• Hallo liebe Userinnen und User,

    nach bereits längeren Planungen und Vorbereitungen sind wir nun von vBulletin auf Xenforo umgestiegen. Die Umstellung musste leider aufgrund der Serverprobleme der letzten Tage notgedrungen vorverlegt werden. Das neue Forum ist soweit voll funktionsfähig, allerdings sind noch nicht alle der gewohnten Funktionen vorhanden. Nach Möglichkeit werden wir sie in den nächsten Wochen nachrüsten. Dafür sollte es nun einige der Probleme lösen, die wir in den letzten Tagen, Wochen und Monaten hatten. Auch der Server ist nun potenter als bei unserem alten Hoster, wodurch wir nun langfristig den Tank mit Bytes vollgetankt haben.

    Anfangs mag die neue Boardsoftware etwas ungewohnt sein, aber man findet sich recht schnell ein. Wir wissen, dass ihr alle Gewohnheitstiere seid, aber gebt dem neuen Board eine Chance.
    Sollte etwas der neuen oder auch gewohnten Funktionen unklar sein, könnt ihr den "Wo issn da der Button zu"-Thread im Feedback nutzen. Bugs meldet ihr bitte im Bugtracker, es wird sicher welche geben die uns noch nicht aufgefallen sind. Ich werde das dann versuchen, halbwegs im Startbeitrag übersichtlich zu halten, was an Arbeit noch aussteht.

    Neu ist, dass die Boardsoftware deutlich besser für Mobiltelefone und diverse Endgeräte geeignet ist und nun auch im mobilen Style alle Funktionen verfügbar sind. Am Desktop findet ihr oben rechts sowohl den Umschalter zwischen hellem und dunklem Style. Am Handy ist der Hell-/Dunkelschalter am Ende der Seite. Damit sollte zukünftig jeder sein Board so konfigurieren können, wie es ihm am liebsten ist.


    Die restlichen Funktionen sollten eigentlich soweit wie gewohnt funktionieren. Einfach mal ein wenig damit spielen oder bei Unklarheiten im Thread nachfragen. Viel Spaß im ngb 2.0.

Howto: Datenrettung mit grml Linux-Live-CD

thom53281

SYS64738
Teammitglied

Registriert
14 Juli 2013
Beiträge
6.902

[anchor="vorwort"]Vorwort[/anchor]

Eine defekte Festplatte ist immer ärgerlich, vor allem wenn sich wichtige Daten darauf befinden. Im besten Fall hat man ein aktuelles Backup. Solltet ihr keines haben, dann ist es jetzt zu spät. Bedenkt daher für die Zukunft: Eine Festplatte kann, genauso wie auch eine SSD, immer und zu jedem Zeitpunkt den Geist aufgeben. Sowohl ein Softwarefehler, als auch ein Hardwarefehler können eure Daten sofort in's Nirvana befördern. Ein vernünftiges Backupkonzept ist daher unerlässlich!

Ist aber mal der "Fall der Fälle" eingetreten, solltet ihr versuchen, das beste daraus zu machen. In vielen Fällen ist eine Festplatte nur "halb" defekt und viele Daten sind noch rettbar. Solltet ihr lebenswichtige Daten auf der Festplatte haben, klemmt diese bitte sofort ab und gebt sie an einen professionellen Datenretter (z. B. http://www.datenretter.de/ oder http://www.krollontrack.de/datenrettung/), wird allerdings auch etwas Geld kosten.

Wenn euch ein professioneller Datenretter zu teuer ist oder die Daten nicht so wichtig sind, dann seid ihr gerne dazu eingeladen, es nach dieser Anleitung zu probieren. :)


[anchor="inhaltsverzeichnis"]Inhaltsverzeichnis[/anchor]




[anchor="fehlerklassifizierung"]Habe ich einen Software- oder Hardwarefehler?[/anchor]

Je nachdem, ob ein Hardware- oder Softwarefehler vorliegt, ergibt sich eine komplett unterschiedliche Vorgehensweise. Daher solltet ihr zuerst einmal feststellen, welcher Fehler bei euch vorliegt.

  • Hardwarefehler: Die Festplatte wird im BIOS gar nicht mehr erkannt?

    In diesem Fall versucht bitte die Punkte, die hier aufgelistet sind.


  • Hardwarefehler: Festplatte ist im "sterben"?

    Die Festplatte ist nur "halb" defekt und weist daher einen oder mehrere dieser Punkte auf:
    • Daten sind teilweise nicht mehr lesbar.
    • Schreiben und Lesen dauert sehr lange bzw. deutlich länger als gewöhnlich.
    • Klacken der Festplatte ist hörbar.
    • Festplatte macht generell neue Geräusche.
    • Kopieren der Daten bricht unter Windows mit einer Fehlermeldung ab.

    Hier lohnt es sich durchaus, eine Datenrettung zu versuchen, hier kann man Glück haben. Bevor ihr irgendwelche Rettungsversuche startet, beachtet bitte die folgenden Punkte, denn sie steigern eure Erfolgsaussichten deutlich:
    • Auf die Festplatte nur lesend zugreifen, keine neuen Daten schreiben. Festplatte nicht mehr unter Windows benutzen, denn Windows liest/schreibt gerne mal ungefragt was.
    • Ein- und Ausschaltvorgänge der Festplatte minimieren.
    • Festplatte nur so lange laufen lassen, wie es nötig ist.
    • Festplatte möglichst wenig bewegen, Erschütterungen jetzt erst recht vermeiden.
    • Sollte das das auf der Festplatte installierte Betriebssystem noch laufen, nutzt das auf keinen Fall um die Daten zu retten. Es belastet die Festplatte nur unnötig und schreibt viele neue Daten.

  • Softwarefehler

    Anzeichen für Probleme mit Partitionstabelle/Dateizuordnungstabelle:
    • Festplatten-Partitionsformat ist "RAW".
    • Dateien haben kryptische Namen.
    • Partition/Festplatte versehentlich formatiert (Formatieren löscht nur die Zuordnungstabelle).
    • Einzelne Dateien versehentlich gelöscht.
    Hier lohnt es sich in jedem Fall, eine Datenrettung zu versuchen. Oft ist nur die Partitionstabelle hinüber. Aber auch hier daran denken: Jeder Schreibvorgang auf die Festplatte verringert die Chance auf Wiederherstellung, da ihr eure Nutzdaten überschreibt!



[anchor="livecd"]Datenrettung: Live-CD vorbereiten[/anchor]

In diesem Thread möchte ich euch zeigen, wie ihr viele Probleme mit einer Linux-Live-CD lösen könnt. Meine Wahl fiel bei der Live-CD auf "grml", einer auf Debian basierenden Distribution. Die Bedienung der Distribution ist weitestgehend per Kommandozeile. Für Windowsnutzer ungewohnt, aber die Kommandozeile ist unter Linux sehr mächtig!

Um die Tools verwenden zu können, ist zuerst ein wenig Vorarbeit nötig. Für die meisten Linuxnutzer mag der Teil eher langweilig sein, aber trotzdem habe ich es für Windowsnutzer extra ausführlich zusammengeschrieben.


  1. Was wird benötigt?
    • grml Live-CD oder Live-USB-Stick (Unetbootin). Nehmt bitte grml-full, bei grml-small ist kein testdisk enthalten. Das brauchen wir unter Umständen später noch.
    • Zweite Festplatte mit genügend freiem Speicherplatz um alle Daten der alten Festplatte aufnehmen zu können. Bei einer 1:1-Sicherung mindestens so groß, wie die zu rettende Festplatte.
    • PC, den ihr ein paar Tage nicht braucht und der daher ein paar Nächte durchlaufen kann. Je nach Defekt kann es sehr lange dauern.


  2. grml booten

    Startet grml bitte mit der Standard-Bootoption. Nach einem kurzen Bootvorgang begrüßt euch grml mit einem freundlichen "Press a key:". Dort könnt ihr mit "d" das DE-Tastaturlayout einstellen (sonst US). Wenn ihr die Sicherung über das Netzwerk machen wollt, dann könnt ihr das Netzwerk mit der Taste "e" konfigurieren. Mit Enter gelangt ihr in die Kommandozeile (root@grml ~ #), welche wir benötigen.

    zsh1.png


  3. Festplatten identifizieren

    Zuallererst müsst ihr herausfinden, welche Gerätenamen eure Festplatte(n) und Partitionen bekommen haben. Vergleichbar ist das mit den Laufwerksbuchstaben (C:\, D:\) unter Windows. Dieses Bild zeigt recht gut, wie die Bezeichnungslogik unter Linux im Vergleich zu Windows funktioniert.

    datentraegerverwaltung.png

    Welche Gerätenamen eure Festplatten bekommen haben, könnt ihr mit dem Befehl [kw]fdisk -l[/kw] herausfinden. Die Ausgabe sieht folgendermaßen aus:

    fdisk.png

    Anhand der Festplattengröße und Partitionierungsstruktur kann man normalerweise die Festplatten ziemlich eindeutig zuordnen. Schreibt euch bitte genau auf, welche Namen Festplatte(n) und Partitionen bekommen haben. Wenn ihr das später vertauscht, kann das fatale Folgen haben!

    Hier: /dev/sda ist eine alte 430MB-Festplatte aus meinem Windows 3.1 PC (1 Partition), /dev/sdb ist ein USB-Stick, auf den gerettet werden soll (2 Partitionen). Mit externen USB-Festplatten funktioniert es genauso wie auch mit dem USB-Stick. Wenn ihr also eine interne Festplatte auf eine externe Festplatte kopieren wollt, so sollten die Befehle i. d. R. schon passen. Bei allen Befehlen aber trotzdem immer über die Gerätenamen schauen und nicht blind kopieren!


  4. Backupfestplatte vorbereiten

    Nun müsst ihr zuerst den Ort vorbereiten, wo die Daten gesichert werden sollen. Alle möglichen Speichermedien sind in Ordnung: Interne oder externe Festplatte, USB-Stick oder eine Netzwerkfreigabe bzw. ein NAS. Wichtig ist nur, dass genügend Speicherplatz frei ist (1TB HDD → >1TB freier Speicher).

    Um euer Backup auf ein Speichermedium legen zu können, müsst ihr dieses zuerst einhängen (=mounten). Das ist man von Windows nicht gewohnt, denn Windows erledigt das automatisch. Auch viele Linuxdistributionen tun das von selbst. grml aber nicht.

    Um eure Festplatte zu mounten erstellt ihr zuerst mit [kw]mkdir /media/disk[/kw] einen neuen Ordner.

    Mit dem folgenden Befehl könnt ihr dann eure Festplattenpartition im Ordner /media/disk einhängen:
    Code:
              [COLOR="#ff0000"]↓ Gerätename der Backup[U]partition[/U] (Anpassen, siehe Punkt 2)[/COLOR]
    mount     /dev/sd[COLOR="#ff0000"]b1[/COLOR]     /media/disk
    (sdb - Festplatte "B", 1 - Partition 1)

    Wenn ihr ein Netzlaufwerk (Windows/Samba-Freigabe) mounten wollt, so geht das mit diesem Befehl:
    Code:
    mount //[COLOR="#ff0000"]IP-Adresse[/COLOR]/[COLOR="#ff0000"]Freigabename[/COLOR] /media/disk -o username=[COLOR="#ff0000"]Benutzername[/COLOR],password=[COLOR="#ff0000"]Passwort[/COLOR]
    
    Beispiele:
    mount //192.168.2.120/freigabe /media/disk
    mount //192.168.2.100/daten /media/disk -o username=thomas,password=12345

    Mit [kw]ls /media/disk[/kw] könnt ihr die auf der Partition/Freigabe enthaltenen Daten sehen. Ist es die falsche gewesen, könnt ihr mit [kw]umount /media/disk[/kw] nochmal von vorne anfangen.



[anchor="komplettsicherung"]Komplettsicherung der Festplatte[/anchor]

Egal ob Hard- oder Softwarefehler, bevor ihr irgendwelche Rettungsversuche unternehmt, solltet ihr zuerst eine 1:1-Kopie eurer bestehenden Festplatte erstellen. Bei einem Hardwaredefekt kann eine Festplatte ziemlich schnell komplett sterben. Deswegen ist es viel entspannter, die Daten von einem Backup auf einer guten Festplatte zu retten, als am lebenden Objekt. ;)

Einzige Ausnahme: Bei versehentlich gelöschten Dateien kann man sich i. d. R. eine Komplettsicherung sparen. Hier greifen wir nur lesend auf die Festplatte zu.


Sicherung starten

Für die Sicherung benutzen wir das Programm ddrescue. Dieses Programm macht eine bitweise Kopie der Festplatte und läuft dabei ziemlich fehlertolerant, was vor allem bei einem Hardwaredefekt gut ist. Auch hier gilt es wieder, den Festplattennamen anzupassen, diesmal auf die defekte Festplatte, die ihr retten wollt.

Code:
ddrescue -r0 -v -d -n /dev/sd[COLOR="#ff0000"]a[/COLOR] /media/disk/ddrescue.img /media/disk/ddrescue.log

Die Parameter besagen folgendes:
  • -r0 Anzahl der Wiederholungsversuche im Fehlerfall (bewusst auf 0 gewählt, um die Festplatte nicht unnötig zu belasten)
  • -v "Verbose"=Alle Meldungen anzeigen
  • -d Direkter Hardwarezugriff
  • -n Image bei Fehlern nicht aufteilen

Und so sieht es aus:

ddrescue.png

Die Sicherung kann nun, je nach Zustand und Größe der Festplatte, mehrere Stunden bis Tage dauern. Unter "errors" kann man die Anzahl an physikalischen Lesefehlern sehen, unter "errsize" die Größe der Fehlerstelle(n). (Software-)Dateisystemfehler werden dort nicht berücksichtigt.

Nach dem Sichern habt ihr dann eine 1:1-Kopie in Form eines Images (Festplattenabbilds). Dieses muss man dann weiter aufbereiten oder kann es im besten Fall (keine Lesefehler) direkt wieder auf eine neue Festplatte zurückspielen.




[anchor="wirklichdefekt"]Hardwarefehler: Ist meine Festplatte wirklich defekt? (Optional)[/anchor]

Da nun erstmal alle wichtigen Daten gesichert sind, könnt ihr nun schauen, ob die Festplatte auch wirklich defekt ist oder ob ein anderes Problem vorliegt. Auch dafür hat grml die passenden Tools an Bord.

  • SMART

    Für alle, denen SMART nichts sagt: SMART (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) ist eine Festplatten-interne "Überwachungsssoftware", welche ständig die wichtigsten Parameter einer Festplatte überwacht. Über die SMART-Werte kann man Rückschlüsse auf die Zuverlässigkeit einer Festplatte ziehen. Eine Auflistung aller gängigen Parameter und ihrer Aussage findet man hier oder auf anderen einschlägigen Seiten.

    Die Smartwerte kann man unter grml wie folgt auslesen:
    Code:
    smartctl -a /dev/sd[color="#ff0000"]a[/color]
    Wie immer die Festplatte anpassen.

  • badblocks

    Badblocks ist ein kleines Tool, welches die Festplatte mit Daten beschreibt und nachher wieder versucht, die Daten zu lesen. Dabei fallen defekte Blöcke sehr schnell auf. Ein einfacher Test, welcher keine Daten auf der Festplatte überschreibt, lässt sich so starten:
    Code:
    badblocks -nvs /dev/sd[color="#ff0000"]a[/color]

    Badblocks arbeitet sehr gründlich, man sollte rund 4-8 Minuten pro GB einplanen. Ein kompletter Test wird daher bei aktuellen Festplatten mehrere Tage beanspruchen.



[anchor="zurueckspielen"]Hardwarefehler: Image aufarbeiten und zurückspielen[/anchor]

Hat man nun von der defekten Festplatte ein Image erstellt, kommt es ganz auf die Fehleranzahl und -position an, wie weit man das Image nun weiterverwenden kann.

  • Wenige Fehler

    Hier kann man das Image meist direkt wieder auf eine neue Festplatte spielen. Nach 1-2 Durchläufen von chkdsk sollten die verbleibenden Fehler behoben sein - zumindest die, die auch behebbar sind. In vielen Fällen bootet das Betriebssystem auch wieder. In jedem Fall sollte man alle seine Daten danach durchschauen, ob etwas fehlt oder beschädigt ist.

    Es wäre auch empfehlenswert, das Betriebssystem neu zu installieren oder zumindest (unter Windows) mittels [kw]sfc /scannow[/kw] alle Systemdateien auf Beschädigung zu überprüfen.


    Das Image kann man wie folgt auf eine neue Festplatte zurückspielen:
    1. Festplatte mit [kw]umount /media/disk[/kw] aushängen, damit auch alle Daten sauber darauf geschrieben wurden.
    2. grml mit [kw]shutdown -h now[/kw] herunterfahren.
    3. Neue Festplatte einbauen.
    4. Die Schritte unter "Live-CD vorbereiten" nochmal durchführen, auch die Backupfestplatte einhängen (denn wir wollen nun davon lesen).
    5. Mit dem Tool dd könnt ihr dann die Daten vom Festplattenimage auf die neue Festplatte zurückkopieren:
      Code:
      dd if=/media/disk/ddrescue.img of=/dev/sd[COLOR="#ff0000"]a[/color]
      Pfad bitte wieder auf die neue Festplatte anpassen.


  • Viele Fehler

    Schlecht, sehr schlecht. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ihr könnt das Image genauso wie bei "wenig Fehler" einmal auf die Festplatte zurückspielen. Allerdings kommt es ganz darauf an, ob Partitionstabelle und Dateizuordnungstabelle soweit heile geblieben sind. Wenn nicht, weitermachen mit "Einzelne Dateien wiederherstellen".



[anchor="partitionstabelle"]Softwarefehler: Partitionstabelle zerstört[/anchor]

Hier sollte man sich kurz mit der Funktionsweise der Datenspeicherung auf Festplatten befassen. In den ersten 512 Byte einer Festplatte, dem sogenannten MBR (Master Boot Record), liegen der Bootloader (zum Starten des Betriebssystems), sowie eine Partitionstabelle. Diese enthält Anzahl, Position und Größe der auf der Festplatte befindlichen Partitionen. Diese Partitionen sind wiederum mit einem Dateisystem (FAT, NTFS) formatiert. Dieses verwaltet die Namen, Größe, Position, etc. der in der Partition befindlichen Daten. Alle Informationen darüber werden, je nach Dateisystem, z. B. in einer "Dateizuordnungstabelle" gespeichert.

hddmbr.png
Anm.: Das ist nur ein grundlegendes Prinzipbild zur besseren Veranschaulichung und legt daher keinen Wert auf 100%ige Korrektheit. Position und Art der "Dateizuordnungstabelle" hängt ganz vom verwendeten Dateisystem ab.


Moderne GPT-partitionierte Festplatten (GUID Partition Table, Nachfolger von MBR) funktionieren leicht anders, prinzipiell aber genauso.

Hier gibt es am Festplattenanfang noch einen MBR als Fallback für alte Software und Hardware, damit die GPT-Partitionstabelle nicht beschädigt wird (weist die komplette Festplatte als unbekannt/belegt aus). GPT ist ein verbesserter MBR, macht aber grundsätzlich nichts anderes. Vorteilhaft ist hier aber, dass es immer noch einen sekundären Header am Ende der Festplatte gibt. Falls einer der Header beschädigt wird, gibt es im Gegensatz zu MBR noch ein Backup.

hddgpt.png

Ist die Partitionstabelle nun aus irgendeinem Grund kaputt oder wurde eine Partition gelöscht, dann sind die Daten noch lange nicht weg. Nur niemand weiß mehr, wo sie liegen. Man hat hier nun zwei Möglichkeiten: Die komplette Partition "wiederfinden" und in der Partitionstabelle wieder eintragen oder die komplette Festplatte nach nutzbaren Dateien durchsuchen. Wir versuchen zuerst, die komplette Partition wiederzufinden, da das einfacher und besser ist. Die andere Methode folgt weiter unten bei "Einzelne Dateien wiederstellen".


Partitionstabelle wiederherstellen

Hierzu benötigen wird das Tool testdisk. Das Tool durchsucht die komplette Festplatte nach nutzbaren Partitionen, ungeachtet der in der Partitionstabelle eingetragenen Partitionen. Jede Partition hat eine bestimmte Abfolge an Bits am Partitionsanfang (Partitionsheader), welche testdisk in dem "Datenmüll" sucht. So findet es relativ schnell die Partitionen, die wirklich auf der Festplatte sind.

Da die Chancen auf Wiederherstellung i. d. R. ziemlich hoch sind, solange keine weiteren Daten auf die Festplatte geschrieben wurden, können wir testdisk direkt an der normalen Festplatte benutzen. Sollte wirklich was schiefgehen, hat man immer noch ein Backup auf der externen Festplatte.

Wir starten testdisk mit:
Code:
testdisk /dev/sd[color="#ff0000"]a[/color]
Wie immer Pfad anpassen!

Auf die weitere Benutzung von testdisk möchte ich hier nicht weiter eingehen, da diese bereits im Wiki der Herstellerseite - wenn auch maschinell übersetzt - sehr gut dokumentiert ist. Hier geht's weiter.

Nach der Wiederherstellung einer Partition sollte diese auf jeden Fall auf Fehler überprüft werden!




[anchor="einzelnedateien"]Softwarefehler: Einzelne Dateien gelöscht[/anchor]

Hat man nur eine einzelne Datei gelöscht, so ist diese in den meisten Fällen noch auf der Festplatte vorhanden. Nur ihr Platz im "Inhaltsverzeichnis" des Dateisystems wird gelöscht und der Speicherplatz so zum Überschreiben freigegeben. Daher kann man die Festplatte auch nach verlorenen (gelöschten) Dateien durchsuchen.

zuordnungstabelle.png

Auch ist das die einzige Methode, wenn bei einem Hardwarefehler nichts mehr hilft, also die halbe Festplatte inkl. Partitonsstruktur und Dateisystem hinüber ist oder bereits ein Teil einer gelöschten Partition überschrieben wurde.


Festplatte bitweise nach Dateien durchsuchen und diese wiederherstellen

Hier brauchen wir das Tool "photorec". Jede Datei hat, abhängig von ihrem Dateiformat, immer eine eindeutige "Signatur", also eine bestimmte Bitfolge auf der Festplatte durch den Datei-Header. Photorec durchsucht die Festplatte nun nach diesen "Signaturen" und kann so viele bekannte Dateiformate wiederherstellen. Unbekannte Dateiformate und fragmentierte Dateien können aber so in den meisten Fällen nicht (vollständig) wiederhersgestellt werden.

Zuerst brauchen wir einen neuen Ordner, auf der externen Festplatte, in den wir alle Dateien retten wollen. Diesen kann man dann später in photorec auswählen.
Code:
mkdir /media/disk/Ordnername

Wir starten photorec direkt auf der Festplatte mit:
Code:
photorec /dev/sd[color="#ff0000"]a[/color]
Wie immer Pfad anpassen!

Wenn ihr, wie oben beschrieben, ein Image einer defekten Festplatte gemacht habt, dann könnt ihr auch das mit photorec durchsuchen:
Code:
photorec /media/disk/ddrescue.img

Die Benutzung von photorec, ist genauso wie auch bei testdisk, im Wiki der Herstellerseite sehr gut beschrieben. Hier geht's weiter.




[anchor="beenden"]grml beenden[/anchor]

Hat man alle Daten gerettet, ist es nun an der Zeit, grml sauber zu beenden. Das kann man wie folgt tun:

Code:
umount /media/disk     #USB-Festplatte aushängen, damit auch alle Dateien darauf geschrieben wurden
shutdown -h now        #grml herunterfahren und PC ausschalten
 
Zuletzt bearbeitet:

gelöschter Benutzer

Guest

G
Würde bei Hardwarefehlern eher dd_rescue empfehlen. Ist ein gepatchtes DD, welches nicht aufhört, wenn es viele Fehler gibt.
 

thom53281

SYS64738
Teammitglied

Registriert
14 Juli 2013
Beiträge
6.902
  • Thread Starter Thread Starter
  • #3
Sicherung starten

ddrescue -r0 -v -d -n /dev/sda /media/disk/ddrescue.img /media/disk/ddrescue.log
Hm? :)

Zum Zurückspielen kann man problemlos das normale dd nehmen. Das wäre in dem Fall sogar vorteilhaft, da man hier eventuelle Lesefehler von der Sicherungsfestplatte mitbekommt.


Grüße
Thomas
 

Kugelfisch

Nerd

Registriert
12 Juli 2013
Beiträge
2.342
Ort
Im Ozean
Zu beachten ist, dass verbreitete Distributionen sowohl dd_rescue (teilweise in einem Paket namens `ddrescue`) als auch (GNU) ddrescue (teilweise in einem Paket namens `gddrescue`) enthalten und es sich dabei um zwei verschiedene Tools handelt. dd_rescue ist ein Wrapper um dd, GNU ddrescue eine davon inspirierte Neuimplementierung von dd; siehe z.B. http://ubuntu-rescue-remix.org/node/51. Die Empfehlung zu ddrescue statt zu dd_rescue kann ich unterstützen.
 

dexter

Cloogshicer®
Teammitglied

Registriert
14 Juli 2013
Beiträge
5.277
Zum Zurückspielen kann man problemlos das normale dd nehmen. Das wäre in dem Fall sogar vorteilhaft, da man hier eventuelle Lesefehler von der Sicherungsfestplatte mitbekommt.
Nein, muss man, da ddrescue nur nach Images kopiert, nicht andersrum.
 

pspzockerscene

Hoster Freak

Registriert
15 Juli 2013
Beiträge
1.150
Ort
DE
Dieses Tutorial hat sich mehrmals als sehr hilfreich herausgestellt.
Dennoch hatte ich manchmal Fragen, die auch andere haben könnten - diese und die Antworten darauf will ich hiermit ergänzen - möglichst N00b gerecht.
Dabei orientiere mich an der im ersten Post gegebenen Struktur.
Bitte bedenkt, dass ich selbst kein Experte auf diesem Gebiet bin - sollte mein Post Fehler beinhalten, bitte diese zeitnah korrigieren!

Ergänzungen zu: Komplettsicherung der Festplatte

Kann ich den Kopierprozess pausieren/fortsetzen?
Ja - wichtig ist nur, dass ein Log vorhanden ist (mit den Befehlen von oben ist das gegeben).
Du kannst den Kopierprozess mit Strg + C abbrechen und einfach fortsetzen, indem du denselben Befehl wie auch zum Starten eingibst.

Bei "remaining time" steht "N/A" und/oder der "time since last successful read" Wert ist sehr hoch - was kann ich tun?
Das Kopieren kann schonmal Tage, Wochen oder vielleicht auch Monate in Anspruch nehmen, aber bei Werten über einem Jahr wäre ich stutzig.
Ich habe den Prozess in so einem Fall abgebrochen und mit dem Parameter "-R" von der anderen Seite ("rückwärts") retten lassen:
Code:
ddrescue -r0 -v -d -n [B]-R[/B] /dev/sda /media/disk/ddrescue.img /media/disk/ddrescue.log
Somit hatte ich 2 Images deren Inhalt sich überlappte - diese musste ich nun zusammenführen.

Wie führt man 2 Images zusammen?
Beispiel:
Code:
ddrescue -m /media/disk/image2.log /media/disk/image2.img /media/disk/image1.img /media/disk/image1.log
Code:
ddrescue -m quelle_log quelle_image ziel_image ziel_log
Einfach ausgedrückt führt dieser Befehl das zweite Image (= "vom Ende der Festplatte gerettete Daten") mit dem ersten Image (= "Daten vom Anfang der festplatte") zusammen.
Habt ihr mehr als 2 Images, könnt ihr entsprechend alle nacheinander zusammenführen.

Ergänzung: ddrescue Logs grafisch darstellen
Wer einen Blick in die erstellten Logs werfen möchte, kann diese mit dem Programm ddrescueview tun.
1.jpg

[Windows] Ergänzung: Nach der Datenrettung sofort in das Image reinschauen mit OSFMount
Mit besagtem Programm lassen sich die Images von ddrescue unter Windows so einfach mounten wie z.B. ISO Dateien per DaemonTools.
Das hat den Vorteil, dass ihr nach der Erstellung eines Images ggf. etwas schneller an die Daten rankommt - klappt jedoch nicht immer.
1. Die Partitionstabelle muss intakt sein und das Dateisystem muss ein von Windows unterstütztes sein - sonst könnt ihr mit OSFMount erstmal nichts anfangen - siehe HIER.
Wenn also soetwas wie "RAW" da steht ist das nicht gut:
osfmount_RAW.png
So in etwa sollte es aussehen (diese Platte hat nur eine Partition):
osfmount_partition_visible.png
2. Wählt aus, welche Partitionen gemountet werden sollen und setzt danach die korrekten Einstellungen (default sollte passen):
osfmount_settings.png
Ich empfehle read-only, da ich davon ausgehe, dass das Image zu diesem Zeitpunkt nur 1x existiert und man so nicht aus versehen Dinge löschen/verändern kann.
3. Mit etwas Glück habt ihr nun Zugriff auf die Daten.
Bedenkt, dass das nicht bedeutet, dass der Quelldatenträger zu 100% gerettet werden konnte.
Fehlende/beschädigte Dateien oder kaputte Bilder können vorkommen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Oben