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Hallo an alle!
Wollte mal in die Runde fragen, ob es auch noch andere Leute gibt, die so gerne wie ich Lautsprecher bauen. Was habt ihr gebaut? Wie ist es euch dabei gegangen? Wie gefallen euch die Boxen?
Vielleicht kann ich auch noch den einen oder anderen für dieses tolle Hobby begeistern, deswegen anbei ein kleiner Bauvorschlag aus meiner eigenen Feder.
Es handelt sich bei meinem Bauvorschlag um ein sogenanntes Backloaded Horn. Das ist also kein konventioneller Lautsprecher, wie ihn die meisten von euch kennen werden. Solche Lautsprechergehäuse kann man nicht im Laden kaufen, nur selbst bauen. Das Konzept funktioniert folgendermaßen:
Während die meisten (HiFi-)Lautsprecher als Mehrwegelautsprecher (Hochtöner, Mitteltöner und Tieföner) ausgelegt sind, setzt mein Lautsprecher auf ein einziges Lautsprecherchassis: Ein Breitbandlautsprecher. Ein Breitbandlautsprecher ist in der Lage, ohne weitere Weichenbauteile das komplette hörbare Frequenzspektrum wiederzugeben. Dies hat einige sehr tolle Vorteile:
Allerdings hat die Medaille auch eine Kehrseite:
Große Breitbandlautsprecher bündeln den Schall. Sie liefern, wenn überhaupt, nur im sogenannten Sweetspot (Lautsprecher genau auf den Hörplatz ausgerichtet) ausreichend Hochton. Kleine Breitbandlautsprecher können guten Hochton, haben nicht genug Membranfläche um genug Luft zu verdrängen und so einen ausreichenden Bass zu liefern. Es ist daher eine Gratwanderung, hier den besten Kompromiss zu finden.
Ich habe mich für den Visaton FRS8 4Ohm (nicht FRS8M!) als Lautsprecherchassis bei meinem Bauvorschlag entschieden. Das ist ein kleiner, jahrelang bewährter, sehr guter und gerne verbauter Breitbandlautsprecher. Zudem vergleichsweise spottbillig, ein Chassis kostet ca. 10€. Meine Box kann man daher als "Low Budget" bezeichnen - was aber bei weitem nicht heißt, dass sie billig/schlecht ist. Kosten für das Lautsprecherpaar sind aber nur rund 40€ (ohne Finish), je nachdem wie viele Kleinteile man schon daheim hat.
Der Visaton FRS8 ist ein 8cm-Breitbandlautsprecher. Guter Hochton und bündelt nicht stark, dafür aber viel zu wenig Membranfläche, um unter 100Hz noch genug Luft zu verdrängen. Von Bass sind wir also noch weit entfernt. Der Trick steckt im Gehäuse. Es gibt bereits einige Bauvorschläge mit dem FRS8, allerdings war ich mit keinem zufrieden: Dröhnbass, kein Bass, zu wenig Tiefgang. Meiner Meinung nach geht es noch besser als bei vielen der Bauvorschläge.
Doch mit welchem Gehäuse schaffen wir das? Backloaded Horn heißt das Gehäuseprinzip. Aber was ist das eigentlich? Ein Horn ist ein natürlicher Schallverstärker, welcher schon seit Jahrhunderten zum Einsatz kommt. Sei es als Trompete oder als Verstärkungstrichter beim Grammophon. Bei meinem Gehäuse kommt das selbe Prinzip zum Einsatz.
Der Breitbandlautsprecher strahlt Hoch- und Mittelton direkt nach vorne ab. Der rückwärtig abgestrahlte Schall wird in einer Druckkammer "gefiltert" (Hoch- und Mittelton raus) und über das Horn als Bass weiter verstärkt.
Über das Horn "vergrößere" ich meine Membranfläche von mickrigen 31cm² auf 360cm², also ca. 11 Mal so groß. Damit ist meine Box bei wandnaher Aufstellung in der Lage, Frequenzen bis ca. 60-70Hz (je nach Aufstellung) zu übertragen. Damit kann man schon sehr gut Musik hören. Der Hornaustritt ist bei meinem Lautsprecher - im Gegensatz zum Prinzipbild - nach hinten gerichtet. Das habe ich unter anderem aus den folgenden Gründen so gemacht:
Hier der Bauplan:
Ohne Gehrungsschnitte:
Mit Gehrungsschnitten (empfohlen):
Zuschnittsliste:
Technische Daten:
Benötigte Teile:
Gehäuseaufbau:
Finish:
Kisten aus Rohspanplatte schauen natürlich nicht schön aus, daher muss noch etwas Lack (o. ä.) ran. Schön am Selbstbau ist, dass man die Optik der Lautsprecher letztendlich selbst macht und daher gut an die restliche Einrichtung anpassen kann. Hier möchte ich euch aber keine weiteren Vorgaben machen. Im Internet gibt es genügend Anleitungen, wie man Lautsprecher lackieren kann. Tipp: Einfach mal nach "Lautsprecher lackieren" suchen.
Abschließende Tipps:
PS: Bauplan ist zur privaten Nutzung und Vervielfältigung freigegeben. Gewerbliche Nutzung vorbehalten. Der Bauvorschlag wurde nach bestem Wissen und Gewissen entwickelt, trotzdem keine Garantie für irgendwas.
Grüße
Thomas
Wollte mal in die Runde fragen, ob es auch noch andere Leute gibt, die so gerne wie ich Lautsprecher bauen. Was habt ihr gebaut? Wie ist es euch dabei gegangen? Wie gefallen euch die Boxen?
Vielleicht kann ich auch noch den einen oder anderen für dieses tolle Hobby begeistern, deswegen anbei ein kleiner Bauvorschlag aus meiner eigenen Feder.
Es handelt sich bei meinem Bauvorschlag um ein sogenanntes Backloaded Horn. Das ist also kein konventioneller Lautsprecher, wie ihn die meisten von euch kennen werden. Solche Lautsprechergehäuse kann man nicht im Laden kaufen, nur selbst bauen. Das Konzept funktioniert folgendermaßen:
Während die meisten (HiFi-)Lautsprecher als Mehrwegelautsprecher (Hochtöner, Mitteltöner und Tieföner) ausgelegt sind, setzt mein Lautsprecher auf ein einziges Lautsprecherchassis: Ein Breitbandlautsprecher. Ein Breitbandlautsprecher ist in der Lage, ohne weitere Weichenbauteile das komplette hörbare Frequenzspektrum wiederzugeben. Dies hat einige sehr tolle Vorteile:
- Bei Mehrwegesystemen sind die Lautsprecherchassis neben-/übereinander angeordnet. Ein Breitbandlautsprecher ist eine Punktschallquelle, kann daher bei Stereo eine deutlich bessere Räumlichkeit bieten.
- Deutlich bessere Sprachwiedergabe.
- Höhere Abbildungsschärfe (da der Schall nicht über eine Frequenzweiche "auseinandergerissen" wird).
Allerdings hat die Medaille auch eine Kehrseite:
Große Breitbandlautsprecher bündeln den Schall. Sie liefern, wenn überhaupt, nur im sogenannten Sweetspot (Lautsprecher genau auf den Hörplatz ausgerichtet) ausreichend Hochton. Kleine Breitbandlautsprecher können guten Hochton, haben nicht genug Membranfläche um genug Luft zu verdrängen und so einen ausreichenden Bass zu liefern. Es ist daher eine Gratwanderung, hier den besten Kompromiss zu finden.
Ich habe mich für den Visaton FRS8 4Ohm (nicht FRS8M!) als Lautsprecherchassis bei meinem Bauvorschlag entschieden. Das ist ein kleiner, jahrelang bewährter, sehr guter und gerne verbauter Breitbandlautsprecher. Zudem vergleichsweise spottbillig, ein Chassis kostet ca. 10€. Meine Box kann man daher als "Low Budget" bezeichnen - was aber bei weitem nicht heißt, dass sie billig/schlecht ist. Kosten für das Lautsprecherpaar sind aber nur rund 40€ (ohne Finish), je nachdem wie viele Kleinteile man schon daheim hat.
Der Visaton FRS8 ist ein 8cm-Breitbandlautsprecher. Guter Hochton und bündelt nicht stark, dafür aber viel zu wenig Membranfläche, um unter 100Hz noch genug Luft zu verdrängen. Von Bass sind wir also noch weit entfernt. Der Trick steckt im Gehäuse. Es gibt bereits einige Bauvorschläge mit dem FRS8, allerdings war ich mit keinem zufrieden: Dröhnbass, kein Bass, zu wenig Tiefgang. Meiner Meinung nach geht es noch besser als bei vielen der Bauvorschläge.
Doch mit welchem Gehäuse schaffen wir das? Backloaded Horn heißt das Gehäuseprinzip. Aber was ist das eigentlich? Ein Horn ist ein natürlicher Schallverstärker, welcher schon seit Jahrhunderten zum Einsatz kommt. Sei es als Trompete oder als Verstärkungstrichter beim Grammophon. Bei meinem Gehäuse kommt das selbe Prinzip zum Einsatz.
Der Breitbandlautsprecher strahlt Hoch- und Mittelton direkt nach vorne ab. Der rückwärtig abgestrahlte Schall wird in einer Druckkammer "gefiltert" (Hoch- und Mittelton raus) und über das Horn als Bass weiter verstärkt.
Über das Horn "vergrößere" ich meine Membranfläche von mickrigen 31cm² auf 360cm², also ca. 11 Mal so groß. Damit ist meine Box bei wandnaher Aufstellung in der Lage, Frequenzen bis ca. 60-70Hz (je nach Aufstellung) zu übertragen. Damit kann man schon sehr gut Musik hören. Der Hornaustritt ist bei meinem Lautsprecher - im Gegensatz zum Prinzipbild - nach hinten gerichtet. Das habe ich unter anderem aus den folgenden Gründen so gemacht:
- Größerer Hornmund möglich (mehr Platz), dadurch lautere Bassverstärkung.
- Die Box lässt sich so ziemlich leicht bauen, es werden Bretter gespart.
- Einfacher Bau einer Center-Variante möglich (Lautsprecherchassis in die Mitte setzen).
- Wand hinter dem Lautsprecher wird als "Hornverlängerung" benutzt, dadurch kann die Box kleiner ausfallen bzw. tiefer spielen. Allerdings braucht die Box zwingend Wandaufstellung!
- Man kann den Bass durch ändern der Lautsprecheraufstellung etwas an seine eigenen Wünsche anpassen.
- Es sieht hybscher aus.
Hier der Bauplan:
Ohne Gehrungsschnitte:
Mit Gehrungsschnitten (empfohlen):
Zuschnittsliste:
Angaben in cm!
Ohne Gehrungen:
Mit Gehrungen:
(Wegen der Winkel auch mal in den oberen Bauplan reinschauen)
Ohne Gehrungen:
Code:
2x 51,5 * 24 Seitenwände
1x 51,5 * 10 Front
2x 22,5 * 10 Deckel+Boden
1x 33 * 10 Druckkammer
1x 32 * 10 Hornverlauf oben
1x 17,5 * 10 Hornverlauf unten
Mit Gehrungen:
Code:
2x 51,5 * 24 90° 90° Seitenwände
1x 51,5 * 10 90° 90° Front
2x 22,5 * 10 90° 90° Deckel+Boden
1x 36 * 10 90° 29° Druckkammer
1x 32 * 10 90° 75° Hornverlauf oben
1x 17,6 * 10 45° 45° Hornverlauf unten
Technische Daten:
Benötigte Teile:
2x Visaton FRS8 4/8 Ohm
2x Anschlusskabel Zwilligslitze, >0,75mm², ausreichend lang
4x Kabelschuh (optional), sonst Kabel direkt am Lautsprecher anlöten
4x Bananenstecker-Buchsen + Stecker oder Anschlussterminal (optional)
8x kleine Holzschrauben zur Befestigung des Lautsprecher-Chassis
2x Stecker für Lautsprecherkabel, passend zum genutzten Verstärker
2x Noppenschaum, rund 2cm dick (inkl. Noppen), 32cm*10cm
2x Anschlusskabel Zwilligslitze, >0,75mm², ausreichend lang
4x Kabelschuh (optional), sonst Kabel direkt am Lautsprecher anlöten
4x Bananenstecker-Buchsen + Stecker oder Anschlussterminal (optional)
8x kleine Holzschrauben zur Befestigung des Lautsprecher-Chassis
2x Stecker für Lautsprecherkabel, passend zum genutzten Verstärker
2x Noppenschaum, rund 2cm dick (inkl. Noppen), 32cm*10cm
Gehäuseaufbau:
- Holz (15mm Spanplatte) bekommt man im Baumarkt, meist inkl. Zuschnitt. Gehrungsschnitte werden dort aber meist nicht gemacht, das muss man selber machen (oder darauf verzichten).
- Ausschnitt für Lautsprecherchassis aus der Front mit Stichsäge, Lochsäge, etc. ausschneiden. Durchmesser 72mm.
- Eine Seitenwand auf die Arbeitsplatte. Hier bauen wir das Innenleben auf. Alle Bretter nach Plan auf der Seitenwand aufleimen. Viel Leim nehmen, vor allem an den Stellen an denen die Bretter schräg auf Stoß verleimt werden. Evtl. Sägespäne mit Leim mischen und als Füllmaterial benutzen. Das Gehäuse muss auf jeden Fall an allen Stellen lufdicht sein.
- Lautsprecherkabel verlegen. Beim späteren Anschließen auf Polung (+/-) achten!
Für Faule: Einfach durch das Horn nach hinten hinausführen, später dann direkt mit Stecker versehen.
Alternativ: Beim Brett mit 17,5cm ein Anschlussterminal oder Bananenstecker-Buchsen setzen. Kabel im Lautsprecher dorthin verlegen.
Noch ein kleiner Tipp zum Verlegen des Kabels:
Man kann die Kabel bei kurzen Strecken auch in Brettern verlegen. Dazu nimmt man einen kleinen Schlitzschraubenzieher und schlägt einen kleinen Schlitz bei einer Seite der Spanplatte entlang, so dass man das Kabel dort hineinlegen kann. Später dann mit viel Leim abdichten.
- Bei großen Händen sollte der Noppenschaum jetzt gleich noch in's Gehäuse gelegt werden. Mit kleinen Händen kann man ihn auch noch nachträglich durch das vordere Loch einbringen (ist aber eine ziemliche Frickelei).
- Andere Seitenwand aufleimen. Aufpassen, dass beim Auflegen kein Domino-Effekt entsteht.
- Die komplette Box von oben etwas einschweren, damit die Bretter auch ordentlich festgedrückt werden. Über Nacht trocknen lassen.
Finish:
Kisten aus Rohspanplatte schauen natürlich nicht schön aus, daher muss noch etwas Lack (o. ä.) ran. Schön am Selbstbau ist, dass man die Optik der Lautsprecher letztendlich selbst macht und daher gut an die restliche Einrichtung anpassen kann. Hier möchte ich euch aber keine weiteren Vorgaben machen. Im Internet gibt es genügend Anleitungen, wie man Lautsprecher lackieren kann. Tipp: Einfach mal nach "Lautsprecher lackieren" suchen.
Abschließende Tipps:
- Die Sicke der Visaton-Lautsprecherchassis ist relativ hart. Die Chassis brauchen daher etwas Zeit zum "Einspielen", bis sie voll zur Geltung kommen. Sowohl der Bassbereich, als auch der Hochton verbessern sich in der Zeit noch. Man kann den Prozess etwas beschleunigen:
- Membran vorsichtig(!) bis auf Anschlag nach innen drücken. Hier wird das innere Gewebe etwas gedehnt (was sonst im Laufe der Zeit erst passiert wäre).
- Lautsprecher über Nacht bei 1/3 Lautstärke an einen Verstärker hängen und mit 60 Hz "einwobbeln" lassen.
- Oder einfach etwas Geduld walten lassen.
- Man kann den Bass durch die Aufstellung im Raum etwas beeinflussen. Näher an der Wand → lauterer Bass, weiter weg → leiserer Bass. Auch kann man den Bass durch das Einbringen von Bedämpfungsmaterialien (Dämmwatte, Schafswolle) in der Druckkammer etwas verringern.
PS: Bauplan ist zur privaten Nutzung und Vervielfältigung freigegeben. Gewerbliche Nutzung vorbehalten. Der Bauvorschlag wurde nach bestem Wissen und Gewissen entwickelt, trotzdem keine Garantie für irgendwas.
Grüße
Thomas
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