Sooo, um das Thema hier mal wieder zum Leben zu erwecken, muss ich gerade mal meinen neuesten Neuzugang präsentieren: Eine Dual HS41 Kompaktanlage.
Eigentlich ist das schade drum. Kompaktanlagen sind heute verpönt, keiner will mehr eine haben (wobei das auch zum Teil technische Ursachen hat, dazu aber weiter unten erst). Die meisten Kompaktanlagen werden heute wohl in erster Linie aufgrund ihrer Plattenspielerhauben gekauft, um damit dann entsprechende Standalone-Plattenspieler auszustatten. Das wohl selbe Schicksal ereilte vermutlich diese HS41, bevor sie zum Spottpreis bei Ebay-Kleinanzeigen ausgeschrieben wurde.
Doch eine solche Anlage war genau das, was ich suchte, da ich bei meinem Fernsehtisch Plattenspieler und Verstärker nur sehr schlecht stellen kann. Also schnell mal vorbeigefahren und die Anlage gekauft. Aber sowas habe ich noch nie erlebt. Eingeschaltet, funktioniert. Kein Potikratzen, der Dual 1215 lief mit wenigen Tropfen Öl bereits wieder einwandfrei. Als hätte ich die Anlage gerade beim Geschäft um die Ecke neuwertig gekauft. Optisch natürlich ebenfalls top Zustand. Einziges sichtbares Manko: Der Hebel der Plattengrößeneinstellung (ganz rechts) war abgebrochen. Dort ist jetzt der Start-/Stophebel eingebaut und für Start/Stop ein anderer (etwas größerer).
Die Haube fehlte halt leider, weswegen ich mir selbst eine gebaut habe. Man merkt aber leider, dass es meine erste Arbeit mit Acrylglas war und vermutlich auch meine letzte. Trotzdem, schöner als die braungetönten Originalhauben (vor allem nach 50 Jahren) ist sie imho trotzdem.
Ungewöhnlich für Dual ist beim 1215 der Alu-Profiltonarm, welcher von der restlichen Serie komplett abweicht.
Nun, aber um auf das Thema zurückzukommen: Warum will denn jetzt niemand diese Anlage, vor allem in dem Zustand? Das liegt vor allem daran, dass der Plattenspieler original mit einem Keramik-/Kristalltonabnehmer ausgestattet wurde, dem
CDS700. Das wurde zwar damals als HiFi-Tonabnehmer verkauft, entspricht aber trotzdem nicht gerade dem, mit dem ich meine Platten abspielen würde. Eine Umrüstung auf einen Magnettonabnehmer ist erforderlich, aber leider nicht so ganz trivial, denn dafür ist ein zusätzlicher Entzerrer-Vorverstärker erforderlich. Gleichermaßen ist in der Anlage für das CDS700 bereits ein einfacher Vorverstärker eingebaut (da es als einziger Dual-Kristalltonabnehmer eine geringe Ausgangsleistung hat), welcher davor ausgebaut werden will. Das Umrüsten ist halt leider nicht jedermanns Sache, für mich waren das nur wenige Minuten Arbeit.
Dazu kommen auch noch weitere "Probleme", die dem einen oder anderen nicht so gut gefallen:
- Die Nussbaumoptik ist heuzutage in den Augen vieler nicht mehr zeitgemäß. Hier bei mir im Wohnzimmer passt sie aber optimal.
- Die Anlage hat ab Werk eine Loudnessschaltung eingebaut, die nicht abschaltbar ist. Find ich schrecklich, da sie einfach falsch umgesetzt wurde. R1 und C1 wollten ausgelötet werden (und das selbe für den anderen Kanal).
- Die Anlage ist komplett mit DIN-Steckern. Hier ist alles DIN (vorher Dual CV60), von daher, passt.
- Vielen gefällt der kleine Teller des Dual 1215 nicht. Ganz allgemein ist der 1215 technisch das damals einfachere Modell gewesen und ein ganzes Stück entfernt von den damaligen Spitzenmodellen (1218/1219). Dennoch aber ein zuverlässiger Einsteiger-/Mittelklasseplattenspieler, der seinen Zweck mehr als erfüllt.
- Der Dual 1215 ist ein Plattenwechsler, weswegen sich vom Tonarm her ein Fehlwinkel im Einzelbetrieb ergibt. Ich habe nun ein TK15 mit Spurwinkelselector montiert, darauf erstmal ein Audio Technica AT12XE.
- Antiskating ist beim Dual 1215 nicht separat einstellbar sondern an die Auflagekraft gekoppelt. Aber Antiskating ist sowieso immer nur eine grobe Schätzung, von daher...
Alles in allem, nach ein paar Modifikationen hab ich nun ein Gerät, was imho wirklich toll ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das Gerät nun bald seinen 50. Geburtstag feiern wird, hab ich überhaupt keine Bedenken, dass es nochmal 50 Jahre machen wird.