Online-/Gamingredakteur - kommt man da noch hin?

[Hector]

Moin....

in letzter Zeit mache ich mir immer öfter Gedanken wie es beruflich weitergehen soll.
Generell war und ist bei mir alles ein wenig planlos, schon immer gewesen. Während andere Leute ihr Leben über Jahre hinweg planen, stehe ich seit 30 Jahren einfach auf und schaue, was passiert

So hat es mich in eine Ausbildung zum Bürokaufmann und später zum Anwendungsentwickler getrieben. Gearbeitet habe ich in keinem dieser beiden Berufe, entweder war es dann IT-Support oder Software-Testing.
Zufrieden bin ich diesbezüglich nicht wirklich. Aber wie es nunmal so ist, heute habe ich natürlich einen Plan, was ich anders machen würde, könnte ich die Zeit nochmal 10 Jahre zurückdrehen. Ich schreibe gerne und wenn es drauf ankommt auch gut. Das war schon immer so, die Noten in der Schule im Bereich Deutsch waren immer 1 - 2, meine Texte waren die Referenz für die ganze Klasse. (Ob man davon heute noch was merkt, sei mal dahingestellt )

Kurz: Ich würde eigentlich gerne was machen im Bereich Gaming. Über Spiele schreiben. Spiele bewerten. Artikel schreiben. Print ist tot, daher eben online.
Die Frage ist: Kommt man da überhaupt mit 30 noch sinnvoll rein? Ich habe den Eindruck, wenn man gut schreiben kann, ein paar Kontakte hat und ein bisschen Glück, dann ja. Aber vielleicht irre ich mich total.

Wenn ich mich irgendwo so einlese, sehe ich immer nur wilde Praktika, freiwilliger Kram usw. Das ist eben für mich nicht machbar, da ich Wohnung und Auto bezahlen muss und nebenbei halt eben für dieses Geld Arbeiten muss täglich. Sprich, Zelte abbrechen und mal Praktika machen irgendwo oder gar eine Ausbildung mit Azubigehalt ist schlicht und ergreifend nicht drin. Das ginge mit 16 vllt noch mit 20 Jahren, aber nicht mehr mit 30. Aber gerade heute, wo doch alles "Online" ist, sollte sowas doch meiner Meinung nach kein Problem mehr sein? Man kann alles online schreiben und einstellen....

Also:

Wie sinnvoll ist es, sowas mit diesen Voraussetzungen zu beginnen, ist das überhaupt machbar?
Wo und wie fängt man da am besten an?

Für Ideen bin ich dankbar.

 

[badboyoli]

Ich bin mir zwar nicht sicher, aber ich denke das man auch als Online Gamingredakteur irgendeine Ausbildung im Bereich Journalismus vorweisen muß. Ansonsten wird dich wohl keine verantwortlicher Chefredakteure einfach mal eben so einstellen weil du Anarchox bist
Darüber hinaus haben auch ausgebildete Journalisten wie Ghandy oder Annika, seit ihrer Gulli Zeit, Schwierigkeiten eine Festanstellung zu bekommen und verdienen ihre Brötchen als freie Mitarbeiter. Daher wirst du ohne Vitamin B oder irgendwelche Praktika wohl kaum einen Fuß bei einer großen Gamingplattform, wie zum Beispiel PC Games, in die Tür bekommen. Leider kommt das aber für dich nicht in Frage.

Edit:
Ich habe Annika mal eine PN geschrieben und auf dieses Thema aufmerksam gemacht. Vielleicht kann sie noch das eine oder andere dazu sagen.

 

[godlike]

Willst du denn komplett wechseln oder soll das nur ein Zubrot sein? Was sind denn so deine Gehaltsvorstellungen? Denke ohne vernünftiges Studium im Bereich Journalismus wirst du da keine Miete und Essen von bezahlen können. Keine Ahnung wie viel man für einen online Artikel bekommt, damit auf 1500€+ (Netto) zu kommen wird denke ich schwer. Du hast ja nichts vorzuweisen. Deine Artikel müssen (je nach Qualität der Plattform) ja auch noch mal lektoriert werden. Das geht alles vom Geld ab was für einen solchen Artikel vorgesehen ist.

PS: Habe viel Erfahrung im Verlagswesen und kenne mich da einigermaßen aus da ich Jahre lang in der Branche arbeite. Print ist noch nicht so tot wie alle glauben

Da du nichts in der Richtung vorzuweisen hast sehe ich nur die Möglichkeit per Initiativbewerbung das Glück zu suchen. Aber ich sehe da so meine Problem. Wüsste jetzt nicht wieso ich _dir_ Kohle zahlen sollte wenn es da draußen auch welche gibt die da Semester mit verbraucht haben...

Gruß godlike

 

[SomeChap]

....

......

wie kann man nur so falsch liegen?

erstmal das hier anschauen dann schreiben:

 

[badboyoli]

@SomeChap:

Ok man braucht anscheinend doch keine Journalistische Vorbildung. Außerdem hatte ich ja geschrieben, das ich mir nicht sicher bin. Aber ohne vorher ein Praktikum gemacht zu haben, oder irgendwelche Reverenzen, kommt man da auch nicht so einfach rein.
Außerdem scheint das ja ein Sch... Job zu sein. So wie man sich das Landläufig vorstellt, morgens ein paar Runden Zocken und nachmittags nen Artikel darüber schreiben, ist das laut den Videos auch nicht. Zudem wird das ganze auch noch schlecht bezahlt. Wobei das auch kein Wunder ist wenn man keinerlei Ausbildung dazu braucht.

 

[Philipus II]

Ich selbst schreibe derzeit als freier Mitarbeiter für ComputerBase und PC Games Hardware. Ich schreibe zwar nicht über Spiele, sondern über die Hardware für Spiele-PCs, aber von den Bedingungen sollte die Tätigkeit sehr ähnlich sein. Die Vergütung ist für einen Studenten sehr attraktiv und weit besser als bei den üblicheren Nebenjobs. Selbst gut bezahlte Werksstudententätigkeiten kommen beim Brutto nicht ran. Zudem macht das Arbeiten einfach Spaß. Davon aber wirklich zu leben stelle ich mir aber aufgrund der hohen Auftragsunsicherheit, der hohen Fixkosten für private Krankenversicherung und Büroarbeitsplatz und der wechselnden Auslastung für sehr hart vor. Ein Quereinstieg als freier Mitarbeiter ist grundsätzlich gut möglich. Formale Qualifikationen sind weit weniger wichtig als überzeugende Arbeitsleistungen. Aus dem Stand eine Vollzeit-Anstellung zu finden halte ich hingegen für unmöglich. Freie Mitarbeit und Praktika sind mit brauchbaren Referenzen immer möglich, für Vollzeitkräfte gibt es nur wenig Bedarf. Hier bewerben sich demenstprechend viele, hochkarätige Interessenten mit langjähriger Erfahrung. Verlage setzen zudem meist ein Volontariat, bevorzugt im eigenen Haus, zwingend voraus.

Ich persönlich empfehle daher einen schrittweisen Einstieg. Mach zwei drei Spieletests auf eigene Faust und veröffentliche diese in Foren. Dabei lernst du viel dazu und schaffst dir Referenzen. Anschließend kannst du dich bei einer kleineren Seite als freier Mitarbeiter bewerben, aber erhoffe dir keine nennenswerte Vergütung (abgesehen von gratis Hardware, Messezugang mit Presseticket, kostenlose Softwarelizenzen). Einstellige Eurobeträge sind absolut üblich bei kleinen Portalen, da die Umsätze auch gar keine höhere Bezahlung erlauben. Nach ein, zwei Jahren kannst du dann zu einem Medium der ersten Liga wechseln und hast dort immerhin einen schicken Nebenjob. Wenn du dan immernoch Lust hast, in Vollzeit zu schreiben, kannst du dich dann mal umhören, ob sich Möglichkeiten auftun.

 

[Annika]

Vorweg: ich bin jetzt keine Expertin speziell im Bereich Spiele, wobei ich ein bisschen in den Bereich reingeschnuppert habe (zum Beispiel im Rahmen unserer Berichterstattung über die ESL und auch mal den einen oder anderen Test für gulli).

Wie Oli schon gesagt hat, ist der Job-Markt für Journalisten, auch und gerade online, derzeit das Gegenteil von berühmt. Festanstellungen sind in etwa so häufig wie Einhörner; ich habe im Gegensatz zu dir Berufserfahrung und trotzdem eine Unmenge Absagen bekommen, schon weil sich immer eine riesige Zahl von Leuten auf einen attraktiven Job bewirbt. Praktika/Volontariat möchtest du ja eher nicht machen. Als freier Mitarbeiter bekommt man eher etwas, deswegen würde ich auch vorschlagen, dass du mal ein bisschen auf den gängigen Portalen herein schnupperst und schaust, wer davon eventuell Artikel von dir veröffentlichen würde. Wenn du gut bist, bekommst du so einen Fuß in die Tür. Mehr als ein Nebenverdienst, der mehr Spaß macht als andere Jobs, wird das zumindest kurzfristig nicht werden, aber das ist ja schon besser als nichts, und wenn du gut bist und Glück hast, kommst du vielleicht von da aus in eine Festanstellung hinein, das hat bei mir damals bei Gulli auch funktioniert.

Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Erfolg!

PS: Wenn du irgendwelche konkreten Fragen zum journalistischen Arbeiten hast, stehe ich gerne per PM/E-Mail/Hangouts zur Verfügung. Vielleicht kann ich ja weiterhelfen.

 

[Hector]

Gut, danke für die Antworten bisher!

Ja, das als "richtigen" Job zu tun, scheint ja dann in der Tat nicht hinzuhauen.
Naja keine Praktika/Volontariat zu "wollen" ist ja nicht die Sache. Ich wüsste nicht, wann und wie ich in der Zeit leben soll Daher...

Wobei ein Nebenverdienst jetzt auch so schlecht nicht klingt. Für mich ist das, wie gesagt, nicht wirklich "Arbeit" sowas zu schreiben. Zumindest verglichen damit, was ich jetzt so mache. Und für jedes bisschen Kohle nebenher bin ich ja auch dankbar.
Naaa gut, dann werde ich vielleicht ein paar Seiten mal anschreiben demächst

 

[Philipus II]

Nicht ohne Grund wechseln viele gute Journalisten früher oder später in die Industrie. Egal ob beim Hersteller, bei Agenturen oder bei großen Händlern - die Bedingungen dort locken viele gute Leute auf die dunkle Seite der Macht. Ich selbst finde das schade, weil so sehr viel Know-How aus den Magazinen abfliesst und nicht mehr zurückkehrt. Der Wechsel ist meist nämlich eine Einbahnstraße - zurück zur Berichterstattung kommt fast keiner freiwillig.

 

[gelöschter Benutzer]

Ich würde eigentlich gerne was machen im Bereich Gaming. Über Spiele schreiben. Spiele bewerten. Artikel schreiben. Print ist tot, daher eben online.

auch wenn es nicht wirklich schreiben ist, sondern eher sprechen, würde ich dir auf jeden fall zu youtube raten. bei der hülle und fülle von gaming videos mag man vielleicht nicht denken, dass man da noch durchkommt, aber dem ist nicht so.

wenn du gute video machst, die besser sind als die meisten, was übrigens keine grossartige kunst ist, kannst du schnell mehrere hundert euro im monat machen, die sich auch bis mehrere tausend steigern lassen.

deine videos müssen sich allerdings von anderen abheben und in regelmässigen abständen kommen und man braucht durchhaltevermögen.

mein tip für einen channel, den ich aus zeitgründen aufgrund meiner anderen channel nie machen konnte:

reviews zu spielen, die nicht ewig brauchen bis es losgeht. also maximal 2 sekunden intro, dann muss direkt echtes gameplay folgen. keine dummen und unnötigen witze, sondern direkt die knackigen pros und contras innerhalb von maximal 30 sekunden raushauen, während repräsentatives gameplay im hintergrund läuft. danach einfach mehrere minuten die pros und contras ausbauen und eine menge unterschiedliches gameplay zeigen. natürlich müssen audio- und videoqualität absolut top sein, ebenso wie die vorbereitung. optimal wäre noch eine weibliche angenehme sprechstimme, dann wärst du auch selbst wieder beim schreiben.

gut gemacht läuft das garantiert, da die meisten videos dieser art ewig brauchen bis mal gameplay zu sehen ist, weil irgendwelche menüs und konfigurationen vorab erläutert werden oder die macher völligen stuss von sich gibt, der einfach innerhalb von paar minuten improvisiert wurde.

und schon bist du dein eigener gamingredakteur. paar monate so machen, bis du viele aufrufe und abonnenten hast und dann langsam werbung schalten und es läuft.

 

[Annika]

Ich würde auch einen Job in der Industrie nehmen; aber ich kenne mich bei den falschen Themen aus, deswegen passt das nicht wirklich... Maschinenbau zB, das wäre gefragt, aber davon verstehe ich überhaupt nichts. Im Spielebereich könnte das vielleicht auch klappen.

 

[Hector]

@Palatinum: Dazu bräuchte man wieder Skills in Sachen Filme schneiden u. Rendern. Das ist nicht vorhanden. (Wobei ich mir das jetzt nicht schwer vorstelle, man ist ja software-affin.)
Ein fehlender Punkt wäre die Zeit... um 18:30 daheim, noch nix gefuttert und irgendwann will man ja auch selbst mal was zocken ;D

Naja, ist generell aber eine gute Idee, die ich auch mal im Hinterkopf behalten werde.

 

[Annika]

Über so etwas habe ich auch schon nachgedacht (natürlich keine Spiele-Videos, sondern eine Art VLog zu meinen Themen). Aber Video ist einfach nicht mein Medium... ich sehe kaum fern, schaue mir auch im Netz wenig Videos an und meine TV-Interviews habe ich mit notgedrungener Professionalität absolviert, nicht mit Spaß... Ich mag einfach das geschriebene (oder notfalls gesprochene, wobei ich Formate bevorzuge, wo ich mehr Zeit habe, mir zurecht zu legen, was ich sagen möchte) Wort. Das musst du, AnarchoX, halt wissen, ob das bei dir ähnlich ist oder ob du dich auch für visuelle Medien begeistern kannst.

Zweifellos sind Spiele-Videos derzeit sehr populär. Mir erschließt sich das nicht, aber die Kids fahren voll drauf ab. Das sehe ich auch im Bekanntenkreis.