urteil warten.
Schlussendlich lag keiner richtig, nicht einmal die Beamten denen ich mein Geständnis ablag.
1 Jahr 3 Tage nach meiner Verhaftung, ich war immer noch in U-Haft, wurde mein Urteil gefällt:
"Herr Ates wird zu einer Freiheisstrafe von 4 Jahren verurteilt!", so die Richterin.
Musik zu hören war. Ich betrachtete die Anlage an der Wand etwas genauer, in ihr waren einige Knöpfe angebracht,
ein Lautstärkeregler, ein Licht Ein- und Ausknopf, sowie einen für den "Notruf".
Ich fragte mich, was alles in einer Zelle passieren konnte, sodass jemand den Notruf-Knopf betätigen müsste.
Im Laufe der Zeit fand ich es vernünftigter die Bezeichnung in "Hotline/Service/Information" umzuändern, denn für einen Notruf
war die Reaktion von Beamten, vom Abnehmen des Hörers bis hin zur Öffnung der Zellentür, viel zu langsam.
Die Toilette in der Zelle hatte keinen Deckel und auch keinen "WC-Sitz", zudem war dieser nicht seperat in einer Art Kabine
sondern direkt neben der Tür, lediglich eine Art "Tür" diente als Sichtschutz.
Wenn einer auf das Klo musste, konnten ihn die anderen dabei beobachten, und dementsprechend auch den Gestank riechen.
Alleine diese Tatsache machte eine Einzelzelle sehr begeehrt.
In der Mitte stand ein Tisch, ich war verwundert, dass dieser überhaupt noch stand, so abgekommen wie dieser aussah.
Zwei kleine Fenster, mit Gittern versteht sich, brachten Licht in den Raum rein. Sie waren allerdings etwas hoch angebracht, so dass man
auf einen Stuhl steigen musste um nach draussen zu sehen.
Dies tat ich auch. Ein Hof war zu sehen, nicht derselbe in der ich vorhin war, sondern ein viel Größerer, auch die Mauer war zu sehen, sie war riessig.
Die Zelle war mit zwei Stockbetten versehen, die beiden Unteren waren schon besetzt.
Also nahm ich mir das obere Bett und bezog diesen.
Danach packte ich alles aus, was ich von den Beamten bzw. dem Reiniger bekam.
Darunter waren Hygieneartikel wie Zahnbürste, Zahncreme, Seife (tatsächlich), Rasierschaum und Rasierklingen.
Ich legte mich auf mein Bett, die beiden Anderen schienen in einen Winterschlaf gefallen zu sein.
Schnell bemerkte ich, dass diejenigen die viel Schlafen konnten auch am wenigsten Probleme hatten, da sie weniger Zeit damit
verbracht zu denken. Und wenn man in einer Zelle anfängt zu denken, kommen einem die schlimmsten Vorstellungen in den Sinn.
Es müssten Stunden vergangen sein, ich war nochmal eingeschlafen.
Geweckt wurde ich vom Albaner, der sich Tee gekocht hatte und auf irgendetwas zu warten schien.
Das Allererste was man einen Neuankömmling fragt: "Weswegen sitzt Du?"
Genau das waren seine ersten Worte an mich.
"Computerbetrug. Hab' die deutsche Bahn betrogen."
Er lachte, "wie zur Hölle hast Du das gemacht?"
"Hab' eigentlich nur Bahntickets gekauft und günstiger weiterverkauft. Nur halt mit Kreditkartendaten anderer Leute, die haben aber die Buchungen von ihrer
Kreditkarte zurück bekommen von der Bank glaub ich. Und die Leute die die Tickets von mir gekauft haben sind wirklich damit gefahren, ohne Probleme.
Letztendlich hatte die Bahn das Ticket ausgestellt und kein Geld gesehen bzw. das Geld an die Kreditkarteninhaber zurück geben müssen."
Er sah mich an: "Bist Du ein Hacker oder was?"
"Nein nein, ich kann nicht hacken. Ich hab' die Kreditkarten nicht mal selber irgendwie gehackt oder so, sondern einfach nur in so Internetseiten gekauft."
Er verstand das simple Vorgehen wohl nicht, doch ihn interessierte viel mehr etwas anderes: "Wie viel hast Du denn gemacht?"
"Also selber hab' ich so ca. 50.000 EUR bekommen."
Er war überrascht: "Nicht schlecht, wie lang hast gemacht?"
"1 Jahr lang, also eigentlich "nur" ein Akademiker Jahresgehalt"
Ich fragte ihn nicht weshalb er saß, wahrscheinlich interessierte es mich gar nicht, im Nachhinein hätte ich es schon gern gewusst.
Doch höchstwahrscheinlich saß er wegen BtM, bzw. das Dealen mit Drogen, das war bei fast allen Albanern und den restlichen Häftlingen der Fall.
Wir wurden unterbrochen. Die Zellentür ging auf: "Abendessen".
Ich stand auf, und machte dem Albaner nach.
Mit meinem Alu-Teller ging ich vor die Tür, zwei Häftlinge (Reiniger) standen bereit und taten mir Brot und etwas Butter, sowie Marmalade auf den Teller.
Zudem gab es noch 2 gekochte Eier. Auch heissen Tee durfte ich mir einschenken.
Der Andere lag immer noch im Bett, der Albaner nahm allerdings auch seine Portion mit in die Zelle rein.
Die Tür ging zu, es war ca. 17.00 Uhr, bis morgen 6:00 Uhr sollte sie auch geschlossen bleiben.
Der Abend verging langwierig. Erst aßen wir, dann redeten wir, ich fragte gut ein dutzend Mal die frage, was er denke,
wie viel Jahre ich bekommen würde.
Er meinte, dass ein Junge wie ich niemals ne hohe Strafe erhalten würde.
"Höchstens 2 Jahre Bewährung" sagte er.
Viele andere Häftlinge die ich im Laufe der Zeit gefragt hatte waren derselben Meinung.
Zudem erzählte er mir, dass die U-Haft maximal 6 Monate geht und dass die danach nicht so einfach die U-Haft verlängern können,
ich hätte bestimmt in ca. 3 Monaten mein Urteil.
Ich legte mich nach ein paar Kartenspielen die wir gespielt hatten (mittlerweile war auch der Andere, ein Italiener, aufgewacht), in mein
Bett. Ich hoffte, dass ich das Wochenende gut überstehen und am Montag entlassen werden würde, denn ich wollte keine 6 Monate auf
mein Urteil warten.
Schlussendlich lag keiner richtig, nicht einmal die Beamten denen ich mein Geständnis ablag.
1 Jahr 3 Tage nach meiner Verhaftung, ich war immer noch in U-Haft, wurde mein Urteil gefällt:
"Herr Ates wird zu einer Freiheisstrafe von 4 Jahren verurteilt!", so die Richterin.
Kapitel 6 - Ein verwandtes Gesicht
Der Samstag war angebrochen, meine erste Nacht in der Haftanstalt hatte ich mehr oder weniger gut überstanden.
Die Sonne war grad am aufgehen, als Punkt 6.00 Uhr der Beamte in unsere Zelle stand.
Er überprüfte ob wir alle noch lebten, eine Standardprozedur die jeden morgen durchgeführt werden muss.
"Frühstück Männer, aufstehen".
Ich hatte großen Hunger, noch hatte ich keine warme Mahlzeit erhalten und mein Brot mit Butter und Marmalade war schon fertig.
Etwas enttäuscht war ich dann sehr wohl, als ich erneut nur Marmalde und Butter in die Hand gedrückt bekam und ein paar Scheiben Brot.
Doch ich traute mich nicht irgendetwas zu sagen, geschweige denn mich zu beschweren.
Die anderen Beiden machten sich nicht die Mühe aufzustehen, war ja auch klar bei diesem "Frühstück".
Nachdem ich meinen Magen etwas stillen konnte, legte ich mich erneut hin und versank in Gedanken.
Gut 14:00 Uhr war es geworden, als ich meinen zweiten Hofgang hatte, wieder in diesem 8-förmigen kleinen Hof und nicht der Große, den ich von meinem Fenster aus beobachten konnte.
Ich sah jedes Mal neue Gesichter, gut alle zwei Stunden fand in diesem großen Hof ein Hofgang statt.
"Arbeiterstockwerke, Jugendliche, Erwachsene, alle haben getrennt Hofgang, die können nicht 7 Stockwerke auf einmal in den Hof lassen" erklärte mir der Shiptor (Albaner).
Mein Hofgang verging erneut ohne Stress, aber dementsprechend auch ohne jegliche Kontakte, ich fühlte mich sehr verlassen und alleine, nur die Angst vor den Häftlingen, als auch vor der Zukunft waren mein stetigen Begleiter.
Zurück vom Hofgang gab' es dann die erste warme Mahlzeit. Ich weiss nicht mehr was es war, aber das Gerücht, dass das Essen in der Haft eklig sei, war wahr. Noch nie hatte ich soetwas eklig gesehen, gerochen noch geschmeckt. Doch meinem Magen war dies vorerst egal.
Der Samstag verging genauso langweilig der Freitagabend. Ein paar Kartenspiele, ein bisschen Plaudern und dann endlich mal eine gute Nachricht: "Nur noch der Sonntag, dann kann ich endlich in meine Zelle, will wieder Fernsehen" sagte der Italiener.
"Wie, fernsehen? Hast Du einen Fernseher in deiner Zelle?" ich war überrascht, wenn das stimmt, wäre doch schonmal für etwas Unterhaltung gesorgt. Ich muss zugeben, da wusste ich noch nicht, dass man das deutsche Fernsehen in die Tonne werfen konnte. Ich glaube die Häftlingen verblöden nur, weil sie non-stop RTL2 und Co anschauen. Und dann diese Programme wie Richter Alexander Hold, Richterin Barbara Salesch, Polizei auf Streife usw.... Sie erhoffen sich immer, dass ein ähnlicher Tatfall wie der eigene im Fernsehen auftaucht, so dass sie ihr eigenes Strafmaß abschätzen können. Dabei vergessen viele (den Fehler hab ich auch getan), dass die alleinige Straftat noch nicht viel über das Strafmaß aussagt, es zählen viele Gründe, die Persönlichkeit des Täters, das Tatmotiv usw. und sofort, es fließen einfach viel zu viele Faktoren mit ein. Und meiner Meinung nach werden manche unwichtigen Faktoren viel höher gewichtet, als andere wichtigen Faktoren.
Mit der Freude, dass ich auch einen Fernseher in meiner Zelle haben würde, schlief ich diesmal vorerst etwas glücklich ein.
Am nächsten morgen, der Sonntag, dieselbe Prozedur. Frühstück und dann auf Hofgang warten.
Angezogen wartete ich darauf, dass die Tür aufging und ich zum Hof geführt wurde.
Ich lief eine Runde in der 8, als mich dann jemand an meiner Schulter packte. Ich war geschockt, war das der Tag, an dem ich das erste Mal Stress bekommen sollte?
Ich drehte mich um und konnte meinen Augen nicht glauben: "Brüderchen!". Ich umarmte ihn und dann liesen wir schnell los, uns kam der Gedanke, dass der Beamte uns sehen könnte.
"Was machst Du hier? Hab' gedacht wir haben Mittätertrennung?" fragte er mich.
"Keine Ahnung, denkst Du die haben das verpeilt? Lauf einfach unauffällig neben mir. Alter voll krass, hätte nicht gedacht, dass ich dich so schnell wieder sehe."
Wir liefen erstmal eine Weile und versuchten runterzukommen. Ich war überglücklich: "Hey, wir müssen irgendwie in eine Zelle kommen, hab' gehört man muss hier so Anträge schreiben und morgens abgeben. Schreib Du einen und ich schreib auch einen, die sollen keine faxen schieben.!"
"Ja man, zusammen in ner Zelle wär's voll gut. Aber die sagen, dass ich zum Jugendbau muss und ich darf nicht mal arbeiten gehen, weil wir Mittäter sind." meinte mein Bruder.
"Was? Darf ich dann auch nicht arbeiten oder wie?" ich war schockiert, laut dem Albaner verging hier die Zeit nicht, wenn man nicht arbeiten ging.
"Ja aber scheiß mal drauf jetzt. Wir machen kein Geständnis oder? Also die haben doch eigentlich nichts? Wir sagen einfach wir sind Läufer, haben das Geld für jemand anderen abgehoben. Und am Computer können die eh nichts machen, das ist doch mit TrueCryp verschlüsselt, denkst Du die können das knacken?" fragte er mich.
"Also laut der Szene können die das nicht knacken. Bzw. die haben nicht die nötigen Mittel und die Zeit um das zu Knacken. Außerdem ist das Passwort auch noch 40 Stellen lang. Aber Brüderchen, Du hast sowieso nichts gemacht, du hast doch nur paar mal Geld abgehoben. Du warst halt immer nur dabei und hab' dir Geld gegeben. Also brauchst keine Angst haben, Du kommst sowieso raus, ich mach einfach ein Geständnis, dann sollte das Ganze schnell von der Bühne gehen."
"Nein Bruder, mach kein Geständnis, die können das Passwort nicht knacken!" er hatte recht, doch mein einziger Gedanke war es ihn so schnell wie möglich hier rauszubekommen. Als älterer von uns Beiden fühlte ich mich verantwortlich und schuldig.
"Erzähl mal wie Du erwischt wurdest." ich war gespannt, was passiert war, als er am Tag der Verhaftung abgehauen war und keiner der Beamten ihn verfolgt hatte.
"Haha, alles wegen Dir Bruder, alles wegen Dir" er grinste.
Die Sonne war grad am aufgehen, als Punkt 6.00 Uhr der Beamte in unsere Zelle stand.
Er überprüfte ob wir alle noch lebten, eine Standardprozedur die jeden morgen durchgeführt werden muss.
"Frühstück Männer, aufstehen".
Ich hatte großen Hunger, noch hatte ich keine warme Mahlzeit erhalten und mein Brot mit Butter und Marmalade war schon fertig.
Etwas enttäuscht war ich dann sehr wohl, als ich erneut nur Marmalde und Butter in die Hand gedrückt bekam und ein paar Scheiben Brot.
Doch ich traute mich nicht irgendetwas zu sagen, geschweige denn mich zu beschweren.
Die anderen Beiden machten sich nicht die Mühe aufzustehen, war ja auch klar bei diesem "Frühstück".
Nachdem ich meinen Magen etwas stillen konnte, legte ich mich erneut hin und versank in Gedanken.
Gut 14:00 Uhr war es geworden, als ich meinen zweiten Hofgang hatte, wieder in diesem 8-förmigen kleinen Hof und nicht der Große, den ich von meinem Fenster aus beobachten konnte.
Ich sah jedes Mal neue Gesichter, gut alle zwei Stunden fand in diesem großen Hof ein Hofgang statt.
"Arbeiterstockwerke, Jugendliche, Erwachsene, alle haben getrennt Hofgang, die können nicht 7 Stockwerke auf einmal in den Hof lassen" erklärte mir der Shiptor (Albaner).
Mein Hofgang verging erneut ohne Stress, aber dementsprechend auch ohne jegliche Kontakte, ich fühlte mich sehr verlassen und alleine, nur die Angst vor den Häftlingen, als auch vor der Zukunft waren mein stetigen Begleiter.
Zurück vom Hofgang gab' es dann die erste warme Mahlzeit. Ich weiss nicht mehr was es war, aber das Gerücht, dass das Essen in der Haft eklig sei, war wahr. Noch nie hatte ich soetwas eklig gesehen, gerochen noch geschmeckt. Doch meinem Magen war dies vorerst egal.
Der Samstag verging genauso langweilig der Freitagabend. Ein paar Kartenspiele, ein bisschen Plaudern und dann endlich mal eine gute Nachricht: "Nur noch der Sonntag, dann kann ich endlich in meine Zelle, will wieder Fernsehen" sagte der Italiener.
"Wie, fernsehen? Hast Du einen Fernseher in deiner Zelle?" ich war überrascht, wenn das stimmt, wäre doch schonmal für etwas Unterhaltung gesorgt. Ich muss zugeben, da wusste ich noch nicht, dass man das deutsche Fernsehen in die Tonne werfen konnte. Ich glaube die Häftlingen verblöden nur, weil sie non-stop RTL2 und Co anschauen. Und dann diese Programme wie Richter Alexander Hold, Richterin Barbara Salesch, Polizei auf Streife usw.... Sie erhoffen sich immer, dass ein ähnlicher Tatfall wie der eigene im Fernsehen auftaucht, so dass sie ihr eigenes Strafmaß abschätzen können. Dabei vergessen viele (den Fehler hab ich auch getan), dass die alleinige Straftat noch nicht viel über das Strafmaß aussagt, es zählen viele Gründe, die Persönlichkeit des Täters, das Tatmotiv usw. und sofort, es fließen einfach viel zu viele Faktoren mit ein. Und meiner Meinung nach werden manche unwichtigen Faktoren viel höher gewichtet, als andere wichtigen Faktoren.
Mit der Freude, dass ich auch einen Fernseher in meiner Zelle haben würde, schlief ich diesmal vorerst etwas glücklich ein.
Am nächsten morgen, der Sonntag, dieselbe Prozedur. Frühstück und dann auf Hofgang warten.
Angezogen wartete ich darauf, dass die Tür aufging und ich zum Hof geführt wurde.
Ich lief eine Runde in der 8, als mich dann jemand an meiner Schulter packte. Ich war geschockt, war das der Tag, an dem ich das erste Mal Stress bekommen sollte?
Ich drehte mich um und konnte meinen Augen nicht glauben: "Brüderchen!". Ich umarmte ihn und dann liesen wir schnell los, uns kam der Gedanke, dass der Beamte uns sehen könnte.
"Was machst Du hier? Hab' gedacht wir haben Mittätertrennung?" fragte er mich.
"Keine Ahnung, denkst Du die haben das verpeilt? Lauf einfach unauffällig neben mir. Alter voll krass, hätte nicht gedacht, dass ich dich so schnell wieder sehe."
Wir liefen erstmal eine Weile und versuchten runterzukommen. Ich war überglücklich: "Hey, wir müssen irgendwie in eine Zelle kommen, hab' gehört man muss hier so Anträge schreiben und morgens abgeben. Schreib Du einen und ich schreib auch einen, die sollen keine faxen schieben.!"
"Ja man, zusammen in ner Zelle wär's voll gut. Aber die sagen, dass ich zum Jugendbau muss und ich darf nicht mal arbeiten gehen, weil wir Mittäter sind." meinte mein Bruder.
"Was? Darf ich dann auch nicht arbeiten oder wie?" ich war schockiert, laut dem Albaner verging hier die Zeit nicht, wenn man nicht arbeiten ging.
"Ja aber scheiß mal drauf jetzt. Wir machen kein Geständnis oder? Also die haben doch eigentlich nichts? Wir sagen einfach wir sind Läufer, haben das Geld für jemand anderen abgehoben. Und am Computer können die eh nichts machen, das ist doch mit TrueCryp verschlüsselt, denkst Du die können das knacken?" fragte er mich.
"Also laut der Szene können die das nicht knacken. Bzw. die haben nicht die nötigen Mittel und die Zeit um das zu Knacken. Außerdem ist das Passwort auch noch 40 Stellen lang. Aber Brüderchen, Du hast sowieso nichts gemacht, du hast doch nur paar mal Geld abgehoben. Du warst halt immer nur dabei und hab' dir Geld gegeben. Also brauchst keine Angst haben, Du kommst sowieso raus, ich mach einfach ein Geständnis, dann sollte das Ganze schnell von der Bühne gehen."
"Nein Bruder, mach kein Geständnis, die können das Passwort nicht knacken!" er hatte recht, doch mein einziger Gedanke war es ihn so schnell wie möglich hier rauszubekommen. Als älterer von uns Beiden fühlte ich mich verantwortlich und schuldig.
"Erzähl mal wie Du erwischt wurdest." ich war gespannt, was passiert war, als er am Tag der Verhaftung abgehauen war und keiner der Beamten ihn verfolgt hatte.
"Haha, alles wegen Dir Bruder, alles wegen Dir" er grinste.
Kapitel 7 - Semesterticket
"Die Polizisten rannten Dir hinterher, ich war verwundert, warum sie sich nicht aufgeteilt hatten. Keiner hatte Interesse daran mich zu verfolgen. Es lag wohl daran, dass Du den Motorradhelm hattest und somit als Hauptverdächtiger in Frage kamst." Das war in der Tat eine logische Schlussfolgerung von meinem jüngeren Bruder, ich hörte ihm gespannt zu, während wir unsere Runden im Hof drehten. Ich hoffte, dass der Hofgang nie enden würde.
"Als ich merkte, dass keine Menschenseele mir gefolgt war, musste ich mich erstmal beruhigen. Ich ging auf den Hinterhof eines Cafés und setzte mich auf die Bank. Alles was ich in den Taschen hatte warf ich in den Mülleimer den ich dort auffand. Als ich am Überlegen war, was ich als nächstes tun könnte, überraschte mich eine Angestellte des Cafés. Sie trug offensichtlich den Müll zu den Müllcontainer. Sie war genau so erschrocken wie ich, als sie mich sah. Ruckartig stand ich auf und lief weg, ich hatte ein ungutes Gefühl und wollte nicht dort sitzen bleiben. Instinktiv entschied ich mich dafür einfach zum Bahnhof zu gehen und die nächste S-Bahn zu unseren Eltern zu nehmen.
Ich war gerade auf halber Strecke, als Streifenpolizisten neben mir anhielten und wollten, dass ich stehen bleibe. Sie wollten, dass ich mich ausweise.
"Wie heißen Sie?" wollte der Streifenpolizist wissen. "Ates" antwortete ich, da er sowieso mein Ausweis in der Hand hielt.
"Woher kommen Sie nachts um diese Uhrzeit?", mein Nachname schien dem Polizisten wohl nicht beeindruckt zu haben, noch war ich nicht verdächtigt.
"War bei einem Kumpel und fahr jetzt nach Hause, lauf grad zum Bahnhof", seltsamerweise wirkte ich kein bisschen nervös, als ich die Beamten anlog.
"Alles sauber, er hat keine Eintragungen", der zweite Polizist der im Streifenwagen wohl eine Abfrage nach meinen Personalien getätigt hatte, gab' seinem Kollegen das OK mich gehen zu lassen.
Ich war heil froh und überwältigt von der Leichtsinnigkeit der Polizisten.
Als ich gerade gehen wollte, kam ein Funkspruch rein: "Ates, der Nachname ist Ates" schrie einer aus dem Funkgerät.
"Halt! Stop!" schrie der Polizist, der eben noch meinen Ausweis in der Hand hatte.
Ich versuchte erst gar nicht wegzurennen. Sie legten mir Handschellen an, brachten mich in das Revier, nahmen Fingerabdrücke und dann ab in die Arrestzelle. Später nahmen sie auch eine DNA-Probe von mir."
Zuerst war ich sauer auf meinen Bruder "Du Idiot, warum gibst Du denen deine DNA, das dürfen die nicht ohne richterlichen Beschluss. Bei mir wollten die das auch nehmen, hab' gesagt die sollen mit Beschluss kommen und bis jetzt kam nichts!"
"Keine Ahnung man, als ob ich mich mit so etwas auskenne" meinte er.
Doch langsam kamen die Gewissensbrüche: "Voll Stier, ich hatte gar nichts dabei als die mich verhaftet hatten. Ich war überrascht, als die in meiner Jackentasche mein Semesterticket fanden. Dort stand auch mein voller Name drauf. Das muss wohl der Moment gewesen sein, als sie auf den Nachnamen gekommen sind und per Funk weitergegeben haben."
Mein jüngerer Bruder war Raucher und hatte es allen Anschein nach geschafft eine Kippe zu besorgen, diese zündete er nun an und überlegte kurz: "Haha krass Gel, einfach wir haben die Deutsche Bahn gef*ckt und ausgerechnet dein scheiß Semesterticket für Bus und Bahn hat's mir gegeben. Wie heißt das Wort nochmal?"
Ich wusste gleich was er meinte: "Karma"
"Ja man, Karma."
Wir redeten noch ein wenig, ich kann mich nicht mehr erinnern an was.
Doch eins weiss ich ganz sicher, als der Hofgang zu Ende war, waren unsere letzten Worte:
"Kein Geständnis, kein Passwort geben!"
Und ich brach unsere Abmachung, ich verriet mein Passwort, ich machte ein umfassendes Geständnis.
Doch nur um meinen Bruder rauszukriegen.
Das Ganze ging aber nach hinten los.
Wenn ich eine Weisheit aus der Haft gezogen habe dann ist es: Geständnisse die lückenhaft sind, sind genauso wertlos wie wenn man keine abgibt. Wenn also jemand mal in die Lage kommt, haltet entweder euren Mund oder gesteht alles, wirklich alles, ohne das kleinste Detail zu vergessen und zu verheimlichen, denn sonst schießt ihr euch nur selber ins Bein.
"Als ich merkte, dass keine Menschenseele mir gefolgt war, musste ich mich erstmal beruhigen. Ich ging auf den Hinterhof eines Cafés und setzte mich auf die Bank. Alles was ich in den Taschen hatte warf ich in den Mülleimer den ich dort auffand. Als ich am Überlegen war, was ich als nächstes tun könnte, überraschte mich eine Angestellte des Cafés. Sie trug offensichtlich den Müll zu den Müllcontainer. Sie war genau so erschrocken wie ich, als sie mich sah. Ruckartig stand ich auf und lief weg, ich hatte ein ungutes Gefühl und wollte nicht dort sitzen bleiben. Instinktiv entschied ich mich dafür einfach zum Bahnhof zu gehen und die nächste S-Bahn zu unseren Eltern zu nehmen.
Ich war gerade auf halber Strecke, als Streifenpolizisten neben mir anhielten und wollten, dass ich stehen bleibe. Sie wollten, dass ich mich ausweise.
"Wie heißen Sie?" wollte der Streifenpolizist wissen. "Ates" antwortete ich, da er sowieso mein Ausweis in der Hand hielt.
"Woher kommen Sie nachts um diese Uhrzeit?", mein Nachname schien dem Polizisten wohl nicht beeindruckt zu haben, noch war ich nicht verdächtigt.
"War bei einem Kumpel und fahr jetzt nach Hause, lauf grad zum Bahnhof", seltsamerweise wirkte ich kein bisschen nervös, als ich die Beamten anlog.
"Alles sauber, er hat keine Eintragungen", der zweite Polizist der im Streifenwagen wohl eine Abfrage nach meinen Personalien getätigt hatte, gab' seinem Kollegen das OK mich gehen zu lassen.
Ich war heil froh und überwältigt von der Leichtsinnigkeit der Polizisten.
Als ich gerade gehen wollte, kam ein Funkspruch rein: "Ates, der Nachname ist Ates" schrie einer aus dem Funkgerät.
"Halt! Stop!" schrie der Polizist, der eben noch meinen Ausweis in der Hand hatte.
Ich versuchte erst gar nicht wegzurennen. Sie legten mir Handschellen an, brachten mich in das Revier, nahmen Fingerabdrücke und dann ab in die Arrestzelle. Später nahmen sie auch eine DNA-Probe von mir."
Zuerst war ich sauer auf meinen Bruder "Du Idiot, warum gibst Du denen deine DNA, das dürfen die nicht ohne richterlichen Beschluss. Bei mir wollten die das auch nehmen, hab' gesagt die sollen mit Beschluss kommen und bis jetzt kam nichts!"
"Keine Ahnung man, als ob ich mich mit so etwas auskenne" meinte er.
Doch langsam kamen die Gewissensbrüche: "Voll Stier, ich hatte gar nichts dabei als die mich verhaftet hatten. Ich war überrascht, als die in meiner Jackentasche mein Semesterticket fanden. Dort stand auch mein voller Name drauf. Das muss wohl der Moment gewesen sein, als sie auf den Nachnamen gekommen sind und per Funk weitergegeben haben."
Mein jüngerer Bruder war Raucher und hatte es allen Anschein nach geschafft eine Kippe zu besorgen, diese zündete er nun an und überlegte kurz: "Haha krass Gel, einfach wir haben die Deutsche Bahn gef*ckt und ausgerechnet dein scheiß Semesterticket für Bus und Bahn hat's mir gegeben. Wie heißt das Wort nochmal?"
Ich wusste gleich was er meinte: "Karma"
"Ja man, Karma."
Wir redeten noch ein wenig, ich kann mich nicht mehr erinnern an was.
Doch eins weiss ich ganz sicher, als der Hofgang zu Ende war, waren unsere letzten Worte:
"Kein Geständnis, kein Passwort geben!"
Und ich brach unsere Abmachung, ich verriet mein Passwort, ich machte ein umfassendes Geständnis.
Doch nur um meinen Bruder rauszukriegen.
Das Ganze ging aber nach hinten los.
Wenn ich eine Weisheit aus der Haft gezogen habe dann ist es: Geständnisse die lückenhaft sind, sind genauso wertlos wie wenn man keine abgibt. Wenn also jemand mal in die Lage kommt, haltet entweder euren Mund oder gesteht alles, wirklich alles, ohne das kleinste Detail zu vergessen und zu verheimlichen, denn sonst schießt ihr euch nur selber ins Bein.
Kapitel 08 – Tränen sind das Blut der Seele
Kapitel 09 – Verteidigerpost und mein erster Antrag
Kapitel 10 – Die besten Sitze im Transportbus
Kapitel 11 – Nagelknipser für 500 EUR
Kapitel 12 – Besuchstag # 1
Kapitel 13 – StrafArbeit
Kapitel 14 – Dusche, Seife und ...
Kapitel 15 – Einkaufszettel: Einmal Gruppenmitgliedschaft bitte
Kapitel 16 – TrueCrypt Passwort
Kapitel 17 – Brief an Eltern
Kapitel 18 – Die anderen Häftlinge: Mustafa Teil 1/2
Kapitel 19 – Die anderen Häftlinge: Mustafa Teil 2/2
Kapitel 20 – Entlassung
Kapitel 21 – Mein Haftbefehl
Kapitel 22 – Mein Geständnis Teil 1/2
Kapitel 23 – Mein Geständnis Teil 2/2
Kapitel 24 – Traumjob: Reiniger
Kapitel 25 – Die Justizbeamten: Herr Winter
Kapitel 26 – Die Therapie in die Freiheit
Kapitel 27 – Nicht aller guten Dinge sind Drei - Teil 1/4
Kapitel 28 – Nicht aller guten Dinge sind Drei - Teil 2/4
Kapitel 29 – Nicht aller guten Dinge sind Drei - Teil 3/4
Kapitel 30 – Nicht aller guten Dinge sind Drei - Teil 4/4
Kapitel 31 – Aquarium aus Gittern
Kapitel 32 – Die Tabakdose für Nichtraucher
Kapitel 33 – Der Traum von Freiheit
Kapitel 34 – Mein Haftbefehl, die zweite
Kapitel 35 – Affengeschmack
Kapitel 36 – Deutscher mit Migrationshintergrund
Kapitel 37 – Anklageschrift
Kapitel 38 – Drei Engel für Emre
Kapitel 38 – Drei Engel für Emre
Kapitel 39 – Der Arsch
Kapitel 40 – Ich nix Almanci
Kapitel 41 – Veränderungen
Kapitel 42 – Mögen die Verhandlungen beginnen
Kapitel 43 – Alle Augen auf Emre
Kapitel 44 – Alle Augen auf Cem
Kapitel 45 – Zurück zum Anfang
Kapitel 46 – Same shit, different JVA
Kapitel 47 – Die Hoffnung stirbt zuletzt
Kapitel 48 – Mein Urteil: Einleitung und persönliche Verhältnisse - Teil 1/3
Kapitel 49 – Mein Urteil: Die Taten und Beweiswürdigung - Teil 2/3
Kapitel 50 – Mein Urteil: Rechtliche Würdigung und Strafzumessung - Teil 3/3
Kapitel 51 – Nazar: Die Ausrede für alles
Kapitel 52 – Allah ist der Größte
Kapitel 53 – Davids Eier
Kapitel 54 – Toleranzstufe Homosexuell
Kapitel 55 – Der Mittäter von Abde
Kapitel 56 – Der Wäscheschnüffler
Kapitel 57 – Cem ist halt Cem
Kapitel 58 – Die schlimmen Nachbarn
Kapitel 59 – Hassliebe
Kapitel 60 – Meine Gang: Meine Geschwister
Kapitel 61 – Meine Spielsucht
Kapitel 62 – Der Anstaltsleiter
Kapitel 63 – "Ich, der Diamant"
Kapitel 64 – Die etwas anderen Gefangenen
Kapitel 65 – Der "halb-offene" Vollzug
Kapitel 66 – Aus der Asche des Phoenix
Kapitel 67 – Der Zuhälter
Kapitel 68 – Die Narben eines Mörders
Kapitel 69 – 300 Minuten Freiheit
Kapitel 70 – Die etwas anderen Gefangenen
Kapitel 71 – Der Vorzeigehäftling
Kapitel 72 – Meine Mutter
Kapitel 73 – Babam
Kapitel 74 – Der Weg ist das Ziel
Kapitel 75 – Mein Studium
Kapitel 76 – Mein erster Kuss
Kapitel 77 – 29. September 2015
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